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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.01.2023

Auf die Freundschaft, auf die Liebe und vor allen Dingen auf das Leben!

Madame Colette und das Talent zu leben
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Ich glaube, hätte ich dieses Buch nicht einer lieben Lesefreundin versprochen, ich hätte es wohl nicht in die Hand genommen. Da ich es nicht einfach ungelesen weggeben wollte, wagte ich einen Blick hinein. ...

Ich glaube, hätte ich dieses Buch nicht einer lieben Lesefreundin versprochen, ich hätte es wohl nicht in die Hand genommen. Da ich es nicht einfach ungelesen weggeben wollte, wagte ich einen Blick hinein. Und so lernte ich Rose, die alleinerziehende Mutter, kennen, deren Leben sich nicht gerade zum Besten zu entwickeln schien. Job weg, der 18jährige Sohn ist zur Freundin gezogen, eigene Freunde Fehlanzeige. Man sollte meinen, es kann eigentlich nur bergauf gehen. Das Schicksal scheint bald auch tatsächlich zuzuschlagen und vermittelt Rose einen gutbezahlten Job als Gesellschafterin von Madame Colette - so nimmt sie jedenfalls an, sogar mit eigenem Apartment! Sie kann ihr Glück kaum fassen und findet sich bald in einer Luxuswohnung in einer noblen Pariser Wohngegend wieder. Ins kalte Wasser geworfen wird ihr erst langsam klar, auf was sie sich da eingelassen hat …

Mit „Madame Colette und das Talent zu leben“ fand ich mich beim Lesen in einer ganz zauberhaften Geschichte wieder, die einem als Leser durch die Blume suggeriert nicht aufzugeben, an Freundschaften zu glauben und das Leben zu genießen. Während die Autorin bewusst ein wenig überzogene Episoden einbaut, fühlt man sich doch schnell zum Nachdenken über das eigene Leben inspiriert. Für mich versprühte das Buch einen ganz besonderen Charme und passte perfekt zum Beginn eines neuen Jahres. Liebenswerte Charaktere und eine ungewöhnliche Freundschaft vereinen sich in dieser einfühlsam erzählten Story, in die man sich einfach fallen lassen kann. Ich vergebe hier gerne vier von fünf Sternen für diese kleine "Lese-Wellness-Pause" im Alltag.

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Veröffentlicht am 02.01.2023

Was war Mamas Lieblingsblume?

Erstaunen
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Wenn man als Kind wie Robbie anders ist als die Anderen, hat man keinen leichten Stand. Das bekommt der sensible und zugleich hochintelligente Junge täglich am eigenen Leib zu spüren. Als er dann auch ...

Wenn man als Kind wie Robbie anders ist als die Anderen, hat man keinen leichten Stand. Das bekommt der sensible und zugleich hochintelligente Junge täglich am eigenen Leib zu spüren. Als er dann auch noch seine Mutter durch einen Unfall verliert, gerät seine Welt vollends in Wanken. Sein Vater Theo versucht ihn aufzufangen und gleichzeitig seine eigene Trauer zu verarbeiten. Gemeinsam versuchen sie die Welt und die Natur um sich herum zu erkunden, lernen wie wichtig ihr Einklang für Mensch, Tier und Pflanze ist, bis sie schließlich an ihre Grenzen stoßen …

Eigentlich fällt dieses Hörbuch nicht so wirklich in mein Beuteschema, aber nachdem es in meiner Lesegruppe hoch gelobt wurde und ich mir doch tatsächlich noch ein wenig Hörzeit freigeschaufelt hatte, ließ ich es auf einen Versuch ankommen. Ich gebe zu, es hat mich an vielen Stellen tatsächlich berührt, ja geradezu fasziniert, doch irgendwann merkte ich, dass auch ich an meine Grenzen stieß. Hier wurden doch viele Themen behandelt, mit denen ich mich wahrscheinlich bis jetzt zu wenig auseinandergesetzt habe. Ich fühlte mich ein wenig erschlagen. Die Geschichte hat zwar eine gewisse Neugier in mir geweckt, konnte mich aber nicht ganz überzeugen. Ich vergebe für „Erstaunen“ gute vier Punkte.

Veröffentlicht am 29.12.2022

Ein Leben für den Widerstand ...

Die Spionin der Charité
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Der Autor Christian Hardinghaus, der mir aus „Die verlorene Generation“ und „Ein Held dunkler Zeit“ – übrigens beides Bücher, für die ich die volle Punktzahl vergeben habe – bestens bekannt ist, hat auch ...

Der Autor Christian Hardinghaus, der mir aus „Die verlorene Generation“ und „Ein Held dunkler Zeit“ – übrigens beides Bücher, für die ich die volle Punktzahl vergeben habe – bestens bekannt ist, hat auch mit der Spionin der Charité wieder einen exzellent recherchierten Roman vorgelegt. Sicher trug mein Vorabwissen dazu bei, mich hier recht schnell zurecht zu finden, so dass ich der Geschichte gut folgen konnte. Ich freute mich sehr, dass hier scheinbar ein junger Journalist Interesse an der Geschichte rund um Sauerbruch und Kolbe zeigte, wohingegen sich viele Menschen nach dem Krieg doch lieber in das Deckmäntelchen des Schweigens hüllten und vorgaben, entweder alles vergessen zu haben oder – noch besser – von gar nichts gewusst haben wollten. Ähnlich geht es Liliy, die schließlich bereitwillig auspackt und uns als Leser somit das ganze Leid von damals miterleben lässt.

Obwohl es sich an manchen Stellen fast wie ein Sachbuch gibt, schafft der Autor es, den Spannungsbogen durch das Buch hinweg zu halten und den Hörer oder Leser an die Story zu fesseln. Er orientiert sich an wahren Begebenheiten, bedient sich jedoch der schriftstellerischen Freiheit, einige Namen zu ändern und sicher auch den ein oder anderen Verlauf ein wenig anzupassen. Dennoch spürt man deutlich die Gefahr, die für die Mitglieder der Widerstandsbewegung bestanden haben muss, und wieder und wieder ziehe ich meinen Hut vor ihrem Mut.

Der manchmal ein wenig trocken anmutende Schreibstil wird durch den genialen Schluss auf jeden Fall wett gemacht, sodass ich hier sehr gerne vier von fünf Sternen gespickt mit einer Lese- bzw. Hörempfehlung an alle geschichtsinteressierten Leser vergebe.

Veröffentlicht am 27.12.2022

Upstairs, Downstairs auf Schloss Liebenberg ...

Schloss Liebenberg. Hinter dem hellen Schein.
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„Man darf auch mal Glück haben im Leben!“ wird sich die junge Adelheid gedacht haben, als sie eine Stelle im Schloss Liebenberg angeboten bekommt. Und das nicht etwa ganz unten in der Hierarchie, sondern ...

„Man darf auch mal Glück haben im Leben!“ wird sich die junge Adelheid gedacht haben, als sie eine Stelle im Schloss Liebenberg angeboten bekommt. Und das nicht etwa ganz unten in der Hierarchie, sondern gleich als gemachtes Stubenmädchen. Das ruft natürlich Neider auf den Plan und so muss sie schnell lernen, was Missgunst und Hinterhältigkeit bedeuten. Manchmal nah daran aufzugeben, denkt sie jedoch stets vernünftig, denn ohne ihren Lohn sähe es schlecht aus für den Rest ihrer Familie, deren Oberhaupt sich einen kargen Lohn als Tagelöhner verdient. Doch es ist bei Weitem nicht alles Gold was glänzt und so wird sie bald von den eigenen Reihen in eine Falle gelockt, der sie zwar nicht direkt ihren Platz im Hause Liebenberg kostet, wohl aber ihr schöne Stelle als Stubenmädchen. Degradiert zum Hausmädchen muss sich sie von nun an eine Kammer mit Heddie teilen, mit der sie bald aus der Not heraus eine zarte Freundschaft verbindet …

Auch bei den Herrschaften geht nicht immer alles mit rechten Dingen zu. So lernt Adelheid schnell, dass die Ehe zwischen dem Fürsten und seiner Gattin alles andere als harmonisch ist. Und der Streit zwischen ihm und dem Journalisten Maximilian ernster zu sein scheint als zu Anfang vermutet. Adelheids Weltbild kommt bald gefährlich ins Wanken …

Sehr anschaulich und vermutlich auch sehr nah an der Realität, lässt uns die Autorin Hanna Caspian, vielen sicher bekannt durch ihre wunderbare Gut Greifenau Reihe, die Welt diesmal durch Dienstbotenaugen betrachten. Sie scheut sich nicht die Wahrheit aufzudecken und erzählt unverblümt von den harten Arbeitsbedingungen, die damals beim Personal herrschten. Von den langen Tagen, der schweren körperlichen Arbeit und der oft geringen Entlohnung der sogenannten „Guten Geister“, die man von Seiten der Herrschaft weder sehen noch hören wollte. Und so ganz nebenbei dürfen wir auch Zeugen werden bei Entwicklung der sogenannten Eulenburg Affäre, bei der der Fürst ganz offiziell und öffentlich der Homosexualität beschuldigt wurde.

Der Roman „Hinter dem hellen Schein“ ist der gelungene Auftakt zu einer spannenden Trilogie. Meiner Meinung nach hatte er ein klein wenig zu viele Wiederholungen, zum Beispiel die von dem Diener, der aufgrund seines Alkoholproblems immer wieder vergisst, die Post zu den Herrschaften zu bringen und ähnliche kleine Begebenheiten. Alles in allem ist die Story aber rund und harmonisch und macht Lust auf mehr. Ich vergebe vier von fünf möglichen Sternen und freue mich schon auf Band zwei, der wohl schon im Februar 2023 erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Regt zum Nachdenken an ...

Barbara stirbt nicht
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Mit „Barbara stirbt nicht“ wollte ich der Autorin eine zweite Chance geben, denn ihr Buch „Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“ habe ich vor einiger Zeit abgebrochen. Ging gar nicht, war brachial, ...

Mit „Barbara stirbt nicht“ wollte ich der Autorin eine zweite Chance geben, denn ihr Buch „Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“ habe ich vor einiger Zeit abgebrochen. Ging gar nicht, war brachial, war vulgär, war so gar nicht meins. Umso mehr freut es mich doch, dass ich mich mit Herrn Schmidt über die Länge der CD schließlich – wie soll ich sagen – arrangieren konnte? Vorausschickend möchte ich betonen, dass der Hörbuchsprecher Thomas Anzenhofer eine hervorragende Leistung hingelegt hat. Er verkörpert den sturen alten Walter wie eine Eins. Walter Schmidt, der in seinem Leben noch nie einen Finger im Haushalt gerührt hat. Der sich nie um ein krankes Kind geschweige denn je um seine kranke Frau gekümmert hat. Und so steht er dann auch hilflos und verloren da, als Barbara eines Morgens im Badezimmer umfällt und nicht mehr aufstehen kann. Für ihn geht das alles nicht in seinen Kopf, seine Frau war nie krank. Langsam, ganz langsam nähert er sich dieser misslichen Lage, versucht auf seine eigene tollpatschige Art, einen Weg zu finden, um über seinen Schatten zu springen während er sein und Barbaras gemeinsames Leben Revue passieren lässt. Wie viel „gemeinsam“ darin steckt, kann man schlecht beurteilen, aber ich musste erfreut feststellen, dass Barbara durchaus auch ein eigenes Leben lebt, sich mit Freundinnen trifft, sich engagiert aber eben auch ihren Mann versorgt hat.

Wie eine Tragikomödie entwickelt sich die Geschichte um Walter Schmidt, der sich endlich aus seinem Kokon schält nur um dann festzustellen, dass es vielleicht schon zu spät ist.

Das Ende bleibt offen, was mir im ersten Moment so gar nicht schmeckte. Aber auf den zweiten Blick sage ich, gut gemacht, so kann sich jeder seine eigenen Gedanken dazu machen. Vor mir gibt es vier Sterne und eine Hörempfehlung, an alle diejenigen, die vielleicht selbst nochmal über den Sinn des Lebens ein wenig nachdenken wollen …

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