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Veröffentlicht am 01.08.2022

Nicht Fisch, nicht Fleisch - ansprechend gestaltetes Kochbuch mit nicht ganz überzeugendem Grundkonzept

Salate zum Sattessen
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Salate sind nur Beilage, manchmal eher notwendiges Übel, schließlich muss doch die Vitaminversorgung gewährleistet werden? Das Buch „Salate zum Sattessen“ macht Salate zum magischen Hauptgerichtestar und ...

Salate sind nur Beilage, manchmal eher notwendiges Übel, schließlich muss doch die Vitaminversorgung gewährleistet werden? Das Buch „Salate zum Sattessen“ macht Salate zum magischen Hauptgerichtestar und räumt mit dem Vorurteil auf, dass Salate oft nur eine Nebenrolle spielen.
21 Rezepte für besondere Salate finden sich in diesem Kochbuch unter dem Motto „Magic Cooking“. Nach einer kurzen Einleitung wird aufgetischt: „ganz pur“ z.B. „Tomaten-Melone-Salat“ oder „Kartoffelsalat mit Speck“, „ganz klassisch“ wie „Griechischer Salat mit Hähnchen“ oder „Cesar Salad mit Austernpilzen“ oder „ganz kreativ“ wie „Linsensalat mit bunter Bete“ oder „Qinoa-Salat mit Kürbis“. Zwischendurch gibt es allgemeine Abschnitte über den perfekten Salat, Dressings oder Toppings.

Die Rezepte und Texte sind schlicht und klar formuliert. Die Rezept sind auch für Anfänger problemlos nachzukochen, den „Antipasti-Nudelsalat“ habe ich beispielsweise ohne Schwierigkeiten zubereiten können. Dass im Buch immer wieder Begriffe rund um die Magie verwendet werden, wirkt auf mich allerdings etwas gekünstelt und zu gewollt. Die Magie des Buchs hat mich leider nicht erreicht.
Die Gerichte werden auf sehr ansprechenden Fotos perfekt in Szene gesetzt und machen großen Appetit. Die äußerliche Gestaltung ist insgesamt gelungen: kleines Format, stabile Bindung, dickeres Papier, recht hochwertige Aufmachung und ein attraktives Cover.

Zu jedem Rezept gibt es unter der Rubrik „eine fantastische Idee“ oder die „Prise Magie“ Tipps, z.B. kleinen Abwandlungen wie eine zusätzliche Zutat oder ein Alternativgewürz, die das Rezept noch schmackhafter oder raffinierter gestalten. Das gefällt mir.
Die Rezeptauswahl ist allerdings nicht besonders innovativ. Für viele Geschmäcker ist sicherlich etwas dabei, aber es finden sich hier meiner Meinung nach keine magischen „Rezeptneuheiten“.
Für den Preis von 14,99 Euro hätten es für mich außerdem durchaus noch mehr Rezepte sein können.
Nach welchen Kriterien welcher Salat in die Kategorien „Ganz pur“, „Ganz klassisch“ oder „Ganz kreativ“ eingeordnet wird, erschließt sich mir nicht. Ich hätte mir eine klarerer Einteilungen oder alternativ Hinweise am Rezept wie „mit Fisch“,„mit Fleisch“,„vegetarisch“ oder „vegan“ gewünscht. Insgesamt hat mich das attraktiv gestaltete Buch daher leider nicht ganz überzeugt.

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Veröffentlicht am 23.06.2022

Leichte Leseromanze mit vielversprechender Grundidee, aber wenig Tiefe

Love is on Air
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„Ich muss mich nicht ändern, um mich gut zu fühlen, aber ich muss mich antreiben, um besser zu sein.“

Dreißigste Geburtstage haben es manchmal ganz schön in sich. Das muss auch die Radioproduzentin Everly ...

„Ich muss mich nicht ändern, um mich gut zu fühlen, aber ich muss mich antreiben, um besser zu sein.“

Dreißigste Geburtstage haben es manchmal ganz schön in sich. Das muss auch die Radioproduzentin Everly Dean feststellen. An ihrem 30. Geburtstag überrascht sie ihren Freund mit einer anderen. Als sie sich bei ihrer Freundin Radiomoderatorin Stacey sehr ehrlich und direkt darüber auslässt, ist sie unglücklicherweise live auf Sendung und für alle Hörer gut zu verstehen. Der Sender hat mit sinkenden Hörerzahlen zu kämpfen und Everlys Chef Chris sieht in Everlys unfreiwilligem Live-Ausbruch eine Chance. Everly soll auf Partnersuche gehen, sich auf Blind Dates mit ausgewählten Männern treffen, über Social Media die Hörer teilhaben lassen und sich am Ende für einen Sieger entscheiden. Keine einfache Aufgabe für Everly, die als Sozialphobikerin große Probleme im Umgang mit Menschen hat. Außerdem gehört ihr Herz längst einem anderen, doch das darf keiner wissen….

Sophie Sullivan schreibt als allwissende Erzählerin leicht verständlich und klar in der dritten Person, meist aus Everlys Sicht. In Kursiv werden dabei oft Everlys Gedanken eingeschoben. Teilweise wird das Geschehen auch aus Chris Perspektive geschildert.

Everly ist eine ganz besondere Hauptfigur mit einer Sozialphobie, die sich im Umgang mit anderen Menschen sehr unsicher fühlt. Sie ist oft hin- und hergerissen, wie folgende Passage zeigt: „Sie hasste es, dass ihre Gefühle immer so widersprüchlich waren. Sie wollte etwas unternehmen, aber nicht die Wohnung verlassen. Sie wollte jemanden treffen, hatte aber keine Lust, sich mit jemandem zu unterhalten.“ Dass Everly Schwierigkeiten hat, sich selbst anzunehmen, liegt auch daran, dass ihre Ängste von ihren Exfreunden und ihren Eltern nie ernst genommen wurden. Die Panik vor Situationen mit Menschen, ihre Sozialphobie, legt ihr Stolpersteine in den Weg, die sich nicht so einfach wegräumen lassen. Everly leidet zudem sehr darunter, dass ihre Eltern sich ständig trennen und wieder versöhnen.
Everlys beste Freundin Stacey akzeptiert Everly wie sie ist. Stacey ist sehr kommunikativ, stürzt sich ins Sozialleben, hat ein Date nach dem anderen. Auch bei ihr läuft nicht alles rund. Sie hat große Angst davor, sich festzulegen. Da Stacey und Everly recht unterschiedlich sind, gibt es auch zwischen ihnen Konflikte.
Everlys Chef Chris zeigt sich meist sehr verständnisvoll Everly gegenüber, kann und will sich ihr gegenüber aber nicht komplett öffnen.
Everly tat mir oft leid, dennoch empfand ich sie als ein wenig blass und spröde. Dass sie auf manche Menschen liebenswert wirken mag, freut mich für sie, ich konnte das leider nicht so empfinden. Ihre permanenten Sorgen um ungelegte Eier sind sicher durchaus nachvollziehbar, wenn man ihre Situation berücksichtigt, leider aber auch ein wenig anstrengend und nervig.

Die Grundidee einer Bachelorette mit Sozialphobie ist durchaus charmant. Ihre einzelnen Dates spielen in „Love is on air“ allerdings nur eine untergeordnete Rolle.
Dass Everly von vielen Menschen so akzeptiert wird, wie sie ist, gefällt mir. Sie muss und kann sich nicht komplett ändern, aber sie wagt sich ein Stück weit aus ihrem Schneckenhaus, erkennt, dass es zu einem erfüllten Leben manchmal dazugehört, Risiken einzugehen.
Von vornherein ist recht vorhersehbar, wie das Ganze enden wird. Gerade im Mittelteil zieht sich die Handlung dann auch ziemlich, hält sich an Szenen auf, die nicht weiterführen.
Das Ende ist mir persönlich zu übertrieben süß. Die durchaus guten Ansätze gehen dabei unter einer dicken Schicht Zuckerguss leider verloren.
Insgesamt also: Eine leichte Romanze mit reizvoller Grundidee und einigen interessanten Aspekten, die mich aber letztendlich nicht durchgehend überzeugen konnte.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

Nette Unterhaltung mit etwas anstrengender Hauptfigur

Kaputte Herzen kann man kleben
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„Und da waren wir nun. Amelie und Luisa Haselnuss aus München auf dem Weg nach St. Peter-Ording. Eine Mini-Kleinfamilie, verloren im Leben. Also ich war verloren, mein Kind zum Glück nicht, weil es ja ...

„Und da waren wir nun. Amelie und Luisa Haselnuss aus München auf dem Weg nach St. Peter-Ording. Eine Mini-Kleinfamilie, verloren im Leben. Also ich war verloren, mein Kind zum Glück nicht, weil es ja mich gab, mit genau vier Euro siebzig in der Tasche und dem seltsam wattigen Gefühl, dass mein Leben sich nun ändern würde - ändern musste, denn so konnte es nicht weitergehen.“

Luisa arbeitet in München als Hebamme. Als ihr die Belastungen des Berufs und der Alltags als Alleinerziehende zu viel werden, nimmt sie gemeinsam mit Tochter Amelie eine dringend nötige Auszeit und fährt zu ihrer Tante Mimi nach Sankt Peter Ording. Den ganzen Stress hinter sich zu lassen, entpuppt sich allerdings als große Herausforderung. Seit dem Tod von Luisas Mutter haben Mimi und Luisa Probleme miteinander. Hinzu kommt, dass Luisa unter ständigen Rückenschmerzen leidet. Ob der attraktive Osteopath Tom und die unkonventionelle Strandfrauengruppe Luisa helfen können?

Kristina Günak schreibt flüssig, unkompliziert und humorvoll aus Luisas Sicht in der ersten Person. Ihr eingängiger Sprachstil lässt sich angenehm leicht lesen.

Hauptfigur Luisa steht ständig unter Strom. Sie setzt sich selbst unter Druck, wird ihren eigenen überzogenen Erwartungen nicht gerecht, weder im Beruf noch als Mutter. Für ihre Patientinnen hat sie zu wenig Zeit und den Vergleich mit anderen perfekten Vollzeit-Müttern glaubt sie, nicht bestehen zu können. Leider hatte ich meine Schwierigkeiten mit Luisa. Die sensible Frau tat mir sehr leid, aber sympathisch war sie mir nicht. Ich konnte Luisa und ihren Kummer gut nachvollziehen, empfand sie als Person aber als zu verkrampft, manchmal weinerlich und irgendwie anstrengend.
Einige andere Figuren wie ihre neuen Freundinnen aus Sankt Peter wirken dagegen recht erfrischend, auch wenn sie nicht besonders differenziert dargestellt werden. Tom kommt für mich zu blass und brav rüber, ihm fehlen die Ecken und Kanten.

Findet Luisa Ruhe und schafft sie es, sich von ihren überzogenen Ansprüchen zu lösen?
In Sankt Peter Ording trifft sie viele Menschen, die ihr zeigen, dass man auch mal Fünfe gerade sein lassen muss und dass sie nicht allein ist.
Gut gefallen hat mir, dass der Roman darauf hinweist, wie schwierig die aktuelle berufliche Situation für Hebammen in Deutschland ist. Ein Problem, dem dringend mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Außerdem wird sehr deutlich, wie schwer es Mütter, vor allem Alleinerziehende haben und dass es notwendig ist, sich von der Vorstellung zu verabschieden, dass man alles alleine schaffen muss. Luisas neue Bekannte Steffi drückt es im Buch folgendermaßen aus „Alleine geht das nicht. Das mit der Kinderaufzucht. Man braucht ein Dorf, besser eine Stadt.“ Auch Steffis sonstige Gedanken zur Kindererziehung machen Spaß: „Natürlich sind wir keine gute Mütter! Wir sind die besten Mütter der Welt. Ich möchte nicht, dass meine Tochter lernt, dass man perfekt sein muss. Und das kann ich ihr perfekt beibringen.“
Die Geschichte ist insgesamt unterhaltsam und nett, leider enthält sie aber auch allerhand Klischees. Perfekte Mütter, die die vegane Bio-Ernährung bevorzugen, werden beispielsweise immer wieder als Feindbild gesehen. Mit großen Überraschungen wartet die recht vorhersehbare Handlung nicht auf. Ein Eskapismus-Roman mit Nordseeflair, leichte Unterhaltung mit kleinen Schwächen, gut geeignet als Urlaubslektüre.

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Veröffentlicht am 25.01.2022

Eine etwas aus der Zeit gefallene Familiengeschichte mit Schwächen

Wir sind schließlich wer
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„Dein Mitleid kannst du dir sparen. Ich habe einen reichen Mann, ein Kind, alles, wovon eine Frau nur träumen kann. Und du? Deine engste Beziehung ist die zu einem Hund. Und weil du dein eigenes Elend ...

„Dein Mitleid kannst du dir sparen. Ich habe einen reichen Mann, ein Kind, alles, wovon eine Frau nur träumen kann. Und du? Deine engste Beziehung ist die zu einem Hund. Und weil du dein eigenes Elend nicht ertragen kannst, kümmerst du dich um die Dramen anderer Leute.“

Anna und Maria sind Schwestern, stammen aus einer niederrheinischen Landadelsfamilie und könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Anna eine Stelle als Vertretungspastorin übernimmt und vor allem den konservativen Teil der Gemeinde Alpen überzeugen möchte, erlebt Maria ihren persönlichen Supergau. Ihr Mann Gottfried wird verhaftet, kurz darauf verschwindet ihr Sohn Sascha. Anna versucht ihrer Schwester zu helfen. Doch das ist gar nicht so einfach, Maria zeigt sich widerwillig, außerdem fuhrwerkt ihre standesbewusste Mutter Mechtild öfter dazwischen und die hat ihre ganz eigenen Vorstellungen, wie sich ihre Töchter zu verhalten haben.

Autorin Anne Gesthuysen schreibt gut verständlich, formuliert klar und recht schlicht. Sie erzählt, was aktuell passiert, von Annas Neuanfang, Marias Krise, Saschas Verschwinden. In Rückblenden schildert sie zudem zentrale Momente aus der Vergangenheit der Familie.

Obwohl Schwestern, sind Anna und Maria das komplette Gegenteil voneinander.
Maria wirkt mit ihren traditionellen Vorstellungen von einer repräsentativen, adligen Familien wie aus der Zeit gefallen. Sie versucht den Erwartungen der Mutter zu entsprechen, die es so ausdrückt: „Wir sind uns so ähnlich, Maria. Unser Platz ist an der Seite eines Mannes aus der gehobenen Gesellschaft. Das verlangt Disziplin.“ Doch Maria ist nicht glücklich mit ihrer Rolle, schon längst hat sie die Kontrolle über ihr Leben verloren. Anstatt ihre Probleme anzugehen, verharrt sie im Nichtstun, sucht Trost im Alkohol. Schwester Anna hingegen ist aktiv, sie packt die Dinge und Probleme an, ist offen und ehrlich. Auch wenn sie mit ihren „fortschrittlichen“ Ansichten mitunter aneckt, schafft sie es, Leute zu bewegen und zu mobilisieren. Anna hat wie Maria Schlimmes durchgemacht, Traumatisches erlebt, aber sie lässt sich nicht unterkriegen.
Während Mutter Mechthild an ihren konservativen Werten festhält und keinen wirklichen Zugang zu ihren Töchtern hat, können die sich auf Großtante Ottilie verlassen. Ottilie hat viel Lebenserfahrung, viel Verständnis und ist erfrischend direkt, ganz ohne Standesdünkel. Einige Dorfbewohner scheinen auf den ersten Blick spröde, misstrauisch und ablehnend, zeigen aber dann, was wirklich in ihnen steckt. Diese Entwicklung gefiel mir.

Zwangsläufig werden die Schwestern durch ihre Probleme zusammengeschweißt, verbindet sie doch das gleiche Ziel, Sascha wiederzufinden. Dass man sich bei allen Differenzen auf die Familie und letztendlich auch auf die Dorfgemeinschaft verlassen kann, ist eine schöne Botschaft, die im Roman sehr deutlich durchkommt. Dennoch lässt mich der Roman etwas überfragt zurück. Nicht nur, dass ich Schwierigkeiten hatte, das Buch in ein Genre einzuordnen, mich haben einige Aspekte des Plots überhaupt nicht überzeugt. Gerade der Kriminalfall um Saschas Verschwinden und seine Auflösung war mir zu plump, erinnerte eher an einen Schüleraufsatz oder einen seichten Fernsehfilm als an einen seriösen Roman für Erwachsene. Die Rückblenden haben mir gefallen, allerdings halte ich die Darstellung von Marias und Mechthilds Einstellung für nicht sehr realistisch, ihren Standesdünkel hätte ich eher ins vorletzte Jahrhundert verortet. Anne Gesthuysen hat durchaus Humor, aber für mich kommt dieser leider zu selten und zu wenig feinsinnig und subtil durch. Die Vorgängerbücher haben mich in der Hinsicht mehr überzeugt. „Wir sind wer“ wirkt auf mich etwas lieblos zusammengeschustert und nicht immer ganz ernst zu nehmen, als wüsste die Autorin bis zum Schluss selbst nicht, wohin ihre Reise wirklich gehen soll. Das Buch ist stellenweise nett zu lesen, stellt menschliche Eigenarten zwar überspitzt, aber oft amüsant und unterhaltsam dar, hat aber einige Schwächen. Uneingeschränkt empfehlen -wie die Vorgänger- kann ich es daher leider nicht.

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Veröffentlicht am 19.12.2021

Eine hochdramatische Flucht - spannend, aber nicht durchgehend mitreißend

Survivors - Die Flucht beginnt
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Zacky ist der seltsamste Leoparden-Drückerfisch der Weltgeschichte und lebt in einem Korallenriff. Sein heutiger Tag beginnt merkwürdig. Es ist dunkel und viel zu warm. Die Hitze macht die Bewohner des ...

Zacky ist der seltsamste Leoparden-Drückerfisch der Weltgeschichte und lebt in einem Korallenriff. Sein heutiger Tag beginnt merkwürdig. Es ist dunkel und viel zu warm. Die Hitze macht die Bewohner des Riffs besonders hungrig. Aber nicht nur das, die Tiere sind zudem extrem verunsichert. Warum bleichen die Korallen aus und sterben? Zacky denkt an die Lieder seiner Vorfahren und sieht nur eine Lösung: die Flucht. Denn in einem toten Riff gibt es keine Nahrung und keinen Schutz mehr und die Tiere sind gefährlichen Jägern wie den Squids mit den drei Herzen ausgeliefert. Die Riffbewohner müssen gemeinsam ihre Heimat verlassen, um zu überleben, sie müssen zu „Survivors“ werden.

Autor Boris Pfeiffer schreibt kindgerecht und gut verständlich. Dass er seine Figur Scir mitunter neu erfundene, treffende Wörter sagen lässt wie „übersonnenwarm“ oder „muränenschwesterngemein“ die zwar nicht geläufig sind, deren Bedeutung aber sofort klar ist, gefällt mir gut. Die Geschichte beginnt mit dem Prolog und einem Ausblick auf das Ende des Buches. Danach wird chronologisch erzählt, wie es zu der beschriebenen Situation kommt. Das Cover erinnert an einen Zeichentrickfilm, wirken die Meeresbewohner doch fast dreidimensional. Die schwarz-weiß Bilder der Illustratorin Theresa Tobschall passen gut zur Geschichte, sind ausdrucksstark, detailreich und motivieren die Leserinnen und Leser. Die Schrift ist etwas größer gedruckt und daher sehr gut und angenehm zu lesen. Das Buch richtet sich an Kinder ab neun Jahren.

Die Survivors, das sind besondere Figuren. Da ist zunächst Zacky, der halb schwarz, halb regenbogenbunt ist und dem die Lieder seiner Vorfahren viel bedeuten. Seine beste Freundin das mutige Steinfischmädchen Scir hat nur ein Auge, erfindet immer wieder erstaunliche neue Wörter. Dann gibt es noch den Hai Heuler, bei dem Omen nomen ist, weil er sich ständig jammernd für sein grausames Fressverhalten entschuldigt, was mich anfangs amüsierte, später dann aber eher nervte. Hinzu kommen u.a. noch eine schwangere Röchin und zwei giftige Kegelschnecken. Sie alle sind so grundverschieden, müssen aber notgedrungen zusammenhalten, um im Schwarm gegen gemeinsame Feinde wie die Squids zu bestehen und die Naturkatastrophe zu überleben. Eine abwechslungsreiche, interessante Figurenmischung, aber die einzelnen Charaktere hätten für mich durchaus noch etwas sorgfältiger ausgearbeitet werden können, viele blieben für mich recht farblos. Bei der Vielzahl an Charakteren hätte ich mich über eine Übersicht der Figuren am Buchanfang gefreut.

Werden die Survivors gemeinsam erfolgreich gegen die Gefahren ankämpfen? Eine absolut gefährliches, dramatisches Tiefsee-Abenteuer erleben Zacky und seine Gefährten. Das Buch hat ein offenes Ende, der Schluss kommt dabei überraschend abrupt. Insgesamt ist die Serie auf vier Bände angelegt. Boris Pfeiffer macht mit seiner Geschichte auf das wichtige Thema Sterben der Meere aufmerksam. Ein hochaktuelles Problem, gegen das die Menschen unbedingt vorgehen müssen.
Viele Aspekte des Buchs haben mich überzeugt: tolles Cover, ausdrucksstarke Illustrationen, Scirs gelungene Wortneuschöpfungen, der hochaktuelle Hintergrund, die interessante Figurenkonstellation und der dramatische Plot. Dennoch riss mich die spannende Geschichte nicht richtig mit, der Funke wollte einfach nicht überspringen, aber ich kann nicht genau erklären, woran das liegt. Eventuell fehlt mir noch der tiefere Bezug zu den Figuren, die oft noch etwas blass bleiben. Vielleicht finde ich im zweiten Band noch einen besseren Zugang zu Geschichte und zu den Figuren. Ich werde der Fortsetzung noch eine Chance geben, das Thema hat schließlich höchste Beachtung verdient.

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