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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.08.2023

Gelungenes Zeitporträt

Porträt auf grüner Wandfarbe
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Ich liebe diese verworrenen Familiengeschichten bei denen nach und nach ans Licht kommt, was jahrzehntelang im Dunkeln lag. „Porträt auf grüner Wandfarbe“ ist zwar vordergründig eine ausschweifende Familiensaga, ...

Ich liebe diese verworrenen Familiengeschichten bei denen nach und nach ans Licht kommt, was jahrzehntelang im Dunkeln lag. „Porträt auf grüner Wandfarbe“ ist zwar vordergründig eine ausschweifende Familiensaga, voller Geheimnisse, Tragödien und Verluste, aber es hält der Zeit um den zweiten Weltkrieg auch den Spiegel vor und lässt Geschichte lebendig werden. Dieses Buch hat mir richtig gut gefallen, mich mitgerissen und erschüttert, aber gleichzeitig auch mit hoffnungsvoller Freude erfüllt.

Zum Inhalt: eine Reise mit ihrer Großmutter wird mit Gwen zu einer Reise in die Vergangenheit ihrer Familie, als sie alte Tagebücher von Ella, Freundin ihrer Großmutter Ilsabé und Ersatzmutter von Gwens eigener Mutter, findet, in denen Ella ihre Geschichte und Erinnerungen festgehalten hat. Und Gwen muss feststellen, dass in ihrer Geschichte immer noch über vieles geschwiegen wird und ist fest entschlossen, die Geheimnisse endlich zu lüften.

Was mir total gut gefallen hat ist das zeitliche Setting, rund um die beiden Weltkriege. Es wird jeweils die Zeit davor und danach beleuchtet, ohne jedoch auf den Krieg selbst einzugehen. Stattdessen stehen die Lebensumstände der zentralen Familie, sowie von Ellas Bekannten und Wegbegleitern im Fokus. Und die Schrecken dieser Zeit sind auf subtile Art trotzdem allgegenwärtig und spürbar.

Besonders Ella, die für die damalige Zeit einen beeindruckenden Werdegang hingelegt hat, ist mir schnell ans Herz gewachsen und ich habe mir so sehr ein glückliches Ende für sie gewünscht, nachdem sie sich schon als Kind ein anderes Leben, ein bedeutendes Schicksal erhofft hat.
Das Buch ist eine Geschichte über die Unbarmherzigkeit des Schicksals, über Egoismus, Verluste aber auch unerschütterlichen Zusammenhalt.

Der gefasste Erzählstil, Ilsabés kapriziöse Nüchternheit und Gwen sture Suche nach Antworten in den ausweichenden Andeutungen ihrer Verwandten haben für mich ein authentisch-sympathisches Gesamtbild für diese bewegende Geschichte geschaffen. Ein Buch, das man nur schwer loslassen will.

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Veröffentlicht am 08.08.2023

So eine wunderschöne Idee

Die Erinnerungsfotografen
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Es gibt Bücher, die machen glücklich und traurig zugleich, sind Balsam für die Seele und lassen es einem schwer ums Herz werden. Für mich ist „die Erinnerungsfotografen“ so ein Buch. Hätte nicht erwartet, ...

Es gibt Bücher, die machen glücklich und traurig zugleich, sind Balsam für die Seele und lassen es einem schwer ums Herz werden. Für mich ist „die Erinnerungsfotografen“ so ein Buch. Hätte nicht erwartet, dass mich die Geschichte derart mitnimmt, aber ich bin froh, ihr begegnet zu sein.

Zum Inhalt: wohin gehen wir, wenn wir sterben? Herr Hirasaka ist Betreiber eines ganz besonderen Fotostudios. Hier landen die Seelen Verstorbener, bevor sie die letzte Reise antreten. Umgeben von den Bildern ihres Lebens erinnern sie sich an die glücklichsten Momente und daran, was sie erlebt haben und zurücklassen müssen. Und erleben einen besonderen Moment noch einmal neu.

Oh mein Gott, ich liebe die Grundidee dieser Geschichte und mochte die beiden Wegbegleiter total gerne. Ein bisschen schade dass man über die beiden und ihr jeweiliges Schicksal nichts erfahren hat, aber so standen natürlich die Kunden des Studios im Fokus. In drei Einzelgeschichten werden nicht nur Individualschicksale erläutert, sondern auch der Bogen zum großen und ganzen geschlagen. Und ich find die Auswahl der Einzelschicksale überraschend und bewegend.

Als auf dem Klappentext von einem Yakuza-Mitglied die Rede war, war ich erst skeptisch, fand aber tatsächlich, dass mir diese Geschichte sogar am Besten gefallen hat. Das ganze Buch ist eine Geschichte von Verlust, von Loslassen, aber auch davon zu lieben und etwas bleibendes in der Welt zu hinlassen. Davon berührt zu werden und andere zu berühren. Und das hat die Geschichte für mich so besonders und so ergreifend gemacht.

Ich wusste nicht,. was mich bei diesem Buch erwarten würde, aber ich bin froh, dass es mir in die Hände gefallen ist. Und ich liebe die Vorstellung davon, dass am Ende des Weges jemand auf uns wartet und man am Ende nicht allein ist.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Slaughter liefert wieder ab

Die letzte Nacht
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Ich lese die Bücher von Karin Slaughter total gerne und bin jedes Mal beeindruckt, wenn sie noch mal ne Schippe drauflegen kann und ich bei ihren wirklich nie langweile und immer total gehyped von der ...

Ich lese die Bücher von Karin Slaughter total gerne und bin jedes Mal beeindruckt, wenn sie noch mal ne Schippe drauflegen kann und ich bei ihren wirklich nie langweile und immer total gehyped von der Spannung und packenden Atmosphäre bin. Bin ganz ehrlich, ich hab bei den Reihen und Einzelbänden ein bisschen den Überblick verloren und bestimmt auch mal ein Buch aus der Will Trent Reihe ausgelassen, aber das ist überhaupt nicht schlimm, weil man immer richtig gut abgeholt und ins Bild gesetzt wird.

Zum Inhalt:Sara hat sich auf einen normalen Abend in der Notaufnahme eingestellt, als eine junge Frau eingeliefert wird, die mit dem Leben kämpft. Kaum noch bei bewusst sein, gesteht sie Sara, dass sie unter Drogen gesetzt und vergewaltigt wurde. Und obwohl Sara alles versucht, kann sie Danis Leben nicht retten. Sara will Dani daher zumindest posthum Gerechtigkeit verschaffen. Doch je weiter die Ermittlungen von Sara und Will voranschreiten, desto mehr zeichnet sich ab, dass Dani kein Einzelfall war. Und es Parallelen zu Saras eigener Vergewaltigung vor 15 Jahren gibt. Aber kann das sein?

Vielleicht zu allererst: Das Thema ist nichts für schwache Nerven und wer schon mal was von Karin Slaughter gelesen hat, der weiß, dass diese kein Blatt vor den Mund nimmt. Die Taten und auch die daraus hervorgehenden Verletzungen werden also teilweise auch recht bildhaft beschrieben, was schon ganz schön an die Nieren gehen kann. Mir haben diese Mädchen einfach schrecklich leid getan. Thematisch bin ich einfach gar kein Fan von Büchern über sexualisierte Gewalt, auch wenn diese thematisch natürlich weiterhin brandaktuell sind. Vor allem weil hier auch ermittlungstechnisch Einblick in die Täterperspektive gegeben wird durch z.B. Chatverläufe. Stilistisch großartig umgesetzt, aber die vulgäre und brutale Art wie über Frauen und die Taten an sich gesprochen wird löst bei mir einfach nur Übelkeit aus.

Womit ich absolut nicht gerechnet habe ist der grandiose Plottwist mit dem das Buch am Ende noch aufwartet, den hab ich absolut nicht kommen sehen und er gibt der Story nochmal nachträglich eine grauenhafte Schärfe.
Karin Slaughter schreibt gewohnt packend, sodass ich von den Ermittlungen wieder absolut gefesselt war, von denen ein Großteil auf eigene Faust und hinter dem Rücken der Polizeibehörde passiert.
Die persönlichen Verstrickungen der Protagonisten machen das ganze noch greifbarer und Sara scheint sich in den Tiefen ihrer eigenen Erinnerungen zu verlieren, was unglaublich stark umgesetzt ist.

Dieses Buch hält den Spannungsbogen konstant oben und besticht durch die düstere Sogwirkung und schiere Verzweiflung, die zwischen den Seiten transportiert werden. Ich wollte, nein konnte nicht schlafen, bevor ich das Buch nicht beendet hatte, denn die Angst die in den Schatten zwischen den Zeilen lauerte, schien zu greifbar und zu real um das Buch wegzulegen.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Schmerzlich schön

Vom Ende der Nacht
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Es gibt einfach so Bücher, die tief im Inneren irgendwas berühren und hängen bleiben. Für mich ist „Vom Ende der Nacht“ so ein Buch. Vielleicht mal kurz was mir beim Lesen immer wieder sehr stark aufgefallen ...

Es gibt einfach so Bücher, die tief im Inneren irgendwas berühren und hängen bleiben. Für mich ist „Vom Ende der Nacht“ so ein Buch. Vielleicht mal kurz was mir beim Lesen immer wieder sehr stark aufgefallen ist: dieses Buch gibt sehr starke „Love, Rosie“-Vibes und hat mich generell an Geschichten erinnert, die ich schonmal gelesen habe.

Zum Inhalt: Rosie ist nicht aufregend oder mutig, sie ist eine gute Schülerin und eine brave Tochter. Deshalb ist es umso verwunderlich als Schulschwarm und Rebell Will beginnt, sich für sie zu interessieren. Aber das Timing ist nicht ideal und Will und Rosie werden sich immer wieder annähern, nur um sich erneut zu verlieren.

Die Geschichte beginnt mit einem „Davor“, wobei lange nicht klar wird welches Ereignis diese Zeitspanne markiert, da die Geschichte chronologisch erzählt wird und einen Zeitraum von fast 10 Jahren umfasst, in der der Leser die beiden Protagonisten abwechselnd begleitet. Aber ein Schicksalsschlag markiert einen Wendepunkt im Leben der beiden und gleichzeitig die erste sowohl räumliche als auch emotionale Trennung.

Generell ist die gesamte Geschichte von den ambivalenten Gefühlen der beiden Protagonisten geprägt, die anfangs nicht unterschiedlicher sein könnten, im Verlauf der Geschichte aber immer ähnlicher wirken. Ich finde inhaltlich ist dieses Buch keine leichte Kost, denn das Leben der beiden weist diverse Tiefpunkte, Red Flags und ungesunde Verhaltensweisen auf. Einerseits machen diese Schwächen die Figuren sehr echt, und lassen sie emotional greifbar wirken, andererseits fand ich es fast schmerzhaft von dieser Selbstzerstörung zu lesen.

Irgendwie ist es eine Liebesgeschichte aber andererseits auch so viel mehr. Es ist eine Geschichte über das erwachsen werden, Fehler machen, über Verluste und der Suche nach sich selbst. Ein wunderschönes Buch.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Getrieben

Die Einladung
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„Die Einladung“ ist eine nervenaufreibende Odyssee durch das Leben der Reichen und Schönen und derer, die sich am Rand davon bewegen und von den Krumen leben, die ihnen die High Society zuwirft. Unnahbar ...

„Die Einladung“ ist eine nervenaufreibende Odyssee durch das Leben der Reichen und Schönen und derer, die sich am Rand davon bewegen und von den Krumen leben, die ihnen die High Society zuwirft. Unnahbar und kaltherzig wird eine Welt gezeichnet in der Einzelschicksale egal und Kollateralschäden notwendig sind.

Zum Inhalt: Alex ist jung, schön und mittellos. Ihr Lebensinhalt besteht darin Männern eine Illusion von sich zu verkaufen und ihnen zu nehmen, was sie bereit sind zu geben. Eine Einladung in Hamptons über den Sommer scheint ihr Meisterstück zu werden, vielleicht der Wendepunkt in ihrem Leben. Doch die Vergangenheit holt einen ein und Einladungen können zurückgenommen werden.

Alex ist eine Protagonistin bei der ich permanent zwischen Verachtung und Bewunderung schwankte. Denn sie ist eine Überlebenskünstlerin, ein soziales Chamäleon, sie nimmt was sie braucht ohne Rücksicht auf Verluste. Im Verlauf der Geschichte stellt sie sich immer wieder als berechnendes, eiskaltes Biest heraus. Ich bin immer noch wahnsinnig beeindruckt wie Emma Cline es schafft, hier wirklich viel auch zwischen den Zeilen zu vermitteln. Nicht nur über Alex, sondern auch über die vielen Nebencharaktere, die genauso gut gesichts- und namenlos an Alex vorbeiziehen könnten. Stellenweise wirkt das Buch wie eine Charakterstudie der feinen Gesellschaft, wo hinter verschlossenen Türen die Abgrub nie lauern.

Und obwohl ich mich mit der Protagonistin null identifizieren konnte und sie nicht mal sympathisch fand, so hat das Buch doch eine gewisse Sogwirkung gehabt und ich musste unbedingt weiterlesen ob Alex’ Plan letztendlich aufgeht. Umso unerwarteter hat mich das Ende erwischt, das alles und nichts bedeuten konnte- ein genialer Schachzug der Autorin, den ich ihr gleichzeitig übel nehme, weil ich gerne Antworten gehabt hätte.

Sprachtechnisch fand ichs manchmal grenzwertig, was aber auch dem Alter der vielen Nebencharaktere geschuldet ist und damit natürlich total zum Buch passt. Faszinierend fand ich die Abschnitte, in denen Alex mal wieder in ihrem Gedankenkarussell versinkt und sich alternative Realitäten schafft.
Ich hab dieses Buch wirklich gerne gelesen und hab mich richtig mitreißen lassen.

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