Cover-Bild Sturmflut
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10,90
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 01.02.2008
  • ISBN: 9783423136358
Margriet de Moor

Sturmflut

Roman
Helga van Beuningen (Übersetzer)

Ein Erzählwerk als barocke Arie.

 

Ein doppelbödiger Roman um Zufall und Schicksal, Begehren und Loyalität,  Identität und Verlust, das Ringen um Gelassenheit mitten im Leben, mitten im Tod

Schicksalstausch zweier Schwestern. Armanda hat versprochen, nach Zeeland zu fahren, um dort ihr Patenkind zu besuchen. Am selben Wochenende will Lidy mit ihrem Mann in Amsterdam auf eine Party gehen. So sollte es ein, aber dann bricht Lidy an Armandas Stelle Richtung Schouwen-Duiveland auf, während Armanda die Tochter der Schwester hütet und sich mit deren Mann, in den sie unausgesprochen verliebt ist, auf der Fete vergnügt. Und so kommt es, dass Armanda zurückbleibt, während Lidy in die historische Flutkatastrophe von 1953 gerät, die fast den ganzen Südwesten der Niederlande von der Landkarte fegt. Dem äußeren Katastrophenszenario stehen die inneren Verhältnisse gegenüber. Die Zurückbleibende versucht ein richtiges Leben im falschen - ihrer Schwester - zu führen.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2022

Als das Land unterging

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Die Sturmflut, die 1962 an der Nordseeküste, vor allem aber in Hamburg wütete, forderte 340 Tote. Bereits Jahre zuvor gab es eine wesentlich verheerendere Flutkatastrophe, die in den Niederlanden ganze ...

Die Sturmflut, die 1962 an der Nordseeküste, vor allem aber in Hamburg wütete, forderte 340 Tote. Bereits Jahre zuvor gab es eine wesentlich verheerendere Flutkatastrophe, die in den Niederlanden ganze Landstriche überspülte und 1.853 Menschenleben forderte. Diese Sturmflut von 1953 beschreibt Margriet de Moor exemplarisch am Schicksal zweier Schwester.

Weil die jüngere Armanda ihrer verheirateten Schwester Lidy vorschlägt, statt ihrer das Patenkind auf Schouwen Duiveland zu besuchen, wird Lidy ihren Mann und ihre kleine Tochter Nadja nicht mehr wiedersehen. Dies verrät die Autorin bereits nach neuen Seiten. Was nun folgt, sind zwei Erzählstränge, die den Weg der Schwestern weiterverfolgen. Die erzählte Zeit weicht dabei stark von einander ab. Während die Zeit bei Armanda rasch vergeht, ihr Leben wird über mehrere Jahrzehnte episodenhaft erzählt, konzentrieren sich die Passagen um Lidy ausschließlich auf die wenigen Tage von der Abfahrt bis zu ihrem Verschwinden. Mit Lidy erfahren die Leser, wie die Bevölkerung, die Verantwortlichen im kleinen und im großen mit der Flutkatastrophe umgegangen sind. Wie die ungewöhnliche Wetterlage die Sturmflut möglich machte, wie die Deiche brachen und durch die Wucht des Wasser in Sekundenschnelle ganze Dörfer verschwanden. Armanda hingegen lebt weiter, kann ihre Schwester jedoch nicht vergessen und bleibt innerlich traumatisiert: "Viel zu viel von dir hat sich in mir angehäuft, Lidy. Deinetwegen konnte ich nie die sein, die ich war." (S. 314)

Ehrlicherweise haben mir die Passen mit Armanda weniger gut gefallen. Sie wirkten beim Lesen wenig geschmeidig oder dynamisch, eher sperrig und beiläufig. Teile ließen mich ratlos zurück, so der lange Brief von Nadja. Die Sprache von de Moor passte sehr gut zu den Kapiteln von Lidy, die wirklich spannend waren, obwohl der Ausgang bereits bekannt war. Die Dramatik der Handlung wurde wunderbar und dennoch ruhig eingefangen, die Gedanken Lidys, die Naturgewalt, das Ausgeliefertsein und die immer kleiner werdenden "Inseln", die die junge Frau buchstäblich über Wasser halten.

Insgesamt läßt mich das Buch zwiegespalten zurück. Es informiert sehr gut über die Zusammenhänge und stellt das Trauma der Hinterbliebenen dem furchtbaren Erleben der Opfer gegenüber. Ein reines Lesevergnügen war es allerdings nicht.

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