„Liebe. Wenn Liebe bedeutet, mich selbst aufzugeben, sage ich gerne: nein danke, ich hab schon.“
(Livia in Vienna 1)
Worum geht’s?
Liebling der High Society und IT-Girl – Livia weiß, wie sie sich in der Öffentlichkeit bewegen muss und was von ihr erwartet wird. Ihre Follower lieben sie und als Tochter des Bürgermeisters liegt ihr Wien zu Füßen. Niemand weiß von ihrer Verletzlichkeit, niemand interessiert sich für das, was hinter Livias Fassade steckt. Bis Nicolas, ihr neuer »Stiefbruder«, in ihr Leben platzt. Attraktiv, arrogant und überheblich lässt er keine Gelegenheit aus, sie demonstrativ zu demütigen. Und trotzdem fühlt sich Livia zu ihm hingezogen. Ein gefährliches Spiel aus Anziehung, Ablehnung und Verführung beginnt.
Vienna – Blinding Lights ist Band 1 der Vienna-Reihe. Die Geschichte ist nicht abgeschlossen und wird in Band 2 fortgesetzt.
Schreibstil und inhaltliche Hinweise
Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Livia geschrieben. Das Buch beinhaltet sexuellen Content und potenziell triggernde Inhalte aus dem Bereich Verlust und Substanzenmissbrauch.
Meine Meinung
Vienna ist diese Art vom Buch, bei der man denkt, dass man genau weiß, was einen erwartet, es aber dann komplett anders kommt. Ich habe gedacht, dass ich hier eine Geschichte um ein Mädchen aus reichem Haus haben werde, die sich nun in ihren Stiefbruder verliebt. Aber Vienna ist so viel mehr. Es ist ein Buch, was sicher nicht jeder mögen und schon gar nicht lieben wird, mit einer herausfordernden Protagonistin und ausschweifenden Partyszenen. Aber die Wahrheit um Livia liegt hier zwischen den Zeilen.
Gleich vorweg: Hier gibt es Partys, Alkohol, One Nights Stands und jede Menge Abstürze. Das hier ist kein süßes, unschuldiges Buch um ein Mädchen, was mit Papas Kreditkarte ein bisschen shoppen geht. Nein, Livia entführt den Leser in eine Welt aus Abgründen, Dekadenz und dumpfer Langeweile, die durch Alkohol und Partys bekämpft wird. Schon von Anfang an war ich wie gefesselt. Livia ist eine komplizierte Protagonistin, die nicht von Anfang an hohe Sympathiewerte erzielt. Ehrlich gesagt würde ich sogar fast bis zum Ende sagen, dass ihre Sympathiewerte überschaubar sind, aber das ist vollkommen in Ordnung, weil man sie auf eine verquere Art und Weise trotzdem ins Herz schließt. Man begleitet sie auf Partys, man erlebt ihren Kater am Morgen danach und erhält zugleich Einblicke in die wahre Livia, wenn sie sich liebevoll um ihre kleine Schwester kümmert. Nach dem plötzlichen Verschwinden ihrer Mutter ist nämlich Livias leben aus dem Ruder gelaufen, denn sie kann einfach nicht verstehen, warum ihre Mutter sie und auch ihre kleine Schwester zurückgelassen hat. Livia ist eigentlich ein starker Charakter, der aber in der Gegenwart von gewissen Personen komplett aus der Rolle fällt, in der Gegenwart ihres Vaters sämtliche ihrer eigenen Träume begräbt und selbst nicht so wirklich weiß, wo ihr Platz in der Gesellschaft sein soll. Es ist diese Art von Buch, bei der Mann ein verwöhntes und privilegiertes Prinzesschen hat, von dem man weiß, dass so viel Potential in ihr steckt, welches aber durch die Umstände und die Society im Keim erstickt wird. Man muss ganz schön starke Nerven haben, um Livia bei all den Feiern und Drogen und Alkohol zu begleiten, vor allem da man ihr die ganze Zeit zurufen möchte, dass sie sich nicht betäuben muss, sondern ein Recht darauf hat, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Für viele Leser ich mag das Buch vielleicht oberflächlich wirken, aber zwischen den Zeilen und in den Momenten, wo Livia alleine ist oder etwa mit ihrer kleinen Schwester Zeit verbringt, gibt es diese Gedankengänge, die dem Buch viel Tiefe geben.
Neben dem Aspekt um Livias Leben, welches etwas aus dem Ruder zu laufen scheint, Gibt es natürlich eine Liebesgeschichte. Die Grundlage hierfür bildet die neue Freundin von Livias Vater, die einen etwa gleichaltrigen Sohn namens Nicolas mit in die Beziehung bringt. Nicht nur ist Livia davon zutiefst erschüttert, dass ihr Vater nur ein Jahr nach dem Verschwinden der Mutter plötzlich eine neue Beziehung pflegt, nein, Mutter und Sohn ziehen zeitnah auch noch direkt bei Livias Familie ein. Ich muss gestehen, dass mir Livias Abneigung Nicolas gegenüber bis zum Ende nicht wirklich aufgegangen ist. Ich kann verstehen, dass sie seiner Mutter gegenüber keine guten Gefühle hegt, aber abgesehen davon, dass Nicolas bei ihrem ersten Aufeinandertreffen nervig war, hat er ihr eigentlich nicht wirklich etwas getan. Im Gegenteil fand ich Nicolas von Anfang an relativ sympathisch und fand es beeindruckend, wie mühelos er hinter Livias Fassade gucken konnte. An welcher Stelle dann aus Feinden Verbündete und sodann auch Liebende wurden, war für mich nicht ganz greifbar, einfach auch weil ich finde, dass zwischen den beiden zu wenig tatsächliche emotionale Entwicklung stattfand. Die Irrungen und Wirrungen zum Ende des Buches sorgen für jede Menge Drama, Spannung und einen durchaus fiesen Cliffhanger, der sehr viel Freude auf Band 2 macht und jede Menge Fragen aufwirft. Livia und Nicolas sind vielleicht nicht die stärkste Liebesgeschichte, die mir bisher untergekommen ist, aber insgesamt fand ich das Buch sehr mitreißend und auf gewisse Art und Weise auch etwas ungewöhnlich. Ich hätte mir letztendlich aber von dem Wien-Aspekt auch ein bisschen mehr erhofft und erwünscht, aber vielleicht erhalten wir dieses ja in Band 2.
Mein Fazit
Vienna – Blinding Lights ist eine mitreißende Geschichte um eine herausfordernde, etwas verkorkste Protagonistin. Die Geschichte ist vor allem gegen Ende hin sehr spannend, die Liebesgeschichte konnte mich leider aber nur bedingt abholen. Ich bin gespannt, wie es in Band 2 weitergeht.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]