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April1985

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2023

Sehr unterhaltsam

Stealing Infinity
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Ein Akademiesetting, Geheimnisse, Intrigen und Zeitreisen? Da bin ich dabei. Alyson Noëls Romantasy hat mir richtig Spaß gemacht und ich bin nur so durch die Kapitel geflogen. Tja, das lag zum ...

Ein Akademiesetting, Geheimnisse, Intrigen und Zeitreisen? Da bin ich dabei. Alyson Noëls Romantasy hat mir richtig Spaß gemacht und ich bin nur so durch die Kapitel geflogen. Tja, das lag zum einen daran, dass diese schön kurz gehalten sind und man dazu verleitet wird "nur noch ein Kapitel" zu lesen. Zum anderen war ich begierig darauf, die Rätsel der Gray Wolf Academy zu lüften, einem geheimnisvollen Internat, auf das Protagonistin Natasha geschickt wird, nachdem sie nach einer mysteriösen Partynacht wegen Diebstahls festgenommen wird und von Arthur, einem milliardenschweren Kunstliebhaber, unter die Fittiche genommen wird. Arthur ist auch der Gründer und Leiter der Gray Wolf Academy. Doch warum hilft er Nat? Welche Pläne hat Arthur mit ihr? Schnell wird klar, dass es sich nicht um eine normale Akademie handelt und, dass Nat aufpassen muss, wem sie ihr Vertrauen schenkt.

Ich fand die Handlung großteils richtig spannend; selbst den Romantikanteil, der recht hoch ist.

Nat ist eine toughe Protagonistin, die, nachdem ihr Vater spurlos verschwunden ist, immer mehr abgerutscht ist. Von ihrer Mutter bekommt Natasha keinen Halt, sodass die Aufnahme an der Akademie für Nat die Chance auf einen Neuanfang ist. Einzig Mitschülerin Elodie scheint Nat helfen zu wollen und dann ist es ausgerechnet Elodie, welche Nat hintergeht.

Ich mochte Natasha sehr gerne, allerdings fand ich ihren Modewahn übertrieben. Die Rolle, welche Designerkleidung und Geld einnehmen, war mir irgendwie suspekt. Damit kann ich mich nicht identifizieren. In dieser Hinsicht fand ich die Geschichte leider etwas oberflächlich.

Gut gefallen hat mir aber das Akademiesetting und auch die Zeitreisen, wobei es von letzterem gerne mehr hätte geben dürfen. Aber hier setze ich einfach mal auf die Fortsetzung, auf die ich mich nach dem gemeinen Cliffhanger, sehr freue.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Wer ist hier das Monster?

Die Tochter des Doktor Moreau
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》Sie war unverblümt und doch reizend. Aber wie sehr sie auch mit dem Fächer wedeln mochte, Soireen und literarische Salons waren ihr ebenso fremd wie die Sprache der Blumen.《

(Zitat aus ‚Die Tochter des ...

》Sie war unverblümt und doch reizend. Aber wie sehr sie auch mit dem Fächer wedeln mochte, Soireen und literarische Salons waren ihr ebenso fremd wie die Sprache der Blumen.《

(Zitat aus ‚Die Tochter des Doktor Moreau‘, S. 88)

Darum geht’s:

Mexiko, 1871: Mitten im Dschungel auf der Halbinsel Yucatan, fernab der Zivilisation, befindet sich das als Heilanstalt getarnte Labor von Dr. Moreau. Angewiesen auf seinen Geldgeber betreibt der Doktor geheime Forschungen. Doch die Resultate sind nicht wie erwünscht und Dr. Moreau steht kurz davor alles was ihm lieb ist zu verlieren. Als Eduardo Lizalde, der Sohn von Moreaus Auftraggeber, die Hacienda besucht, scheint sich zunächst alles zum Positiven zu fügen. Denn Eduardo hat sich in die liebreizende Carlota, Moreaus Tochter verliebt und macht ihr den Hof. Doch dann kommen nach und nach immer mehr dunkle Geheimnisse ans Licht. Das größte und gefährlichste davon betrifft Carlota selbst.

Meine Meinung
Eins vorweg: Wer mitreißenden Horror und eine gruselige Atmosphäre sucht, der wird sie hier nicht finden. ‚Die Tochter des Doktor Moreau‘ war mein erster Roman von Silvia Moreno-Garcia und einfach komplett anders als ich ihn mir erwartet habe. Horror ist definitiv vorhanden – aber eher von subtiler Machart.

Inspiriert von H.G. Wells ‚Die Insel des Doktor Moreau‘ schreibt Silvia Moreno-Garcia über grausame Experimente, die der Doktor in seinem geheimen Labor, das selbst Carlota nicht kennt, durchführt. Ich kannte H.G. Wells Werk bislang nicht und war daher von den Enthüllungen sehr überrascht. Doch auch wenn man Wells Werk kennt, ist das Entsetzen und Grauen nicht weniger präsent.

Der Roman kommt mit wenig Handlung aus. Tatsächlich habe ich mir vorallem in der ersten Hälfte einige Male gedacht, dass es nett wäre, wenn mal was passieren würde. Trotzdem konnte ich aber auch nicht aufhören zu lesen, weil mich die Charaktere so vereinnahmt haben. In einer Zeit, in der Frauen sich den Männern zu fügen haben, geht Carlota ihren ganz eigenen Weg. Sie ist wunderschön, freundlich und liebreizend und sie hat genaue Ziele vor Augen. Carlota dabei zu begleiten, wie sie ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt, hat mich sehr mitfiebern lassen. Und auch ihr dunkles Erbe fand ich wahnsinnig spannend, auch wenn ich schon recht früh geahnt habe, welches Geheimnis in ihr schlummert.

Während die erste Hälfte wie gesagt sehr ruhig erzählt ist, wird es in der zweiten Hälfte ein bisschen temporeicher. Und es kommt auch zu einigen Wendungen in der Geschichte. Man darf sich aber wie gesagt keine mitreißende Action à la Indiana Jones erwarten.

Erzählt wird die Geschichte nicht nur aus Carlotas Perspektive. Die zweite Perspektive ist Montgomery, ein Trunkenbold mit dem Herz am rechten Fleck, den das Leben und die Liebe übel mitgespielt haben. Als Verwalter der Hacienda zählt es seinen Aufgaben sich um die Experimente zu kümmern.

Die Experimente sind es auch, die im Fokus stehen. Genauso wie die Frage inwieweit der Mensch in die Natur eingreifen darf. Ich war richtig ergriffen und entsetzt über das Leid, welches sich hinter den vier Wänden der Hacienda verbirgt.

Neben den Forschungen und wissenschaftlichen Experimenten geht es auch um Ausbeutung und Sklaverei. Historischer Hintergrund ist der Kastenkrieg – ein Konflikt zwischen Mayas und der Mexikanischen Bevölkerung. Die Autorin schreibt im Nachwort einiges dazu. Ich kann nur empfehlen dieses auch zu lesen, allein schon um ein besseres Gefühl für die ganze Situation zu bekommen.

Ich habe das Buch wirklich sehr gerne gelesen. Nicht zuletzt auch wegen des schönen Schreibstils bzw. der wunderbaren Übersetzung von Frauke Meier.


»Es ist, wie es ist. Für uns alle gibt es einen Pfad, dem wir folgen müssen, und ein Schicksal, das im Buch der Tage festgeschrieben ist.«

(Zitat aus ‚Die Tochter des Doktor Moreau‘, S. 211)

Fazit:

‚Die Tochter des Doktor Moreau‘ war komplett anders als erwartet. Silvia Moreno-Garcias Erzähltempo ist ruhig. Über weite Strecken passiert nicht viel. Und doch konnte ich das Buch nur schwer aus der Hand legen, war ergriffen von dem Leid und dem Schmerz, welcher sich tief im mexikanischen Dschungel abspielt.

Ich kann das Buch all jenen empfehlen, die gerne ruhige Geschichten mit historischem Hintergrund lesen und sich auch gerne mit moralischen und ethnischen Fragen beschäftigen.

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Veröffentlicht am 23.05.2023

unglaublich gut recherchierter Roman über eine verbotene Liebe zwischen zwei jungen Frauen in den 1950er Jahren

Last night at the Telegraph Club
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Da das Buch im englischsprachigen Raum sehr gefeiert wird, bin ich darauf aufmerksam geworden. Umso größer war meine Freude, als ich gesehen habe, dass ‘Last Night at the Telegraph Club’ ins Deutsche übersetzt ...

Da das Buch im englischsprachigen Raum sehr gefeiert wird, bin ich darauf aufmerksam geworden. Umso größer war meine Freude, als ich gesehen habe, dass ‘Last Night at the Telegraph Club’ ins Deutsche übersetzt wird.

Wenn du wissen willst, wie mir Lilys Geschichte gefallen hat, lies gerne in meiner Rezension weiter.

》Sie haben sich geküsst.《…Es laut auszusprechen war berauschend und sie wurde wieder rot. Trotzdem bekam sie das Wort nicht über die Lippen, mit dem die Frauen in diesem Buch bezeichnet wurden: lesbisch.

Zitat aus ‘Last Night at the Telegraph Club’, S. 102

Darum geht’s

Es sind die 1950er Jahre. Die 17-jährige Lily wächst als Kind chinesischer Einwanderer in San Franciscos Chinatown auf. Die politische Situation ist angespannt. Die USA sehen in den Einwanderern eine kommunistische Gefahr, was Deportationen zur Folge hat. In dieser angespannten Zeit lernt Lily in einem Mathekurs Kath kennen. Gemeinsam mit Kath besucht Lily heimlich den Telegraph Club, eine geheime Bar für Lesben, in der eine berühmte Herrenimitatorin auftritt. Lily, die vorher schon das Gefühl hatte ‘anders’ zu sein, findet während der nächtlichen Treffen die Bestätigung. Sie hat sich in Kath verliebt. Doch eine Liebe zwischen Frauen ist im Jahr 1954 ein absolutes Tabu. Als die Beziehung der beiden auffliegt, steht für Lily und ihre Familie viel auf dem Spiel.

Meine Meinung

Malinda Lo hat eine wunderbare, gefühlvolle Geschichte zu Papier gebracht. Es ist eine Geschichte über eine verbotene Liebe, einen geheimen Club, über das erste Verliebtsein und über das Erwachsenwerden in einer politisch angespannten Zeit. Malinda Lo greift viele Themen auf – Diskriminierung, Rassismus und die Politik der 1950er Jahre. All das findet neben Lilys und Kaths Liebesgeschichte Platz, die ganz unschuldig beginnt und sehr authentisch und sanft erzählt wird.

Lily ist eine tolle Protagonistin, die man gerne begleitet. Sie liebt Mathe und alles was mit Raumfahrt zu tun hat. Der Telegraph Club gibt Lily die Möglichkeit vieles über sich selbst herauszufinden. Der Club ist ein sicherer Hafen, an dem sich Lily unter Gleichgesinnten ausprobieren kann und sich nicht zu verstellen braucht. Ich habe Lily für ihren Mut bewundert. Sie steht zu sich selbst und zu ihren Gefühlen für Kath. Ihre Selbstbestimmtheit und ihre Entwicklung sind einfach großartig.

Geschrieben ist das Buch zum größten Teil aus Lilys Perspektive, wobei es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit gibt, in denen zum Beispiel Lilys Mutter oder auch ihre Tante zu Wort kommen.

Zwischendurch gibt es auch immer wieder Zeitleisten, die die wichtigsten (politischen) Ereignisse zusammenfassen.

Mir hat der Roman insgesamt sehr gut gefallen. Allerdings hatte er leider einige Längen, an denen man das Gefühl hatte, auf der Stelle zu treten. Vorallem die politischen Debatten nehmen viel Raum ein.

Die zweite Hälfte des Buches ist aber richtig mitreißend und spannend. Ab einem gewissen Ereignis im Telegraph Club nimmt die Handlung Tempo auf und entwickelt sich zu einem richtigen Pageturner. Das Ende wurde mir dann ein bisschen zu schnell abgehandelt. Es hat mich aber schon zufrieden zurück gelassen, auch wenn ich mir hier vielleicht noch ein Kapitel mehr gewünscht hätte.

Was ich unbedingt noch erwähnen muss, ist das Nachwort der Autorin, das man auf jeden Fall lesen sollte. Malinda Lo gibt hier einen Einblick in ihre Quellen und macht nochmal die Situation chinesisch-stämmiger Einwanderer, sowie der queeren Gemeinschaft in den 50er Jahren deutlich. Man bemerkt bereits beim Lesen die intensiven Recherchen der Autorin. Das Nachwort ist eine tolle, sehr informative Ergänzung zur Geschichte. Wie gesagt, unbedingt lesen.


Lily hob die Finger an die Lippen, wie um der letzten Spur von Kaths Kuss nachzuspüren. Ein sonderbarer Leichtsinn erfasste sie und machte sie so beschwingt, dass sie das Gefühl hatte, sie könnte vom Boden abheben und schweben vor lauter Leichtigkeit und Liebe.

Zitat aus ‘Last Night at the Telegraph Club’

Fazit

Ein unglaublich gut recherchierter Roman über eine verbotene Liebe zwischen zwei jungen Frauen in den 1950er Jahren. Malinda Lo hat den Zeitgeist und die politischen Konflikte sehr gut erfasst und eine zarte Liebe innitten der Unruhen erblühen lassen. Nur im Mittelteil kamen leider einige Längen auf, die meinen Lesefluss etwas in Stocken gebracht haben. Das Ende hätte dafür etwas ausführlicher sein können.

Dennoch verdient das Buch eine große Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Für Asterix-Fans

Wo steckt eigentlich Asterix? - Das große Wimmelbuch
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Ich war schon als Kind großer Fan von Asterix, Obelix, Idefix und Co. Ich habe die Filme, genauso wie die Comics und Videospiele inhaliert. Als Wimmelbuch kannte ich Asterix allerdings noch nicht. ...

Ich war schon als Kind großer Fan von Asterix, Obelix, Idefix und Co. Ich habe die Filme, genauso wie die Comics und Videospiele inhaliert. Als Wimmelbuch kannte ich Asterix allerdings noch nicht. Und da meine Kinder das passende Alter haben, dachte ich mir, warum die zwei nicht mit dem Asterix-Fieber anstecken.

Was gefällt mir besonders gut? Ganz klar die tollen Illustrationen! Die dargestellten Wimmelbilder sind in feinster Asterix-Manier gezeichnet. Eben so wie man die unbesiegbaren, gerissenenen Gallier kennt und liebt.
Wettbewerbscharakter bekommt das Buch durch eine einfache Spielregel. Für gefundene Charaktere gibt es Punkte in Form von Lorbeerkränzen. Der Sieger mit den meisten Kränzen geht als Champion hervor. Es ist jetzt zwar kein Muss, aber doch ein netter Zusatz und Motivation zum Suchen für die Kinder.

Da meine Kinder die Geschichten bisher nicht kennen, hält sich die Begeisterung noch in Grenzen. Als Fan kann ich das Wimmelbildbuch aber klar empfehlen - insbesondere an Asterix-Liebhaber!


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Veröffentlicht am 19.05.2023

Beginnt dort, wo andere Liebesgeschichten enden

Wo du uns findest (Light in the Dark 2)
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Nachdem mir Band 1 von Antonia Wesselings ‘Light in the Dark-Reihe’ sehr gut gefallen hat, musste ich natürlich auch den zweiten Band lesen.

Die Bücher sind unabhängig voneinander lesbar, da ...

Nachdem mir Band 1 von Antonia Wesselings ‘Light in the Dark-Reihe’ sehr gut gefallen hat, musste ich natürlich auch den zweiten Band lesen.

Die Bücher sind unabhängig voneinander lesbar, da es sich um andere Protagonisten handelt. Nach Maggie und Leo, sind es jetzt Melina und Ben, die uns an ihrem Leben teilhaben lassen.

Wenn du wissen willst, wie mit Mels und Bens Geschichte gefallen hat, lies gerne in meiner Rezension weiter.

》Das ist alles normal. Der Stress. Die Sorgen…Alles normal….Ich bin doch nicht verrückt, kein Irrer oder Wahnsinniger. Das hier ist alles normal. ICH bin normal.《

(Zitat aus ‘Wo du uns findest’, S. 132 ff.)

Darum geht’s:

Melinas und Bens Beziehung wird auf den Prüfstand gestellt. Während Ben all seine Energie in sein Medizinstudium steckt, startet Melina mit ihrem Youtube-Kanal voll durch. Mel würde Ben an ihrem Erfolg gerne teilhaben lassen, doch Bens Studium und die bevorstehenden Abschlussprüfungen nehmen ihn komplett ein. Er merkt auch nicht, dass er sich immer mehr vor Mel zurückzieht. Und Mel, die nicht mehr zu Ben durchdringt, knüpft Kontakte zu einem anderen Youtuber, welcher an mehr als nur einer Arbeitsbeziehung interessiert ist.

Meine Meinung:

In ‘Wo du uns findest’ erzählt Antonia Wesseling die Geschichte von Melina und Ben. Es ist eine Liebesgeschichte mit ungewissem Ausgang und der Besonderheit, dass die beiden zu Beginn des Buches bereits in einer scheinbar glücklichen Beziehung leben. Doch der Alltag und der Druck, welcher vorallem auf Ben lasten, holt die beiden ein und stellt die Beziehung der auf die Probe.

Das Buch ist abwechselnd aus der Perspektive von Melina und Ben geschrieben, was gerade bei solch sensiblen Themen sehr wichtig ist, um auch beide Seiten verstehen zu können. Während Mel und Ben in der Gegenwart um ihre Liebe kämpfen, lernen wir die beiden in Rückblenden als frisch verliebtes Pärchen kennen. Wir erfahren wie sich die beiden kennen gelernt, ihre Gefühle füreinander entdeckt und schließlich eine gemeinsame Wohnung bezogen haben. Dazwischen gibt es noch kleine Einschübe, die bis in Bens Kindheit zurück reichen und die Bens Situation bzw. seinen Charakter noch greifbarer machen.

Der Autorin ist es gelungen mir beide Protagonisten nahe zu bringen. Ich finde sowohl Ben, als auch Melina unglaublich authentisch dargestellt, ihre Gedanken, Handlungen und Reaktionen in den jeweiligen Situationen nachvollziehbar, wenn auch nicht immer richtig bzw. logisch. Aber es ist eben eine Ausnahmesituation, in der sich Melina und Ben befinden und da setzt der logische Verstand schon mal aus. Schön ist auch die Entwicklung der beiden – ganz besonders jene von Ben. Ich habe den angehenden Arzt unglaublich gerne auf seinem Weg begleitet, der noch Lange nicht zu Ende ist. Und auch den Schluss fand ich passend.

Antonia Wesselings Schreibstil mag ich total gerne. Er ist sehr bildhaft, sanft und flüssig zu lesen.

Antonia Wesseling schreibt über Depressionen, Erfolgs- und Leistungsdruck und zunehmende Entfremdung. Sie schildert Probleme, vor denen niemand geschützt ist und die die glücklichste Beziehung erschüttern können. Die ganzen Gefühle, die damit einhergehen – von Verzweiflung bishin zu Wut – werden sehr gut transportiert. Und auch die körperlichen Auswirkungen wurden unglaublich gut geschildert.

Ich mochte die Herangehensweise an das Thema sehr gerne und konnte mit Mel und Ben gleichermaßen mitfühlen.

Ich muss allerdings auch sagen, dass mir Band 1 letztlich ein bisschen besser gefallen hat. ‘Wo du uns findest’ hatte vorallem zu Beginn einige Längen, Abschnitte, in denen – abgesehen vom normalen Alltag eines Pärchens, das sich auseinanderlebt, – nicht viel passiert.

Trotzdem kann ich auch diesen Band sehr empfehlen. Herzensbuch!


》Dieses Plüschtier ist mit Abstand das zweitbezauberndste Geschenk, das ich je bekommen habe, und das meine ich, so wahr ich hier stehe.《 Wir küssen uns wie in einem schlechten Liebesroman, während Ben mir felsenfest verspricht, dass sein schönstes Geschenk dieses Jahr sowieso ich gewesen sei.

(Zitat aus ‘Wo du uns findest’, S. 260)

Fazit:

‘Wo du uns findest’ beginnt dort, wo andere Liebesgeschichten enden – in einer Beziehung. Antonia Wesseling schreibt über Probleme im Alltag, beim Zusammenleben, über Depressionen und Entfremdung. Melinas und Bens Weg ist kein leichter und ich habe die beiden gerne ein Stück davon begleitet.

Ein Herzensbuch, das ich gerne empfehle.

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