Cover-Bild Halali
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 26.07.2017
  • ISBN: 9783257069969
Ingrid Noll

Halali

Natürlich sind Karin und Holda auf Männerjagd, schließlich wollen sie nicht alleine bleiben. Doch auch auf sie wird Jagd gemacht: Eine ganz besondere Sorte Romeos ist im Bonn der Nachkriegszeit im Einsatz. ›Halali‹ – das Sekretärinnendasein wird zum Abenteuer, der graue Alltag ist vorbei. Wehe dem, der ins Visier gerät.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2017

Witzig und überaus amüsant ist eine solche Lektüre und ihre treuen Fans wünschen sich von der agilen Ingrid Noll noch viele weitere Romane.

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Ingrid Noll, Halali, Diogenes 2017, ISBN 978-3-257-06996-9

Mit den Büchern von Ingrid Noll geht es mir seit Jahren so ähnlich wie mit den Brunetti - Romanen von Donna Leon, die wie Nolls Romane ebenfalls ...

Ingrid Noll, Halali, Diogenes 2017, ISBN 978-3-257-06996-9

Mit den Büchern von Ingrid Noll geht es mir seit Jahren so ähnlich wie mit den Brunetti - Romanen von Donna Leon, die wie Nolls Romane ebenfalls bei Diogenes in Zürich erscheinen. Weil ihre Vorgänger so überaus erfolgreich waren, neigen die Autorinnen dazu, auch im nächsten, von einer treuen und nicht kleiner werdenden Fangemeinde sehnlichst erwarteten Buch mit dem gleichen Strickmuster zu arbeiten.

Bei Ingrid Noll sind es vorzugsweise Frauen, die, mit viel schwarzem Humor beschrieben, auf die eine oder andere geniale Weise unliebsame Zeitgenossen entsorgen und sie sich vom Hals schaffen.

Im vorliegenden neuen Roman erzählt die über 80-jährige Holda ihrer mit ihr im gleichen Hochhaus wohnenden Enkelin Laura eine Geschichte aus den Gründungstagen der Bonner Republik. In der kurzen Rahmenhandlung, den Gesprächen mit ihrer hippen Enkelin, die eigentlich nur dazu dient, die Erzählung ab und zu unterbrechen zu können, zeigt sich die alte Erzählerin als auch der modernen Sprache mächtige Frau, die sich perfekt mit ihrer Enkelin versteht und es schafft, ihre Spannung und ihr Interesse an einer unglaubliche Geschichte wachzuhalten, der eine originelle Mischung aus Kriminalkomödie und Agentenroman gelingt.

Holda arbeitet zusammen mit Karin im Innenministerium der neuen Republik. Sie im Vorzimmer, Karin in der Dunkelkammer. Eines Tages stoßen sie in einem Versteck auf eine kryptische Botschaft. Schnell haben sie einen Vorgesetzten namens Jäger im Verdacht und furchtlos wird ihnen bald klar, dass dieser wohl in einen Spionagefall verwickelt ist. Furchtlos und bald selbst gegenspionagemäßig in Aktion tretend werden die beiden jungen Frauen aktiv. Nicht zu ihrem eigenen Nachteil wie sich bald herausstellen wird.

Wie in allen früheren Romanen bietet Ingrid Noll köstliche und leichte Unterhaltung mit Menschen, deren böse Seite ihrer Persönlichkeit sie vorzugsweise zum Ausdruck bringt und mit selbstbewussten Frauen, die meist ohne strafrechtliche Folgen sich Probleme vom Hals schaffen.

Witzig und überaus amüsant ist eine solche Lektüre und ihre treuen Fans wünschen sich von der agilen Ingrid Noll noch viele weitere Romane.

Veröffentlicht am 30.08.2017

Jäger und Gejagte

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Die 82jährige Holda lebt mit ihrer Enkelin Laura im selben Hochhaus, in unterschiedlichen Appartements versteht sich. An Abenden, die die beiden in regelmäßigen Abständen gemeinsam verbringen, erzählt ...

Die 82jährige Holda lebt mit ihrer Enkelin Laura im selben Hochhaus, in unterschiedlichen Appartements versteht sich. An Abenden, die die beiden in regelmäßigen Abständen gemeinsam verbringen, erzählt Holda ihre Geschichte. Wie das war, das Leben, in den Nachkriegsjahren, Anfang der 50er in Bonn. Holda hat als Vorzimmerdame im Innenministerium gearbeitet. Laura hat einen ähnlichen Beruf ergriffen, allerdings nennt sich das heute „Assistenz der Geschäftsführung“. Unverheiratete Frauen wurden damals noch Mädchen und Fräulein genannt, vieles was heute als selbstverständlich gilt, war damals noch unschicklich. Ziel der jungen Frauen war es, einen Ehemann zu ergattern, denn dann galten sie als versorgt. So wurde in der Kantine versucht zu flirten mit den unverheirateten jungen Regierungsräten oder mit den Studenten. Aber wer ist hier Jäher und wer der Gejagte?

In feiner, auserwählter Sprache, durchzogen mit Sätzen im Bonner Dialekt erzählt Ingrid Noll eine wunderbare Geschichte. Mich begeistert besonders, dass sie dafür ihre Protagonistin Holda erzählen lässt. Holda und ihre Enkelin Laura, die so verschieden sind und doch soviel gemeinsam haben, faszinieren mich. Meine persönliche Heldin ist jedoch die Gräfin, die Tante von Holdas Freundin und Kollegin Karin. Eine feine Dame, zwar nicht reich, aber vornehm und mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Ingrid Nolls Gespür für feinsinnigen Humor ist einzigartig und unerreicht. Die Geschichte selbst ist spannend wie fesselnd und nimmt völlig unerwartete Wendungen. Der kalte Krieg und dessen Auswirkungen sind beängstigend greifbar.

Ganz still und leise hat sich dieses Buch in mein Herz geschlichen und nimmt nun dort einen Favoritenplatz ein. Selbstverständlich vergebe ich dem Buch fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es nur zu gerne weiter. Wer ein bisschen Bonner Luft in den 50er Jahren schnuppern möchte, sollte sich unbedingt auf diese Zeitreise begeben und er wird nicht enttäuscht werden – versprochen! Ganz wundervoll beschreibt die Autorin zudem die Unterschiede zwischen damals und heute – was waren die Lieblingsessen, wie war der Ablauf im Büro, die Moralvorstellungen.

Veröffentlicht am 02.08.2017

Kriminalkomödie mit rheinischem Lokalkolorit und Zeitgeist der 1950er

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„Halali“ ist ein Jägergruß mit dem in der allgemeinen Bedeutung die Jagd beendet wird. Im Kriminalroman mit gleichlautendem Titel von Ingrid Noll begleitet der Gruß ein Verbrechen und eröffnet damit erst ...

„Halali“ ist ein Jägergruß mit dem in der allgemeinen Bedeutung die Jagd beendet wird. Im Kriminalroman mit gleichlautendem Titel von Ingrid Noll begleitet der Gruß ein Verbrechen und eröffnet damit erst eine Reihe von weiteren Gesetzesübertretungen. Die Erzählung nimmt den Leser mit zu Ereignissen, die die Protagonistin Holda Mitte der 1950er Jahre in der Nähe der damaligen Bundeshauptstadt erlebt hat. Das Cover des Buchs ziert ein Ausschnitt aus dem Gemälde von Caravaggio mit dem Titel „Judith enthauptet Holofernes“. Die Frage, ob das Bild einen Bezug zur Erzählung hat, kann ich bejahen, auch wenn hier niemand geköpft wird.

Holda ist 82 Jahre und Witwe. Ihre Enkelin Laura wohnt im gleichen Hochhaus und kommt oft zu Besuch. Dabei erzählt Holda gerne aus ihrer Jugendzeit und zieht Vergleiche zu früher. Dabei stellt sie technische Errungenschaften von damals und heute gegenüber, Jugendsprache, Berufsbezeichnungen und Benimmregeln. Mit 20 Jahren, also sie noch nicht volljährig war, zog sie aus einem Eifeldorf nach Bad Godesberg und arbeitete als Sekretärin im Innenministerium in Bonn. Mit ihrer gleichaltrigen Kollegin Karin verbrachte sie ihre Freizeit in der sie auch darüber reden, wie man einen passenden Ehemann findet. Bei einem Spaziergang finden sie in einem Starenkasten ein Briefkuvert mit geheimnisvollem Inhalt. Diese Begebenheit ist der Beginn einer Reihe von ungewöhnlichen Verkettungen. Holda und ihre Freundin verstricken sich eher versehentlich in unangenehme Situationen mit kriminellen Folgen.

Ingrid Noll weiß, wovon sie in diesem Roman schreibt. Einige Male habe ich mich gefragt, wie viel Ingrid in Holda steckt, denn nicht nur das Alter ist identisch. Die Autorin lebte in den 1950ern ebenfalls in Bad Godesberg. Ihre Erfahrungen aus dieser Zeit sind sicher in die Schilderungen eingeflossen. Als Rheinländerin war es mir ein ganz besonderer Genuss immer wieder Sätze in Mundart zu lesen, denn auch ich bin mit diesem Slang aufgewachsen. Überhaupt verhielten sich viele Personen so, wie ich es aus meiner Kindheit in den 1960er her kenne und so kann ich sagen, dass ich mich rundum wohl im Umfeld der Geschichte gefühlt habe.

Holda ist ein eine junge Frau, die aus ihrem Leben mehr machen möchte, als in der heimischen Bäckerei zu verkaufen. Sie ist strebsam und fleißig und hält sich im Allgemeinen an Regeln und Vereinbarungen. In dem für sie typischen sarkastisch lakonischen Erzählstil lässt die Autorin ihre Protagonistin das Geschehen in der Ich-Form schildern. Es brachte mich zum Schmunzeln, wie Holda ihre Contenance verteidigte. Wieder einmal gelingt es Ingrid Noll einige schrullige Charaktere zu schaffen, wie die lebenslustige Karin, die standesbewusste Gräfin oder den disziplinierten Regierungsrat.

Bereits auf den ersten Seiten vertraut Holda dem Leser an, dass sie den Pfad der Tugend in ihren jungen Jahren auch mal verlassen hat. Ab diesem Zeitpunkt wartete ich gespannt darauf, worin ihre kriminelle Aktivität denn bestehen würde. Auch diesmal schafft es die Autorin mit einem Augenzwinkern mir zu vermitteln, dass so ein Gesetzesübertritt ungewollt, aber kaum ungewöhnlich ist. Der Vergleich zwischen dem Heute und Gestern erdet den Roman in der Realität. Die Intrigen sind zwar bitterböse, reihen sich aber in den damaligen Alltag ein.

Wer die Romane von Ingrid Noll mag, der wird auch mit „Halali“ bestens unterhalten werden wie ich. Mir hat vor allem gefallen, dass die Autorin diesmal mit dem zeitlichen Vergleich mal einen ganz anderen Handlungsrahmen für ihre Erzählung geschaffen hat. Sehr gerne gebe ich für dieses Buch eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 20.10.2017

Ein spannendes Abendteuer mit Witz

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Zum Inhalt:
Holda, auch Frau Holle genannt, ist nun schon über 80 Jahre alt und erzählt ihrer Enkelin Laura von einem Abendteuer, welches sie zusammen mit ihrer besten Freundin Karin in jungen Erwachsenenjahren ...

Zum Inhalt:
Holda, auch Frau Holle genannt, ist nun schon über 80 Jahre alt und erzählt ihrer Enkelin Laura von einem Abendteuer, welches sie zusammen mit ihrer besten Freundin Karin in jungen Erwachsenenjahren erlebt hat. Die beiden waren, genau wie Laura heute, Büroangestellte im Innenministerium in Bonn, zu einer Zeit in der sich sogenannte „Romeos“ als Spione einschleusten.

Die Geschichte wird immer wieder durch Sprünge zurück in die Gegenwart unterbrochen. Dabei betont Frau Holle oft die Unterschiede von damals zu heute. Ich fand diese kleinen Einschübe sehr charmant und witzig. Ich konnte mir dabei fast bildlich vorstellen, wie Holda als liebenswürdige Omi neben ihrer Enkelin im Schaukelstuhl sitzt und ihr ihr Abendteuer erzählt.

Der Schreibstil ist klar und einfach gehalten. Er wirkt sehr authentisch, wenn man bedenkt das diese Geschichte von einer Großmutter an ihre Enkelin erzählt wird, die Geschichte aber in den 50er Jahren spielt.

Dieses war mein erstes Buch der Autorin. Ich hatte es innerhalb von drei Tagen durch, da es sehr einfach zu lesen ist und nicht langweilig wird.