Profilbild von Recensio

Recensio

Lesejury Star
offline

Recensio ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Recensio über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2022

Ausführlich, geheimnisvoll, temporeich

Die Komplizen. Fünf Männer, fünf Mörder, ein perfider Plan
0

Ihr denkt, Jack the Ripper war auf der Serienmörderskala ein Albtraum? Dann wartet mal, bis ihr auf "Jack's Boys" trefft. Diesen fünf Psychopathen geht man lieber aus dem Weg, zumindest wenn einem das ...

Ihr denkt, Jack the Ripper war auf der Serienmörderskala ein Albtraum? Dann wartet mal, bis ihr auf "Jack's Boys" trefft. Diesen fünf Psychopathen geht man lieber aus dem Weg, zumindest wenn einem das eigene Leben lieb ist!

Ehrlicherweise ist „Die Komplizen“ mein erstes Buch von John Katzenbach, aber was soll ich sagen? Es hat mich total geflasht! Der Autor hat eine spannende Schreibweise, die mich sofort vom Hocker gehauen hat. Zunächst fand ich seine ausführlichen Beschreibungen etwas langatmig, aber letztendlich hatte alles Hand und Fuß. Vor allem war mit Fortschreiten der Handlung klar, dass dadurch die Spannung immer weiter in die Höhe getrieben wird. Auch habe ich dadurch gemerkt, dass man nicht zu voreilig mit einer Meinung sein sollte. Manche Geschichten brauchen etwas, und wenn man durchhält, bekommt man ein furioses Ende. Das hat mich dieses Werk gelehrt.

Das Ganze ist in 3 Teile aufgegliedert, dabei sind die einzelnen Kapitel kurz und knackig und wechseln zwischen den Protagonisten hin und her. Die Charaktere werden zwar bis aufs Kleinste beschrieben, so lernt man aber jede einzelne Figur genau kennen und versteht ihr jeweiliges Verhalten. Das hat mir persönlich dann doch sehr gut gefallen.

Großvater Ross habe ich gleich ins Herz geschlossen, denn er kämpft mit seinen Vietnam-Erlebnissen und meistert sein Leben großartig. Zusammen mit seiner Frau Kate zieht er seinen Enkel Connor groß, dessen Eltern von einem betrunkenen Autofahrer getötet werden. Connor macht sich im Darknet auf die Jagd nach dem Mörder seiner Eltern und stößt während seiner Recherche zufällig auf eine Gruppe Mörder, mit der er sich besser nicht angelegt hätte. Eine spannende Jagd beginnt, die mir einen Schauer nach dem anderen beschert hat und in einem spannungsgeladenen Finale gipfelt. Wahnsinn!

Fazit: „Die Komplizen“ war nicht nur mein erstes Buch von Katzenbach, sondern bis jetzt mein Jahreshighlight! Wer Thriller liebt und es gerne ausführlich und geheimnisvoll mag, ist bei diesem Buch genau richtig. Mich hat es auf jeden Fall sehr begeistert - und es wird definitiv nicht mein letztes vom Autor sein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2022

Düster, originell, erfrischend anders

Die dunklen Geheimnisse von Heap House
0

Wir befinden uns im Anwesen der Familie Iremonger, das auf einem riesigen Müllberg inmitten eines giftigen Meeres aus weggeworfenen Gegenständen thront. So merkwürdig die Umgebung ist, so komisch sind ...

Wir befinden uns im Anwesen der Familie Iremonger, das auf einem riesigen Müllberg inmitten eines giftigen Meeres aus weggeworfenen Gegenständen thront. So merkwürdig die Umgebung ist, so komisch sind auch die Bewohner. Tim Burton trifft auf Lemony Snicket - und damit voll ins Schwarze!

Wir erfahren gleich zu Beginn, dass jedes Mitglied der Familie Iremonger zur Geburt einen Gegenstand erhält, von dem es sich niemals trennen darf (im Falle von Clod, dem Protagonisten, ein Badewannenstöpsel) und begeben uns auf die Suche nach einem verloren gegangenen Türknauf, dem Geburtsobjekt seiner Tante.

Hört sich verrückt an? Ist es auch. Und obwohl ich hier so oft wie noch nie beim Lesen vor Verwunderung die Stirn gerunzelt habe, hat mich Edward Carey komplett in seinen Bann gezogen. Egal wie verrückt die Situationen mir erschienen, habe ich sie doch nicht weiter in Frage gestellt, weil sie so passend waren und im Gesamtbild absolut Sinn ergaben.

Erzählt wird aus den Perspektiven von Clod Iremonger und Lucy, die neu aus der Stadt gekommen ist. Einen Spannungsbogen im klassischen Sinne gibt es nicht, das Ende baut sich über die gesamte Story hin auf. Gegenstände, die sich verlegen; Geheimnisse, die plötzlich ans Licht kommen: Die Könige des Schimmels haben ordentlich zu tun, denn Heap House wirft düstere Schatten in die Zukunft.

Clod und Lucy zu begleiten hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich wirklich traurig war, als die Geschichte zu Ende ging. Da dies aber der erste Teil einer Trilogie ist, freue ich mich riesig auf das, was noch kommt, und hoffe sehr, dass die nächsten beiden Teile zügig übersetzt werden.

Fazit: Eine Atmosphäre, die man durch die Seiten fühlen kann; skurille Protagonisten, die man am liebsten vor allem Unrecht beschützen möchte; eine Prise schwarzer Humor – mehr braucht es nicht, um aus einem Buch eine (herrlich makabre) Lieblingsgeschichte zu machen! Düster, einfallsreich und erfrischend originell!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.06.2022

Wow! Ganz großes (Kopf)Kino!

Das Reich der Vampire
0

Wenn ihr unsterblich wärt, welche besondere Fähigkeit hättet ihr dann gerne?

Ich meine, unsterblich zu sein ist ja schon cool genug, machen wir uns nichts vor. Aber nehmen wir mal an, dass jeder Vampir ...

Wenn ihr unsterblich wärt, welche besondere Fähigkeit hättet ihr dann gerne?

Ich meine, unsterblich zu sein ist ja schon cool genug, machen wir uns nichts vor. Aber nehmen wir mal an, dass jeder Vampir noch eine weitere special ability drauf hat, dann will man ja nicht unbedingt die am wenigsten gefragte. Jemandes Blut zum Kochen bringen zu können, hört sich für mich lustig an.

Gabriel de León besitzt diese Gabe. Er ist nicht nur ein Halbvampir, sondern wird zudem als Silberwächter bezeichnet. Seine Aufgabe ist es, das Reich gegen das Böse zu verteidigen. Keine Aufgabe, die ich freiwillig übernehmen würde, denn die Kämpfe, die geführt werden, sind blutig. Grausam. Filmreiche Schlachten, über die man noch Jahrzehnte später erzählt. Auf (pompösen) ~1.000 Seiten wird hier eine Geschichte rausgeballert, die es faustdick hinter den Ohren hat. Es wird geflucht, gemetzelt und frech herumpalavert - all dies gepaart mit herrlichem Grusel-Feeling und einer Lovestory, die (Gott sei Dank) nicht viel Platz einnimmt. Wessen Höschen hier trocken bleibt, der hat kein gutes Kopfkino. Mehr Action, Drama und Tempo geht nicht! Das ist Storytelling auf ganz hohem Niveau!

Zugegeben: Der Schinken ist 'ne nice Ergänzung zum täglichen Hanteltraining, aber jede Seite ist es wert, dass man die (hüstel) Schmerzen erträgt. Es gibt so viel zwischen den Zeilen zu entdecken, dass man sich wie in einer völlig krassen Parallelwelt vorkommt. Zur Arbeit fahren? Hmpf, wenn's sein muss. Haushalt erledigen? Kann eigentlich bis morgen warten. FreundIn? Wer ist das? Kann man das essen? Was ich damit sagen will, ist, dass man trotz der hohen Seitenzahl einfach nie die Lust auf den Inhalt verliert. Es macht voll Bock, die verschiedenen Figuren zu begleiten, die Details wahrzunehmen und mehr über die vier Häuser und den heiligen Gral zu erfahren. Okay, selbst mir wurde es sprüchemäßig manchmal zu derbe - wayne! Muss man nicht mögen. Das macht die komplexe Storyline nämlich locker wieder wett. Und ey, schwarzer Humor, folks! Ich bin ja sowas von hooked, weil der Autor es geschafft hat, quasi im Minutentakt den Gefühlsschalter bei mir umzulegen. Außerdem möchte ich auch unbedingt mal Vampirblut rauchen! (Ja, richtig gelesen.)

Ick freu mir übrigens wie ein Schnitzel, dass es noch (mindestens) einen weiteren Teil geben wird! Bis dahin bleibt noch etwas Zeit, damit ihr euch diesen hier genüsslich reinpfeifen könnt. Habt genauso viel Spaß mit ihm wie ich! - Und wer sich weigert, dessen Blut wird gekocht!

Fazit: Ein ausdrucksstarkes, bildgewaltiges Meisterwerk, das einen regelrecht in die düstere Welt der (Halb)Vampire hineinschleudert. Der Autor hat 'ne coole Schreibe - und insbesondere die Charakterausarbeitung hat mich ziemlich gecatcht. Könnte man Bücher heiraten, ich würde es tun. Dieses hier. Ganz große Liebe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.06.2022

Perfekter Nervenkitzel!

P.S. Morgen bist du tot
0

Das Setting: die Adams University in Washington. Die Hauptfiguren: sieben Studenten. Diagnostizierte Psychopathen, die an einer Studie teilnehmen, ohne zu wissen, wer die anderen Teilnehmer sind. Keine ...

Das Setting: die Adams University in Washington. Die Hauptfiguren: sieben Studenten. Diagnostizierte Psychopathen, die an einer Studie teilnehmen, ohne zu wissen, wer die anderen Teilnehmer sind. Keine Ermittler, keine Polizeiarbeit.

Kurian ist eine Meisterin des psychologischen Verwirrspiels. Auf zwei Ebenen führt sie alle an der Nase herum. Ihre eigenen Figuren innerhalb der Story sowie ihre LeserInnen durch immer wieder perfekt positionierte Twists.

Die Psychologin erzählt ihre Story aus unterschiedlichen Perspektiven. Zunächst rückt die Erstsemesterstudentin Chloe in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Doch schnell wird klar: Ihr Plan, den Kommilitonen Will in 60 Tagen zu ermorden, steht extrem auf der Kippe. Denn ein anderer Psychopath scheint es auf die Teilnehmer der Studie abgesehen zu haben. Und nun gerät auch Chloe selbst in Gefahr. Hier beginnt das Katz-und-Maus-Spiel, welches durch die ständigen Perspektivwechsel auf die Spitze getrieben wird.

Sämtliche Charaktere sind super realistisch und psychologisch brillant gestaltet. Niemand lässt sich in die Karten schauen, keinen von ihnen kann man wirklich einschätzen. Und immer wieder stellte ich mir die Frage: Wem kann man vertrauen und wer spielt hier morbide Spielchen? Bis zum Schluss hatte ich keine Idee, welche Richtung die Story einschlagen wird.

Auch sprachlich konnte Kurian vollends überzeugen. Dabei schafft sie es, die Szenen und Orte unglaublich real zu beschreiben. Auch das trägt dazu bei, die Spannung immer wieder zu steigern und auf einem hohen Niveau zu halten.

Fazit: Endlich mal wieder ein Thriller, der mich mitgerissen hat! Kurians grandioses Verwirrspiel hat mich wirklich begeistert. Das ist der perfekte Nervenkitzel für laue Sommerabende. Erfrischend anders, spannend, grandios!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.06.2022

Ziemlich beeindruckend

Galatea
0

Das erste Wort, das mir nach Beenden der Geschichte, einfiel, war: Wow!

Pygmalion-Mythos, Bildhauerei, Göttlichkeiten, Antike - ich meine, das klingt jetzt nicht sehr spannend (für den geübten Thriller-Leser ...

Das erste Wort, das mir nach Beenden der Geschichte, einfiel, war: Wow!

Pygmalion-Mythos, Bildhauerei, Göttlichkeiten, Antike - ich meine, das klingt jetzt nicht sehr spannend (für den geübten Thriller-Leser wie mich). Was mir hier jedoch auf round about 40 Seiten serviert wurde, war mehr als nur 'ne positive Überraschung. I'm hooked!

Hier geht's nämlich nicht nur um oben genannte Punkte, vielmehr wurden diese neu erzählt, mit aktuellen Themen wie Feminismus und Sexismus kombiniert, um dem Ganzen darüber hinaus noch einen völlig eigenwilligen Stempel aufzudrücken. Würde man mich fragen, womit ich GALATEA vergleiche, könnte ich die Frage nicht beantworten. Ich habe noch nie zuvor eine solch fabelhafte Erzählung genießen dürfen. Es ist erstaunlich, wie viel Ausdruck und Kraft in so wenige Seiten gelegt werden können. Das schaffen selbst die wirklich tiefgreifenden ErzählerInnen nicht immer, obwohl sie bedeutend mehr Platz zur Verfügung haben.

Ziemlich beeindruckend - Hauptprotagonistin und Storyline gleichermaßen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere