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Veröffentlicht am 18.08.2024

"Marta schläft" - gute Idee, aber nur mäßig packende Umsetzung

Marta schläft
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Mit Nadja stimmt etwas nicht. Die mausgraue, verschlossene Frau trägt seit Kindheitstagen ein Geheimnis, das sie zum perfekten Sündenbock macht - oder etwa doch nicht?

"Marta schläft" war das vierte Buch, ...

Mit Nadja stimmt etwas nicht. Die mausgraue, verschlossene Frau trägt seit Kindheitstagen ein Geheimnis, das sie zum perfekten Sündenbock macht - oder etwa doch nicht?

"Marta schläft" war das vierte Buch, das ich von Romy Hausmann gelesen habe. Die Reise begann mit "Liebes Kind" - unangefochten ihr bislang bester Roman -, es folgte "True Crime", was ein gänzlich anderes Genre bedient als ihre bisherigen Romane, dann "Perfect Day" und nun eben "Marta schläft".

An und für sich ist die Story gut, in deren Verlauf der Leser / die Leserin Nadja Kulka durch ihr verstörendes Leben begleitet. Jedoch verwirren die diversen Charakter- und Zeitsprünge in meiner Wahrnehmung mehr als dass sie Spannung aufzubauen im Stande sind. Die eingeflochtenen Wendungen sind leider oftmals vorhersehbar oder so weit weg vom Möglichen oder gesunden Menschenverstand, dass es zu mehr als einem schnell ausgelesenen Buch leider nicht gereicht hat. Schade!

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Veröffentlicht am 05.08.2024

Langatmiges, wortgewaltiges Epos über die Macht der Sprache

Babel
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Robin gelangt unter mysteriösen Umständen aus seiner Heimat Kanton und den bescheidenen Verhältnissen, in welchen er dort aufgewachsen ist, in die besten Kreise des Vereinigten Königreiches. Sein neuer ...

Robin gelangt unter mysteriösen Umständen aus seiner Heimat Kanton und den bescheidenen Verhältnissen, in welchen er dort aufgewachsen ist, in die besten Kreise des Vereinigten Königreiches. Sein neuer Vormund, Richard Lovell, öffnet ihm Türen in Kreise, zu denen er mit seiner chinesischen Herkunft unter gewöhnlichen Umständen keinen Zugang gehabt hätte. Robins außergewöhnliches sprachliches Talent hebt ihn von der Masse ab - doch um welchen Preis stehen ihm nun das prestigeträchtige Institut für Übersetzung der Universität Oxford und die damit verbundenen Annehmlichkeiten offen?

Die Zusammenfassung und der Klappentext des Buches haben mich neugierig auf den Inhalt dieses über 700-Seiten-starken Epos gemacht: Eine Handlung im historischen Emipre um 1800, die Geschichte der Sprache, die Macht der Übersetzung, interessante Protagonisten aus verschiedensten Kulturkreisen und dazu noch jede Menge wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Themen der Zeit. Klingt anspruchsvoll und das ist es auch.

Meine Erwartungen an das Buch waren dahingehend falsch, dass es sich um ein klassisches Werk der Belletristik mit historischen Elementen handelt und der unterhaltende Faktor dominiert. De facto ist der Inhalt dieses Buches in weiten Teilen hoch anspruchsvoll, hoch politisch und hoch ethisch - kurzum, alles, aber gewiss keine leichte Lektüre oder angenehme Unterhaltung. Die Autorin geht sehr tief in philologische Details mehrerer Sprachen, darunter auch Chinesisch oder Sanskrit. Das Niveau der Ausführungen übersteigt für mein Empfinden regelmäßig die Grenzen dessen, was ich als "Unterhaltungsliteratur" beschreiben würde. Phasenweise fühlte es sich an, als hätte ich ein Semantik-Seminar belegt und arbeite mich durch eine Arbeitsunterlage.

Die Handlung hätte sich auch kürzer gut darstellen lassen, dann allerdings mit weniger detaillierten und ggfs. weniger wissenschaflich anmutenden Ausführungen. Die behandelten Themen und Schwerpunkte haben mich häufig getriggert, was dem Buch eine zusätzliche Schwere gab und in Ergänzung zu den trockenen wissenschaftlichen oder wissenschaftlich anmutenden Passagen nur eingeschränkte Lesefreude hervorrufen konnte.

Für mich wohl im Kern nicht das Buch, das ich erwartet hatte. Für alle, die gerne so tief in eine bestimmte Materie abtauchen und sich kritisch mit hoch anspruchsvollen und kontroversen Themen beschäftigen, sicher dennoch eine interessante Wahl!



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Veröffentlicht am 02.12.2024

Grandiose Idee, leider nur mittelmäßige Umsetzung

The Hollow Places
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Kara zieht nach ihrer Scheidung vorübergehend im „Wundermuseum“ ihres Onkels Earl ein. – Der Name ist hier Programm! Gesäumt von Kuriositäten dauert es nicht lange, da beginnen merkwürdige Begebenheiten ...

Kara zieht nach ihrer Scheidung vorübergehend im „Wundermuseum“ ihres Onkels Earl ein. – Der Name ist hier Programm! Gesäumt von Kuriositäten dauert es nicht lange, da beginnen merkwürdige Begebenheiten ihren Lauf zu nehmen und Kara startet gemeinsam mit dem sehr besonderen Barista Simon von nebenan eine abenteuerliche Reise in eine kaum vorstellbare Parallelwelt.

T. Kingfishers neustes Werk beginnt stark, sprachlich sehr direkt und toll zugänglich und wunderbar schwarzhumorig. Wer die Beschreibung der Exponate aus dem Wundermuseum nicht direkt einem Bild zuordnen kann, sei wärmstens empfohlen, eine Bildersuche im Internet zu nutzen. Vor meinem geistigen Auge sind in der Folge dieser kleinen Übung viel grausigere Szenen entstanden als ohne diesen zusätzlichen Impuls.

Leider entwickelt sich die Handlung dann nicht so temporeich und spannend weiter, wie auf Basis der ersten Seiten zu erwarten gewesen ist, es folgen einige Längen in einer Welt, die so anders ist, dass manche Beschreibungen auch mit sehr viel Phantasie kaum bildlich Gestalt annehmen können.

Im letzten Drittel gewinnt die Story dann an Fahrt, es wird richtig spannend, jedoch konnte mich das Ende und die Auflösung nicht überzeugen. Zu viele Mysterien werden recht platt und einfallslos zu Ende gebracht oder aufgelöst, jedenfalls in meiner subjektiven Wahrnehmung.

Unter dem Strich ein okayes Buch, das allerdings deutlich hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist. Sehr schade!

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Veröffentlicht am 05.07.2024

Verstörende Feminismus-/Endzeit-Dystopie

Das Verschwinden
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Jane ist verzweifelt. Von einem Moment auf den nächsten sind ihr Mann und ihr kleiner Sohn verschwunden und sie hat erst etliche Stunden später Notiz davon genommen. Ein Martyrium beginnt, in dessen Verlauf ...

Jane ist verzweifelt. Von einem Moment auf den nächsten sind ihr Mann und ihr kleiner Sohn verschwunden und sie hat erst etliche Stunden später Notiz davon genommen. Ein Martyrium beginnt, in dessen Verlauf sich herausstellt, dass von einem Moment auf den nächsten, alle Menschen mit einem Y-Chromosom spurlos verschwunden sind. Die übriggebliebenen Frauen beginnen, sich nach einer Schockstarre neu zu formieren und wieder gesellschaftliche Strukturen und Infrastruktur aufzubauen - bis Verschwörungstheorien laut werden und verstörende Videos der Verschwundenen auftauchen.

Durch die Kurzbeschreibung neugierig geworden, habe ich mir dieses Buch bestellt. Bereits nach wenigen Seiten musste ich leider feststellen, dass ich kaum oder nur sehr schwierig zu Jane, einer der Hauptfiguren, finde. Vom Leben gebeutelt, oft falsch behandelt, aber eben oftmals auch falsche Entscheidungen treffend, versucht sie, zurechtzukommen - bis sich ihr Leben zum wiederholten Male komplett verändert.

Ähnlich komplexe Schicksale anderer Frauen werden beschrieben, jede davon hat ihr Päckchen zu tragen - und immer scheinen Männer und / oder Söhne eine zentrale Rolle am Leid dieser Frauen zu spielen - puh.

Als dann im Laufe der Handlung extrem verstörende, psychedelische Videos der Verschwundenen auftauchen, die mit teils extremer Gewalt, welche mitunter sehr bildlich beschrieben wird, einhergehen, war ich überzeugt, nicht den Inhalt zu lesen, den ich mir vorgestellt hatte.

Obwohl ich offen war und bin für neue Sichtweisen und auch eine feministisch geprägte Gesellschaft, empfinde ich die überdeutliche Spaltung und Stigmatisierung in diesem Buch von männlich = schlecht und weiblich = gut als unwahr. Die Autorin selbst spielt damit, haben doch alle ihre weiblichen Hauptfiguren mal mehr, mal weniger dunkle Geheimnisse.

Ein konkreter Satz in der Danksagung der Autorin hat mich komplett fassungslos zurückgelassen und meine Sicht auf dieses Buch sehr negativ beeinflusst: "[...] Frauen, die [...] mutig genug waren, unapologetisch auszusprechen, dass es keine Männer geben sollte.", S. 303. Hier war ich raus.

Wir brauchen mehr Augenhöhe, mehr Verständnis, mehr Dialog miteinander statt übereinander, aber bestimmt nicht mehr Spaltung, mehr Stigmatisierung und Radikalisierung.

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Veröffentlicht am 10.06.2025

Warum mich „Die Let-Them-Theorie“ nicht überzeugt hat

Die LET THEM Theorie
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Ich bin mit sehr hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen – vielleicht zu hoch. Denn leider blieb „Die Let-Them-Theorie“ für mich nicht nur weit hinter diesen Erwartungen zurück, sondern entwickelte ...

Ich bin mit sehr hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen – vielleicht zu hoch. Denn leider blieb „Die Let-Them-Theorie“ für mich nicht nur weit hinter diesen Erwartungen zurück, sondern entwickelte sich von Kapitel zu Kapitel mehr zu einer herben Enttäuschung.


Stil und Tonfall – sehr amerikanisch geprägt, zu laut

Bereits der Einstieg ließ mich skeptisch zurück: Der stark amerikanisch geprägte Stil – mit einer Mischung aus übertriebener Positivität, vereinfachten Lebensweisheiten und einem „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Tonfall – wirkte auf mich wenig authentisch. Die Autorin greift durchgehend auf Superlative und absolute Aussagen zurück („Mach X und dein Leben wird Y“), was bei mir mehr Augenrollen als Aha-Momente hervorrief. Besonders die vertrauliche Leseransprache („Als deine Freundin...“) empfand ich als unangemessen und aufgesetzt.


Inhaltlich: Wiederholungen, Vereinfachungen und fragwürdige Ratschläge

Mel Robbins setzt stark auf Wiederholungen und persönliche Anekdoten – viele davon wirken übergriffig und unnötig privat. Ihre Familie, insbesondere die Kinder, werden sehr offen thematisiert, was ich als Mutter kritisch und unangemessen finde. Zudem begegnet einem eine Vielzahl an Lebensratschlägen, die oft weder neu noch besonders hilfreich sind – und teilweise in eine Richtung gehen, die ich fast schon problematisch finde.

Ein Beispiel: Das Modell „5-4-3-2-1 – Zwing dich einfach“ mag für manche motivierend sein, bei mir löst es eher Unbehagen aus. Wer sich monatelang zu allem zwingen muss, braucht wahrscheinlich keine Selbsthilfeformel, sondern professionelle Unterstützung.


Zwischen Lichtblicken und Widersprüchen

Es gab durchaus einzelne Passagen, die ich als wertvoll empfand – etwa die Analogie mit dem Kartenspiel in Kapitel 9 oder den Impuls, Wut produktiv umzudeuten in Kapitel 10. Doch diese Lichtblicke konnten das Gesamtbild nicht retten. Viel zu oft wurden Konzepte wie „Let them“ als universelle Heilsbringer verkauft, ohne Raum für Differenzierung oder kritische Reflexion.

Besonders frustrierend waren die sich widersprechenden Aussagen. Mal soll man Menschen „einfach lassen“, dann wieder subtil beeinflussen. Kapitel 15 trieb diese Widersprüchlichkeit auf die Spitze: Von echter Akzeptanz konnte dort keine Rede mehr sein – das war für mich blanke Manipulation, getarnt als Lebenshilfe.


Fazit: Ein großer Marketing-Gag mit wenig Substanz

Wäre ich nicht Teil einer Leserunde gewesen, hätte ich das Buch nicht beendet. Die Essenz der Let-Them-Theorie hätte man in einem kurzen Artikel oder einem 50-seitigen Booklet kompakt zusammenfassen können – ohne Substanzverlust. Stattdessen zieht sich das Buch auf über 300 Seiten, verliert sich in Wiederholungen, persönlicher Selbstvermarktung und überzeichneten Beispielen.

Das Werk ist für mich leider nichts weiter als eine clever inszenierte Marketingkampagne um eine altbekannte Idee, verpackt in einem schicken neuen Gewand. Lebensverändernd? Kein bisschen. Eher ein Paradebeispiel für den Unterschied zwischen lauter Selbstdarstellung und echtem, hilfreichem Inhalt.

Meine Empfehlung: Wer sich wirklich mit persönlicher Entwicklung und dem Umgang mit zwischenmenschlichen Herausforderungen auseinandersetzen möchte, findet in wissenschaftlich fundierten Werken wie Immunity to Change von Kegan & Lahey wesentlich mehr Substanz – und weniger heiße Luft.

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