Ein etwas plätscherndes Werk mit umarmenden und mutmachenden Impulsen
TrostIch bin mit meiner Rezension dieses Buches sehr hin- und hergerissen. Die Autorin war mir persönlich sehr sympathisch und ich habe einen riesengroßen Respekt davor, sich so offen und verletzlich zu zeigen. ...
Ich bin mit meiner Rezension dieses Buches sehr hin- und hergerissen. Die Autorin war mir persönlich sehr sympathisch und ich habe einen riesengroßen Respekt davor, sich so offen und verletzlich zu zeigen. Durch die immer wiederkehrenden Schilderungen ihrer eigenen Geschichte, die über die Krankheitsgeschichte hinausgeht, bleibt das Sachbuch emotional greifbar.
Außerdem bietet das Buch wirklich eine unglaubliche Sammlung an Impulsen und Ideen rund um ein Thema, dass uns alle in irgendeiner Form wohl schon betroffen hat und auf jeden Fall noch treffen wird: Trost. Ob tröstende oder getröstete Person - für beide Seiten sind hier unzählige Elemente dabei. Ich fand die Impulse rund um Aktivismus, aktives Zuhören beim Trösten und die tröstende Wirkung unserer tierischen Mitbewohner*innen (wobei ich hier auch tierrechtliche Kritik habe) am hilfreichsten. Weniger ansprechend war für mich wiederum alles rund um Spiritualität und Religion, aber das kann für andere natürlich einen sehr tröstenden Effekt haben.
Was mir das Lesen trotz der Tatsache, dass ich gerade wirklich Einiges an Trost gebrauchen könnte, schwer gemacht hat, ist die fehlende Struktur. Ich mochte die eher assoziativen Überschriften nicht so gerne und die Kapitel dazu sind auch relativ lang, während Hofmann viele verschiedene Themen behandeln. Dadurch entstand für mich nicht der Eindruck, dass es hier pro Kapitel zum Beispiel relativ klar um einen bestimmten Bereich geht. Das hätte mir beim Lesen aber auf jeden Fall geholfen, ggf. auch kürzere Kapitel. Innerhalb dieser springt die Autoren nämlich relativ oft zwischen verschiedenen Trostmöglichkeiten, den Gedanken öffentlicher Person sowie den eigenen Erfahrungen hin und her. An sich mag ich das Durchbrechen etwas trockener Theorie durch greifbare persönliche Erfahrungen und praktische Beispiele sehr gern. Hier hätte ich mir aber eine klarere Abgrenzung gewünscht, da ich zwischendrin immer wieder ein bisschen verloren war.
Das letzte Kapitel war wiederum ein wirklich sehr gut gewählter Abschluss für mich, die Kapitelbezeichnung traf es mit „Hoffen“ sehr gut. Die Sammlung von Möglichkeiten, die Hoffnung angesichts multipler Krisen nicht zu verlieren, eine tröstende Bezugsperson sowie sanft mit sich selbst zu sein, hat mir außerordentlich gut gefallen.
Die strukturelle Kritik oben reduziert zwar meine Bewertung, ich möchte aber trotzdem sagen, dass das natürlich eine sehr individuelle Präferenz meinerseits ist. Ich weiß an dem Buch sehr zu schätzen, dass es, und da bin ich mir sicher, für alle Menschen hilfreiche Gedanken bieten kann. Während mir manche Elemente eher egal waren, haben mich andere richtig aufgefangen und emotional sehr ergriffen. Diese werde ich also auch mitnehmen und noch in Zukunft über sie nachdenken, insgesamt ist es für mich aber nicht unbedingt ein Buch, das mich in Gänze nachhaltig beschäftigen wird.
Ich habe zu diesem Thema keine gute Vergleichsmöglichkeit, daher möchte ich das Buch trotzdem auch empfehlen - vor allem für Menschen, die sich gerne mit der schreibenden Person mitbewegen und nicht so sehr von einer Struktur abhängig sind. Die Schreibart ist weder zu trocken noch emotional zu überfordernd, von daher ist es grundsätzlich auf jeden Fall ein gut lesbares Werk, welches auch nicht zu lang ist und trotzdem tiefgründig.