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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2024

Viel zu langatmig

Blutbuße
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Hannah Ahlander ist inzwischen gut in Are verwurzelt. Sie wohnt nicht mehr im Ferienhaus ihrer Schwester, sondern hat etwas Eigenes gefunden. Auch beruflich läuft alles gut, wenn man von der ständigen ...

Hannah Ahlander ist inzwischen gut in Are verwurzelt. Sie wohnt nicht mehr im Ferienhaus ihrer Schwester, sondern hat etwas Eigenes gefunden. Auch beruflich läuft alles gut, wenn man von der ständigen Spannung durch ihre Verliebtheit in den verheirateten Kollegen Daniel Lindskog absieht.
In diesem dritten Band der Reihe wird eine schwerreiche Immobilienmaklerin, die vorhatte, ein heruntergekommenes Hotel in der Nähe von Are in ein state-of-the-art Luxushotel umzuwandeln, ermordet. Das Projekt war nicht unumstritten, außerdem scheint es, als ob die Maklerin lokale Politiker geschmiert haben könnte, um das Bauvorhaben durchzukriegen.
Leider wird die Polizeiarbeit dieses Mal dermaßen kleinteilig beschrieben, dass die Spannung auf der Strecke bleibt. Was mich allerdings am allermeisten gestört hat, war die emotionale Gemengelage der einzelnen Personen, die ad ultimo beschrieben wird. Hanna schmachtet nach Daniel, dieser hat ein schlechtes Gewissen seiner jungen Frau gegenüber, weil er berufsbedingt kaum Zeit für sie und das Kind hat. Und Kollege Anton, der sich nicht traut, seine Homosexualität offen zu leben, trauert immer noch einem Liebhaber aus dem letzten Band nach. All diese Probleme wurden bereits früher thematisiert und sind somit aufgewärmt.
Ganz am Ende kommt noch Spannung auf, was bei einem Buch von über 500 Seiten auch langsam Zeit wurde. Für mich ein eher enttäuschendes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 25.06.2024

...jetzt musste er nur noch sein Herz öffnen

Das Licht in den Birken
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Nach 20 Jahren in Portugal kehrt Thea in ihre Heimat in der Lüneburger Heide zurück. Sie hat eine Wohnung auf einem Gnadenhof für Tiere gefunden. Die Wohnung gefällt ihr gut und sie hat Platz für ihre ...

Nach 20 Jahren in Portugal kehrt Thea in ihre Heimat in der Lüneburger Heide zurück. Sie hat eine Wohnung auf einem Gnadenhof für Tiere gefunden. Die Wohnung gefällt ihr gut und sie hat Platz für ihre zwei aus Portugal mitgebrachten Tiere, lediglich der Besitzer Benno ist ein alter Griesgram, dem man anmerkt, dass er viele Jahre allein gelebt hat. Kurz nach Theas Ankunft findet Benno eine junge Frau im Wald, die eigentlich auf Wanderschaft ist, jedoch so unglücklich gestürzt ist, dass sie nicht mehr laufen kann. Er nimmt sie mit auf den Hof, wo sie bei Thea unterkommen kann.
Jede dieser drei Personen hat Probleme, seien diese finanzieller, familiärer oder gesundheitlicher Art. Doch die drei, die sich nach anfänglichen Schwierigkeiten zusammenraufen, finden für alles in Nullkommanix eine Lösung. Als sie beschließen, eine alte Scheune auszuräumen und zu renovieren, passiert dies innerhalb eines Tages. Jeder, der jemals renoviert hat, weiß, dass dies ein Unding ist. Die Idee für dieses Buch hat mich gereizt, aber die wenig glaubhafte Umsetzung, bei der sich alle Probleme in kürzester Zeit in Luft auflösen, konnte mich nicht überzeugen. Ich habe „Das Licht in den Birken“ als Hörbuch gehört, gesprochen von Tessa Mittelstädt. Die Stimme der Sprecherin war angenehm, doch hat es mich sehr gestört, dass der Mittfünfziger Benno so behäbig wie ein Greis sprach und manche Vokale unpassenderweise gedehnt wurden. Aus Küche wurde Küüüche, aus Geruch Geruuuch. Und beide Wörter kommen gefühlt in jedem zweiten Satz vor!
Natürlich weiß man von Anfang an, dass Thea und Benno sich mit der Zeit näherkommen, die ganze Geschichte ist ziemlich vorhersehbar. Der Stil erinnert teilweise an einen Groschenroman, so heißt es beispielsweise über Benno „den Hof hatte er schon geöffnet, jetzt musste er nur noch sein Herz öffnen.“ So war dieses Buch zwar ganz nett, aber im Großen und Ganzen doch ein bisschen zu seicht für meinen Geschmack.

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Beim großen Capybara!

Drei Wasserschweine brennen durch
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Beim großen Capybara, was für ein goldiges Kinderbuch, dachte ich zu Beginn der Geschichte. Drei Wasserschweine, die die Welt außerhalb ihres Geheges erkunden möchten und dabei allerlei Interessantes entdecken. ...

Beim großen Capybara, was für ein goldiges Kinderbuch, dachte ich zu Beginn der Geschichte. Drei Wasserschweine, die die Welt außerhalb ihres Geheges erkunden möchten und dabei allerlei Interessantes entdecken. Zum Beispiel, dass die Menschen mit ihren Frischlingen den Tag ihrer Geburt feiern, haha. Sie finden neue Freunde und erleben spannende Abenteuer. Über die Sprache habe ich mich köstlich amüsiert. Doch etwa in der Mitte des Buchs ändert sich die Stimmung. Eines der Wasserschweine wird von bösartigen Affen und stinkenden, aggressiven Meerschweinchen gefangen gehalten und die beiden anderen, die zu seiner Rettung kommen, geraten selbst in größte Gefahr. Sie erfahren, dass ein Tier, das sie für einen Freund gehalten haben, sie aus eigennützigen Gründen verraten hat. Die Stimmung ist düster und bedrohlich und ganz bestimmt nicht geeignet als Gutenachtgeschichte für kleine Kinder. Ich bin zwar nicht der Meinung, dass Kinderbücher nur heile Welt beschreiben sollten, aber hier ging mir das Negative zu weit. Ganz abgesehen davon, dass ich meinem Enkel keine Ausdrücke wie Eberarsch beibringen möchte. Einige Kapitel sind außerdem sehr lang, ich bezweifle, dass Sechsjährige eine so lange Aufmerksamkeitsspanne haben. Wahrscheinlich will auch keines der Kinder, die diese Geschichte vorgelesen bekommen, jemals ein Meerschweinchen als Haustier haben, so widerlich wie sie hier beschrieben werden.
Was mir gut gefallen hat, sind die Illustrationen. Ich hätte mir gewünscht, dass die fröhliche Leichtigkeit und der Humor der ersten Kapitel beibehalten worden wäre, so vergebe ich nur drei von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 28.11.2023

Nicht was ich erwartet habe

Dieses schöne Leben
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Die Mittdreißigerin Clover lebt allein mit ihren Haustieren in der Wohnung ihres verstorbenen Großvaters, die einem naturwissenschaftlichen Museum gleicht. Der Großvater, bei dem sie aufwuchs, ist schon ...

Die Mittdreißigerin Clover lebt allein mit ihren Haustieren in der Wohnung ihres verstorbenen Großvaters, die einem naturwissenschaftlichen Museum gleicht. Der Großvater, bei dem sie aufwuchs, ist schon seit zehn Jahren tot, doch Clover bringt es nicht über sich, die in Formaldehyd eingelegten Tierfoeten und die dicken alten Biologieschmöker ihres Grandpa zu entsorgen. Bis heute kann sie es sich nicht verzeihen, dass sie im Ausland und nicht an seiner Seite war, als er starb. Aus diesem Grund beschließt sie, als Sterbebegleiterin zu arbeiten, damit wenigstens andere Menschen nicht ganz allein sterben müssen. In ihrer Freizeit besucht sie sogenannte Todescafés, in denen Menschen sich über das Tabuthema Tod austauschen können. Bei einem dieser Treffen lernt sie Sebastian kennen, dessen Großmutter nicht mehr lange zu leben hat. Clover hatte noch nie eine Beziehung und ist ziemlich irritiert, als Sebastian Interesse an ihr zeigt. Er bittet sie, seine Großmutter zu betreuen, die sich als sehr interessante und weitgereiste Frau herausstellt.
Bis etwa zur Hälfte habe ich dieses Buch gern gelesen, doch dann fand ich Clover zunehmend nervig. Sie ist als junge Frau viel gereist, hat im Ausland gelebt und studiert und doch lebt sie jetzt völlig abgeschieden ohne Freunde, umgeben von den alten Präparaten ihres Grandpa. Sie schaut Liebesfilme in Endlosschleife und scheint erstaunt, dass bei ihrem ersten Kuss keine leise Geigenmusik im Hintergrund erklingt. In Tagebüchern schreibt sie auf, was die von ihr betreuten Verstorbenen am meisten bedauerten, nicht getan zu haben und beschließt, den Toten zu Ehren diese nie in die Tat umgesetzten Vorhaben zu erfüllen. Bei Wünschen wie Schlittschuhfahren im Central Park lasse ich mir das noch gefallen, dass sie sich jedoch aus diesem Grund die Haare blau färben will, empfinde ich dann doch als ziemlich absurd. Ich finde die Person Clover konstruiert und unglaubwürdig. Sie inszeniert unnötige Dramen und erscheint mir völlig weltfremd. Für mich war dieses Buch weder sonderlich berührend, noch klug und hoffnungsvoll, wie auf dem Cover propagiert. Die Klugheit besteht aus Kalendersprüchen wie „Für einen guten Tod musst du ein gutes Leben gelebt haben.“ Aufgrund der vielen positiven Bewertungen hatte ich mich sehr auf diese Lektüre gefreut, doch leider bin ich ziemlich enttäuscht.

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Veröffentlicht am 07.09.2023

Mehr Familiengeschichte als Krimi

Schwarzvogel
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Fredrika Storm kehrt nach Jahren bei der Polizei in Stockholm ins südschwedische Schonen zurück. Sie arbeitet bei der Kriminalpolizei in Lund, nicht weit von ihrem Heimatort Harlösa entfernt. Kaum ist ...

Fredrika Storm kehrt nach Jahren bei der Polizei in Stockholm ins südschwedische Schonen zurück. Sie arbeitet bei der Kriminalpolizei in Lund, nicht weit von ihrem Heimatort Harlösa entfernt. Kaum ist sie dort angekommen, bricht eine junge Frau auf einem zugefrorenen See im Eis ein und ertrinkt. Fredrikas Großmutter ist Zeugin des Vorfalls. Sie hat den Eindruck, dass jemand hinter der jungen Frau her war und diese deshalb panisch auf den nur mit einer dünnen Eisschicht bedeckten See lief.
Fredrika und ihr Ermittlungspartner Henry Calment werden auf den Fall angesetzt. Dabei muss Fredrika auch Angehörige ihrer eigenen Familie verhören, was diese ihr übelnehmen. In der Familie schwelt so mancher Konflikt und Fredrika steht zwischen den Fronten.
Sie findet heraus, dass die Tote Recherchen zu einem vor langer Zeit verschwundenen Mann aus der Gegend angestellt hat. Woher kannte sie ihn und was verbindet die beiden? Etwa zur selben Zeit wie Tobias Falk verschwand auch Fredrikas Mutter Annika. Gibt es auch hier einen Zusammenhang oder ist dies reiner Zufall? Weder Fredrikas Vater noch sonst irgendjemand aus der Familie ist bereit, ihr über das plötzliche Verschwinden der Mutter Auskunft zu geben.
Mir waren die Beschreibungen von Fredrikas weitläufiger Familie zu viel. Von den Urgroßeltern bis zu sämtlichen Onkels und Tanten und deren Kinder, zu jedem wurde etwas erzählt. Darunter litt leider die Spannung. Ich empfand diesen Roman eher als Familiengeschichte und nur am Rande als Krimi. Die Leser werden ewig lange hingehalten und mit kleinen Informationsbröckchen abgespeist, bis man dann endlich erfährt, was eigentlich passiert ist. Vieles, was zur Aufklärung der Todesfälle beiträgt, ist ziemlich weit hergeholt und Fredrikas Alleingänge haarsträubend. Das Schicksal von Fredrikas Mutter bleibt offen. Ein Cliffhanger für die Folgebände, die ich aber voraussichtlich nicht lesen werde. Von einem Nr. 1 Bestseller aus Schweden hätte ich mehr erwartet.

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