Über die heilende Kraft der Literatur und die Magie der Freundschaft
Nina George hat es wieder getan: Mit „Die geheime Sehnsucht der Bücher“ legt sie einen Roman vor, der gleichermaßen philosophisch wie herzerwärmend ist, humorvoll wie tröstlich und dabei sprachlich so ...
Nina George hat es wieder getan: Mit „Die geheime Sehnsucht der Bücher“ legt sie einen Roman vor, der gleichermaßen philosophisch wie herzerwärmend ist, humorvoll wie tröstlich und dabei sprachlich so originell, dass man sich staunend in ihren Sätzen verlieren möchte.
Ein Wiedersehen mit Monsieur Perdu und der heilenden Kraft der Literatur
Im Mittelpunkt steht erneut der charismatische Buchhändler Jean Perdu, den viele Leserinnen und Leser bereits aus „Das Lavendelzimmer“ und „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ kennen. In seiner „Pharmacie Littéraire“, der literarischen Apotheke auf einem Bücherschiff in Paris, verschreibt er Geschichten gegen alle erdenklichen seelischen Leiden, von Liebeskummer über Einsamkeit bis hin zu tiefer existenzieller Erschöpfung. Für Perdu sind Bücher nicht einfach nur Lektüre, sondern seelische Arznei, individuell dosiert, feinfühlig ausgewählt und voller heilender Wirkung.
Unterstützt wird er diesmal von Pauline Lahbibi, die mit ihren 17 Jahren ein ebenso sensibles Gespür für Menschen und deren verborgene Sehnsüchte hat. Doch während sie anderen hilft, ihre inneren Brüche zu verstehen, ist sie selbst auf der Suche nach dem, was ihr eigenes Herz zum Klingen bringt. Die Geschichte nimmt Fahrt auf, als die geheimnisvolle zwölfjährige Françoise auftaucht, ein Kind voller Fragen, Geheimnisse und Mut, das sich mit Perdu und Pauline auf eine leise, aber kraftvolle Mission begibt: Bücher vor dem Verschwinden zu retten, gegen Zensur zu verteidigen und damit das freie Denken selbst zu bewahren.
Ein Roman wie eine Hommage an das Lesen und an das Leben
Was Nina Georges Werk so besonders macht, ist nicht nur der liebevolle Blick auf ihre Figuren, sondern auch ihr unverwechselbarer Sprachstil. Geistreich, poetisch und durchsetzt mit fantasievollen Neologismen, die wie kleine Wortgeschenke wirken, verleiht sie ihrer Geschichte eine ganz eigene Klangfarbe. Die gewählten Begriffe begegnen dem Leser nicht als Effekthascherei, sondern als liebevolle Erfindungen, die exakt jene Zwischenräume benennen, für die die Alltagssprache oft keine Worte findet.
Nina George erzählt mit großer Wärme und einem augenzwinkernden Humor, ohne je ins Kitschige abzudriften. Ihre Sprache ist ein Spielplatz für die Fantasie, ihre Dialoge sind klug, oft von leiser Ironie durchzogen und stets voller Menschlichkeit. Hinter der charmanten Kulisse eines schwimmenden Bücherparadieses verbirgt sich ein tiefgründiges Nachdenken über das Leben, das Erinnern, das Loslassen und über die Frage, welche Geschichten wir brauchen, um zu heilen oder heil zu bleiben.
Fazit: Ein leuchtendes Plädoyer für die Freiheit des Geistes
„Die geheime Sehnsucht der Bücher“ ist nicht nur die poetische Fortsetzung einer einzigartigen Romanwelt, sondern ein eigenständiges, kraftvolles Werk über die heilende, ja rettende Macht der Literatur. Philosophisch in seinem Kern, tröstlich in seiner Wirkung und getragen von einem Stil, der vor Kreativität nur so sprüht, ist dieses Buch ein Muss für alle, die Bücher nicht nur lesen, sondern lieben. Diesen Roman schlägt man nicht einfach nur zu, sondern legt ihn ehrfürchtig zur Seite mit dem Gefühl, ein kleines bisschen klüger, getrösteter und beseelter zu sein. Kurzum, eine klare Empfehlung für Buchbegeisterte und alle, die es noch werden wollen.