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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2024

Viel Potenzial verschenkt

Brixton Hill
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Zitat:

„Jay konnte nur vermuten, dass Em ihre Abgründe, ihre Dämonen von ihrer Mutter geerbt hatte und sie hinter der pragmatischen, harten Schale, die von ihrem Vater kam, in Schach hielt.“

Darum geht’s:

Als ...

Zitat:

„Jay konnte nur vermuten, dass Em ihre Abgründe, ihre Dämonen von ihrer Mutter geerbt hatte und sie hinter der pragmatischen, harten Schale, die von ihrem Vater kam, in Schach hielt.“

Darum geht’s:

Als in einem Luxushochhaus die gesamte Technik ausfällt und Rauch aus den Belüftungsschächten strömt, muss Emma hilflos zusehen, wie ihre Freundin aus dem 15. Stock in den Tod springt. Kurz darauf wird Emma verhaftet: Man beschuldigt sie, sich in die Gebäudetechnik gehackt und die Katastrophe ausgelöst zu haben. Emma sieht sich einer Intrige ausgesetzt. Als sie selbst Ziel eines weiteren Angriffs wird, beschließt sie, zurückzuschlagen. Die Spur führt nach Brixton Hill, zu einem Stalker – doch Emma entdeckt bald ein Verbrechen, bei dem es um sehr viel Geld geht und in das möglicherweise auch ihre Familie verstrickt ist.

So hat es mir gefallen:

Das Buch beginnt mit einem vielversprechenden Szenario: Als Emmas Freundin aus dem 15. Stock eines Luxushochhauses springt, verwandelt sich ihr Leben in einen Albtraum. Diese tolle Prämisse legt den Grundstein für einen wirklich spannenden Thriller, der das Potenzial gehabt hätte, von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Die Figuren, insbesondere Emma, sind gut ausgearbeitet. Sie ist vielschichtig und authentisch, was sie zu einer sympathischen Hauptfigur macht. Die Andeutungen über ihre Vergangenheit und die ständige Bedrohung, die sie umgibt, lassen hoffen, dass sich hier ein komplexes Netz aus Lügen und Machenschaften entfaltet.

Doch leider erfüllt das Buch in puncto Spannung nicht die hohen Erwartungen. Trotz der guten Ausgangssituation und der interessanten Thematik leidet die Geschichte stark am fehlenden Spannungsbogen. Es kommt zu keiner Zeit wirkliche Spannung auf, und oft fehlte mir der Anreiz, umzublättern und weiterzulesen. Es mangelt viel zu oft an Höhepunkten und spektakulären Wendungen, die einen Thriller eben auszeichnen. Stattdessen gibt es viele lange Passagen, in denen die Handlung ins Stocken gerät.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Brixton Hill“ ein Buch ist, das zwar mit einer starken Ausgangslage und interessanten Figuren beginnt, jedoch in der Umsetzung an Spannung und Dramatik erheblich schwächelt. Während die Zutaten für einen großartigen Thriller vorhanden sind, bleibt das Buch letztlich hinter den Erwartungen zurück. Ich wollte es wirklich mögen, aber ohne die nötige Spannung war es schwer, sich vollends auf die Geschichte und die Figuren einzulassen.

6/10

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Veröffentlicht am 03.11.2024

Nichts ist wie es scheint

Was im Dunkeln bleibt
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Zitat:

„Wenn das die Vorhölle ist, wo ist dann die Hölle?“

Darum geht’s:

Seinem Lebenspartner zuliebe zieht Aaron mit ihm in dessen Heimatdorf. Für den Stadtmenschen Aaron kommt der Umzug einer Reise ...

Zitat:

„Wenn das die Vorhölle ist, wo ist dann die Hölle?“

Darum geht’s:

Seinem Lebenspartner zuliebe zieht Aaron mit ihm in dessen Heimatdorf. Für den Stadtmenschen Aaron kommt der Umzug einer Reise in eine andere Welt gleich. Während sich sein Freund Sebastian in die Arbeit stürzt und in alte Familienmuster verfällt, fremdelt Aaron mit der aufgesetzten Freundlichkeit des Dorfes. Je mehr er über das Dorf und die Geheimnisse der Vergangenheit erfährt, desto stärker spürt er eine kaum greifbare Bedrohung. Denn nach und nach tun sich hinter der idyllischen Fassade des Dorfes wahre Abgründe auf …

So hat es mir gefallen:

Von Anfang an wird man in eine geheimnisvolle und latente Bedrohung einer ländlichen Dorfgemeinschaft gezogen. Aarons Unbehagen und sein innerer Widerstand gegen das aufgesetzte Lächeln der Dorfbewohner schaffen eine greifbare Spannung, die einen immer weiter in die undurchsichtige Fassade des Dorfes hineinzieht. Diehms Erzählkunst liegt ganz klar in der subtilen Andeutung, die einen durch ständige Zweifel begleitet: Ist das Bedrohliche, das Aaron spürt, real oder doch nur das Produkt seiner Angst und Unsicherheit? Besonders fasziniert hat mich die Figur des mysteriösen Nachbarn, der nicht nur Aarons Aufmerksamkeit, sondern auch meine in Beschlag genommen hat. Was hat es mit ihm auf sich? Und kann Aaron ihm trauen? Die stets offenen Fragen und das ambivalente Ende sind das Prachtstück des Buches. Sie laden ein, sich weit über das Ende hinaus mit der Geschichte zu beschäftigen. Gerade diese Vieldeutigkeit macht das Buch zu einem kleinen Meisterwerk und Diehm setzt dies perfekt um.

Mit 220 Seiten gelingt es dem Autor, eine dichte, stimmige Atmosphäre zu schaffen, ohne sich in unnötige Längen zu verlieren. Die Kürze des Buches ist hier eine klare Stärke, denn jeder Satz sitzt und verstärkt das Gefühl der Beklemmung und Ungewissheit. Wer gerne Geschichten liest, die das Unausgesprochene zelebrieren und dabei gekonnt die Grenzen zwischen Realität und Einbildung verwischen, wird dieses Buch lieben. Max Diehm überlässt es dem Leser, die Entscheidung zu treffen, was real ist und „Was im Dunkeln bleibt“.

10/10 – Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 31.10.2024

Perfekt für Halloween

Alice und die Geister von nebenan
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Zitat:

„Wer keine Fragen stellt, erfährt niemals etwas Interessantes!“

Darum geht’s:

Die zehnjährige Alice ist Umzugsprofi. Sie zieht mit ihren Eltern von Haus zu Haus. Oder besser: von Bruchbude zu ...

Zitat:

„Wer keine Fragen stellt, erfährt niemals etwas Interessantes!“

Darum geht’s:

Die zehnjährige Alice ist Umzugsprofi. Sie zieht mit ihren Eltern von Haus zu Haus. Oder besser: von Bruchbude zu Bruchbude. Kein Problem für Alice und ihren Vater, denn sie lieben es, Dinge zu reparieren. Nach Umzug Nummer elf kommt ihr das heruntergekommene Nachbarhaus gerade recht. Doch sie ist nicht allein in diesem Haus: Gleich drei Geister spuken in dem alten Gemäuer herum – und sie brauchen die Hilfe von Alice genauso dringend wie die bröckeligen Wände …

So hat es mir gefallen:

Das Buch ist ein charmantes Geisterabenteuer, das mit viel Witz, Herz und auch einem Hauch Melancholie Kinder wie Erwachsene gleichermaßen anspricht. Die Geschichte rund um die Thematiken Erinnern und Vergessen greift die Autorin kindgerecht und zugleich tiefgründig auf. Gerade der Kontrast zwischen Alice, die ständig ein neues Zuhause findet, und den Geistern, die an ihren alten Erinnerungen hängen, ist richtig toll geschrieben und führt auch Kinder behutsam an die Bedeutung von Vergänglichkeit und Erinnerungen heran. Lobenswert ist auch der humorvolle und einfühlsame Schreibstil. Er lässt die Figuren lebendig werden, und durch Alice und die liebenswert eigenwilligen Geister entsteht eine Atmosphäre, die „schaurig“-schön und herzerwärmend zugleich ist. Egal, ob Alice oder die anderen Figuren, alle sind detailliert und voller Persönlichkeit. Sie haben alle ihre Ecken und Kanten, die sie besonders machen und ihnen somit Tiefe verleihen.

Die Handlung ist flott erzählt, gespickt mit kleinen Weisheiten, die durchaus auch erwachsene Leser ansprechen. Das Buch vereint auf gelungene Weise Humor, Spannung und Herz und eignet sich ganz hervorragend für die Halloween-Zeit, um sich in ein ungruseliges, aber umso herzerwärmenderes Geisterabenteuer zu stürzen.

9/10

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Veröffentlicht am 29.10.2024

Himmlisch gut

Let's go Jenseits oder Venus auf der himmlischen Couch
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Zitat:

„Dich nicht zu lieben, ist eine Fremdsprache, die zu erlernen, mein Herz sich ungestüm weigert.“

Darum geht’s:

Als Mr. Dot das Zeitliche segnet, ist ihm noch nicht bewusst, wer früher oder später ...

Zitat:

„Dich nicht zu lieben, ist eine Fremdsprache, die zu erlernen, mein Herz sich ungestüm weigert.“

Darum geht’s:

Als Mr. Dot das Zeitliche segnet, ist ihm noch nicht bewusst, wer früher oder später auf seiner Therapiecouch im Jenseits Platz nehmen wird. Nachdem eine ungewöhnlich unerotische Venus ihm Nachhilfestunden gibt, stürzt er sich Hals über Kopf in die Arbeit. Saturn erteilt er Starthilfe beim Flirten, Gevatter Tod verpasst er mit etwas Rouge ein jungenhaft nahbares Image, und es stehen nicht nur Queen Elizabeth II und Lady Di Schlange, sondern auch Napoleon, Sigmund Freud und andere, am Rande des Nervenzusammenbruchs balancierende Verstorbene. Selbst der liebe Gott ist nur schwer von der Therapiecouch herunterzubekommen.

So hat es mir gefallen:

Der obige Text klingt dir zu abgedreht? Tja, besser wird’s nicht – aber im positiven Sinne. Denn die Autorin liefert hier ein erfrischend respektloses, aber auch tiefsinniges Buch ab, das uns mit einem Augenzwinkern an die Grenzen von Leben und Tod führt. Die Geschichte um Mr. Dot, der nach seinem Ableben zu einer Art Seelenklempner avanciert, ist gespickt mit humorvollen, teils echt skurrilen Szenen, in denen verstorbene Prominente ihre himmlischen Problemchen offenbaren. Diese humorvolle Herangehensweise ans Jenseits ist frisch und verleiht dem Ganzen eine einzigartige Leichtigkeit, ohne dabei den Ernst der Thematik aus den Augen zu verlieren. Die Autorin wechselt gekonnt zwischen frechen Dialogen, fast schon poetischen Momenten und nachdenklichen Gesprächen, die nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Die Figuren, egal ob realhistorisch oder mythologisch, sind liebevoll und lebendig gestaltet – sie sind mir alle recht schnell ans Herz gewachsen. Der unkonventionelle Handlungsort, nämlich das Jenseits, ist Schauplatz für schillernde, bisweilen absurde Interaktionen, die allesamt aber nie oberflächlich wirken.

Das Buch ist dabei weit mehr als eine humorvolle Komödie; die Autorin webt durchaus tiefere Fragen zur menschlichen Existenz, zu Empathie und zum Umgang mit Verlust ein – stets mit einem charmanten, verschmitzten Ton.
„Let’s go Jenseits“ ist eine herrlich amüsante, tiefgründige und originelle Geschichte, die sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken anregt – und am Ende bleibt ein Hauch der Vorfreude auf das, was uns vielleicht im Jenseits erwartet, wenn wir selbst irgendwann mal den Löffel abgeben.

10/10

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Veröffentlicht am 27.10.2024

Bewegender Roman

Dieses Eine Leben
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Zitat:

„Schätze jeden Tag deines Lebens, erfreue dich an dem, was du bereits hast, und höre nie auf, Träumen nachzujagen. Es ist nie zu spät dafür.“

Darum geht’s:

Mario und Valentina führen das perfekte ...

Zitat:

„Schätze jeden Tag deines Lebens, erfreue dich an dem, was du bereits hast, und höre nie auf, Träumen nachzujagen. Es ist nie zu spät dafür.“

Darum geht’s:

Mario und Valentina führen das perfekte Leben: Sie verlieben sich, gründen eine Familie und verbringen gemeinsam die Höhen und Tiefen des Alltags. Doch im Laufe der Jahre schleicht sich die Dunkelheit in Marios Herz. Die Leichtigkeit und Freude scheinen wie verflogen. Doch dann bekommt er ein verlockendes Angebot, das all seine Probleme lösen könnte, jedoch weitreichende Konsequenzen für sich und seine Familie nach sich zieht. Doch ist es das wert?

So hat es mir gefallen:

Wow. Was für ein Buch. Selten hat mich ein Buch dermaßen zum Nachdenken gebracht wie dieses. Manuel De Vittorio hat hier ein bewegendes Werk geschrieben, das die komplexen Themen des Lebens aufgreift und mit einer starken Botschaft überzeugen kann. Ihm gelingt der Kontrast zwischen dem glücklichen Leben und den dunklen Themen der Depression hervorragend. Die Leichtigkeit des Lebens weicht nach und nach der Dunkelheit, das ist bedrückend und realistisch dargestellt. Die Frage, die der Autor aufwirft: Ist es wert, das eigene Leben drastisch zu verändern, um ein vergangenes Gefühl der Leichtigkeit zurückzugewinnen? Allein mit dieser Frage beginnt man, sein eigenes Leben zu reflektieren. Man kann es als Appell verstehen, das Hier und Jetzt zu schätzen und bewusst zu leben. De Vittorio hinterfragt auf subtile Weise unsere tiefsten Wünsche aber auch die Schattenseiten ebenjener - das Streben nach einem „perfekten“ Leben und die Gefahren, die damit einhergehen, wenn wir vergessen, was wirklich zählt.

Sehr gelungen sind zudem die Figuren, allen voran Mario. Er ist nicht nur die Hauptfigur, sondern auch ein Spiegel für uns Leser, die sich in seinen Ängsten und Zweifeln wiederfinden. Valentina, die an seiner Seite steht, symbolisiert die Liebe und Stabilität, die in so einer dunklen Zeit vonnöten sind. Die Dynamik zwischen den beiden zeigt aber auch, wie stark Beziehungen auf die Belastungsprobe gestellt werden, wenn das Leben nicht wie geplant verläuft. Die größte Stärke des Buches liegt aber ganz klar in der Botschaft, die Zeit, die wir haben, bewusst zu leben und nichts als selbstverständlich zu betrachten. Das Leben ist einfach zu kostbar, daran erinnert uns auch der Autor. Das Ende war überraschend, aber gleichzeitig auch herzergreifend, immerhin konnte es mir das eine oder andere Tränchen abgewinnen.

Insgesamt ist „Dieses eine Leben“ ein starkes Werk, doch es ist nicht nur eine Geschichte, es ist eine Einladung, das eigene Leben zu reflektieren und es zu genießen. Ein Buch, das man nicht so schnell vergisst.

10/10

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