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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2024

Beim großen Capybara!

Drei Wasserschweine brennen durch
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Beim großen Capybara, was für ein goldiges Kinderbuch, dachte ich zu Beginn der Geschichte. Drei Wasserschweine, die die Welt außerhalb ihres Geheges erkunden möchten und dabei allerlei Interessantes entdecken. ...

Beim großen Capybara, was für ein goldiges Kinderbuch, dachte ich zu Beginn der Geschichte. Drei Wasserschweine, die die Welt außerhalb ihres Geheges erkunden möchten und dabei allerlei Interessantes entdecken. Zum Beispiel, dass die Menschen mit ihren Frischlingen den Tag ihrer Geburt feiern, haha. Sie finden neue Freunde und erleben spannende Abenteuer. Über die Sprache habe ich mich köstlich amüsiert. Doch etwa in der Mitte des Buchs ändert sich die Stimmung. Eines der Wasserschweine wird von bösartigen Affen und stinkenden, aggressiven Meerschweinchen gefangen gehalten und die beiden anderen, die zu seiner Rettung kommen, geraten selbst in größte Gefahr. Sie erfahren, dass ein Tier, das sie für einen Freund gehalten haben, sie aus eigennützigen Gründen verraten hat. Die Stimmung ist düster und bedrohlich und ganz bestimmt nicht geeignet als Gutenachtgeschichte für kleine Kinder. Ich bin zwar nicht der Meinung, dass Kinderbücher nur heile Welt beschreiben sollten, aber hier ging mir das Negative zu weit. Ganz abgesehen davon, dass ich meinem Enkel keine Ausdrücke wie Eberarsch beibringen möchte. Einige Kapitel sind außerdem sehr lang, ich bezweifle, dass Sechsjährige eine so lange Aufmerksamkeitsspanne haben. Wahrscheinlich will auch keines der Kinder, die diese Geschichte vorgelesen bekommen, jemals ein Meerschweinchen als Haustier haben, so widerlich wie sie hier beschrieben werden.
Was mir gut gefallen hat, sind die Illustrationen. Ich hätte mir gewünscht, dass die fröhliche Leichtigkeit und der Humor der ersten Kapitel beibehalten worden wäre, so vergebe ich nur drei von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 28.11.2023

Nicht was ich erwartet habe

Dieses schöne Leben
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Die Mittdreißigerin Clover lebt allein mit ihren Haustieren in der Wohnung ihres verstorbenen Großvaters, die einem naturwissenschaftlichen Museum gleicht. Der Großvater, bei dem sie aufwuchs, ist schon ...

Die Mittdreißigerin Clover lebt allein mit ihren Haustieren in der Wohnung ihres verstorbenen Großvaters, die einem naturwissenschaftlichen Museum gleicht. Der Großvater, bei dem sie aufwuchs, ist schon seit zehn Jahren tot, doch Clover bringt es nicht über sich, die in Formaldehyd eingelegten Tierfoeten und die dicken alten Biologieschmöker ihres Grandpa zu entsorgen. Bis heute kann sie es sich nicht verzeihen, dass sie im Ausland und nicht an seiner Seite war, als er starb. Aus diesem Grund beschließt sie, als Sterbebegleiterin zu arbeiten, damit wenigstens andere Menschen nicht ganz allein sterben müssen. In ihrer Freizeit besucht sie sogenannte Todescafés, in denen Menschen sich über das Tabuthema Tod austauschen können. Bei einem dieser Treffen lernt sie Sebastian kennen, dessen Großmutter nicht mehr lange zu leben hat. Clover hatte noch nie eine Beziehung und ist ziemlich irritiert, als Sebastian Interesse an ihr zeigt. Er bittet sie, seine Großmutter zu betreuen, die sich als sehr interessante und weitgereiste Frau herausstellt.
Bis etwa zur Hälfte habe ich dieses Buch gern gelesen, doch dann fand ich Clover zunehmend nervig. Sie ist als junge Frau viel gereist, hat im Ausland gelebt und studiert und doch lebt sie jetzt völlig abgeschieden ohne Freunde, umgeben von den alten Präparaten ihres Grandpa. Sie schaut Liebesfilme in Endlosschleife und scheint erstaunt, dass bei ihrem ersten Kuss keine leise Geigenmusik im Hintergrund erklingt. In Tagebüchern schreibt sie auf, was die von ihr betreuten Verstorbenen am meisten bedauerten, nicht getan zu haben und beschließt, den Toten zu Ehren diese nie in die Tat umgesetzten Vorhaben zu erfüllen. Bei Wünschen wie Schlittschuhfahren im Central Park lasse ich mir das noch gefallen, dass sie sich jedoch aus diesem Grund die Haare blau färben will, empfinde ich dann doch als ziemlich absurd. Ich finde die Person Clover konstruiert und unglaubwürdig. Sie inszeniert unnötige Dramen und erscheint mir völlig weltfremd. Für mich war dieses Buch weder sonderlich berührend, noch klug und hoffnungsvoll, wie auf dem Cover propagiert. Die Klugheit besteht aus Kalendersprüchen wie „Für einen guten Tod musst du ein gutes Leben gelebt haben.“ Aufgrund der vielen positiven Bewertungen hatte ich mich sehr auf diese Lektüre gefreut, doch leider bin ich ziemlich enttäuscht.

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Veröffentlicht am 07.09.2023

Mehr Familiengeschichte als Krimi

Schwarzvogel
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Fredrika Storm kehrt nach Jahren bei der Polizei in Stockholm ins südschwedische Schonen zurück. Sie arbeitet bei der Kriminalpolizei in Lund, nicht weit von ihrem Heimatort Harlösa entfernt. Kaum ist ...

Fredrika Storm kehrt nach Jahren bei der Polizei in Stockholm ins südschwedische Schonen zurück. Sie arbeitet bei der Kriminalpolizei in Lund, nicht weit von ihrem Heimatort Harlösa entfernt. Kaum ist sie dort angekommen, bricht eine junge Frau auf einem zugefrorenen See im Eis ein und ertrinkt. Fredrikas Großmutter ist Zeugin des Vorfalls. Sie hat den Eindruck, dass jemand hinter der jungen Frau her war und diese deshalb panisch auf den nur mit einer dünnen Eisschicht bedeckten See lief.
Fredrika und ihr Ermittlungspartner Henry Calment werden auf den Fall angesetzt. Dabei muss Fredrika auch Angehörige ihrer eigenen Familie verhören, was diese ihr übelnehmen. In der Familie schwelt so mancher Konflikt und Fredrika steht zwischen den Fronten.
Sie findet heraus, dass die Tote Recherchen zu einem vor langer Zeit verschwundenen Mann aus der Gegend angestellt hat. Woher kannte sie ihn und was verbindet die beiden? Etwa zur selben Zeit wie Tobias Falk verschwand auch Fredrikas Mutter Annika. Gibt es auch hier einen Zusammenhang oder ist dies reiner Zufall? Weder Fredrikas Vater noch sonst irgendjemand aus der Familie ist bereit, ihr über das plötzliche Verschwinden der Mutter Auskunft zu geben.
Mir waren die Beschreibungen von Fredrikas weitläufiger Familie zu viel. Von den Urgroßeltern bis zu sämtlichen Onkels und Tanten und deren Kinder, zu jedem wurde etwas erzählt. Darunter litt leider die Spannung. Ich empfand diesen Roman eher als Familiengeschichte und nur am Rande als Krimi. Die Leser werden ewig lange hingehalten und mit kleinen Informationsbröckchen abgespeist, bis man dann endlich erfährt, was eigentlich passiert ist. Vieles, was zur Aufklärung der Todesfälle beiträgt, ist ziemlich weit hergeholt und Fredrikas Alleingänge haarsträubend. Das Schicksal von Fredrikas Mutter bleibt offen. Ein Cliffhanger für die Folgebände, die ich aber voraussichtlich nicht lesen werde. Von einem Nr. 1 Bestseller aus Schweden hätte ich mehr erwartet.

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Veröffentlicht am 19.08.2023

Eine wilde Jagd

Skorpion
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Der Schweizer Ermittler David Keller und sein italienischer Kollege Monti treffen sich in Palermo, um von einem Informanten Hinweise zur Mafia zu erhalten. Kaum hat das Treffen stattgefunden, wird der ...

Der Schweizer Ermittler David Keller und sein italienischer Kollege Monti treffen sich in Palermo, um von einem Informanten Hinweise zur Mafia zu erhalten. Kaum hat das Treffen stattgefunden, wird der Informant erschossen. Rache der piovra, der Krake, wie die Mafia in Italien auch genannt wird, da es nichts nützt, einer Krake ein Tentakel abzuschlagen, es wächst einfach wieder nach. So scheint auch die Mafia unschlagbar, doch Keller und Monti wollen sich nicht geschlagen geben.
„Skorpion“ nimmt seine Leser mit auf eine wilde Jagd, von Sizilien nach Antwerpen, von der Schweiz nach Liechtenstein, Miami und den Libanon, um nur ein paar der zahlreichen Schauplätze zu nennen. Genauso schnell wie der Wechsel zwischen den Schauplätzen, springen die Autoren von einer Zeitebene zur anderen und es ist nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten, was wann stattgefunden hat. Es geht um die Mafia, al Khaida, den Krieg im Kosovo, südamerikanische Drogenkartelle, chinesische Verbrecherorganisationen, CIA und FBI, um Liebe, Verrat und Korruption. Ganz schön viel, was sich die beiden Autoren hier vorgenommen haben, der eine ein Ex-Mafiaermittler, der andere ein Regisseur. Zu viel für meinen Geschmack. Mir war regelrecht schwindlig von den vielen internationalen Verstrickungen und dem ständigen Hin und Her. Mir schien es beim Lesen, als hätte der Regisseur Gerd Schneider beim Schreiben bereits die Vorlage für einen neuen Film im Kopf gehabt: Palermo, Mord – cut – Antwerpen, Drogenfund – cut, usw. Leider hat dies bei mir keine Spannung erzeugt, im Gegenteil. Ich war froh, als ich diesen dicken Schmöker, der für meine Begriffe mit Fakten und Handlungssträngen überfrachtet ist, zu Ende gelesen hatte.

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Veröffentlicht am 01.07.2023

Die Vergangenheit kann man nicht ändern

Der Laden der unerfüllten Träume
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„Der Laden der unerfüllten Wünsche“ ist eine Geschichte über drei Generationen von Frauen. Die Großmutter, Glory Ann, heiratet in die Old Depot Grocery ein, die Tochter, Rosemary, fühlt sich nach dem Tod ...

„Der Laden der unerfüllten Wünsche“ ist eine Geschichte über drei Generationen von Frauen. Die Großmutter, Glory Ann, heiratet in die Old Depot Grocery ein, die Tochter, Rosemary, fühlt sich nach dem Tod des Vaters verpflichtet, ihrer Mutter im Laden zur Hand zu gehen, anstatt, wie geplant, der Enge des kleinen Städtchens zu entfliehen, und Sarah, die Enkelin, kehrt nach dem Tod ihres Ehemanns in ihr Heimatstädtchen zurück und will ebenfalls im Laden mitarbeiten und die mittlerweile durch die Konkurrenz von Supermärkten arg in Bedrängnis geratene Old Depot Grocery auf Vordermann bringen. Womit sie nicht gerechnet hat, ist, dass ihre Mutter den Laden so schnell wie möglich verkaufen will. Die Gründe, die Rosemary dafür hat, behält sie zunächst für sich.
Überhaupt verbergen die drei Frauen viel voreinander. Statt Liebe und Offenheit gibt es Misstrauen und Geheimnisse, keine der drei Frauen spielt mit offenen Karten. Um herauszufinden, warum ihre Mutter nie über den Großvater spricht, schnüffelt Sarah in alten Tagebüchern und öffnet heimlich eine verschlossene Kiste der Mutter – für mich ein absolutes No Go!
Doch ihre Mutter Rosemary ist nicht besser, hatte sie doch vor vielen Jahren einen an GloryAnn adressierten Brief geöffnet und vor der Mutter versteckt.
Die Geschichte dieses Romans hörte sich nicht schlecht an, doch leider plätschert sie so dahin. Es gibt unzählige Wiederholungen, immer wieder ist beispielsweise die Rede davon, dass Sarahs verstorbener Ehemann ein Workaholic und die Ehe unglücklich war. Das ist aber auch das Einzige, was wir über ihn und Sarahs Ehe erfahren. Die Personen bleiben allesamt ziemlich blass und relativ unsympathisch, die einzig sympathische Person ist die zupackende Glory Ann.
Einen großen Stellenwert in diesem Roman nimmt die Religion ein. Ständig wird gebetet, aber damit hätte ich wahrscheinlich rechnen müssen, denn es war ja angegeben, dass die Autorin Seelsorgerin ist. Aber wenn ein Ex-Soldat in einen Laden geht mit der Absicht, die ganzen Biervorräte aufzukaufen und stattdessen mit einer Bibel rausgeht, erscheint mir das wenig wirklichkeitsnah.
Noch ein Wort zum Titelbild, das im unteren Teil die Old Depot Grocery und im oberen Teil drei junge Frauen zeigt, die sich in den Armen liegen und vor Lachen ausschütten. Wer sind die drei und was haben sie mit der Geschichte zu tun? Die Antwort lautet rein gar nichts. Nur weil sich drei junge Frauen auf dem Titelbild besser verkaufen als Frauen aus drei Generationen, denn davon handelt die Geschichte nun mal? Ich finde das total daneben.
Für mich war „Der Laden der unerfüllten Träume“ eine ziemlich enttäuschende Erfahrung. Es ist eine leichte und vorhersehbare Lektüre, die man zwischendurch lesen kann, aber man sollte nicht zuviel davon erwarten.

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