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Veröffentlicht am 24.06.2025

Der Sprecher ist göttlich und Wien im 18 Jahrhundert - Eine Reise wert

Der Totengräber und die Pratermorde (Die Totengräber-Serie 4)
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Der vierte Band der ungewöhnlichen Krimireihe um Inspektor von Herzfeld und Totengräber Augustin führt die beiden in die Prater des 18. Jahrhunderts. Es war der erste Band, den ich hörte, und ...

Der vierte Band der ungewöhnlichen Krimireihe um Inspektor von Herzfeld und Totengräber Augustin führt die beiden in die Prater des 18. Jahrhunderts. Es war der erste Band, den ich hörte, und ich muss sagen: Eine wundervolle, gemütliche Kriminalgeschichte aus dem schönen Wien.
Die Geschichte beginnt mit dem tragischen Unglück bei einer Zaubershow des Zauberers Benett. Der Amerikaner führt einen neuen Zaubertrick auf. Schon nach den ersten Zeilen bin ich im Hörbuch drin. Dieser Zaubertrick ist eine alte Tapete, aber damals... Es wird angedeutet, dass es in der Zukunft großartige Möglichkeiten geben würde, die damals leider nicht bestanden.
Auch sind die Ermittlungsmethoden damals nicht mit CSI zu vergleichen, und trotzdem werden bestimmte Methoden als neu und modern dargestellt, sodass man der Geschichte mit einem Schmunzeln und Lächeln folgt. Spannend und toll finde ich auch, dass die Geschichte um wahre historische Begebenheiten gesponnen wurde und leider auch dem damaligen Antisemitismus Platz eingeräumt wird. Trotz allem muss ich sagen: Ich habe die Geschichte geliebt und der Sprecher ist ein Traum.

Er macht die Geschichte erst großartig, denn jeder Charakter hat eine eigene Stimmlage. Der Amerikaner klingt wie ein Deutscher mit amerikanischer Sprechmelodie, ein Protagonist sächselt kurz und meistens wird gewienert. Ach, herrlich!

Da bekam ich Lust, auch nach Wien zu fahren, durch die Stadt zu streunen und mir die einzelnen Locations anzusehen.


Fazit: Ein Hörbuch, in dem man in das Wien des 18. Jahrhunderts wegträumen kann. Es hat liebenswürdige Charaktere, eine gut durchdachte Hintergrundgeschichte und einen sehr wandelbaren Sprecher. Perfekt für die kurzen Momente, in denen man nicht verreisen kann.

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Veröffentlicht am 20.06.2025

Eine Familiensaga um Raumschifffahrt, Wurzeln und verlorene Erinnerungen

Frau im Mond
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Dieses Hörbuch ist etwas besonders, und ich beginne dieses Mal nicht mit einer Inhaltsangabe, sondern gleich mittendrin. Normalerweise lese und höre ich gerne Krimis, Thriller und historische Romane. Manchmal ...

Dieses Hörbuch ist etwas besonders, und ich beginne dieses Mal nicht mit einer Inhaltsangabe, sondern gleich mittendrin. Normalerweise lese und höre ich gerne Krimis, Thriller und historische Romane. Manchmal wage ich den Schritt aus meiner Komfortzone, so auch in diesem Fall.

Das Cover von "Die Frau im Mond" zieht mich magisch an. Es ist farbenfroh und zeigt eine Frau in ihrer Seitenansicht. Im Laufe des Hörbuchs erkennt man, dass es sich bei diesem Cover um eine gut durchdachte Collage handelt.

Jodi Ahlborn gibt nicht nur der Protagonistin, sondern auch dem Buch die Stimme und lässt den Hörer so in eine vielschichtige Geschichte eintauchen.Die Perspektive wird von Lilit eingenommen, die mit ihrem Opa und ihrer Zwillingsschwester in Kanada lebt. Die Geschehnisse mit ihren Eltern werden im Buch lediglich in einem Nebensatz gestreift. Das vielschichtige, komplexe Haupthema des Buches ist einzigartig und macht das Hörbuch zu etwas Besonderem.

Ein Thema sind historische Fakten, die in der Familengeschichte verwoben werden: der Raketenstart der "Lebanese Rocket Society" und der Völkermord an der armenischen Bevölkerung im Jahr 1915. Die Geschichten werden aus der Sicht der Protagonistin erzählt, was mich wirklich berührte. Es zeigt, wie wenig wir über die Weltgeschichte und deren Grausamkeiten wissen. Der Völkermord war mir bereits bewusst, da sich einer meiner Lieblingsbands damit beschäftigt, aber wie heißt es so schön: "Narben, die nicht mir gehören, sind nie so schmerzhaft."

Ich möchte an dieser Stelle dem Autor danken, dass er diese Themen angesprochen und uns in die Geschichte von Libanon und Armenien mitgenommen hat. Dieser Aspekt ist Teil der Geschichte: eine Aufarbeitung der eigenen Wurzeln. Das macht dieses Buch besonders und auch komplex. Eine solche Aufarbeitung ist nie einfach. Sie ist verbunden mit Schmerz, Hinterfragen, Wehmut, Respekt und der Erkenntnis, dass es sich immer lohnt zu träumen.

Fazit: Ein Hörbuch, das ich sehr schätze. Es ist weder eine klassische Familiensaga noch ein klassischer historischer Roman. Die Geschichte Libanons, Beiruts und Armeniens wird mit cineastischen Bildern erzählt, aus der Sicht der Gegenwart. Mit Witz, Charme und Sprachgewalt. Mit Witz, Charme und einer Sprachgewalt, die es nicht mehr oft gibt. Judi Ahlborn schafft es diese Komplexität mit einer Leichtigkeit zu versetzen.

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Veröffentlicht am 08.06.2025

Subtil, nervenaufreibendes amerikanisches Kino in Deutschland

Aschesommer
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Aschesommer ist der zweite Band von Benjamin Corrs und der Sondereinheit Gruppe 4. Mit dem Roman kann gestartet werden, manche Plotttwist aus dem ersten Band sind nur dann etwas entschärft. ...

Aschesommer ist der zweite Band von Benjamin Corrs und der Sondereinheit Gruppe 4. Mit dem Roman kann gestartet werden, manche Plotttwist aus dem ersten Band sind nur dann etwas entschärft.

Inhaltlich beginnt das Buch ein paar Monate nach dem ersten Band Krähentage. Die Erlebnisse sind noch frisch und die Gruppe ist zusammengewachsen. Und dann kommt der nächste Spieler auf das Schachbrett und das Spiel beginnt von vorne. Mit einer Anzeige in der Zeitung und einen Fund, der erahnen lässt, was den Leser auf seiner Reise begleitet. Nämlich zwei Personen tiefgefroren in einer Kammer.


Wie schon beim ersten Band, ist auch dieser fantastisch geschrieben. Es geht los mit dem Cover und der verdorrten Sonnenblume und einer Sonne, die Hitze verspricht. Gleich zu Beginn bekommt der Gegenspieler sein Wort und auch bald ein Name, was für mich aber eher noch zum Nervenkitzel beiträgt und nicht nachlässt. Auch sind bald die möglichen Tötungsarten bekannt und ja, wenn man diese verfolgt, dann kommt man schnell auf die eine oder andere Fährte. Auch hier, es ist ab und voraussehbar, was ich in Fall des Romans aber auch Stilmittel begreife.

Was ich bei Benjamin Corrs Liebe ist die Stimmung, die er in dieser Reihe schafft. Ich hatte an der einen oder anderen Stelle wirklich Gänsehaut und ich konnte ab einen gewissen Moment das Buch nicht mehr aus den Händen legen, weil es von einer Spannung zur nächsten switchte. Die Stimmung ist im Buch wieder düster, atmosphärisch und eine Mischung aus “Sieben” und “Schweigen der Lämmer”. Zusätzlich ist man als Leser mittendrin in der Ermittlung, ich fing auch während den Lesen an und notierte mir im Kopf die nächsten Ergebnisse und die nächsten mögliche Schritte. Trotz allem war bis zum Ende immer wieder ein Plotttwist – einfach nur genial.

Jeder Charakter bekommt seine Momente und egal ob Protagonist oder Nebencharakter, wir lernen sie besser kennen. Ich persönlich feiere den Namen des Gegenspielers, er ist so herrlich normal und dann bekommt man einen Eindruck, über sein Denken. Gruselig. Die Wortspiele wie z. B. “Was scherte sich eine Ente, über das Ende der Welt” (Zitat) sind auch immer wieder göttlich und schaffen die Brutalität der Situation zu mildern. Und ja, es ist wieder brutal, zum Teil bekommt der Leser auch die subtilen Spiele mit und fiebert mit den Opfern mit. Was mich auch beeindruckte und nachwirkt ist die Sicht auf den tot und auch das ist eine Stärke.

Fazit:

Dieses Buch kann gelesen werden, ohne den ersten Band zu kennen. Es ist vor allem die Gruppe 4 und die Hintergründe der Protagonisten, was in diesem Band weitergesponnen wird. Das Buch hat wieder viele Plotttwist und es ist wirklich nichts für schwache Nerven. Nicht nur die Morde auch die Schreibweise des Autors fordert Nervenkitzel, Spannung und den einen oder anderen Schockmoment. Ich setze ihn in die Liga von Henning Mankell, Stig Larrson und Freude des Kinofilms ‘Sieben’.

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Veröffentlicht am 08.06.2025

Eine Würdigung an das Theater und Zeitreise durch die Nachkriegszeit

Sputnik
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Sputnik ist der dritte autofiktiver Roman von Christian Berkel. In diesem geht es um seine Kindheit, Jugend, Leben mit fiktionalen Aspekten.
Normalerweise sind Biografien, auch im weiteren ...

Sputnik ist der dritte autofiktiver Roman von Christian Berkel. In diesem geht es um seine Kindheit, Jugend, Leben mit fiktionalen Aspekten.
Normalerweise sind Biografien, auch im weiteren Sinne nicht mein Genre. Bei Sputnik hat mich das Hörbuch überzeugt. Der Autor Christian Berkel spricht sein Buch selbst ein. Es ist ein Hörbuch, dass in den 50er Jahren beginnt. Mutter Jüdin, Vater Deutsch, wohnhaft in Berlin (ich vermute der Westteil) ... Schon hier beginnt für mich die spannende Zeitreise, denn damals war der Weltkrieg noch frisch, die Niederlage niederschwellig noch vorhanden. Aufarbeitung des Wahnsinns fand subjektiv nicht statt bzw. die Traumatas der Eltern wurde nicht verarbeitet, sondern verdrängt. Es ist beeindruckend, die Kriegsgefangenschaft des Papas und das ‘Lagerleben’ der Mutter aus Sicht des Jungen zu sehen. Im Hörbuch hatte Christian Berkel auch deutlich seine Zerrissenheit und Identitätsfindung erzählt. Dieser Part wird gerne von den Freunden der Eltern übernommen, genannt “der Gruppe”. Dieser Part hat bei mir Erinnerungen an Kammerspiele im Theater oder den Film “Der Vorname” in Erinnerung gerufen und ist ein fantastisches Stilmittel, um die Thematik an den Hörer zu bringen.

Denn die Thematik der Identitätsfindung Deutschlan ist ehrlicherweise etwas, was mir vollkommen fremd ist, da ich doch paar Jahrzehnte später geboren wurde. Auch taucht der Hörer in die wilden 60er, RAF und die damalige Ansicht von Drogen ein. Vor allem im Punkto Drogen, war dann bei mir der Moment, wo ich überlegte, ist es wahr oder nur fiktiv.
Neben der Kindheit, Jugend, junge Erwachsenenleben erhalten die Hörer auch Einblick in die Entdeckung der Leidenschaft für Theater, Schauspielschule und erste Auftritte. Auch dieser Part führte bei mir zum einen oder anderen Schmunzeln, vor allem wenn man wie ich eine Affinität für die Theaterszenen hat – ich hatte wirklich Bilder im Kopf.


Fazit:

Sputnik ist ein Hörbuch, dass sicher seine Liebhaber findet. Es ist nicht das Hörbuch für nebenbei und zumindest ich brauchte etwas, um mit den Erzählstil warm zu werden. Wenn man sich auf das Hörbuch einlässt, dann ist es fantastisch. Denn es ist wie ein Film/Theater und eine Zeitreise durch das Nachkriegsdeutschland.
Ich empfehle das Hörbuch jedem, der Genug von Romantasy hat, gerne Literatur liest, sich an Zeitgeschehen interessiert und auch am Theater.

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Veröffentlicht am 27.03.2025

Fantastische Mischung aus Urban Fantasy und Thriller

Nachtlügen
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Von Lisanne Surborg habe ich bisher noch kein Buch gelesen. Das Cover und der Klappentext hat mich angesprochen und so steht das Buch jetzt in meinem Regal.
Es handelt von Isra, einer Nachtalb. ...

Von Lisanne Surborg habe ich bisher noch kein Buch gelesen. Das Cover und der Klappentext hat mich angesprochen und so steht das Buch jetzt in meinem Regal.
Es handelt von Isra, einer Nachtalb. Irgendwo in den westlichen Regionen, vermutlich Deutschland. Sie als Alb braucht Albträume und hat aus diesem Grund Stammträumer. Die Geschichte beginnt kurz nach dem einer von Isra’s Stammträumer im Traum getötet wurde. Das kann noch ein Zufall sein, als noch ein zweiter Stammträumer stirbt macht sich Isra auf, um die Hintergründe zu erkunden. Nur wen kann sie noch trauen und wen nicht und was hat es mit den luziden Träumern so auf sich?

Diese Fragen werden alle in der spannenden Mischung aus dem Genre urbaner Fantasy und Thriller erzählt. Das Storytelling ist was ungewöhnliches, neues und für mich auch eine schöne Abwechslung. Jedes Kapitel wird mit einem Impressum für das nächste Kapitel begonnen. Hat man zu Beginn manchmal das Gefühl aus dem Lesefluss raus genommen zu werden, ist es am Ende des Buches doch so, dass man durch die Kurzkapitel, die Gesellschaft der Albae kennen lernt und damit eine spannende zweite Stimme, die Geschichte noch mehr tiefe gibt.
Isra, hat viel durchgemacht und ich finde vor allem durch die vielen kleinen Kurzgeschichten, erfährt man viel über ihr Verhalten und mit jedem Satz mag ich sie mehr. Es hat mich auch nicht gestört, dass es mal wieder eine Romanze angebandelt wird. Gefühlt, gibt es gerade kein Buch mehr ohne diesen Aspekt. Auch die am Ende noch offenen Ende, waren trotz allem Schlüssig. Man hat die Protagonistin in ihrer bisher schlimmsten Zeit begleitet und am Ende konnte man sie entlassen und hofft, dass sie jetzt glücklicher wird.
Ich mag auch die Nebencharaktere, jeder einzelne ist mit viel Liebe erschaffen worden und ich mochte wirklich jeden.

Die Geschichte braucht etwas, um in Fahrt zu kommen und dann lässt Sie einen nicht mehr locker und sie ist wirklich fantastisch geschrieben. Ein Buch, was ich jeden empfehlen kann, der genug hat von Elfen, Feen, Romantasy und eine großartige ungewöhnliche Geschichte aus der Welt der Albae liest. Es ist ein charmantes Buch über normalerweise die Feinde der Geschichte.

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