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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.03.2023

Wann ist der Mann ein Mann?

Prägung
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Nach seinen Reflexionen über die Trauer legt Christian Dittloff ein weiteres persönliches Buch nach, diesmal zum Thema Männlichkeit. Es ist ein autobiografisches Werk, das Rechercheergebnisse einfließen ...

Nach seinen Reflexionen über die Trauer legt Christian Dittloff ein weiteres persönliches Buch nach, diesmal zum Thema Männlichkeit. Es ist ein autobiografisches Werk, das Rechercheergebnisse einfließen lässt.
„Um aus dem Material einen greifbaren Text zu bauen, der einen klassischen Erzählbogen umgeht, brauche ich ein Ordnungsprinzip.“ So verwendet er das Wort „Steinbruch“ und darin enthaltene Wörter als Startpunkt für Assoziationen zum Mannsein, die schließlich zu Kapiteln werden. Wir haben teil am Schreibprozess und bekommen auch Anmerkungen aus dem Lektorat zu sehen, die Aussagen hinterfragen oder ergänzen.
Der Autor gräbt tief in seinen Erinnerungen und stülpt sein Inneres nach außen. Es entsteht eine Mischung aus Vergangenheitsbewältigung und Gesellschaftskritik, die nachdenklich macht, aufrüttelt und mitfühlen lässt. Für mich stellte „Prägung“ eine gute Ergänzung zu „Niemehrzeit“ dar, den gewählten Stil empfinde ich als erfrischend und angenehm zu lesen.

Veröffentlicht am 19.03.2023

Ein besonderes Mädchen

Das Geheimnis meines Erfolgs
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„Das Geheimnis meines Erfolges“ beinhaltet die Beobachtungen eines Mädchens von der Geburt bis ins Schulalter. Alex reflektiert ihr Dasein, ihren Alltag sowie ihre Vorlieben für gelbe Dinge und Vögel. ...

„Das Geheimnis meines Erfolges“ beinhaltet die Beobachtungen eines Mädchens von der Geburt bis ins Schulalter. Alex reflektiert ihr Dasein, ihren Alltag sowie ihre Vorlieben für gelbe Dinge und Vögel. „Hätte ich einen Vogel auf mir sitzen gehabt, einen wie das Nashorn ihn hatte, wäre uns das nicht passiert.“
Die Schwierigkeiten einer alleinerziehenden Mutter mit einem womöglich autistischen Kind werden verpackt in der Perspektive eines weisen Kindes, das durchaus seine Andersartigkeit wahr- und mit Hilfe der Fantasie in Angriff nimmt.
Dadurch wird einem schweren Thema eine gewisse Leichtigkeit gegeben und ein Mitfühlen mit den Figuren ermöglicht. Für mich war es eine bewegende und besondere Lektüre.

Veröffentlicht am 12.03.2023

Wider den Wahnsinn

Psychohacks für ein glückliches Leben
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In Analogie zu den Hacks, mit denen sich das Leben erleichtern lässt, wurden hier „Psychohacks“ zusammengestellt, also Strategien für verschiedene Situationen des privaten und beruflichen Alltags. Von ...

In Analogie zu den Hacks, mit denen sich das Leben erleichtern lässt, wurden hier „Psychohacks“ zusammengestellt, also Strategien für verschiedene Situationen des privaten und beruflichen Alltags. Von Kindererziehung über Kaufsucht bis Kollegenmotivation vermittelt der Autor, seines Zeichens Psychologe, „111 wirksame Tools gegen den Alltagswahnsinn“.
Die Leser sollen nicht mit wissenschaftlichen Erklärungen belastet, sondern mit ganz praktischen Tipps versehen werden. Dies geschieht in einem lockeren Erzählton, duzenderweise und mit Anwendungsbeispielen auf drei bis fünf Seiten je Fragestellung. So sei es laut Autor hilfreich, sich manchmal selbst die rote Karte zu zeigen oder sich eine Sprachnachricht zum späteren Abrufen zu senden.
Die Lektüre war für mich unterhaltsam und bot so manche Idee, die in der Praxis getestet werden will.

Veröffentlicht am 05.03.2023

Der Bücherberg

Die Familien der anderen
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Christine Westermann erzählt aus ihrem Leben und macht damit gleichzeitig einen Streifzug durch die Bücher, die sie dabei begleitet haben, denn die Journalistin hat nicht nur selbst Bücher geschrieben, ...

Christine Westermann erzählt aus ihrem Leben und macht damit gleichzeitig einen Streifzug durch die Bücher, die sie dabei begleitet haben, denn die Journalistin hat nicht nur selbst Bücher geschrieben, sondern auch in den Medien so einige besprochen.
Die Autorin wirkt dabei stets authentisch und nahbar. So berichtet sie beispielsweise von ihren Selbstzweifeln, dass sie sich im Literarischen Quartett kleiner fühlte als die anderen drei Teilnehmer oder wie ihre lesbaren Buchtipps in der Jury für den Deutschen Buchpreis überstimmt wurden. Jene gibt sie aber ganz selbstverständlich und nebenbei auch hier, wo es eigentlich um ihr Leben geht. Mit ihr erklimmen wir außerdem den „Zauberberg“, sind sozusagen ihr Antrieb, dass sie diese Lesereise endlich angeht.
Ich habe diese Bücherbiografie bewusst als Hörbuch gewählt, denn so konnte ich Christine Westermann in ihrem Metier erleben. Es blieb dabei natürlich nicht aus, dass ich mir Notizen machte, welche Bücher ich nun unbedingt noch lesen muss. „Die Familien der anderen“ ist jedenfalls ein großes Vergnügen für jeden Büchernarren.

Veröffentlicht am 04.03.2023

Falsche Freunde

Freischwimmer
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Kunststudent Donnie ist durch seine Freunde in die rechte Szene gerutscht. Die abzuleistenden Sozialstunden, ein Mädchen und eine alte jüdische Dame haben einigen Einfluss darauf, dass er sein Handeln ...

Kunststudent Donnie ist durch seine Freunde in die rechte Szene gerutscht. Die abzuleistenden Sozialstunden, ein Mädchen und eine alte jüdische Dame haben einigen Einfluss darauf, dass er sein Handeln hinterfragt.
Das Buch ist locker-flockig und knallhart zugleich, denn neben dem Wohlfühlteil, in dem sich der Protagonist mit Meggie nach Frankreich auf die Suche nach ihrem Großvater begibt, werden wir auch mit dem Unrecht, das den Juden widerfahren ist, und mit rassistischer Gewalt konfrontiert.
Von ein paar Zufällen im Handlungsverlauf abgesehen, ist der Roman authentisch und mitreißend, besonders da die Ich-Perspektive Einblicke in die Verarbeitung des aufregenden Sommers erlaubt. „Hätte sie mir zehn Minuten gegeben, wäre ich ins Wohnzimmer gegangen, hätte mir ein paar Notizen gemacht und wäre mit einer wohlartikulierten Antwort zurückgekommen, die sowohl ihre Situation als auch meine Meinung einbezog.“ Das hat mir auch sprachlich richtig gut gefallen und macht eine lohnenswerte Lektüre für mich aus.