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Veröffentlicht am 09.03.2023

Macaire Ebezner vs. Lew Lewowitsch ... the winner takes it all!

Das Geheimnis von Zimmer 622
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Auf einen Dicker Roman muss man sich einlassen wollen, denn er ist niemals etwas für „nebenbei“. Schon die ersten drei Bücher, bzw. Hörbücher des Autors haben mir das bewiesen. Und ich wollte mich einlassen ...

Auf einen Dicker Roman muss man sich einlassen wollen, denn er ist niemals etwas für „nebenbei“. Schon die ersten drei Bücher, bzw. Hörbücher des Autors haben mir das bewiesen. Und ich wollte mich einlassen auf Joël Dickers Werk und mit ihm gemeinsam das Geheimnis von Zimmer 622 erkunden. Witzigerweise arbeitet er sich selbst in seinen Roman mit ein und stellt sich für die Nachforschungen, die hoffentlich zur Aufklärung besagten Geheimnisses führen werden, eine Assistentin namens Scarlett Leonas zur Seite. Die Beiden sind wie hungrige Hunde mit einem Knochen, sie beißen sich immer tiefer in die Geschichte um den Mord im Hotel Palace de Verbier aufgrund dessen es dort kein Zimmer 622 mehr gibt.

Als Hörer war ich schnell eingetaucht in die Story um Reiche und Schöne und solche, die vor gaben ebendies zu sein. Rund um die Schweizer Hotel- und Bankenwelt sowie um Adel oder Nichtadel entwickelt sich ein geschickt konstruiertes Geflecht, in das ich als Hörerin zunehmend verwickelt wurde. Wechselnde Perspektiven und Zeitebenen verursachten zwar nicht immer Nägel kauende Spannung aber die Neugierde blieb stets erhalten.

Viel zum Hörvergnügen beigetragen hat schon – wie bei den Vorgängerhörbüchern – der talentierte und sehr sympathische Hörbuchsprecher und Schauspieler Torben Kessler. Bis zum Schluss führte er mich auf immer neue Pfade und Fährten und schaffte es, mich ganz schön der Nase rumzuführen. Ich vergebe hier gerne starke vier Sterne und für Dicker Fans eine absolute Lese- bzw. Hörempfehlung.

Veröffentlicht am 08.03.2023

Nicht nur für Wien Fans ein Genuss!

Die Totenärztin: Wiener Blut
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Fanny, die es geschafft hat, im Jahr 1908 bereits studierte Medizinerin zu sein, verdient meinen höchsten Respekt. Doch sie hat es nicht leicht mit den männlichen Kollegen, die sie oft nicht für voll nehmen ...

Fanny, die es geschafft hat, im Jahr 1908 bereits studierte Medizinerin zu sein, verdient meinen höchsten Respekt. Doch sie hat es nicht leicht mit den männlichen Kollegen, die sie oft nicht für voll nehmen und ihr eher die Rolle als Krankenschwester zuschustern wollen. So hat sie sich dann darauf spezialisiert, die in der Rechtsmedizin eingelieferten Toten zu untersuchen und eventuelle Ungereimtheiten ans Licht zu bringen. Schnell stellt sich heraus, dass hinter dem vermeintlichen toten Obdachlosen und einer toten Frau der gehobenen Schicht weit mehr steckt als anfänglich vermutet. Fanny macht sich auf eigene Faust auf Spurensuche und begibt sich damit in größte Gefahr …
Mit diesem ersten Band der historischen Reihe um „Die Totenärztin“ fühlte ich mich schnell ins Wien vor guten hundert Jahren versetzt. Dies waren genau die Szenen, die ich im Wiener Kriminalmuseum bei einem kürzlichen Besuch dort sehen durfte und von denen mich manche das Gruseln lehrten. Dank der anschaulichen Erzählweise konnte ich mir bildlich vorstellen, wie Fanny sich – manchmal etwas blauäugig – auf Verbrecherjagd begibt.
Sehr gut gefallen hat mir als großer Fan der verstorbenen Kaiserin Elisabeth, dass auch ihr Mord, knapp zehn Jahre früher, als Thema aufgegriffen wurde. Kopfkino vom Feinsten. Die Sprecherin, Katharina Ballan, konnte mich an manchen Stellen leider noch nicht ganz überzeugen, aber sie bekommt natürlich mit dem nächsten Teil unbedingt eine Chance von mir. Unbedingt, denn dieser erste Band endet mit einem Cliffhanger, der meine Neugier geweckt hat. Von mir gebt es vier von fünf Sternen und eine Lese- bzw. Hörempfehlung nicht nur für Wien Fans!

Veröffentlicht am 27.01.2023

Kindesmisshandlung der eigenwillig traurigen Art ...

Die Überlebenden
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Was für eine Familie, was für eine Tragödie!!! Wir haben es hier mit drei Jungen zu tun – inzwischen zu jungen Männern herangewachsen – die ihr ganzes Leben lang verwirrt und verzweifelt um die Liebe ihrer ...

Was für eine Familie, was für eine Tragödie!!! Wir haben es hier mit drei Jungen zu tun – inzwischen zu jungen Männern herangewachsen – die ihr ganzes Leben lang verwirrt und verzweifelt um die Liebe ihrer Eltern, insbesondere der Mutter, zu buhlen und zu kämpfen hatten. „Ein Akademikerehepaar immer am Rand des Existenzminimums“ … so oder so ähnlich wurden Vater und Mutter sicher nicht unpassend im Buch beschrieben. Als Kinder merkten es Benjamin, Pierre und Nils nicht wirklich, dass die Eltern kettenrauchende Alkoholiker waren und dass sie stets in einer verwahrlosten Umgebung hausten. Was sie aber sehr wohl merkten war, dass die Gefühle ihnen gegenüber stets unberechenbar waren. Kann eine solche Kindheit je aufgearbeitet werden? Kann der letzte Brief der Mutter als Entschuldigung gelten, der ihr Leben wieder auf den richtigen Weg bringt?

Meine obenstehende Beschreibung lässt erahnen, dass es sich hier um keine leichte Lektüre handelt, und dass ich beim Lesen oft innehalten musste, um das gerade Gelesene verarbeiten zu können. Das Buch hat mich berührt und zugleich wütend gegenüber den Eltern gemacht, die so leichtsinnig mit dem Leben ihrer eigenen Kinder verfuhren. Was mich aber unheimlich im Lesefluss störte, war der Aufbau des Buchs. Man liest quasi die Vergangenheit vom Anfang und die Zukunft führend und die Gegenwart vom Jetzt ins Damals. Obwohl die Kapitel mit entsprechenden Überschriften versehen waren, musste ich mich jedes Mal wieder neu reindenken und überlegen, wo ich mich eigentlich befand. Ich bin mir sicher, der Autor wollte sich damit von der breiten Masse der Roman abheben, bei mir hat er sich damit keinen Gefallen getan und bekommt nun ein Sternchen Abzug. Ich vergebe vier wohlgemeinte Sterne und leider deshalb auch nur eine bedingte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 18.01.2023

"Nigdy się nie poddamy, wir geben nicht auf!"

Hannah und ihre Brüder
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Das Buch beginnt mit einem ordentlichen Schreck, denn der betagte Ben Solomon, der vor nicht allzu langer Zeit seine geliebte Frau Hannah verloren hat, taucht plötzlich mit einer Waffe auf einer Galaveranstaltung ...

Das Buch beginnt mit einem ordentlichen Schreck, denn der betagte Ben Solomon, der vor nicht allzu langer Zeit seine geliebte Frau Hannah verloren hat, taucht plötzlich mit einer Waffe auf einer Galaveranstaltung auf und bedroht ausgerechnet einen der Ehrenbürger Chicagos, der mit vielen Spenden und Hilfen besonders der jüdischen Gemeinschaft unter die Arme greift, da er doch vermeintlich ähnlich schlecht wie die meisten Juden während des Zweiten Weltkriegs behandelt wurde. Das gibt er zumindest vor, doch Ben ist überzeugt in ihm seinen „Fastbruder“ erkannt zu haben, mit dem er damals in Polen aufgewachsen ist. Keiner glaubt dem alten Ben und so engagiert er in seiner Verzweiflung die Anwältin Catherine Lockart um mit ihr und dem befreundeten Privatermittler Liam Taggart der Sache auf den Grund zu gehen und hoffentlich ein schauriges Verbrechen aufzuklären. Werden sie gemeinsam den mächtigen „Elliot Rosenzweig“ zur Strecke bringen?

Der Roman muss dem Autor Ronald H. Balson nur so aus der Feder geflossen sein, denn er liest sich fast von selbst. Ein Buch, das an den Händen klebt und das man nur schwer zu Seite legen kann. Besonders die Zeit vor und während des Krieges in Polen ist sehr authentisch geschildert und muss Herrn Balson einiges an Recherchearbeit abgerungen haben. Davor ziehe ich meinen Hut. Dennoch fand ich das Buch irgendwie sehr amerikanisch. In Europa und wahrscheinlich besonders in den vom Krieg damals schwer betroffenen Länder wie Deutschland, Österreich, England, Frankreich und so weiter, meine ich, schreibt man ein wenig anders. Fast als wäre man näher am Geschehen gewesen, wenn auch die heutigen Autoren meist selbst noch nicht mal geboren waren. Nichtsdestotrotz hat mich das Buch gefesselt und ich vergebe mit gutem Gewissen eine Bewertung mit vier Sternen.

Veröffentlicht am 11.01.2023

"Die habbe e Bub aus mir gemacht!"

Tante Martl
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Wie es scheint, hüpfen diesen Monat Familiengeschichten gleich mehrfach direkt aus meinem SUB-Regal auf die Leseliste. Wie schön, denn genau die haben es mir im Moment recht angetan. So geschehen dann ...

Wie es scheint, hüpfen diesen Monat Familiengeschichten gleich mehrfach direkt aus meinem SUB-Regal auf die Leseliste. Wie schön, denn genau die haben es mir im Moment recht angetan. So geschehen dann auch mit der titelgebenden Tante Martl, die als Protagonistin in dem Roman von Ursula März in Erscheinung tritt. Sie wird als drittes Mädchen und somit als große Enttäuschung für ihren Vater geboren, der sich doch so sehr einen Stammhalter gewünscht hatte. So lässt er dann auch – ob aus Wut oder aus Scham – auf dem Standesamt den Namen Martin und nicht Martina in die Geburtsurkunde eintragen. Das wiederum verzeiht ihm seine Frau nicht und so ist es ein Hin- und Hergezerre mit dem armen Kind. Sie muss von Anfang an gespürt haben, dass sie kein Wunschkind ist und entwickelt sich ganz anders als ihre Schwestern Bärbl und hübsche Rosa, die immer Papas Liebling war. Zeitlebens bleibt sie unverheiratet und kinderlos, doch auch ihr Leben ist individuell und etwas Besonderes. Sie hat einen Beruf, verdient ihr eigenes Geld, reist, ist intelligent und interessiert und so fühlt sich dann ihre Nichte Ursula berufen, die Geschichte dieser außergewöhnlichen Frau mit dem „pälzischen“ Dialekt zu erzählen …

Während ich mich erst ein wenig an die Erzählstimme der Sprecherin Bettina Hoppe gewöhnen musste, hatte ich sie spätestens nach ihrem ersten Auftritt in authentischem Dialekt liebgewonnen. Gemeinsam mit der Autorin Ursula März, um deren Familiengeschichte es bei Tante Martl geht, wurde ein Hörgenuss der besonderen Art geschaffen. Ich konnte mich für die Lektüre begeistern und vergebe gerne verdiente vier von fünf Sternen. Und ganz besonders freut mich, dass sich mein Duettpartner genauso daran erfreuen konnte. Für mich war es ein absolutes Wohlfühlbuch.