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Veröffentlicht am 03.05.2021

Ein Roman über das rätselhafteste Gemälde des Louvre

Die dritte Frau
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Ein Roman über das rätselhafteste Gemälde des Louvre, über das geheimnisvolle Renaissance-Gemälde „Gabrielle d’Estrées und eine ihrer Schwestern“ und einer obsessiven Liebe zu einer direkten Nachfahrin ...

Ein Roman über das rätselhafteste Gemälde des Louvre, über das geheimnisvolle Renaissance-Gemälde „Gabrielle d’Estrées und eine ihrer Schwestern“ und einer obsessiven Liebe zu einer direkten Nachfahrin der zweiten Frau auf dem Gemälde, der geheimnisvollen Camille Balzac. Dieser Roman aus der Epoche des französischen Königs Heinrichs IV. handelt von Liebe und Kunst, historischen Fakten um den rätselhaften Tod der schönen Herzogin Gabrielle wenige Tage vor ihrer Hochzeit mit Heinrich IV. und das ewige Rätsel um Mann und Frau – ein gefährliches Spiel aus Verlockung und Zurückweisung zwischen Autor und dieser dritten Frau Camille.
Dieser Roman knüpft thematisch an Wolfram Fleischhauers Bestseller „Die Purpurlinie“ an. „Die dritte Frau“ ist jedoch ein völlig eigenständiger Roman. Diese Fortsetzung mutiert zu einer zeitgenössischen tragischen Liebesgeschichte und einem Literaturduell zwischen einem Autor, dem trotz jahrelanger Recherchen aus dieser Epoche der Renaissance keine schlüssige Aufklärung über Gabrielles Tod gelingt, und dieser recht eigensinnigen Leserin Camille, die ihm unbekannte Quellen zuspielt.
Durch die Verarbeitung dieser vielen historischen Fakten wird ein zügiger Spannungsaufbau erschwert, der Schreibstil erscheint brüchig durch das Zitieren und Übersetzen von Originalbelegen aus dem Französischen bzw. Italienischen. Der Charakter der dritten Frau, Camille Balzac, war für mich etwas schwer zu entschlüsseln, vielleicht zu geheimnisvoll.
Dennoch würde ich sehr gern den Vorgänger-Roman „Die Purpurlinie“ lesen zur Vervollständigung meiner Kenntnisse über die historischen Fakten des Gemäldes „Gabrielle d’Estrées und eine ihrer Schwestern“.

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Veröffentlicht am 08.03.2024

Leider kein harmonisch abgestimmtes Werk.

Selbe Stadt, anderer Planet
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Das Cover gibt einen typischen, fotographischen Ausschnitt der Stadt Hallstadt in Österreich wieder mit Pfarrkirche am Hallstätter See im Salzkammergut in Österreich, passend zum Romaninhalt. Der Titel ...

Das Cover gibt einen typischen, fotographischen Ausschnitt der Stadt Hallstadt in Österreich wieder mit Pfarrkirche am Hallstätter See im Salzkammergut in Österreich, passend zum Romaninhalt. Der Titel könnte vielleicht passender abgeändert werden in Selbe Stadt, anderes Land. Auf zwei Erzählsträngen geht es einmal um die Lebensgeschichte des Herrn Patrick bzw. Huang Ren, einem Chinesen, bis zu seinem 13. Lebensjahr irgendwo in Österreich an Ortsenden in plüschigen Chinarestaurants aufgewachsen. Der zweite Erzählstrang gibt das Alltagsleben der Zwillinge Doris, Tischlerin, und Johanna, Allgemeinärztin in Hallstatt wieder mit einigen Nebenfiguren. Thematisiert wird der dortige, erdrückende Massentourismus, kritisiert wird auch die sorgfältige Rekonstruktion, quasi der Zwilling von Hallstatt als Touristenattraktion, als Themenpark in Boluo, Südchina. Diese Raubkopie des Weltkulturerbes Hallstatt wird von den Schwestern als Tagestouristen besichtigt und sie kehren ernüchtert zurück. Diese Erfahrungen wären vielleicht ausbaufähig gewesen. Neben diversen Informationen über China, über die schöne, bergige Natur um Hallstatt beschreibt der humorvolle, teils deftige Schreibstil in manch österreichischer Wortwahl auch einige störende Träume. Zwar treffen beide oben beschriebenen Erzählebenen in Hallstatt aufeinander, jedoch wirkt der Roman insgesamt zu sehr konstruiert. Auch die Schlussbeiträge von ARTHUR KALTSEIS mit Kommentaren zur Pandemie, zum Einfluss des diktatorischen No-Covid-Kurses auf den touristischen Austausch zwischen China und dem Westen etc. und Johannas Gedanken über die Überbevölkerungserfahrung ihrer Chinareise regen zwar zum Nachdenken an, runden aber letztendlich das ganze Werk nicht optimal ab.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Ein Roman um Trennung und Sprachlosigkeit

ruh
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Das bunte Cover zeigt eine friedliche Seelandschaft mit bewaldetem Berg bei leichter Bewölkung im Sonnenuntergang. Der Buchtitel RUH ist auf Deutsch hier gut interpretiert, auf türkisch bedeutet ruh dagegen ...

Das bunte Cover zeigt eine friedliche Seelandschaft mit bewaldetem Berg bei leichter Bewölkung im Sonnenuntergang. Der Buchtitel RUH ist auf Deutsch hier gut interpretiert, auf türkisch bedeutet ruh dagegen die Seele, der Geist, das Gemüt, die Psyche, das Innere. Und genau der seelische Kraftakt der Hauptperson Cemal steht im Mittelpunkt, gefangen in deutscher Gegenwart und türkischer Vergangenheit, verfolgt von Träumen, Vorurteilen und Rassismus. Ohne Türkischkenntnisse und ohne erklärendes Glossar bleibt leider manches Erklärende verborgen, wo doch die zarte, beschädigte Gefühlsebene des jungen türkischen Deutschlehrers angesprochen wird. Seine Suche nach Identität zwischen den verschiedenen Kulturen lässt ihn verzweifeln und vereinsamen – ein komplexes, schwieriges Thema auf verschiedenen Zeitebenen. Schlussendlich verliert man sich etwas verwirrt auf der Suche nach mehr Struktur zwischen den Perspektiven der Beteiligten verschiedener Generationen trotz anhängendem Familienstammbaum. Besonders die lebhaften Beschreibungen zu Cemals dörflichen Kindheitserinnerungen der Südtürkei gefallen. Die gegensätzlichen Charaktere von Cemal und seinem Partner Georg sind gut herausgearbeitet, bringen nicht nur körperliche Spannung ins Beziehungsgeflecht. Cemals Umgang mit seiner Tochter und ihren Launen wird liebevoll gekonnt beschrieben. Beim Leser sollten zumindest Grundkenntnisse der türkischen Sprache vorhanden sein.

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Ein ruhiges Buch zum Nachdenken

Tremor
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Wie der Autor auch agiert die Hauptperson Tunde, ein in Nigeria geborener Harvard Professor, unter anderem als Lehrkörper für Fotografie an der Universität in Neuengland. In dieser losen Ansammlung von ...

Wie der Autor auch agiert die Hauptperson Tunde, ein in Nigeria geborener Harvard Professor, unter anderem als Lehrkörper für Fotografie an der Universität in Neuengland. In dieser losen Ansammlung von Geschichten und Erinnerungen geht es um Literatur, Fotografie, Rasse, menschlichem Überleben zwischen Massakern, Erdbeben, um koloniale, kriegerische Gewalt, um Musik und Malerei. An der komplexen Kolonialgeschichte zwischen Indianern und Weißen sollte die problematische Darstellung von Wahrheit und Geschichte vom Leser überdacht werden. Das bildhaft beschriebene Alltagsleben und der Kampf ums Überleben in Lagos wird vorgestellt. Wie auch Gedanken zu Rassismus, Herkunft von Gemälden, Dekolonisation und Restitution von Kulturgütern. Der Duft der afrikanischen, schwarzen Seife ose dudu erweckt in Tunde Erinnerungen an seine Kindheit in Ojodu, Lagos, an die Nigerianische Künstlerin Otobong Nkanga und ihre Kunstprojekte. Ein weiteres Highlight sind die Reflexionen über die Benin Bronzen, über das Massaker der Britischen Armee im Jahre 1897. Er stellt diese Nigerianische Kunst des 15. Jahrhunderts mit Turners Bild Slavers Throwing Overboard the Dead and Dying und dem Bild Landscape With Burning City des flämischen Meisters Herri met de Bles in einen Kontext. Das Zusammenleben von Tunde und Sadoko, deren quälender Stille und doch ersehnter Berührung, spielt hier auch eine Rolle. Der Schreibstil auf 256 Seiten ist nicht provokant, der Duktus eher ruhig, meditativ. Insgesamt ein labyrinthisches Geschichts-Puzzle, ein Bericht über Lagos und eine Lektion über Rassismus.

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Veröffentlicht am 08.12.2023

Einblicke in ein besonderes Stadtviertel Berlins.

Südstern
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Der Roman Südstern handelt von einem Vorort Berlins, nämlich Friedrichshain – Kreuzberg, handelt von alltäglichen Problemen fernab von der Wohlfühlidylle dieser Hauptstadt. Die Hauptfiguren Vanessa Paschke, ...

Der Roman Südstern handelt von einem Vorort Berlins, nämlich Friedrichshain – Kreuzberg, handelt von alltäglichen Problemen fernab von der Wohlfühlidylle dieser Hauptstadt. Die Hauptfiguren Vanessa Paschke, Mitte 20, ausgebildete Pharmakologin, aber tätig vor allem als Drogenkurierin und Deniz Aziz, Streifenpolizist in einem turbulenten multikulturellen Viertel, versorgt seinen dementen Vater - beide berichten als Ich-Erzähler von ihrem stressigen Alltag. Der in mehrerer Hinsicht nun doch ungewöhnliche Schreibstil lässt die Zeichensetzung wörtlicher Rede vermissen. Kurze, emotionslose Sätze, wenige Dialoge, eingeflochtene türkische Wörter, der unangekündigte Wechsel des Ich-Erzählers zügeln den Lesegenuss. Die knallharte Realität mit eindeutiger Überforderung auch einiger Nebenfiguren trifft auf ein wenig Romantik zwischen Vanessa und Deniz. In diesem sozialkritischen Roman erfährt man viel über großstädtische Probleme: häusliche Gewalt, Übergriffe in der Justizanstalt, Geldmangel, Ausländerhass, Mangel an Pflegekräften, Überstunden bis zu drei Schichten hintereinander im Polizeidienst und in der Psychiatrie etc.. Die vielen Schattenseiten Berlins wirken sehr bedrückend und chaotisch. Es ist keine leichtgängige Lektüre, die jedem Leser gefallen mag.

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