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Veröffentlicht am 19.09.2022

Geheimnisse

Enid Blyton. Geheimnis hinter grünen Hecken
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Mitten in der Pandemie konnten junge deutsche Zuschauerinnen (und ihre nostalgischen Eltern) sich über die von der BBC produzierte Serie "Malory Towers" freuen, welche auf der gleichnamigen Reihe von Büchern ...

Mitten in der Pandemie konnten junge deutsche Zuschauerinnen (und ihre nostalgischen Eltern) sich über die von der BBC produzierte Serie "Malory Towers" freuen, welche auf der gleichnamigen Reihe von Büchern der britischen Schriftstellerin Enid Blyton (1897 - 1968) beruhrt. Auch wenn sie seinerzeit die kommerziell erfolgreichste Kinderbuch-Autorin war, werden ihre literarischen Werke in der aktuellen Gegenwart aufgrund von Rassismus, Sexismus und Homophobie angeprangert; ihre literarische Bedeutung wird wegen der schlichten Sprache als gering eingeschätzt. Auch der Film "Enid" mit Helena Bonham-Carter zeichnet ein negatives Bild von Enid Blyton, die großen Wert auf ein makelloses Image in der Öffentlichkeit legte und sich selbst als eine Meisterin der Selbstinszenierung und -vermarktung entpuppte, in dem sie ihre eigene "Marke" kreierte.

In der öffentlichen Wahrnehmung verschwimmen Fakten und Fiktion. Nach mehreren Werken, die in der englischen Sprache erschienen sind, legt Maria Regina Kaiser die erste deutschsprachige Romanbiographie "Enid Blyton. Geheimnis hinter grünen Hecken" vor, in dem Leben und Werk der britischen Autorin unter Berücksichtigung der jeweiligen politischen sozialen Kontexte näher beleuchtet werden. Für mein Empfinden achtet Maria Regina Kaiser auf sachliche Distanz; sie enthält sich jeglicher Idolisierung noch Kritik und überlässt es ihren Leser
innen, ihr eigenes Urteil zu fällen.

Das in Sepia-Tönen gehaltene Cover zeigt ein authentisches, zeitgenössisches Portrait. Für meinen Geschmack strahlt es Selbstbewusstsein und Würde aus; es ist eine attraktive, erfolgreiche Frau mittleren Alters, die voller Stolz auf ihr literarisches Werk zurückblicken kann.

Aufgewachsen in privilegierten Verhältnissen, wirken Kindheit und Jugend von Enid sehr bedrückend; als Liebling ihres Vaters muss sie sehr unter der Trennung und Scheidung ihrer Eltern gelitten haben. Die Ehe war von Lieblosigkeit geprägt; Vater und Mutter waren konträre Charaktere, die langsam, aber unaufhaltsam auseinanderdrifteten. In der Erziehung ihrer KInder vertraten sie gegensätzliche Ansichten. Während ihr Vater seine Zuneigung offen zeigte und sich nach Kräften bemühte, seine einzige Tochter zu fördern, war das Verhältnis zur Mutter unterkühlt, was den völligen Kontaktabbruch in späteren Jahren erklärt.

Nach dem frühen Tod ihres Vater schien Enid Blyton nach einer Vater-Figur zu suchen; ihre Wahl fiel auf Hugh Pollock, einen wesentlich älteren ( getrennt lebenden, aber noch nicht geschiedenen) Mann, der sich als Cheflektor in der Buchszene auskannte und ihr wertvolle Tipps erteilte. Hugh hielt nichts von Gleichberechtigung, er hing verstaubten Idealen nach und wollte in ihrer Beziehung das Sagen haben (auch wenn Enid Blyton sich durchaus durchsetzen konnte). Dabei schien er nicht aufrichtig zu ihr zu sein; auch wenn er die Scheidung von seiner ersten Frau durchzog, um die geplante Hochzeit mit Enid realisieren zu können, verschwieg er seinen Sohn aus erster Ehe. Ihre Verbindung verlief unglücklich; die erlittenen Kriegs-Traumata von Hugh Pollock schimmerten im Laufe der Ehe mehr und mehr durch. Er suchte keinen ärztlichen Rat (eine psychotherapeutische Behandlung passte nicht in sein Weltbild, vermute ich), sondern betäubte sie mit Alkohol, tröstete sich mit einer Affäre - und verlor seine Frau an einen anderen Mann.

Auch wenn die einzelnen literarischen Werke von Enid Blyton etwas zu kurz kommen, war der Einblick in ihr Familienleben sehr spannend. Nach der Scheidung von Hugh Pollock setzte sie einen völligen Kontaktabbruch ihrer Töchter Gillian und Imogen zu ihrem Vater durch; sie erhielten den Familiennamen ihres zweiten Mannes, des Arztes Kenneth Darrell Waters. In der Presse verschwieg sie ihre erste Ehe; aus Sorge um ihren guten Ruf wurde die unliebsame Vergangenheit gleichsam "ausradiert" und eine geschönte Version (heiles Familienleben) in der Öffentlichkeit präsentiert. Ihre zweite Ehe hielt bis zu ihrem Lebensende; sie achtete auf ihren persönlichen Freiraum, arbeitete unermüdlich an neuen Texten und konnte ihre eigene "Marke" kreieren, mit der sie sich ein hohes Einkommen auf dem Buchmarkt sichern konnte.

Ihre Beziehung zu ihren zwei Töchtern war schwierig; sie beschäftigte sich wenig mit ihren Kindern, sondern überließ sie lieber der Obhut von Nannys, um sich auf das Schreiben von Kinderbüchern konzentrieren zu können. Als "schlechte Mutter" möchte ich Enid Blyton nicht bezeichnen; sie achtete auf eine gute Ausbildung und hielt sich an die gängigen Konventionen, welche den Besuch von (exklusiven) Internaten und Universitäten beinhalteten. Wie ihre Mutter erkrankte Enid Blyton an Demenz; das unaufhaltsame Fortschreiten der Krankheit setzte ihrer literarischen Produktion ein Ende.

Für mein Empfinden war Enid Blyton eine kompliziert gestrickte Persönlichkeit, sie scheute klare Konfrontationen und neigte dazu, unliebsame Begegebenheiten "auszuradieren" und "störende" Menschen aus ihrem Leben zu streichen. In der Presse präsentierte sie eine gefilterte Version, die sie im positiven Licht zeigte; sie liebte die "heile Welt", alles Unangenehme blieb ausgeklammert.

,Alles in allem hat mir diese Lektüre sehr gefallen. Für mich ist dieses einfühlsam geschriebene und angenehm zu lesende Buch eine wahre Fundgrube an wertvollen Informationen, das in jeden Bücherschrank gehört.

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Veröffentlicht am 17.09.2022

Pionierin der modernen Informatik

Ada und die Gleichung des Glücks
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Der biographische Roman "Ada und die Gleichung des Glücks" von Sienna David bildet den zweiten Band der neuen Reihe "Mutige Frauen, die Geschichte schrieben". Im Mittelpunkt steht eine lange Zeit vergessene ...

Der biographische Roman "Ada und die Gleichung des Glücks" von Sienna David bildet den zweiten Band der neuen Reihe "Mutige Frauen, die Geschichte schrieben". Im Mittelpunkt steht eine lange Zeit vergessene Aristokratin, die sich in ihrem kurzen Leben der wissenschaftlichen Forschung verschrieben hatte:


Das in Sepia-Tönen gehaltene Cover zeigt eine junge Frau mit dunklen Haaren, die sie zu einer komplizierten Frisur gesteckt trägt. Ihre Kleidung ist der Mode entsprechend konservativ geschnitten, im HIntergrund ist ein klassischer Landsitz zu erkennen, wie er für alle Mitglieder der englischen Oberschicht angemessen ist. Eine große Ähnlichkeit mit Ada Lovelace kann ich nicht entdecken, dafür trifft der Titel des Buches ins Schwarze. Ada Lovelace war eine Suchende, nicht nur in der Forschung, sondern auch in der LIebe.

Auch wenn der vorliegende biographische Roman sich einige literarische Freiheiten erlaubt, zeichnet er ein einfühlsames Portrait einer sensiblen, hochbegabten jungen Frau, zerrissen zwischen ihren eigenen Ansprüchen und den gängigen Konventionen des 18. Jahrhunderts. Ada Lovelace war eine vielseitig talentierte Persönlichkeit, deren viel zu kurzes Leben von den heftigen Auseinandersetzungen und der skandalösen Scheidung ihrer Eltern geprägt worden ist. Ihr früh verstorbener, exzentrischer Vater George Gordon Noel, 6. Baron Byron, war ein britischer Dichter, der sich bewusst über alle Konventionen hinwegsetzte, seine bisexuellen Neigungen auslebte und einen extravanganten Lebensstil pflegte. Dahingegen war ihre vermögende Mutter Anne Isabella Noel-Byron, 11. Baroness Wentworth, eine konservative Aristokratin, die sich ihrem sozialen Stand verpflichtet fühlte und großen Wert auf eine breit angelegte naturwissenschaftliche Ausbildung ihrer einzigen Tochter legte, auch wenn sie sie (ihrem scharfen Verstand zum Trotz) zeitlebens bewusst kleinhielt und dominierte.

Sienna David zeichnet behutsam wichtige Phasen im Leben von Ada Lovelace nach; ihr einfühlsam geschriebener biographischer Roman spielt auf verschiedenen zeitlichen Ebenen. Im Laufe des Geschehens wächst ihre Protagonistin allen Leser*innen ans Herz, man empfindet großes Mitleid mit der sensiblen jungen Frau, die niemals ein freies, selbstbestimmtes Leben führen konnte. Die Gleichung des Glücks hat Ada Lovelace nicht finden können. Auch wenn ihr Mann Baron William King sie in ihren mathematischen Studien unterstützte, verlief ihre einem Zweck-Bündnis gleichende Beziehung unglücklich; die rasch aufeinander folgende Geburt von drei Kindern in vier Jahren dürfte die labile phyische und psychische Konstitution von Ada Lovelace erschöpft haben. Ihren tiefen Schmerz betäubte sie mit Affären, Drogen und Alkohol; sie starb im Alter von 36 Jahren an einem Zervixkarzinom

Zu ihren Lebzeiten ist das wissenschaftliche Werk von Ada Lovelace nicht gewürdigt worden; ihr Name geriet in Vergessenheit, bis sie Mitte des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt und als Pionierin der modernen Informatik gewürdigt worden ist. Wir sollten ihr Andenken ehren!

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Veröffentlicht am 05.09.2022

Gorillas im Nebel

Dian Fossey - Die Forscherin
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Könnt ihr euch an den amerikanischen Spielfilm "Gorillas in the mist" (1988) erinnern, der Leben und Werk der Zoologin Dian Fossey (1932 - 1985) in den Fokus rückte, die sich zeitlebens für die Erforschung ...

Könnt ihr euch an den amerikanischen Spielfilm "Gorillas in the mist" (1988) erinnern, der Leben und Werk der Zoologin Dian Fossey (1932 - 1985) in den Fokus rückte, die sich zeitlebens für die Erforschung des Verhaltens und den Schutz der Berggorillas in Ruanda eingesetzt hat? Auch wenn viele Jahrzehnte vergangen sind, bleibt die Erinnerung an diese außergewöhnliche Frau lebendig, der Susanna Leonard in ihrem biographischen Roman "Dian Fossey - Die Forscherin" ein literarisches Denkmal gesetzt hat:

Kalifornien, 1940. Für die kleine Dian steht früh fest: Sie will einmal mit Tieren arbeiten. Viele Jahre später reist Dian tatsächlich nach Afrika, um dort die bedrohten Berggorillas zu erforschen. In den Nebelwäldern gelingt ihr Bemerkenswertes: der direkte Kontakt zu den scheuen Tieren. Eine einzigartige Freundschaft entsteht, die bald die ganze Welt kennt. Aber nicht nur den Tieren gehört Dians Herz. Als sie dem Fotografen Bob begegnet, verliebt sie sich Hals über Kopf in den verheirateten Mann. Doch je unermüdlicher Dian für die Erhaltung der Gorillas kämpft, desto mehr Feinde schafft sie sich. Bald ist nicht mehr nur das Leben ihrer geliebten Tiere in Gefahr, sondern auch ihr eigenes.


Das in Sepia-Tönen gehaltene Cover zeigt eine lässig gekleidete dunkelhaarige Frau, angetan mit derben Stiefeln, einer braunen Hose, einer einfachen Bluse und einer schwarzen Weste, die unbeirrbar ihren Weg geht,, eine Kamera um den Hals. Zugegeben, auf den ersten Blick fühlte ich mich an die brillante Schauspielerin Sigourney Weaver erinnert, welche die kompliziert gestrickte Forscherin Dian Fossey in dem Film "Gorillas in the mist" verkörpert hat. Dennoch ist eine gewisse Ähnlichkeit mit Dian Fossey nicht von der Hand zu weisen.

Der biografische Roman "Dian Fossey - Die Forscherin" ist der erste Band der neuen Reihe "Mutige Frauen, die Geschichte schrieben". Dian Fossey war eine kompromisslose, starrsinnige Frau, die zeitlebens an ihre (physichen und psychischen) Grenzen ging. Eine schwierige Persönlickeit, die keine Konflikte scheute, wenn sie ihre persönlichen Ziele durchsetzen wollte, und sich mit dieser kompromisslosen Haltung viele Feinde in Afrika gemacht hat.

Zeitlich gesehen, spielt der biographische Roman auf mehreren Ebenen, welche den Lesefluss etwas erschweren. Die Handlung setzt mit der Rückkehr von Dian Fossey in die Forschungsstation Karisoke ein, wo sie wenige Tage nach dem Weihnachtsfest einem bis heute ungeklärten Verbrechen zum Opfer fällt. In Rückblenden werden Kindheit und Jugend der Forscherin erinnert, die vom Verlust des leiblichen Vaters durch die Trennung ihrer Eltern und dem (mutmaßlichen) Missbrauch durch der vermögenden Stiefvater geprägt war, der seine Frau und seine Stieftochter dominierte. Auch der Start ihrer beruflichen Laufbahn in einem Krankenhaus über mehrere Aufenthalte in Afrika bis hin zu dem Angebot, eine Forschungsexpedition zu leiten, werden ausführlich thematisiert. Auch ihre traumatisierenden Erfahrungen im blutigen Bürgerkrieg werden nicht verschwiegen; Gefangennahme, Misshandlung und Vergewaltigung haben tiefe Narben auf ihrer Seele hinterlassen, die sich ihn ihrem unbarmherzigen Umgang mit Wilderern niedergeschlagen haben. Etwas zu kurz kommen die wissenschaftlichen Leistungen von Dian Fossey; nichtsdestotrotz ist es Susanna Leonard gelungen, einige emotionale Begegnungen von Dian Fossey mit den (seinerzeit stark dezimierten) Berggorillas einzufangen, allen voran Digit, ihrem (durch Wilderer brutal abgeschlachteten) klugen, zutraulichen Liebling, an dessen Seite sie später in Ruanda begraben worden ist..

Dian Fossey war keine einfache Persönlichkeit, im persönlichen Umgang hat sie es ihren Mitmenschen mit ihrem arroganten, herrschsüchtigen, schroffen Wesen sehr schwer gemacht. Aus Selbstschutz hielt sie ihre sensible, verletzliche Seite bewusst verborgen; geöffnet hat sie sich nur den bedrohten Tieren, die sie fest in ihr Herz geschlossen hatte. Ihre hohen Verdienste kann man nicht genug würdigen; inzwischen ist die Population der vom Aussterben bedrohten Berggorillas wieder angestiegen. Mich hat dieses einfühlsam geschriebene Buch von Susanna Leonard tief beeindruckt zurückgelassen; ich würde mir wünschen, dass es von vielen anderen Leser*innen genauso wertgeschätzt wird.

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Veröffentlicht am 01.09.2022

Mutter und Tochter

Mutterherz
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Mit ihren atemberaubenden Thrillern um das ungewöhnliche Ermittler-Team, die lebhafte, impulsiv handelnde Detective Jane Rizzoli und die zurückhaltende, analytisch agierende Gerichtsmedizinerin Dr. Maura ...

Mit ihren atemberaubenden Thrillern um das ungewöhnliche Ermittler-Team, die lebhafte, impulsiv handelnde Detective Jane Rizzoli und die zurückhaltende, analytisch agierende Gerichtsmedizinerin Dr. Maura Isles hat die amerikanische Ärztin und Schriftstellerin Tess Gerritsen viele Leserinnen auf der ganzen Welt begeistert. Auch die nach den starken weiblichen Protagonistinnen benannte amerikanische Fernsehserie "Rizzoli & Isles" hat die Zuschauer mitgerissen und geradezu Kult-Status erlangt. Nach einer langen Pause präsentiert Tess Gerritsen "Mutterherz", den neuen aufregenden 13. Fall für die erfolgreichen Ermittlerinnen aus Boston:


Der brutale Mord an einer Bostoner Krankenschwester hält Detective Jane Rizzoli und Gerichtsmedizinerin Maura Isles in Atem. Noch in ihrer Arbeitskleidung wurde der Frau bei der Heimkehr der Schädel eingeschlagen. Hat sie einen Dieb überrascht, oder hat jemand auf sie gewartet? Was Jane da gar nicht gebrauchen kann, ist eine Mutter, die sie permanent wegen einer vermeintlich entführten Nachbarstochter anruft – eine, die schon mehrmals weggelaufen ist. Zudem sind da noch diese unfreundlichen Neuen in der Straße, die kürzlich eingezogen sind. Mit denen ist etwas nicht koscher, glaubt Angela. Jane wischt die Warnungen ihrer Mutter beiseite. Doch Angelas Bauchgefühl trügt nicht und bringt sie in höchste Gefahr …

Das Cover fällt aus dem Rahmen des Üblichen. Der Betrachter schaut durch zerrissenes Papier auf ein einsam gelegenes Haus am Strand, umgeben von dichten Wäldern, das eine düstere Stimmung ausstrahlt. Der kurze Titel bleibt im Gedachtnis haften; man denkt darüber nach, was eine Mutter für ihr Kind tun würde.

Wenn man so will, erzählt Tess Gerritsen zwei Geschichten, die eng miteinander verwoben werden. Ein Handlungsstrang kreist um den brutalen Mord an einer Krankenschwester, der Jane Rizzoli und Maura Isles auf die Spur eines cold case bringt, der zweite Handlungstrang dreht sich um die Aktivitäten von Angela, der neugierigen Mutter von Jane, die aus purer Langeweile ihren neuen Nachbarn hinterherschnüffelt und dunkle Geheimnisse in ihrem biederen Wohnviertel wittert.

Besonders schön finde ich, dass das Privatleben von Jane Rizzoli und Maura Isles in diesem 13. Band fortgeschrieben wird; sie sind nicht nur taffe Ermittlerinnen, die sich beruflich in einer von Männern beherrschten Welt durchsetzen können, sondern auch "normale" Frauen, die Beruf und Familie unter einen Hut bringen müssen und sich nach einer harmonischen Beziehung sehnen.

Wie immer bin ich von Tess Gerritsen begeistert. Sie versteht ihr literarisches Handwerk; der neue Fall für Rizzoli & Isles ist angenehm zu lesen punktet mit einem logisch gut durchdachten Plot, komplizierten Ermittlungen, die allzu oft in Sackgassen münden, unerwarteten Wendungen und einem packenden Finale, das alle Leser
innen überraschen wird. Deshalb gibt es von mir eine ausdrückliche Empfehlung!

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Veröffentlicht am 01.09.2022

Cold Case

Die Vergessene
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Mit der faszinierenden Grant-County-Reihe um Jeffrey Tolliver und Sara Linton hat die amerikanische Schriftstellerin Karin Slaughter die Bestsellerlisten im Sturm erobert, gefolgt von ihrer ebenso brillanten ...

Mit der faszinierenden Grant-County-Reihe um Jeffrey Tolliver und Sara Linton hat die amerikanische Schriftstellerin Karin Slaughter die Bestsellerlisten im Sturm erobert, gefolgt von ihrer ebenso brillanten Atlanta-Reihe um Will Trent und der packenden Georgia-Reihe, die um Sara Linton und Will Trent kreist. Nun präsentiert sie mit Andrea Oliver eine neue eigenwillige Protagonistin, die in dem ersten Band "Ein Teil von ihr" einen bleibenden Eindruck auf die Leserinnen hinterlassen hat.

Ein Highschool-Abschlussball in Longbill Beach, 1982: Sorgfältig macht sich Emily Vaughn für den Höhepunkt ihrer Teenagerzeit zurecht. Aber Emily verbirgt ein Geheimnis. Und deswegen wird sie in dieser Nacht für immer zum Schweigen gebracht. Vierzig Jahre später erhält Andrea Oliver, frisch gebackener US-Marshal, ihren ersten Auftrag: Sie soll eine Richterin in Longbill Beach beschützen, die Morddrohungen erhält. Doch Andrea verfolgt vor allem eine eigene Mission: Seit Andrea Emilys Namen zum ersten Mal hörte, wird sie von deren brutalem Tod heimgesucht. Sie möchte herausfinden, was damals geschehen ist. Denn Andrea hat eine ganz persönliche Verbindung zu diesem Fall …

Das nichtssagende Cover hat mich nicht vom Hocker gerissen, dafür war ich vom kurzen, knackigen Titel angetan. Hier dreht es sich um eine Vergessene; einen brutalen Mord an einem schwangeren Mädchen, der seit 40 Jahren ungeklärt und ungesühnt ist.

Karin Slaughter ist nichts für zartbesaitete Leser
innen, sie ist erschreckend ehrlich und kennt keinerlei Tabus, ihre Romane spiegeln das politische Geschehen und zeigen tiefe Abgründe der (amerikanischen) Gesellschaft. Ihre Helden sind stets gebrochene Charaktere, auch Andrea Oliver ist eine Frau, die durch die Hölle gegangen ist. Ihr neuer Thriller "Die Vergessene" spielt in der Gegenwart und der Vergangenheit, das Geschehen wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Im Vergleich zu den bisher erschienenen Reihen ist der Ton etwas leiser, der Erzählfluss verhaltener. Nichts ist so wie es scheint; die Spannung bleibt bis zur letzten Seite erhalten. Für mich ist dieser Roman eine gelungene Fortsetzung der Andrea-Oliver-Reihe; ein absoluter Pageturner.

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