Profilbild von Corinne

Corinne

Lesejury Star
offline

Corinne ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Corinne über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2021

Sabbatical im Perigord

Trüffelgold
2

Nachdem ihre Großmutter verstorben ist, nimmt sich die Pariser Kommissarin Marie Mercier ein Sabbatical und tritt ihr Erbe an, das unter anderem das Haus im malerischen Saint-André-du-Périgord beinhaltet. ...

Nachdem ihre Großmutter verstorben ist, nimmt sich die Pariser Kommissarin Marie Mercier ein Sabbatical und tritt ihr Erbe an, das unter anderem das Haus im malerischen Saint-André-du-Périgord beinhaltet. Hier hat sie jahrelang ihre Sommerferien verbracht und denkt gerne an unbeschwerte Tage der Kindheit zurück. Doch ein grausamer Mord trübt das Schwelgen in Erinnerungen. Das Opfer aus Bordeaux hatte eine Liaison mit ihrer Freundin und Dorfschönheit Helene. Natürlich kann Marie unter diesen Umständen nicht die Finger still lassen und stellt, sehr zum Unmut des Kommissars Leblanc, auf eigene Faust Ermittlungen an.

„Trüffelgold“ ist Band 1 einer neuen Krimi-Reihe rund um die Kommissarin Marie Mercier von Julie Dubois. Der Kriminalroman ordnet sich in der Sparte „Cosy-Crime“ ein und spielt im Perigord.

Das Setting ist idyllisch und die Figuren sind alle sehr herzig, sodass man sehr schnell mit ihnen warm wird. Insbesondere Maries Großtante Léonie und ihr Familienfreund Georges sind sehr süß und kämpfen für ihre Liebsten. Auch die sehr herzliche und familiäre Verbindung zwischen Marie und Léonie ist sehr bezaubernd. Ihre gemeinsamen Kochaktionen nehmen verhältnismäßig viel Raum ein, was mich aber nicht gestört hat, da sie den Wohlfühlanteil des Buches unterstützen. Darüber hinaus ist der Sprachduktus durchgehend angenehm und flüssig. Der Roman liest sich hierdurch schnell weg.

Leider fehlt es den Figuren und auch der Geschichte meiner Meinung nach jedoch an Tiefe. Somit verbleibt der Roman eher oberflächlich unterhaltend. Auch Spannung im Mordfall bleibt leider aus. Hierbei meine ich nicht, dass ich mir blutrünstige Schilderungen des Mordes etc. gewünscht hätte, sondern dass die Ermittlungen und Aktionen mehr Fahrt aufnehmen. Die Geschichte plätschert jedoch bis zum Ende vor sich hin, sodass der Kriminalroman für mich insgesamt mehr Roman als Krimi darstellt. Das ans Buch gefesselt sein und unbedingt herausfinden und miträtseln wollen, wer der Mörder ist, hat sich bei mir hierdurch leider nicht eingestellt.

Insgesamt ist dies ein unterhaltsamer und netter Roman, bei dem der Kriminalanteil mit Spannung und Faszination jedoch recht kurz kommt. Nichtsdestotrotz habe ich mich gut unterhalten gefühlt und ein paar entspannte Stunden genossen. Ich bin zudem neugierig, wie es mit Marie Mercier weiter gehen wird, da hier eine Reihe angekündigt wurde.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 23.03.2021

Durch die Nacht und alle Zeiten

Durch die Nacht und alle Zeiten
2

Die 16-Jährige Lori besucht mit ihrer Familie das alljährliche Reenactment eines Feldzugs der Napoleonischen Kriege am Rhein in Deutschland. Im Gegensatz zu ihren Eltern ist sie jedoch nicht allzu begeistert ...

Die 16-Jährige Lori besucht mit ihrer Familie das alljährliche Reenactment eines Feldzugs der Napoleonischen Kriege am Rhein in Deutschland. Im Gegensatz zu ihren Eltern ist sie jedoch nicht allzu begeistert von der authentischen Kostümierung und Nachstellung der geschichtlichen Ereignisse, sodass sie einen Spaziergang in den nahe gelegenen Wald macht. Dort wird sie plötzlich von einem heftigen Gewitter überrascht und verliert im Gewittersturm das Bewusstsein. Als sie wieder erwacht, ist es mitten in der Nacht. Auf dem Heimweg begegnet sie dem Engländer Thomas, der ebenfalls historisch kostümiert zu sein scheint. Wegen seiner Ernsthaftigkeit und altmodischen Formulierungen hält Lori ihn allerdings für einen Spinner. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass Thomas aus dem Jahr 1813 kommt und ungewollt eine Zeitreise gemacht haben muss. Lori nimmt sich seiner an und schon bald merken die beiden, dass Thomas unbedingt ins Jahr 1813 zurückfinden muss – denn in der gegenwärtigen Zeit gibt es plötzlich viele ungewollte Veränderungen. Die beiden begeben sich daher auf die Suche nach einer Möglichkeit, Thomas so schnell wie möglich in der Zeit zurückzusenden. Wenn da nur nicht die aufkeimenden Gefühle füreinander wären…

ACHTUNG Spoiler!

„Durch die Nacht und alle Zeiten“ ist der neue Jugendroman von Eva Völler. Die Geschichte ist anrührend und märchenhaft. Gleichzeitig gibt es einen sich fortwährend verändernden und weiterentwickelnden Handlungsstrang, sodass ein angenehmer Spannungsbogen entsteht. Durch die ständig neuen Impulse verbleibt der Roman sehr kurzweilig. Insbesondere durch Thomas Anwesenheit im 21. Jahrhundert kommt es zu Veränderungen, die Lori und Thomas unbedingt rückgängig machen wollen. Als ihnen der Zeitsprung gelingt, aber Lori versehentlich mit ins Jahr 1813 reist, ist das Chaos perfekt. Die Beschreibungen der Begebenheiten im 19. Jahrhundert sind gelungen und authentisch. Ausgesprochen gut hat mir die Kombination des historischen Hintergrunds der Napoleonischen Kriege mit den Sagen rund die Loreley gefallen.

Die Romanfiguren sind gut ausgearbeitet, wobei ich mir gewünscht hätte, über Lori noch mehr zu erfahren, um die besser einschätzen zu können, bevor die rasante Reise losgeht. Meine Lieblingsfigur ist Thomas, der – ganz englischer Gentleman – mit vielen guten Charaktereigenschaften ausgestattet ist. So beschützt er Lori und stellt sich im Angesicht ihrer Feinde stets schützend vor sie oder rettet sie aus brenzligen Situationen. Zwischen Lori und Thomas herrscht von Beginn an ein Knistern, wodurch es immer wieder zu zauberhaften und süßen Momenten kommt, die einen Schmachten lassen. Die französischen Gegenspieler rund um Montignac sind ebenfalls gut getroffen. Die Motivation der Franzosen, Thomas und Lori aufzuhalten, um eigenen Ruhm zu erlangen, ist für mich zwar persönlich nicht nachvollziehbar, für die damalige Zeit aber glaubhaft. Dass Hugo zuletzt einen Sinneswandel durchmacht und sich auf „die gute Seite“ schlägt, habe ich als sehr sympathisch empfunden.

Der Sprachstil ist grundsätzlich locker und bildhaft. Zu Beginn hat mir das gut gefallen, da der Kontrast zu Thomas' Ausdrucksweise noch verstärkt wurde. Insgesamt habe ich den Sprachstil jedoch als zu salopp empfunden, auch wenn er an die Zielgruppe angepasst ist, und war davon etwas ernüchtert. Denn hierdurch wurde bei mir leider eine Distanz zur Protagonistin Lori generiert, die verhinderte, dass mich die Geschichte so intensiv und allumfassend vereinnahmt, wie ich es mir erhofft und erwartet hatte. Allerdings unterstützte der lockere Sprachstil den jugendlichen Charakter des Romans.

Zusammenfassend handelt es sich bei „Durch die Nacht und alle Zeiten“ um einen unterhaltsamen und fantasievollen Jugendroman. Auch wenn ich den jugendlichen Sprachstil partiell als zäh empfunden habe, bietet der Roman ein nettes und charmantes Märchen für eine kurze Auszeit vom Alltag.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 08.03.2024

Regelrecht ausufernd

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
0

Inhalt: Heinz Labensky hat auch nach der Wende den Osten Deutschlands nie verlassen und sitzt in einem Seniorenheim die Zeit ab. Bis eines Tages ein Brief die Tristesse unterbricht und Licht ins Dunkel ...

Inhalt: Heinz Labensky hat auch nach der Wende den Osten Deutschlands nie verlassen und sitzt in einem Seniorenheim die Zeit ab. Bis eines Tages ein Brief die Tristesse unterbricht und Licht ins Dunkel des größten Rätsels seines Lebens bringt: Das Verschwinden seiner Jugendliebe Rita. Er steigt in den Flixbus nach Warnemünde, um der Sache auf den Grund zu gehen. Auf der Fahrt animieren den mit blühender Fantasie gesegneten Labensky die verschiedensten Mitfahrenden zu einer Reise durch die eigene Vergangenheit und er erzählt eine haarsträubende Geschichte nach der anderen. Doch am Meer angekommen, muss Labensky eine Entscheidung treffen. Will er die Wahrheit erfahren und die Realität so akzeptieren, wie sie ist? Oder will er weiter in seiner selbst geschaffenen Fantasiewelt leben?

Ich war sehr gespannt auf den Roman von Herrn und Frau Tsokos, die erstmals gemeinsam ein Buch veröffentlichen - und dies dazu noch thematisch weit entfernt vom üblichen Gefilde Rechtsmedizin und Thriller. Inhaltlich habe ich die Geschichte rund um "Heinz" als sehr interessant empfunden. Auch, wenn der Protagonist aufgrund seiner Intelligenzminderung etwas anstrengend wirkte, habe ich ihn schnell ins Herz geschlossen. Als "Kind des Westens" habe ich auch viele neue Eindrücke zum Thema DDR erhalten können. Leider war die gesamte Handlung jedoch in so ausufernde Beschreibungen und Aufzählungen eingebettet, dass ich nur mühsam mit der Lektüre vorankam. So wurde z.B. das Eingießen und die Einnahme eines Getränks über eine gesamte Seite geschildert, gespickt mit Anekdoten & Co. Das war mir auf Dauer dann doch etwas zu zäh und ich musste mich zwingen, das Buch wieder in die Hand zu nehmen und auszulesen. Hinzu kam, dass die Begegnungen, die Heinz hatte, zunehmend zu phantastisch auf mich wirkend. So trifft er beispielsweise auf Baader und Meinhof und soll an der Namensfindung der RAF beteiligt gewesen sein. Das war mir dann doch etwas zu viel des Guten und ich hatte Schwierigkeiten, das Buch überhaupt wieder in die Hand zu nehmen. Das Ende hingegen hat mich versöhnt - es wirkte auf mich stimmig und zur Figur Heinz passend. Insgesamt ein etwas sperriger Roman, der mich trotz der liebenswerten Hauptfigur leider nicht vollends begeistern konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.02.2024

Düstere Zeiten

Die Hexen von Cleftwater
0

„Die Hexen von Cleftwater“ ist ein historischer Roman, der in East Anglia zu Zeiten der Hexenverbrennungen im 17. Jahrhundert angesiedelt ist. Die Protagonistin Martha Hallybread ist in ihrem Dorf als ...

„Die Hexen von Cleftwater“ ist ein historischer Roman, der in East Anglia zu Zeiten der Hexenverbrennungen im 17. Jahrhundert angesiedelt ist. Die Protagonistin Martha Hallybread ist in ihrem Dorf als Hebamme und Heilerin die Anlaufstelle für Gebährende und Kranke. Seit Jahrzehnten durch ein Halsleiden stumm kann sie sich dabei allerdings nur mit Händen und Füßen verständigen. Als bei einer Geburt ein gezeichnetes Baby zur Welt kommt und direkt verstirbt, wird ihre Helferin Prissy im Nachgang als Hexe verfolgt. Hexenjäger Makepeace hinterlässt nichts als verbrannte Eder und Martha muss alles geben, um ihrer Freundin zu helfen. Dabei muss sie tunlichst aufpassen, nicht selbst in Verdacht zu geraten.

Der Autorin ist es in ihrem Roman-Debüt hervorragend gelungen, die Zeit der Hexenverbrennung, das Elend auf dem Land mit den furchtbaren Lebensumständen, die patriarchalische Gesellschaft und die unaufgeklärte Gesellschaft einzufangen. Oft musste ich das Buch ob seiner Grausamkeiten zur Seite legen. Ich bin mehrfach wütend über die damaligen Zustände und den Aberglauben der Bevölkerung geworden. Jeder verdächtigt jeden und stellt ihn an den Pranger. Hinzukommend die Unwissenheit über medizinische Zusammenhänge, die für uns heute so selbstverständlich ist. Das hat mich beim Lesen sehr mitfühlen lassen. Leider wurde ich jedoch mit der Protagonistin Martha nicht recht warm. Möglicherweise lag dies an ihrer Faszination für den Atzmann, der immer wieder eine Rolle spielte. Hiermit konnte ich, vermutlich aus meiner heutigen aufgeklärten Sicht, einfach nichts anfangen. Zudem reihten sich die einzelnen Aktionen etwas lieblos und häufig nicht nachvollziehbar aneinander, weshalb ich inhaltlich mit der Geschichte leider nicht allzu viel anfangen konnte. Nichtsdestotrotz fand ich den Einblick in die damalige Zeit und vor allem die Denkweise sehr wertvoll und durchaus gelungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.02.2024

Lebensgeschichte

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
0

Florence „Florrie“ Butterfield ist 80 Jahre alt und lebt in einem Seniorenheim bei Oxford. Als eines nachts die Heimleiterin aus dem Fenster stürzt, kann Florrie nicht an einen Selbstmordversuch glauben. ...

Florence „Florrie“ Butterfield ist 80 Jahre alt und lebt in einem Seniorenheim bei Oxford. Als eines nachts die Heimleiterin aus dem Fenster stürzt, kann Florrie nicht an einen Selbstmordversuch glauben. Kurzerhand fängt sie mit eigenen Ermittlungen an, die sie nicht nur in die Vergangenheit der Heimleiterin, sondern auch in ihre eigene Lebensgeschichte, eintauchen lassen.

„Florence Butterfield und die Nachtschwalbe“ ist entgegen meiner Erwartungen kein Kriminalroman, sondern ein Unterhaltungsroman. Inhaltlich dreht sich alles um die sehr gut ausgearbeitete Protagonistin Florrie, die neben ihren eher zufallsbedingten Ermittlungen ihr Leben Revue passieren lässt. Im Vorfeld habe ich etwas ganz anderes erwartet und empfand den Roman in der Gesamtschau daher als etwas zu betulich und lieblich. Die Rückblenden auf Florries Leben wurden mir nach und nach zu viel und der Roman uferte mir zu sehr aus. Hier hätte deutlich gekürzt werden können. Was mir allerdings wirklich gut gefallen hat, sind die intensiv ausgearbeiteten Figuren und das Setting. In Kombination mit einem sehr angenehmen Sprachstil bietet der Roman durchaus stimmungsvolle Wohlfühlatmosphäre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere