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Veröffentlicht am 07.06.2023

Verschenktes Potential und absolut keine Dark-Academia-Vibes

Stealing Infinity
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Seitdem ihr Vater vor Jahren verschwand, lässt Natasha Clarke ihr Leben eher an sich vorüber ziehen, ihre Freundin Elodie dagegen gehört zu den angesagtesten Mädchen der Highschool. Als Elodie Natasha ...

Seitdem ihr Vater vor Jahren verschwand, lässt Natasha Clarke ihr Leben eher an sich vorüber ziehen, ihre Freundin Elodie dagegen gehört zu den angesagtesten Mädchen der Highschool. Als Elodie Natasha eines Tages dazu überredet, die Schule zu schwänzen und bereits am frühen Nachmittag in einen mysteriösen Club zu gehen, verliert Nat das Bewusstsein und findet erst am nächsten Tag mitten im Unterricht wieder zu sich. Im nächsten Moment wird sie auch schon des Diebstahls bezichtigt und von der Schule verwiesen - ehe Natasha sich versieht, ist sie bereits auf dem Weg zur Gray Wolf Academy, wo nicht nur ihr gesamtes Leben, sondern auch alles, was sie zu wissen glaubte, auf den Kopf gestellt wird.

"Stealing Infinity" von Alyson Noël hat in meinen Augen leider nicht gehalten, was der Klappentext, die Werbung und selbst eine Leseprobe versprochen hatten. Wer sich hauptsächlich von den intensiv beworbenen Dark-Academia-Vibes angezogen fühlt, sollte die Finger von diesem Buch lassen, denn davon war im Lauf der Handlung überhaupt nichts zu spüren. Auch der Protagonistin konnte ich emotional kaum nahe kommen, dabei war sie die einzige Person, die ich beim Lesen dauerhaft begleitet habe. Alle anderen Figuren wirkten auf mich wie unbedeutende Statisten, die immer nur kurz in Erscheinung traten und es kam mir vor, als ob ich über jeden nicht ein Fitzelchen mehr erfahren durfte, als für den Fortgang der Geschichte unbedingt notwendig war.

Dabei hatte der Plot durchaus Potential und der Schreibstil gehört zu den Dingen, die ich in diesem Roman als positiv empfunden habe - leider genügt das in meinen Augen nicht, um die dramaturgischen Schwächen auszugleichen. Die handelnden Personen und auch der Hintergrund hätten für meinen Geschmack gern etwas umfassender beschrieben sein dürfen, außerdem hatte ich besonders in der ersten Hälfte den Eindruck, immer nur einzelne Szenenausschnitte hin geworfen zu bekommen, zwar durchaus in chronologisch geordneter Reihenfolge, aber ohne irgendwelche überleitende Elemente dazwischen.

In der zweiten Buchhälfte nahm die Spannung dann etwas mehr an Fahrt auf und ich habe das Leseerlebnis weniger zähe empfunden. Natürlich gab es am Ende immer noch Unmengen offener Fragen, schließlich sollen wir Leser ja animiert werden, auch den Folgeband zu kaufen. Ein wenig ärgere ich mich über meine Neugier, die wohl dafür sorgen wird, dass ich die Fortsetzung tatsächlich lesen werde, auch wenn ich von dem ersten Teil nicht wirklich begeistert war - zum Schluss gab es allerdings noch eine Figur, über die ich gern noch mehr erfahren möchte und ich trage mich immer noch in der Hoffnung, im zweiten Band ein paar der ersehnten Antworten zu finden, obwohl ich mich schwer getan habe, emotional in die Geschichte einzutauchen.

Selbst der Strang um die Liebeshandlung vermochte mich nicht zu fesseln, auch hier waren die Gefühle zwar in ein paar knappen Worten beschrieben, doch ich konnte nicht recht nachvollziehen, woher sie so plötzlich gekommen sind. Auch die Diskrepanz zwischen Natashas viel gepriesener Klugheit und ihrem tatsächlichen Verhalten hat mich beim Lesen deutlich gestört, im Prinzip nimmt sie alles, was ihr gesagt wird hin, ohne wenigstens ab und zu mal auf einer Antwort zu bestehen. Selbst nach einem traumatischen Erlebnis, lässt sie sich mit der Aussage beschwichtigen, dass sie selbst entscheiden müsse, ob sie Hilfe in Anspruch nehmen und dadurch schwach wirken, oder taff sein und die Erinnerung unter den Teppich kehren möchte. Die Botschaft die hier vermittelt wird, finde ich mehr als bedenklich, deshalb kann ich für dieses Buch keine Leseempfehlung aussprechen.

Fazit: Nach dem beworbenen Dark-Academia-Feeling sucht man in diesem Buch vergebens, einzelne Szenen werden nahezu übergangslos aneinander gereiht, so konnte ich emotional kaum in die Geschichte eintauchen, leider wurde hier viel Potential verschenkt.

Veröffentlicht am 02.06.2023

Überzeugend dargestellte Depression, bedrückend zu lesen

Solitaire
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Tori möchte einfach nur in Ruhe gelassen werden - dabei hat sie gute Freunde und eine oberflächlich intakte Familie. Am liebsten verkriecht sie sich und schreibt in ihrem Blog oder liest die Blogs von ...

Tori möchte einfach nur in Ruhe gelassen werden - dabei hat sie gute Freunde und eine oberflächlich intakte Familie. Am liebsten verkriecht sie sich und schreibt in ihrem Blog oder liest die Blogs von Anderen. Doch als Michael Holden an ihrer Schule auftaucht, der offensichtlich fest entschlossen ist, mit Tori befreundet zu sein, kann sie sich seinem offenen und fröhlichen Wesen kaum entziehen. Zur selben Zeit beginnt eine Gruppe, die sich Solitaire nennt, den Schulablauf mit verschiedenen Aktionen zu stören - obwohl diese Ereignisse Toris Neugier durchaus ansprechen, ist es ihr zu anstrengend, sich länger mit Nachforschungen zu beschäftigen.

Bei "Solitaire" handelt es sich um das Erstlingswerk von Alice Oseman und meiner Meinung nach ist es deutlich spürbar, dass sie selbst in ihrer Entwicklung noch recht nahe bei der Protagonistin ist. Tori ist ganz offensichtlich depressiv und genau so offensichtlich ist sie sich dieser Tatsache nicht bewusst. Besonders da ihr Bruder Charlie bereits wegen psychischer Probleme behandelt wurde, nimmt sie ihre eigenen, weniger auffälligen Symptome gar nicht erst wahr. Erst Michaels nach außen hin fröhliches Auftreten trägt dazu bei, sie stellenweise aus ihrer Lethargie zu reißen, dennoch vermittelte mir der bedrückende Schreibstil den ständigen Eindruck, dass sich die Hauptfigur, aus deren Blickwinkel die Geschichte geschrieben ist, zunehmend in einer Abwärtsspirale bewegt.

Mit der monotonen Erzählweise erzeugt die Autorin ein durchaus eindrucksvolles Bild der versteckten Depression, einige Sätze, die immer wieder vorkommen, betonen das noch. Für mich hat sich das Leseerlebnis dadurch reichlich in die Länge gezogen, ein wirklicher Lesefluss kam nicht zustande. Wer bereits die Heartstopper-Bücher kennt, wird sich freuen, hier einige vertraute Figuren wieder zu treffen, dennoch vermisse ich die Leichtigkeit, die ich an der Geschichte von Charlie und Nick so gemocht habe. Für einen Jugendroman fand ich die Handlung zu düster, wenn das Hauptthema die Depression war, fehlt mir die intensivere Beschäftigung mit dem Thema - so ist das Buch in meinen Augen nichts Halbes und nichts Ganzes und ich möchte dafür keine Leseempfehlung aussprechen.

Fazit: Die bedrückende Atmosphäre zeigt sicherlich überzeugend die versteckte Depression bei der Hauptfigur, allerdings hätte ich mir für das Thema den einen oder anderen Lösungsansatz gewünscht, eventuell in Form eines Therapieangebotes.

Veröffentlicht am 05.04.2023

Atmosphärische Gruselgeschichte mit einigen Schwächen

Gallant
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Olivia Prior lebt in einem Waisenhaus, da sie nicht sprechen kann, wird sie von den anderen Mädchen meistens gemieden, auch von den strengen Gouvernanten geht keinerlei Zuneigung für ihre Schützlinge aus. ...

Olivia Prior lebt in einem Waisenhaus, da sie nicht sprechen kann, wird sie von den anderen Mädchen meistens gemieden, auch von den strengen Gouvernanten geht keinerlei Zuneigung für ihre Schützlinge aus. Als eines Tages ein Brief von Olivias Onkel eintrifft, der das einsame Mädchen auf den Familienwohnsitz einlädt, hofft sie auf eine bessere Zukunft, doch ihre Ankunft in Gallant wird von den Hausbewohnern eher skeptisch betrachtet. Olivias Cousin Matthew zeigt sich sogar unverhohlen abweisend, gleich am nächsten Morgen soll sie wieder abreisen. Olivia allerdings, die bereits im Heim Geister sehen konnte, will bleiben und mehr über ihre Eltern herausfinden, ganz besonders seit sie im Haus dem Ghul ihrer Mutter begegnet ist.

"Gallant" von V. E. Schwab hat mich anfangs recht schnell in seinen Bann gezogen, bereits nach wenigen Sätzen formten sich in meinem Kopf Bilder von Olivia und ihrem trostlosen Leben in dem Waisenhaus (das ich zeitlich immer noch nicht ganz einordnen kann, denn besonders im Heimalltag schien die Zeit irgendwo im 19. Jahrhundert stehen geblieben zu sein, dennoch gab es bereits Autos, die aber scheinbar noch nicht allzu verbreitet waren). Olivia habe ich gemocht, trotz mangelnder Kommunikationsmöglichkeiten - niemand im Waisenhaus hatte sich die Mühe gemacht, die Gebärdensprache zu lernen - fand sie immer wieder Wege, sich auszudrücken. Alle anderen Figuren hier sehe ich eher als Hintergrundgestaltung an, für meinen Geschmack hätten sie etwas umfassender beschrieben sein dürfen. Auch über die Bewohner Gallants habe ich nur exakt so viel erfahren, wie für den Fortgang der Handlung vonnöten war, so dass ich keine wirkliche Bindung zu den Personen aufbauen konnte.

Den Schreibstil der Autorin kenne ich bereits aus einem ihrer anderen Werke und auch dieses Mal fand ich die atmosphärische, teilweise etwas poetische Erzählweise durchaus fesselnd. Allerdings hat mich das Buch eher an eine Gruselgeschichte für Jugendliche erinnert, als an einen Fantasyroman, es gab einige Dinge (auch im übersinnlichen Bereich), die einfach als gegeben hin gestellt waren. Das Ausbleiben von späteren Erklärungen oder Auflösungen hat meinen Eindruck, dass die Geschichte für eine jüngere Zielgruppe gedacht sein könnte, noch verstärkt. Das Ende kam überraschend plötzlich, von diesem knapp abgehandelten Finale war ich entsprechend enttäuscht. Mit ca. 350 Seiten war das Buch nicht so umfangreich, dass ein paar Seiten mehr für den Abschluss den Rahmen gesprengt hätten, meine (zugegeben recht hohen) Erwartungen, die ich an die Autorin hatte, konnte der Roman daher leider nicht erfüllen.

Fazit: Wenn man die Geschichte von Anfang an als jugendlichen Gruselroman ansieht und nicht, wie beworben, als Fantasy, kann man besonders durch den wundervoll atmosphärischen Schreibstil durchaus gut unterhalten werden. Lediglich das schnell abgehandelte Finale hat das Lesevergnügen meiner Meinung nach deutlich geschmälert.

Veröffentlicht am 10.03.2023

Fesselnder Schreibstil, inhaltlich noch Luft nach oben

Twisted Dreams
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Alex ist der beste Freund von Avas Bruder, sie selbst kann ihn allerdings nicht ausstehen und dieses Gefühl beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Als Josh ins Ausland geht, bittet er Alex dennoch, ein Auge ...

Alex ist der beste Freund von Avas Bruder, sie selbst kann ihn allerdings nicht ausstehen und dieses Gefühl beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Als Josh ins Ausland geht, bittet er Alex dennoch, ein Auge auf seine kleine Schwester zu haben - worauf dieser prompt in Avas Nachbarhaus einzieht. Im Lauf der Zeit können Ava und Alex nicht mehr ignorieren, wie sehr sie sich zueinander hin gezogen fühlen, doch Alex wird von seiner düsteren Vergangenheit getrieben, so dass er glaubt, die sensible Ava vor seiner Dunkelheit beschützen zu müssen.

"Twisted Dreams" von Ana Huang hat mich insgesamt recht gut unterhalten, auch wenn es meiner Meinung nach einige Schwächen im Aufbau der Geschichte gab. Die Protagonisten und auch die anderen Figuren fand ich umfassend und authentisch dargestellt, Ava ist mir während des Lesens schnell ans Herz gewachsen, bei dem düsteren Alex fiel es mir zunächst deutlich schwerer, Sympathie zu empfinden. Erst der Rückblick in seine traurige Kindheit hat ihn mir näher bringen können. Avas Freundinnen und ihren Bruder Josh mochte ich dagegen sehr, die Autorin hat bereits in kleinen Sequenzen geschickt angedeutet, um welche Paarungen es in den Folgebänden gehen könnte.

Den Schreibstil habe ich als äußerst fesselnd empfunden, obwohl das Buch in meinen Augen inhaltlich einige Schwächen hatte, mochte ich es bis zur letzten Seite kaum aus der Hand legen. Die expliziten erotischen Szenen waren bei einem solchen Plot zu erwarten und haben sich für mich auch gut in die Handlung eingefügt, störend habe ich eher einige doch recht plötzliche emotionale Wendungen und die knapp gehaltene Zusammenfassung eines verhältnismäßig langen Zeitabschnitts empfunden, so dass ich am Ende nicht ganz glücklich mit dieser Lektüre war. Dennoch wird mich wohl die Neugier dazu treiben, mir auch die Fortsetzungsbände zu Gemüte zu führen.

Fazit: Die Autorin glänzt in diesem Buch mit ihrem wunderbaren Schreibstil, inhaltlich gab es für meinen Geschmack noch einige Luft nach oben, trotzdem hat die Geschichte mir bereits Lust auf ihre Nachfolger gemacht.

Veröffentlicht am 26.01.2023

Wichtige Themen, aber die Umsetzung schwächelt ein wenig

How do I tell them I love them?
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Lark schreibt an einem Roman über eine nichtbinäre Teenagerfigur, darin verarbeitet dey vor Allem eigene Erfahrungen. Doch bisher gab es für deren versendeten Manuskriptauszug nur Absagen, Lark ist allerdings ...

Lark schreibt an einem Roman über eine nichtbinäre Teenagerfigur, darin verarbeitet dey vor Allem eigene Erfahrungen. Doch bisher gab es für deren versendeten Manuskriptauszug nur Absagen, Lark ist allerdings davon überzeugt, dass dey nur die magische Zahl von 50.000 Followern auf Social Media erreichen muss, damit die Verlage mehr Interesse an deren Geschichte haben werden. Diese öffentliche Präsenz erreicht dey mit einem Tweet über unerfüllte Liebe - allerdings weiß niemand, dass nicht Lark selbst diese gefühlvollen Sätze verfasst hat, sondern deren ehemals bester Freund Kasim. Soll dey nun allen die Wahrheit gestehen, oder die die allgemeine Aufmerksamkeit bestmöglich nutzen?

"How do I tell them I love them?" von Kacen Callender ist eine Geschichte, die sich mit sehr vielen Problemen beschäftigt, für meinen Geschmack war es beinahe zu viel von Allem. Protagonistin Lark ist nichtbinär, queer, PoC und neurodivers, dadurch glaubt dey, von niemandem wirklich gemocht zu werden. Obwohl dey selbst annimmt, allen Menschen mit Offenheit und Liebe entgegen zu treten, spürt Lark von deren Umwelt hauptsächlich Ablehnung und zeigt sich regelrecht überrascht, wenn dey von Mitschülerinnen positives Feedback erhält. Einerseits empfinde ich diese ausgeprägte Unsicherheit als recht typisch für einen Teenager, andererseits wurde diese Emotion so dauerhaft wiederholt, dass sich der Mittelteil der Geschichte für mich ziemlich lang gezogen angefühlt hat.

Wer (wie ich) bereits Kacen Callenders "Felix Ever After" gelesen hat, wird gewisse Parallelen im Handlungsgerüst erkennen, auch Felix hat sich sehr schwer getan, die eigene Liebenswürdigkeit zu erkennen und Zuneigung seiner Mitmenschen anzunehmen. Lark war eine Figur, die ich durchaus gemocht habe, doch trotzdem das gesamte Buch aus deren Blickwinkel geschrieben ist, konnte dey mein Herz nicht in dem Maß erreichen, wie es seinerzeit bei Felix der Fall war. Den Schreibstil habe ich wieder als sehr angenehm empfunden, da sich Larks Gedankenwelt aber sehr lange in einer regelrechten Spirale bewegt, passierte in meinen Augen ziemlich wenig, die Handlung stagnierte über einen relativ langen Zeitraum hinweg. Deshalb konnte mich dieser Roman trotz vieler wichtiger Themen nicht wirklich abholen.

Fazit: Zweifelsohne spricht Kacen Callender in diesem Buch wichtige Themen an, die in der Literatur bei weitem nicht präsent genug sind, dennoch konnte mich die Umsetzung dieses mal nicht so ganz überzeugen.