Cover-Bild Kosakenberg
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 222
  • Ersterscheinung: 14.03.2024
  • ISBN: 9783351039691
Sabine Rennefanz

Kosakenberg

Roman

Was ist Heimat und wie lässt man die Provinz hinter sich, davon erzählt Sabine Rennefanz voller Ironie und Melancholie.

Kathleen hat es geschafft. Sie ist erfolgreich, redegewandt, attraktiv. Seit Jahren lebt sie als Grafikerin in London. Woher sie kommt, hat sie hinter sich gelassen. Zumindest glaubt sie das. Doch die Besuche bei ihrer Mutter im brandenburgischen Kosakenberg konfrontieren sie mit einer Welt, der sie in den neunziger Jahren zu entkommen versuchte und die nun eine ungeahnte Kraft entfaltet. Mit starken Bildern führt Sabine Rennefanz in ein Dorf im Osten des Landes, in dem fast nur Männer geblieben sind und die wenigen Frauen, die nicht das Weite gesucht haben, mit Eiern handeln, von der Liebe träumen und über die reden, die weggegangen sind. 

»Sabine Rennefanz erzählt davon, wie es ist, wenn man auf der Reise zwischen alter und neuer Heimat sich selbst nicht nur findet, sondern sich auch verlorengeht. Ein sehr berührendes, kluges und nachdenklich machendes Buch.« 
Jenny Erpenbeck

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.03.2024

Vom Weggehen und Zurückkommen

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„Das Leben in Kosakenberg war wie Marmelade in einem Glas konserviert, ein anderes Jahrhundert.“

Kathleen ist 26 Jahre alt, als sie Kosakenberg endgültig hinter sich lässt. In London wird sie als Grafikerin ...

„Das Leben in Kosakenberg war wie Marmelade in einem Glas konserviert, ein anderes Jahrhundert.“

Kathleen ist 26 Jahre alt, als sie Kosakenberg endgültig hinter sich lässt. In London wird sie als Grafikerin arbeiten und sich dort ein neues Leben aufbauen. Sie ist glücklich, dass sie ihre alte Heimat, ein ehemaliges Dorf der DDR hinter sich lässt. Denn weg möchte eigentlich jeder von den Jungen. „Wir verließen nicht nur unsere Familien, unsere Häuser, unsere Dörfer, sondern auch unsere Vergangenheit. Wir wollte andere werden und in dem Wollen steckte schon die Trauer um den Verlust. Wie gingen weg, um zu suchen, was wir gleichzeitig verloren. Eine Heimat. […] Es hieß, wir gingen wegen der Arbeit, zum Studieren, es hieß, wir gingen aus Abenteuerlust, es hieß, wir gingen, weil der Westen die Zukunft war, aber wir gingen auch, weil wir nicht mehr konnten. Nicht mehr atmen konnten. Vom Dorf in die Stadt, von der Stadt in die Großstadt und dann weiter weg, immer weiter. Weg von den Schmerzen der eigenen Haut. In der Hoffnung, der Gestalt zu entfliehen, die uns aufgezwungen wurde.“ Zehn Heimfahrten soll es für Kathleen geben, seit sie sich ein neues Leben in London aufbaut. Die Anlässe sind verschieden: Um ihren festen Freund der Mutter vorzustellen, um auf der Hochzeit einer Freundin da zu sein oder auch, um auf eine Beerdigung zu gehen. Jede Heimreise wird zu einer schmerzhaften Erfahrung. Denn einerseits sind hier Kathleens Wurzeln, ist hier ihr Elternhaus und ihre Vergangenheit. Andererseits weiß sie mit dem Leben, das die Bewohner Kosakenbergs führen, nichts anzufangen. Es ist ihr vollkommen fremd geworden. „Heimreisen, das hatte ich inzwischen gelernt, waren Manöver durch energetische Felder. Es war, als kreiste man um einen Magnet, der einen entweder anzog oder abstieß.“ Als die Mutter das Elternhaus an Nadine, eine ehemalige Freundin von Kathleen, verkauft, wird Kathleen schmerzhaft bewusst, dass sie eine enge Bindung zu ihrem Heimatdorf verspürt, die sich nicht leugnen lässt. „Ich hatte geglaubt, wenn ich mich lossagen würde, wenn ich das Haus verlassen würde, wenn ich ein Leben fern von dem Haus und jenen, die es bevölkerten, leben würde, wenn ich meine Wurzeln mit aller Macht herausreißen würde, dann könnte ich mich neu erfinden und jemand anderes werden. Nun vermisste ich das Mädchen von früher. Vielleicht ließen sich Wurzeln nie ganz entfernen. Vielleicht schaffte man das bei sich selbst gar nicht.“

Sabine Rennefanz Roman „Kosakenberg“ hat mich tief bewegt. Ich habe noch nie ein Buch gelesen, das so gut in Worte fasst, was es bedeutet, seine Heimat zu verlassen, sich eine andere Wahlheimat zu suchen und sich zwischen diesen beiden Polen zu bewegen. Es ist ein sehr analytisches und gleichzeitig ein sehr persönliches Buch. Kathleens Geschichte ist individuell und lässt sich trotzdem auf jeden anderen Weggehenden anwenden. Die Wunde, die beim Verlassen der Heimat entsteht, verheilt niemals gänzlich. Die Ich-Erzählerin versucht eine Mauer um ihre Gefühlswelt aufzubauen, damit sie nichts verletzen kann, was in ihrem alten Heimatdorf passiert, gesagt oder getan wird. Doch es gelingt ihr nicht. Kathleen bleibt verletzlich und emotional an dem Geschehen im Dorf beteiligt. Ein immer wiederkehrendes Motiv in dem Roman ist das Motiv des größer werdenden Flecks: Als Kathleens Mutter ihr eine Packung Eier nach London schickt und eins der Eier zerbricht, wird der Fleck auf dem Teppich trotz Kathleens verzweifelter Versuche, den Fleck zu entfernen, immer größer. Auch nachdem Nadine Kathleens ehemaliges Elternhaus kauft und in ein Ferienhaus umwandelt, kehrt irgendwann der nasse Fleck an der Hauswand, der von einem undichten Wasserrohr herrührt, zurück. Der Fleck steht symbolisch für Kathleens Herkunft: Je angestrengter sie versucht, diese zu verbergen, zu negieren, desto stärker tritt sie wieder hervor. Doch das letzte Kapitel des Romans lautet „Wiederkommen“ – ein Versprechen, eine Vorahnung für die letztliche Versöhnung mit der eigenen Herkunft und Vergangenheit?

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Veröffentlicht am 05.03.2024

Ein Rückblick auf die alte Heimat

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!ein Lesehighlight 2024!



Klappentext:

„Was ist Heimat und wie lässt man die Provinz hinter sich, davon erzählt Sabine Rennefanz voller Ironie und Melancholie.



Kathleen hat es geschafft. Sie ist ...

!ein Lesehighlight 2024!



Klappentext:

„Was ist Heimat und wie lässt man die Provinz hinter sich, davon erzählt Sabine Rennefanz voller Ironie und Melancholie.



Kathleen hat es geschafft. Sie ist erfolgreich, redegewandt, attraktiv. Seit Jahren lebt sie als Grafikerin in London. Woher sie kommt, hat sie hinter sich gelassen. Zumindest glaubt sie das. Doch die Besuche bei ihrer Mutter im brandenburgischen Kosakenberg konfrontieren sie mit einer Welt, der sie in den neunziger Jahren zu entkommen versuchte und die nun eine ungeahnte Kraft entfaltet. Mit starken Bildern führt Sabine Rennefanz in ein Dorf im Osten des Landes, in dem fast nur Männer geblieben sind und die wenigen Frauen, die nicht das Weite gesucht haben, mit Eiern handeln, von der Liebe träumen und über die reden, die weggegangen sind.“



Oh ha…was für ein Roman! Autorin Sabine Rennefanz nimmt uns mit in die pure und blanke Dorfidylle im Osten Deutschlands. Wer glaubt hier Idylle vorzufinden irrt. Nach der Wende hat sich viel und nicht viel getan. Hauptprotagonistin Kathleen ist diesem alten Leben entsprungen und hat sich eine Karriere in London aufgebaut. Doch dieses „nach Hause kommen“ nach Kosakenberg ist dennoch immer etwas besonderes. Positiv wie negativ. Sie blickt auf das zurück was war, warum sie von dort gegangen ist, ob sie überhaupt noch etwas dort hält, ob sie noch Wurzeln dort hat und warum noch so viele Männer in Kosakenberg geblieben sind. Rennefanz beleuchtet mit ihrem Buch ein besonderes Thema unserer Landes. Der Osten hat nach der Wende eigene Züge angenommen, die Menschen suchte im Ganzen nach Zusammenhalt als die Wende kam und dennoch waren und sind sie immer noch die „Ossis“. Kathleen nimmt uns mit an die Hand und wir dürfen nicht nur durch das Dorf gedanklich reisen sondern auch in ihre Gedankenwelt. Die Autorin spannt einen brillanten Bogen ohne dabei zu jammern oder mit erhobenen Zeigefinger hier zu mahnen. Sie erzählt stumpf und ehrlich und ja, sie erzählt verdammt authentisch das man sich nur so erschreckt. Da ich selbst gebürtig aus dem Osten stamme und in irgendwann mit Anfang 20 selbst im „Westen“ heimisch geworden bin, kann ich klar sagen, Rennefanz trifft den Nagel auf den Kopf mit ihren Beschreibungen! Einerseits beleuchtet sie indirekt die politische und gesellschaftliche Entwicklung im Osten des Landes aber auch was die Menschen für sich daraus gemacht haben. Und des weiteren geht die Autorin der Frage nach wie lange Heimat Heimat ist und ob man Heimat auch verlieren kann, ob sie einem abhanden kommen kann. Ihr Sprachstil ist stets klar und ungeschnörkelt. Ihre Protagonistin hat sie fein bestückt ohne dabei in Kitsch oder Klischee zu verfallen. Hier wird auch keine Abrechnung mit Ost oder West gemacht sondern aufgezeigt, wie es ist, wenn man seine Heimat, die eine spezielle Entwicklung hinter sich hat, verlässt und was das mit einem macht. Ja, hier und da wird Rennefanz ein wenig philosophisch nachdenklich, hier und da auch lyrisch in ihrer Erzählweise. Ich bin Kathleen gern gefolgt, was aber daran lag, das ich sie sehr gut verstehen konnte mit all ihren Gedankengängen.

Fazit: Ein wirklich brillanter Schreibstil gepaart mit einer authentische Geschichte die ich zu 100% nur unterschreiben kann! Ich würde gern mehr als 5 Sterne vergeben wenn möglich!

Veröffentlicht am 02.03.2024

Toller melancholischer Roman

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Ein wunderbarer melancholischer und atmosphärischer Roman übers Weggehen aus der Heimat. Kathleen ist in einem kleinen Ort in Brandenburg aufgewachsen und hat als Erwachsene ihren Lebensmittelpunkt in ...

Ein wunderbarer melancholischer und atmosphärischer Roman übers Weggehen aus der Heimat. Kathleen ist in einem kleinen Ort in Brandenburg aufgewachsen und hat als Erwachsene ihren Lebensmittelpunkt in London gefunden. Sie kann mit den Menschen aus ihrem Heimatort nicht mehr viel anfangen und sie auch nicht mit ihr. Trotzdem ist da das Gefühl von Heimat, es gibt unheimlich viele Erinnerungen, die immer wieder zurück kommen, wenn Kathleen zu Besuch in Kosakenberg ist. So richtig loslassen kann und will sie nicht, auch wenn sie so ganz anders ist als die Menschen, die noch dort leben. Wunderbar dargestellt ist die Diskrepanz zwischen Stadt und Land und auch Ost und West. Der Erfolg von Kathleen in London wird auf ihrem Dorf gar nicht zur Kenntnis genommen. Da sind andere Dinge wichtig und immer wieder dieses „Du bist ja weggegangen“. Auch die Entwicklung nach der Wendezeit wurde hier wunderbar eingefangen. Sabine Rennefanz erzählt mit Ironie und einer ordentlichen Portion Nostalgie und ich fühlte mich selber ständig zurückgesetzt in meine Kindheit. Vielleicht ist hier auch der Vergleich zwischen Kathleen und ihrer Freundin aus der Kindheit Nadine der offensichtliche Punkt wie unterschiedlich 2 Leben, die mal sehr ähnlich waren, verlaufen können.

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Veröffentlicht am 01.03.2024

Heimfahrten, die kein nach Hause kommen sind

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Ein gelungenes Buch!
Kathleen hat ihr brandenburgische Provinznest hinter sich gelassen und lebt zufrieden ihr Singleleben in London mit einem tollen Job als Graphikdesignerin, Markenklamotten, angesagten ...

Ein gelungenes Buch!
Kathleen hat ihr brandenburgische Provinznest hinter sich gelassen und lebt zufrieden ihr Singleleben in London mit einem tollen Job als Graphikdesignerin, Markenklamotten, angesagten Restaurants, einer tollen Wohnung. Riesig ist der Kontrast, den sie bei ihren Besuchen in Kosakenberg empfindet. Doch niemand bewundert sie, Gespräche mit ehemaligen Freundinnen verlaufen im Sand – man redet aneinander vorbei. Auch die Telefonate mit ihrer Mutter langweilen sie. Am gegenwärtigen Kosakenberg lässt sie kein gutes Haar. Trotzdem lässt sie das Dorf nicht los. Ihre Wurzeln kann sie einfach nicht kappen. Die Heimfahrten, in die die Kapitel eingeteilt sind, kann man nicht immer als eine Reise bezeichnen. Manchmal ist es auch ein Sinnieren über die Kindheit, die so schlecht gar nicht gewesen ist. Diese Heimfahrten sind trotz allem nicht „nach Hause kommen“.

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Veröffentlicht am 04.03.2024

Heimat aber kein heimkommen

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Kathleen will ihrer Vergangenheit entfliehen und endgültig nach England ziehen. Ihrer Heimat kehrte sie früh ihren Rücken zu und will es nun nochmal besuchen, nachdem sie sich eher wie eine Außenseiterin ...

Kathleen will ihrer Vergangenheit entfliehen und endgültig nach England ziehen. Ihrer Heimat kehrte sie früh ihren Rücken zu und will es nun nochmal besuchen, nachdem sie sich eher wie eine Außenseiterin gefühlt hatte, da sie mehr erreichen wollte als nur Eier zu verkaufen, was eine gute Überleitung zum Cover bietet.

Die Geschichte wird melancholisch erzählt und zeigt die Unterschiede zwischen einem Dorf auf, dass noch "alte" Werte vertritt und die "modernen" Städte, was auch immer wieder aufgezeigt wird.

Insgesamt eine Reise in die Vergangenheit für die Protagonistin, aber auch für den Leser, da die Geschichte in verschiedenen Jahren angesiedelt ist, immer dann, wenn die Protagonisten nach Kosakenberg zurückkehrte. Die Rückblicke in ihre Kindheit und vor ihrem Weggang spielen in den 1980/90er Jahren. Realitätsnah erzählt, wobei die Gefühle und Gedanken der Erzählerin gut herübergebracht wurden.

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