Cover-Bild Heimliches Berlin
Band 12 der Reihe "Lilienfeldiana"
18,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Lilienfeld Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 06.10.2017
  • ISBN: 9783940357236
Franz Hessel

Heimliches Berlin

1924 befindet sich die Gesellschaft Berlins im wirtschaftlichen und sozialen Durcheinander, kein Geld, kein Status, nichts mehr da, nur das Gefühl, etwas Großes und Schönes erreichen zu müssen. Der Freundeskreis des verarmten jungen Mannes Wendelin aus gutem Hause besteht aus Menschen, die sich deshalb einem ironisch gefärbten Bohemeleben hingeben. Eines Tages aber flüchtet nach einer Partynacht Karola, die Frau eines älteren guten Freundes, zu ihm und will mit ihm fliehen … Bevor es zur Entscheidung kommt, geht es in einem wild-melancholischen Reigen durch das so graue wie schillernde Berlin jener Zeit.
Das Nachwort zu dieser Ausgabe von Hessels Roman stammt von dem Berliner Schriftsteller Manfred Flügge.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2020

Im lebendigen Dazwischen

0

Der Berliner Autor Franz Hessel, ins Exil getrieben von den Nazis, hat der Welt neben diesem Kleinod weitere verschollene Texte hinterlassen – und einen mächtigen Sohn, nämlich Stephane Hessel, dessen ...

Der Berliner Autor Franz Hessel, ins Exil getrieben von den Nazis, hat der Welt neben diesem Kleinod weitere verschollene Texte hinterlassen – und einen mächtigen Sohn, nämlich Stephane Hessel, dessen Essay „Empört Euch!“ 2010 nicht nur Frankreich aufgerüttelt hat. 93 Jahre alt war dieser Urgroßvater Gretas zu diesem Zeitpunkt, ein Wanderer zwischen den Welten und darin sowohl seinem Vater als auch diesem Roman ähnlich.

„Heimliches Berlin“ spielt in der Weimarer Zeit in Berlin, zugleich in den Boudoirs der verarmten Aristokraten wie in den Ateliers der Künstler und den Cafés der Bohème.

Wendelin von Domrau ist jung, sieht gut aus und ist auf dem Sprung aus Berlin, weil die Mutter ihn ruft – oder eben nicht. Der Roman begleitet die Protagonisten 24 Stunden lang durch Berlin, verweilt nirgends lange, dient sich keiner Figur vollständig an und ist – in einer modernen, leichten Sprache – ganz und gar in Bewegung und stets „dazwischen“.

Ich lese den Text und die Figuren als Repräsentanten einer Zeit, „dazwischen“, in der sich der Adle noch nicht ganz von seiner Bedeutung verabschiedet, die Wissenschaft aber noch nicht angekommen ist; in der sich Eheleute zueinander bekennen, aber dennoch Gefühle dazwischen zulassen; in denen sich der Jüngling nicht festlegen will und flatternd von einem Zustand in den nächsten gerät, andere bestäubend oder von ihnen bestäubt werdend. Das ist ein schönes, lebendiges Bild eines Berlins der „Goldenen 20er“ ohne die verruchten Skandale, die man damit auch verbindet, mithin also ein realistischerer Text, der gleichwohl in seinen dreizehn Episoden Exemplarisches literarisch ummünzt.

So kurz der Roman (die Novelle?), so anregend ist sie.