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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2023

Vergangenheitsbewältigung

Bei euch ist es immer so unheimlich still
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Die 33-jährige Silvia Borowski fährt 1989 mit einem schrottreifen Polo, den sie ihrem WG-Mitbewohner entwendet hat und ihrem Baby Hannah, das bei einer Affäre mit einem verheirateten Mann entstand, von ...

Die 33-jährige Silvia Borowski fährt 1989 mit einem schrottreifen Polo, den sie ihrem WG-Mitbewohner entwendet hat und ihrem Baby Hannah, das bei einer Affäre mit einem verheirateten Mann entstand, von West-Berlin in die süddeutsche Kleinstadt, in der sie aufgewachsen ist. Dort war sie schon lange nicht mehr, ihr Vater ist schon seit einiger Zeit verstorben und das Verhältnis zu ihrer Mutter war bereits in ihrer Kindheit nicht besonders gut. Auch ansonsten verbindet Silvia nicht viel mit ihrem Heimatort, aber dennoch hat sie nach der Geburt ihrer Tochter das Bedürfnis, in ihr Elternhaus zurückzukehren.

Der Roman handelt dann auf verschiedenen Zeitebenen, in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als Silvias Eltern sich kennenlernten und Silvias Kindheit und Jugend in den 60er und 70er Jahren, in denen es noch unüblich war, dass Mütter arbeiteten, sowie 1989 als Silvia selbst frisch Mutter ist, sich dabei aber nicht an die weiter geltenden Konventionen gehalten hat.

Ich konnte mich sehr gut in Silvia hineinversetzen, wie sie hin und hergerissen ist, zwischen der Abneigung gegen das, was sie einmal bewusst zurückgelassen hat und der, auf irgendeine Weise doch vorhandenen, Bindung zu ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung wird dann auch immer deutlicher, warum alles so ist, wie es ist und, dass auch ihre Mutter nie etwas Schlechtes im Sinn hatte. Die Charaktere wurden von der Autorin überzeugend ausgestaltet und es ist ihr ebenfalls sehr gut gelungen, die Atmosphäre in der süddeutschen Kleinstadt einzufangen. Der Schreibstil war zudem gut lesbar.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Thriller, der unter die Haut geht

Die letzte Nacht
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Sara Linton arbeitet mittlerweile als Ärztin und ist mit einem Polizisten verlobt, vor 20 Jahren wurde sie jedoch nach einer Feier brutal vergewaltigt, was ihr Leben ziemlich aus der Bahn geworfen hat. ...

Sara Linton arbeitet mittlerweile als Ärztin und ist mit einem Polizisten verlobt, vor 20 Jahren wurde sie jedoch nach einer Feier brutal vergewaltigt, was ihr Leben ziemlich aus der Bahn geworfen hat. Nun landet aber während einer Nachtschicht eine junge Medizinstudentin bei ihr in der Notaufnahme, die ebenfalls vergewaltigt wurde und bei der es so einige Parallelen zum Gewaltverbrechen an Sara zu geben scheint. Also beginnen sie, ihre beste Freundin, die eine Kollegin ihres Verlobten ist, und ihr Verlobter, sich mit beiden Fällen auseinanderzusetzen und stoßen dabei noch auf weitere, ähnlich geartete Taten.

Der Thriller ist definitiv keine leichte Kost, immer wieder tun sich Abgründe auf, indem beschrieben wird, wozu der oder die Täter fähig sind. Die Handlung bleibt lange spannend, indem es zu unerwarteten Wendungen kommt und der Autorin ist es sehr gut gelungen, das, was in den Protagonist:innen vorgeht, in passende Worte zu fassen, sodass man sich gut in sie hineinversetzen kann. Der Schreibstil war ebenfalls gut lesbar.

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Veröffentlicht am 13.08.2023

Harte Zeiten

Perlenbach
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Bei "Perlenbach" handelt es sich um den zweiten Teil von Anna-Maria Casparis Trilogie um das Eifel-Örtchen Wollseifen. Allerdings ist die Handlung dieses zweiten Teils zeitlich vor dem der des ersten Bandes ...

Bei "Perlenbach" handelt es sich um den zweiten Teil von Anna-Maria Casparis Trilogie um das Eifel-Örtchen Wollseifen. Allerdings ist die Handlung dieses zweiten Teils zeitlich vor dem der des ersten Bandes "Ginsterhöhe" angesiedelt, was für mich etwas gewöhnungsbedürftig war.

Die Geschichte beginnt am Ende des 19. Jahrhunderts, Wilhelm, Sohn eines armen Bauern aus Wollseifen bekommt die Gelegenheit, die Winter in der Familie eines wohlhabenden Stoff-Fabrikanten in Monschau zu verbringen und dessen Sohn Jacob Gesellschaft zu leisten. So lernt er auch die Arzttochter Luise kennen, die mit ihnen gemeinsam von einem Hauslehrer unterrichtet wird und die Drei freunden sich an. Wilhelm muss aber regelmäßig zurück in die ärmlichen Verhältnisse auf dem kleinen Hof seiner Familie und zu seinem aggressiven Vater. Aber auch Jacob hadert mit seinem "Schicksal" als Nachfolger seines Vaters in der Fabrikleitung und Luise kämpft dafür, Medizin studieren zu dürfen, obwohl dies Frauen damals nicht erlaubt war.

Mich hat der historische Roman sehr gefesselt, die Geschichten der drei Protagonist:innen haben mich nicht los gelassen und der Autorin ist es sehr gut gelungen, zu zeigen, mit welchen Problemen sie in der damaligen Zeit zu kämpfen hatten. Die Themen, die dabei eine Rolle spielten, fand ich alle sehr spannend und auch zeitgeschichtliche Ereignisse flossen immer wieder in die Handlung ein. Der Schreibstil war dabei gut lesbar und Jahres- und Ortsangaben über den Kapiteln erleichterten die Orientierung.

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Veröffentlicht am 12.08.2023

Aktueller und erschreckender Wissenschaftsthriller um bestimmte Folgen des Klimawandels

Toxin
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Der aktuelle Wissenschaftsthriller des Autorinnenduos spielt in Berlin und in Alaska. In Berlin befindet sich das Forschungsinstitut des Wissenschaftlers Gereon Kirchner. Ihm ist es gelungen, mit Hilfe ...

Der aktuelle Wissenschaftsthriller des Autorinnenduos spielt in Berlin und in Alaska. In Berlin befindet sich das Forschungsinstitut des Wissenschaftlers Gereon Kirchner. Ihm ist es gelungen, mit Hilfe von Milzbranderregern aus Kadvern im Permafrostboden Alaskas ein Krebsmedikament herzustellen. Aktuell befindet er sich wieder in Alaska, da er weitere Proben des Erregers benötigt. Dabei gerät er in eine lebensgefährliche Situation. Seine Lebensgefährtin, die Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg sorgt sich währenddessen von Berlin aus um ihn und bittet schließlich ihren Freund Tom Morell, nach Gereon zu suchen. In Berlin sorgt gleichzeitig der Tod von zwei Obdachlosen für Aufruhr, die an Milzbrand verstorben sind.

Ich fand den Wissenschaftsthriller sehr spannend und die Thematiken, in die ich durch ihn einige Einblicke erhielt, interessant und erschreckend zugleich. Es wird sehr gut deutlich, wie der gleiche Erreger sowohl Fluch als auch Segen für die Menschheit sein kann, je nachdem, in welche Hände er gerät und welche Gefahren mit dem Auftauen des Permafrost-Bodens verbunden sind. Alles wirkte sehr gut recherchiert und überzeugend und zugleich auch für mich als Laien verständlich dargestellt und mir haben vor allem auch die Bezüge zu aktuellen gesellschaftlichen Themen, wie Corona, Populismus, pseudo-wissentschaftlichen "Fachmagazinen", Überschwemmungen bedingt durch den Klimawandel, etc. gefallen. Die Protagonist:innen waren mir weitgehend sympathisch, wiesen aber auch ihre Ecken und Kanten auf und wirkten so authentisch. Der Schreibstil war sowohl anschaulich als auch gut lesbar und es kam immer wieder zu unerwarteten Wendungen, sodass auch Spannung vorhanden war.

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Eine Familie mit vielen Geheimnissen

Porträt auf grüner Wandfarbe
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Die Londoner Übersetzerin Gwen begibt sich kurz nach dem Fall der Mauer mit ihrer Tante, deren Freundin und ihrer besten Freundin auf eine Reise ins heutige Polen, wo Gwens verstorbene Mutter auf einem ...

Die Londoner Übersetzerin Gwen begibt sich kurz nach dem Fall der Mauer mit ihrer Tante, deren Freundin und ihrer besten Freundin auf eine Reise ins heutige Polen, wo Gwens verstorbene Mutter auf einem Gutshof geboren wurde. Deren kapriziöse Mutter Ilsabé lebt mittlerweile, im hohen Alter von 94 Jahren, in einer Seniorenresidenz in Chile und hat quasi keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie. Gwens Mutter wuchs ab ihrem 9. Lebensjahr in Oberbayern bei Ilsabés Freundin Ella auf. Kurz vor der Reise findet Gwen alte Briefe von Ella an ihre Mutter, aus denen sie viel über die Vergangenheit ihrer Vorfahren erfährt, von dem sie nichts wusste. Vieles bleibt aber zunächst geheimnisvoll und niemand aus der Familie scheint wirklich darüber sprechen zu wollen.

Anfangs haben mich die verschiedenen Namen und Personen etwas überfordert, ich habe aber auch erst später erkannt, dass es zwar im Umschlag oder zu Beginn des Buches kein Personenregister gibt, aber auf einer Beilage in Form eines Lesezeichens. Die Geschichte von Gwens Familie fand ich auf jeden Fall sehr interessant und fesselnd und die verschiedenen Personen sehr vielschichtig. Die Handlung spielt in sehr ereignisreichen Zeiten, während und zwischen den beiden Weltkriegen und kurz nach der deutschen Wiedervereinigung. Auch die Orte der Handlung fand ich interessant. Der Schreibstil war, wenn man erstmal einen Überblick über alle Beteiligten hatte, gut lesbar.

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