Cover-Bild Wir Ostpreußen
26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Lifestlye, Hobby und Freizeit - Heimatkunde, Familiengeschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 08.05.2025
  • ISBN: 9783423284707
Jochen Buchsteiner

Wir Ostpreußen

Eine ganz gewöhnliche deutsche Familiengeschichte | 80 Jahre nach der Flucht: eine Reise zurück.

Porträt einer vergessenen Provinz

»Es war der 26. Januar 1945. Der Krieg in Europa sollte noch mehr als drei Monate toben, aber für meine Großmutter ging, wie für die meisten Ostpreussen, die alte Welt schon jetzt zu Ende. Sie wollte nicht warten, bis die russischen Soldaten, die durch jahrelange deutsche Verwüstungen rachsüchtig gestimmt waren, in die Heimat einmarschierten und die Herrschaft übernahmen.« 

14 Millionen Flüchtlinge: Zwei Generationen nach Marion Gräfin Dönhoff liefert Jochen Buchsteiner eine Familienerzählung, die einen aktuellen Blick auf die deutsche Vergangenheit wagt.

Der detaillierte Fluchtbericht seiner Großmutter ist Ausgangspunkt für Jochen Buchsteiners Buch über Ostpreußen. Persönlich aber unsentimental verfolgt er den Weg der Gutsbesitzerfamilie in den Westen und spürt dabei dem Verlust nach, der nicht nur den Betroffenen entstanden ist. Es entsteht ein Portrait der fast vergessenen deutschen Provinz, die in ihrer Tragik, aber auch in ihrer historischen und kulturellen Einzigartigkeit sichtbar wird – als verdrängter Teil unserer nationalen Identität.


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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei walli007 in einem Regal.
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Veröffentlicht am 10.05.2025

Die Erzählung einer Familie

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Als sie schon hochbetagt ist, beginnt die Großmutter des Autors eine Lücke in der Familiengeschichte zu füllen. Nach dem Krieg hatte sie sich eine Existenz in Arolsen in der Nähe von Kassel aufgebaut. ...

Als sie schon hochbetagt ist, beginnt die Großmutter des Autors eine Lücke in der Familiengeschichte zu füllen. Nach dem Krieg hatte sie sich eine Existenz in Arolsen in der Nähe von Kassel aufgebaut. Ursprünglich stammte die Familie allerdings aus Ostpreußen. Dort bewirtschaftete sie ein großes Gut. Ende Januar 1945 rückte die Ostfront immer näher und Großmutter Else, die damals natürlich noch jung war, entschied, es sei an der Zeit zu gehen, bevor man nicht nur Hab und Gut, sondern auch Leib und Leben verliere. Else, deren Mann bereits gefallen war, stellte einen Treck aus über 80 Personen zusammen. Gemeinsam machten sie sich auf den beschwerlichen Weg in eine erhoffte Sicherheit.

Großmutter Else verfasst einen ausführlichen Bericht, den der Autor und Enkel mit eigenen Worten und Einfügungen wiedergibt. Zusätzlich beschäftigt er sich selbst mit der Geschichte von Flucht und Vertreibung, was über den Rahmen, den die Großmutter gesetzt hat, hinausgeht. Er nimmt eine Einordnung aus heutiger Sicht vor, immer bedenkend, dass es das Leid nicht gegeben hätte, hätte Hitler sich nicht erdreistet, den Krieg vom Zaun zu brechen. Doch das Leid hat es gegeben. Aus Verantwortungsbewusstsein sah Großmutter Else keine andere Wahl als sich und die Bewohner des Gutes in Sicherheit zu bringen. Die Kinder waren schon vorausgeschickt worden.

Auch wenn man selbst keinen Bezug zu Ostpreußen hat, kann man diesen Bericht mit großem Interesse lesen. Man stellt fest, dass doch etliches aus dem Geschichtsunterricht in Vergessenheit geraten ist. Viel wurde wohl auch nicht erwähnt. Von Flucht und Vertreibung war nicht viel die Rede, mal wollte in der neuen Nachkriegswelt ankommen. Und nun doch einmal darüber zu lesen, anzuerkennen, dass Flüchtlinge und Vertriebene es auch nicht einfach hatten, vervollständigt ein Bild, dessen wichtigere Teile vom Holocaust, von Überfällen und verdienter Niederlage künden. Als sehr lesenswert kann die Mischung zwischen authentischem Bericht und geschichtlicher Einordnung empfunden werden. Man merkt, dass ein versierter Journalist hier die Feder zur Hand genommen hat. Es ist an der Zeit sich erneut und immer wieder mit der Geschichte zu beschäftigen.