Spannend und überraschend
Es war einmal in Venedig„...Während wir ostwärts fuhren, brannte schräg hinter uns die Sonne ein gelbglühendes Loch ins Hellblau des Himmels, und von vorne fächelte der laue Fahrtwind unsere erhitzte Haut...“
Wir schreiben das ...
„...Während wir ostwärts fuhren, brannte schräg hinter uns die Sonne ein gelbglühendes Loch ins Hellblau des Himmels, und von vorne fächelte der laue Fahrtwind unsere erhitzte Haut...“
Wir schreiben das Jahr 1973, als die Studentin Julia mit ihrer Kommilitonin auf den Weg nach Italien ist. Das erste Ziel heißt Venedig. Noch ahnt Julia nicht, dass ein einziger Tag ihr ganzes Leben verändern wird.
Die Autoren haben eine fesselnde Geschichte geschrieben. Der Schriftstil ist stellenweise sehr poetisch, andererseits fördert er den Spannungsbogen. Eine in kursiv gehaltene Rahmenhandlung, die auch zwischendurch ab und an aufflammt, hat die Protagonistin im höheren Lebensalter zum Inhalt. Den Aufenthalt in einer Privatklinik nutzt diese, um die Geschichte für ihren Enkel aufzuschreiben. Dabei fließen manch philosophische Gedanken mit ein.
„...Wer hingegen wie ich in seine Vergangenheit zurückblickt, muss feststellen, dass die Zeiträume zwischen den Ereignissen umso gestauchter erscheinen, je länger sie vorbei sind...“
Die jungen Frauen waren in dem Fischerstädtchen Chioggia untergekommen. Während Ella den ersten Tag mit einem jungen Mann verbringen will, macht sich Julia mit der Fähre in Richtung Venedig auf den Weg. Sehr gut wird ihr Spaziergang durch die Stadt beschrieben. Sie fotografiert alles, was ihr vor die Linse kommt.
„...Was für ein Anblick! Edle Arroganz verstrahlend, blickten die Herrschaftshäuser würdevoll hinab auf die geschäftige Wasserstraße mit Gondeln, Barken und Nachen...“
Als Ella das jüdische Viertel erreicht, sieht sie, wie ein Mann mit einem Stecken auf eine Katze los geht. Julia stürzt sich auf ihn. Ein zweiter Mann namens David erscheint und hilft ihr auf die Beine. Damit beginnt für Julia das Abenteuer ihres Lebens. Die Katze hatte eine rotes Tuch um den Hals. Das nimmt David mit. Julia will das Geheimnis des Tuches ergründen und David wieder sehen.
Was Julia innerhalb weniger Stunden erlebt, würde für ein halbes Leben reichen. Die komprimierte Darstellung wirkt besonders eindrücklich, in der Gesamtheit der Geschehnisse aber auch stellenweise unrealistisch. Julia gerät zwischen die Fronten und beide Seiten sind nicht zimperlich, wenn es um die Durchsetzung ihrer Interessen geht.
Ich möchte nch einmal aus den kursiven Teil zitieren, weil dieses Thema die Geschichte wie ein roter Faden durchzieht.
„...Nur wer Angst hat, kann Mut beweisen, ein Risiko eingehen, einer Bedrohung entschlossen entgegentreten. Angst und Mut sind wohl zwei Seiten derselben Medaille, sind gegensätzliche Impulse, die sich ergänzen und unserer Selbsterhaltung dienen...“
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es setzt ein nach wie vor aktuelles Thema spannend um und verknüpft es mit einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte.