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Veröffentlicht am 06.07.2022

Sehr schöne Familiengeschichte

Tante Martl
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Dieser Roman ist eine liebenswerte Hommage der Autorin an ihre Patentante Martina, kurz Martl genannt, zu der sie eine sehr innige Beziehung gehabt hat. Der Kurzform des Vornamens ist nicht zu entnehmen, ...

Dieser Roman ist eine liebenswerte Hommage der Autorin an ihre Patentante Martina, kurz Martl genannt, zu der sie eine sehr innige Beziehung gehabt hat. Der Kurzform des Vornamens ist nicht zu entnehmen, welches Drama mit ihm bei Martinas Geburt im Jahr 1925 im rheinland-pfälzischen Zweibrücken verbunden war. Denn nach zwei Töchtern wollte der Vater unbedingt einen Buben und meldete die ungewollte Tochter sogar als solchen beim Standesamt an. Martls Ablehnung durch den despotischen Vater zeit seines Lebens und die stetige Hintanstellung in der Familie, insbesondere der ständige Zwist mit der mittleren Schwester, der Mutter der Autorin und so ganz anders als die Drittgeborene, haben aus Martl eine Frau gemacht, der es an jeglichem Selbstbewusstsein fehlt und die als Junggesellin im Elternhaus wohnhaft geblieben ist und stets auf Zuruf für ihre Familie da war. Völlig im Gegensatz dazu steht, dass Martl dem seinerzeitigen Frauenbild so gar nicht entsprach – gebildet, Lehrerin von Beruf, reiselustig, mit eigenem Auto. Die Autorin selbst ist erstaunt, wie viele Seiten sie an ihrer Tante erst nach deren Tod aufdeckt. Heraus gekommen ist eine sehr schöne Familiengeschichte, die Vieles von dem Zeitgeist zwischen der Geburt von Martl im Jahr 1925 und deren Tod mehr als neun Jahrzehnte später wiedergibt. Viele Passagen sind anekdotengleich. Auch sprachlich ist die Geschichte gelungen. Martls pfälzischer Dialekt wirkt so schön authentisch.

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Veröffentlicht am 28.06.2022

Ernste Themen humorvoll erzählt

Ewig währt am längsten – Tante Ernas letzter Tanz
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Der Erzähler Bjarne Mädel gibt die kurze Geschichte sehr gut wieder, so dass sich allem folgen lässt. Es geht um den etwa 40jährigen Benno, der einen Wochenendbesuch bei seinen Eltern jenseits der 80 in ...

Der Erzähler Bjarne Mädel gibt die kurze Geschichte sehr gut wieder, so dass sich allem folgen lässt. Es geht um den etwa 40jährigen Benno, der einen Wochenendbesuch bei seinen Eltern jenseits der 80 in einer niederrheinischen Kleinstadt macht. Die Mutter ist sehr redselig, der Vater macht immer Witze. Außerdem gibt es noch die sich von ihrer erwachsenen Tochter vernachlässigt fühlende Nachbarin, die ihr Kind unter einer List zu sich lockt, und deren pflegebedürftige Tante. Die Geschichte ist sehr humorvoll, z.T. auch makaber. Es werden auf diese Weise viele ernste Themen angeschnitten – wie Altersgebrechlichkeit, Krankheit,Tod, Vereinsamung und Nähebedürfnis von Eltern zu ihren Kindern.
Empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 22.06.2022

Moderne Darstellung der Geschichte der deutschen Sprache

Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter
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Wer sich für die Geschichte der deutschen Sprache interessiert, sollte unbedingt dieses Buch aus dem Duden-Verlag lesen. Untergliedert in mehrere zeitliche Etappen, beginnend 9000 v.Chr. und endend in ...

Wer sich für die Geschichte der deutschen Sprache interessiert, sollte unbedingt dieses Buch aus dem Duden-Verlag lesen. Untergliedert in mehrere zeitliche Etappen, beginnend 9000 v.Chr. und endend in der Gegenwart, erfahren wir viel Interessantes zur Entwicklung unserer Sprache, die sich aus dem Indogermanischen bis hin zum Neuhochdeutsch entwickelt hat. Zu vielen Wörtern werden kleine Geschichten erzählt. Äußerst gelungen ist die optische Darstellung. Es sind viele Illustrationen eingearbeitet, die aus Buchstaben und Sonderzeichen bestehen und farblich in Textmarkerfarbe gehalten sind.

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Veröffentlicht am 30.05.2022

Wie lebt es sich mit einem Gedächtnisverlust?

Ameisen fällt das Sprechen schwer
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In der Kürze liegt die Würze, dieses Sprichwort trifft auf das vorliegende Buch zu. Bedauert habe ich, dass das Buch nur 113 Seiten stark ist, nicht aber, es gelesen zu haben.
Der Inhalt ist schnell erzählt. ...

In der Kürze liegt die Würze, dieses Sprichwort trifft auf das vorliegende Buch zu. Bedauert habe ich, dass das Buch nur 113 Seiten stark ist, nicht aber, es gelesen zu haben.
Der Inhalt ist schnell erzählt. Der kaufmännische Angestellte Peter Haller stellt im Zug, mit dem er von der Arbeit nach Hause pendelt, fest, dass er sein Gedächtnis verloren hat. Das offenbart er aber niemandem, um nicht als verrückt abgestempelt zu werden. Und so rekonstruiert er recht findig sein privates und berufliches Leben. Nach und nach verliert er dabei allerdings den Bezug zur Realität.
Die Geschichte über einen ganz normalen Mann, der durch sein Leben geht, ohne zu wissen, wer er ist, ist psychologisch recht interessant. Es ist faszinierend zu lesen, wie raffiniert schafft er es schafft, nicht aufzufallen. An der Stange gehalten wird der Leser schon deshalb, weil er erfahren will, welchen Grund der Gedächtnisverlust des Protagonisten hat, was natürlich erst am Ende aufgedeckt wird.
Das Buch erhält von mir eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.05.2022

Höchst interessante Familiengeschichte

Alles, was wir nicht erinnern
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Die 1967 geborene Autorin ist seit kurzem stellvertretende Regierungssprecherin. In diesem Buch, das im Hinblick auf den Ukraine-Krieg so viel an Aktualität gewonnen hat, arbeitet sie ihre eigene Familiengeschichte ...

Die 1967 geborene Autorin ist seit kurzem stellvertretende Regierungssprecherin. In diesem Buch, das im Hinblick auf den Ukraine-Krieg so viel an Aktualität gewonnen hat, arbeitet sie ihre eigene Familiengeschichte auf.
Ihr Vater wurde 1935 in Niederschlesien im heutigen Polen geboren, von wo er Ende Januar 1945 mit seiner Mutter in einem Treck der Dorfbewohner vor den herannahenden Russen floh und nach mehreren Wochen und 550 km in Böhmen ankam, bis die zwei nach Norddeutschland zum älteren Bruder gelangten. Im Jahr 2020 wandert die Autorin zu Fuß nur mit Rucksack die Route ihres kürzlich verstorbenen Vaters ab. Der Buchtext besteht abwechselnd aus Passagen über ihre Wanderung, auf der sie mit vielen Polen und Tschechen über die Kriegs- und Nachkriegszeit sowie deren Sicht über Europa gesprochen hat, und aus der anhand von Gesprächen und vorhandenen Aufzeichnungen rekonstruierten Wiedergabe ihrer Familiengeschichte, über die ihr Vater nur wenig Auskünfte gegeben hatte. Hier wird sehr viel Persönliches sehr beeindruckend wiedergegeben. Es deutet sich bereits die Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine an.
Ein so geschichtsträchtiges Buch, das die Millionen Deutschen und ihre Nachfahren besonders ansprechen wird, die einen Flucht- oder Vertreibungshintergrund haben.

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