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Veröffentlicht am 06.10.2023

Das "feine" Hamburg um 1886

Elbleuchten
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Miriam Georg lässt uns teilhaben am Leben in Hamburg des Jahres 1886. Wir begleiten Lily Karsten, verwöhnte Reedereitochter, und Jo Bolten, Hafenarbeiter, die sich durch einen tragischen Zufall begegnen ...

Miriam Georg lässt uns teilhaben am Leben in Hamburg des Jahres 1886. Wir begleiten Lily Karsten, verwöhnte Reedereitochter, und Jo Bolten, Hafenarbeiter, die sich durch einen tragischen Zufall begegnen und ineinander verlieben. Hier ziehen sich Gegensätze an.
Die Autorin schildert facettenreich das Leben der unterschiedlichen Schichten und wir blicken mit ihr hinter die Fassaden der Reichen und erleben mit, wie Geld den Charakter verdirbt und dass man, wenn man nicht dem damals gängigen Bild entspricht, ausgegrenzt und diffamiert wird. Korruption und Ausbeutung gehören für diese Menschen einfach dazu.
Noch eindringlicher sind ihre Schilderungen der Armen. Beim Lesen hat man das Gefühl, mit Jo Bolten durch die Kneipen und engen Gassen der Gängeviertel zu gehen und den modrigen Geruch in der Nase zu haben. Hier regiert das Recht des Stärkern und Krankheit und Tod sind allgegenwärtig.
Durch Jo Bolten lernt Lily Karsten eine ganz andere Seite ihrer Heimatstadt kennen und fängt an, ihr bisherigen Leben in Frage zu stellen. Durch eine Freundin lernt sie gleichgesinnte Frauen kennen und beginnt sich von ihrer Familie zu distanzieren und zu emanzipieren. Es bleibt abzuwarten, wohin die Reise geht.
Die Charaktere sind gut herausgearbeitet, so dass ihre Handlungen glaubwürdig sind. Bei Lily Karsten bin ich etwas zwiegespalten, kann mir nicht vorstellen, dass eine junge Frau aus gutem Hause zu dieser Zeit so viel Freiraum hat und letztendlich alles hinter sich lässt. Der Autorin gelingt es, die Spannung über das gesamte Buch aufrecht zu erhalten. Ich werde mir gleichen den zweiten Teil kaufen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.04.2023

Leben mit der Luftbrücke

Die Kinder der Luftbrücke
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Juliana Weinberg versetzt uns in das Berlin des Jahres 1948 und lässt uns teilhaben am Leben der Familie Thalfang. Ihr Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Das Buchcover ist hervorragend ...

Juliana Weinberg versetzt uns in das Berlin des Jahres 1948 und lässt uns teilhaben am Leben der Familie Thalfang. Ihr Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Das Buchcover ist hervorragend gewählt, ein richtiger Eyecatcher, und hat dazu geführt, dass ich mir das Buch näher angesehen habe. Die Geschichte hat mich völlig in ihren Bann gezogen, so dass es mir schwerfiel, das Buch aus der Hand zu legen.
Sehr eindringlich schildert die Autorin das Leben in Berlin nach Ende des zweiten Weltkrieges; die beengte Wohnsituation, das Anstehen nach Lebensmitteln – zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel -, keine Arbeit und mittendrin die Schwächsten, nämlich die Kinder. Als die Protagonistin endlich Arbeit findet und sich in einen Piloten der US Air Force verliebt, wird ihr dieses Glück nicht gegönnt. Die unverheirateten Kolleginnen glauben, dass ihr, der verheirateten Frau, deren Mann seit fünf Jahren als vermisst gemeldet ist, dies nicht zusteht. Eifersucht, Neid und Missgunst werden hier sehr plastisch beschrieben. Hier gelingt es der Autorin sehr gut, die unterschiedlichen Charaktere glaubwürdig zu beschreiben.
Aber auch ihre Tochter kann sich mit dem neuen Mann an ihrer Seite nicht abfinden und hofft auf die Rückkehr des Vaters. Gerade dieser Teil der Geschichte hat mich sehr berührt. Als der Familie weitere Probleme drohen und sie ihre vom Krieg traumatisierten Kinder nicht weiter belasten will, trennt sie sich von ihrem Freund.
Den einzigen Schwachpunkt des Buches sehe ich in der Auflösung des Schicksals des vermissten Ehemannes. Hier wollte die Autorin wohl noch unbedingt etwas zu schreiben. Dies hätte sie meines Erachtens aber auch lassen können oder aber etwas Spektakuläres. Was wir jetzt zu lesen bekommen ist einfach überflüssig, schließlich sind nach dem Krieg nicht alle Schicksale aufgeklärt worden.

Veröffentlicht am 18.03.2023

Fenna macht das schon

Das Gold der Küste
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Die Geschichte einer starken und selbstbewussten jungen Frau
Isabel Voss gelingt es hervorragend, mich in das Nordfriesland des 14. Jahrhunderts mitzunehmen. Durch ihren flüssigen Schreibstil bin ich ohne ...

Die Geschichte einer starken und selbstbewussten jungen Frau
Isabel Voss gelingt es hervorragend, mich in das Nordfriesland des 14. Jahrhunderts mitzunehmen. Durch ihren flüssigen Schreibstil bin ich ohne Schwierigkeiten in die Geschichte eingetaucht und es fiel mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Die Geschichte der beiden Hauptfiguren erinnert ein wenig an Romeo und Julia, die ja auch aus zwei verfeindeten Familien stammen und deren Liebe nicht erwünscht ist.
Fenna muss schon als Kind den Tod ihrer Mutter verkraften und wird von ihrem Vater zu einer starken jungen Frau erzogen, die sehr genau weiß was sie will, nämlich Jorik heiraten, den Sohn des Widersachers ihres Vaters. Auch Jorik hat es nicht leicht, fühlt er sich doch einerseits zu Fenna hingezogen und andererseits als Beschützer seiner Schwestern, die dem Unmut es Vaters ausgesetzt sind. Er sitzt also "zwischen den Stühlen."
Als nach einem erneuten Schicksalsschlag Fenna das Amt des Redjeven zufällt, lässt Joriks Vater,. Ove Barwegen, nichts unversucht, die Macht in Rungholt an sich zu reißen. Dies gelingt jedoch nicht auf Anhieb. Erst bei der nächsten Wahl hat er die nötigen Stimmen durch Bestechung und Erpressung zusammen. Fenna hat sich Feinde gemacht, als sie sich entschied, die Salzwiesen nicht mehr zur Salzgewinnung zu nutzen. Salz, das Rungholt reich gemacht hat und das Ove Barwegen braucht, um "im Geschäft" zu bleiben. Auch Jorik kann Fenna Verhalten nicht verstehen und es kommt zum Streit. Fenna folgt ihrem Gewissen und bleibt standhaft, auch wenn das bedeutet, ihre große Liebe zu verlieren.
Ove Barwegen hat leider weder geschäftlich noch politisch ein glückliches Händchen, so dass Rungholt in eine kriegerische Auseinandersetzung mit dem Grafen von Schleswig verwickelt wird. In letzter Sekunde kann durch das beherzte Eingreifen von Fenna das Schlimmste verhindert werden.
Doch dann zieht ein schwerer Sturm auf. Jetzt muss sich zeigen, ob die Maßnahmen, die Fenna ergriffen hat, ausreichend sind.und ob sie noch einmal die Gelegenheit zu einem klärenden Gespräch mit Jorik hat.
Mir hat der Roman gut gefallen. Er war vom Anfang bis zum Ende spannend. Mir war nicht bekannt, dass im 14. Jahrhundert in Nordfriesland Salz abgebaut wurde, der alte, nordische Glaube noch so verbreitet war und dass dort die Frauen den Männern gleichgestellt waren.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 05.05.2025

Lea beginnt von vorn

Küstenrauschen
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Marieke Hansen nimmt uns in ihrem Wohlfühlroman “Küstenrauschen” mit nach Ostfriesland auf die Krummhörn und lässt uns teilhaben am Leben der Tierärztin Lea Ostendorf, ihrer Familie, ihren Freunden und ...

Marieke Hansen nimmt uns in ihrem Wohlfühlroman “Küstenrauschen” mit nach Ostfriesland auf die Krummhörn und lässt uns teilhaben am Leben der Tierärztin Lea Ostendorf, ihrer Familie, ihren Freunden und Arbeitskollegen.

Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Die Handlungen der Protagonistin sind stimmig und nachvollziehbar.

Das Cover des Buches ist schön gestaltet, bedient sich allerdings dem Klischee, wie man sich Ostfriesland vorstellt: Strand, an dem sich die Wellen brechen, herrlicher Sonnenuntergang und am Himmel kreischende Möwen.

Die Autorin hat mich von Anfang an abgeholt und ich bin ohne Probleme in die Geschichte eingestiegen. Auch alle Menschen, die Ostfriesland nicht kennen, erhalten durch ihre Beschreibungen einen guten Eindruck von Land und Leuten.

Lea kehrt nach einer großen beruflichen und privaten Enttäuschung von München auf die Krummhörn zurück, um in der Tierarztpraxis ihres Großvaters kurzzeitig auszuhelfen. Dies wird für sie zu einer großen Herausforderung, muss sie sich doch ihrem Trauma stellen, das sie vor vielen Jahren von zuhause nach München zum Studium hat gehen lassen. Auch in ihrer Familie läuft nicht alles glatt. Da gibt es Rivalitäten unter den drei Schwestern, die gelöst werden wollen. Der in der Tierarztpraxis tätige Kollege löst bei Lea widersprüchliche Gefühle aus. Ist sie schon bereit für eine neue Beziehung? Gut, dass sie noch ihre Freundinnen aus Schulzeiten hat, auf die sich immer verlassen kann.

Nicht alle Nebenschauplätze konnten mich voll überzeugen, z. B. das Verhalten von Jens und Iven fand ich überzogen. Die im Roman vorkommende Tante von Lea trägt nichts zur Geschichte bei und hätte gerne fehlen dürfen.

Der Autorin ist es ansonsten aber gut gelungen, die verschiedenen Charaktere liebevoll zu beschreiben. Am Ende war mir zu viel Friede, Freude, Eierkuchen. Ich hätte mir die eine oder andere Wendung gewünscht, so war vieles vorhersehbar.

Trotz meiner Kritik hat mich Marieke Hansen gut unterhalten..

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  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 25.03.2025

Anni zahlt einen hohen Preis

Die Glücksfrauen – Das Geheimnis der Rosen
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Im dritten und letzten Teil der Glücksfrauen-Saga – Das Geheimnis der Rosen – steht die Geschichte von Anni Graf im Mittelpunkt. Anna Claire nimmt uns mit auf eine Rosenfarm in Tansania und wir sind dabei, ...

Im dritten und letzten Teil der Glücksfrauen-Saga – Das Geheimnis der Rosen – steht die Geschichte von Anni Graf im Mittelpunkt. Anna Claire nimmt uns mit auf eine Rosenfarm in Tansania und wir sind dabei, wie die Protagonistinnen June, Sandra und Wendy die Geheimnisse der letzten der drei Freundinnen lösen.

Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Die Handlungen von Anni sind für mich nicht immer nachvollziehbar und daher auch nicht stimmig.

Das Cover ist wunderschön. Eine junge Frau, vermutlich Anni, wirft einen Blick in die Savanne, ihre neue Heimat.

Die Autorin schildert in diesem Teil, wie Anni nach Afrika gelangt und welche Hindernisse sie zu überwinden hat. Die naive und etwas leichtgläubige Anni verschließt vor den Taten der Nazis die Augen, ist geblendet von der Liebe zu Siegfried, den sie von Kindesbeinen an kennt und der trotz seiner Zugehörigkeit zur Gestapo in ihren Augen ein rechtschaffender Mensch ist.

Erst nach seinem Betrug kann sie die Augen vor der Wahrheit nicht mehr verschließen. Sie trennt sich und schließt sich als Agentin der Engländer dem Widerstand gegen das NS-Regime an und findet eine neue Liebe, mit der sie nach dem Krieg einen Neuanfang in Afrika wagt.

Annis Entwicklung ist wirklich unvorhersehbar und hat mich überrascht. Sie entwickelt sich von dem jungen naiven Mädchen zu einer taffen jungen Frau, die aber von ihrer Vergangenheit eingeholt wird und für den Rest ihres Lebens keine Ruhe finden wird. Das alles erfahren die Enkelinnen der Freundinnen und es gelingt ihnen auch, das Geheimnis um Luises Schuld zu lösen.

Die Geschichte von Anni hat mich sehr berührt, zeigt sie doch, dass man die Augen von der Wahrheit nicht verschließen sollte. Dies galt damals und auch heute.

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