Neuanfang in Guernsey
Alice und das Blau des WassersMein dritter Roman von Katja Keweritsch, der diesmal auf der Kanalinsel Guernsey spielt.
Es geht um die 49jährige Alice, deren Leben innerhalb von kurzer Zeit völlig aus der Bahn geworfen wird. Als sich ...
Mein dritter Roman von Katja Keweritsch, der diesmal auf der Kanalinsel Guernsey spielt.
Es geht um die 49jährige Alice, deren Leben innerhalb von kurzer Zeit völlig aus der Bahn geworfen wird. Als sich ihr Mann ausgerechnet an ihrem gemeinsamen Hochzeitstag von ihr trennt, weil er ein Verhältnis mit der gemeinsamen Arbeitskollegin hat, glaubt sie zuerst an ein Missverständnis. Doch das Kind, welches ihre Kollegin von ihrem Mann erwartet, ist keine Fata Morgana. Das gemeinsame Haus und auch der Job in der eigenen Firma sind für Alice Geschichte. Sie steht plötzlich vor dem Nichts, trotz jahrzehntelanger Arbeit für die eigene Firma und ihrer Familie. Ein Tapetenwechsel soll Alice auf andere Gedanken bringen. Ihre Tochter Mia schlägt einen Haustausch vor. Von Hamburg auf die Kanalinsel Guernsey - gelegen zwischen England und Frankreich - wird das Haus der Künstlerin Vivian für die kommenden sechs Monate Alices neues Zuhause.
Es dauert ein bisschen bis Alice beginnt die Insel zu erkunden. Sie findet Trost im schwimmen und findet neue Bekanntschaften. Erst der viel jüngere und unkonventionelle Künstler Louis gibt ihr wieder mehr Selbstvertrauen. Aber auch einige unabhängige und starke Frauen, die Alice kennenlernt, bringen wieder Zuversicht in ihr Leben.
Katja Keweritsch zeigt in ihrem neuen Roman ein sehr identisches Bild einer Frau in den Wechseljahren, die vor den Trümmern ihrer Ehe und ihrer Existenz steht. Das ungewohnte neue Körpergefühl, die Zweifel und die Suche nach einer neuen Identität wird mit sehr viel Gefühl und Emotionen authentisch dargestellt. Die Entwicklung von Alice geschieht in kleinen Schritten und ist schlüssig.
Der Roman ist in vier Teile geteilt, die das jeweilige Quartal im Jahr darstellen. Der Schreibstil ist bildhaft und einfühlsam. Man spürt dazwischen auch die leisen feministischen Töne.
Ganz besonders hat mir das neu gefundene Lebensgefühl und der Zusammenhalt der Frauen gefallen. Es geht um Solidarität zwischen Frauen und um Selbstfindung...dem Akzeptieren des neuen Lebensabschnittes und einer neuen Zukunft.
Die Beschreibung der Insel, die sowohl das französische, als auch das englische Lebensgefühl widerspiegelt, ist bildhaft. Die Steilküsten, die Blumen und einige verwunschene Plätze, wie die "Little Chapel" in Les Vauxbelets habe ich bildlich vor mir gesehen (und auch gegoogelt...richtig sehenswert!)
Das Ende ist nicht wirklich vorhersehbar und hat mir sehr gut gefallen.
Fazit:
Ein leiser, aber kraftvoller Roman über Frauensolidarität, einem Neuanfang und Selbstfindung in der Mitte des Lebens.