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Veröffentlicht am 04.07.2022

Überzeugender Auftakt der Serie "Akte Nordsee"

Akte Nordsee - Am dunklen Wasser
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„Akte Nordsee“ bezeichnet eine neue Kriminalserie von Eva Almstädt. Mit „Am dunklen Wasser“ legt sie den ersten Fall für die beiden Ermittelnden, der Anwältin Fentje Jacobsen und den Journalisten Niklas ...

„Akte Nordsee“ bezeichnet eine neue Kriminalserie von Eva Almstädt. Mit „Am dunklen Wasser“ legt sie den ersten Fall für die beiden Ermittelnden, der Anwältin Fentje Jacobsen und den Journalisten Niklas John, vor. Fentje hat vor fünf Jahren ihre beste Freundin Clara verloren, als diese beim Schwimmen in der Nordsee ertrunken ist. Nicht nur dadurch, sind ihr die Gefahren des Wassers bewusst, sondern auch, weil sie in der Nähe des Meeres auf der Halbinsel Eiderstedt aufgewachsen ist und immer noch dort lebt.

Die 29-jährige Fentje betreibt nicht nur eine Anwaltskanzlei, deren Räumlichkeiten sich auf dem Bauernhof ihrer Großeltern befinden. Sie hilft auch tatkräftig bei den landwirtschaftlichen Arbeiten mit. Eines Tages findet sie bei der Kontrolle der Schafe einen jungen Mann mit Namen Tobias Asmus bewusstlos auf der Weide liegend vor. Später erzählt dieser, dass er sich an die letzten Stunden nicht erinnern kann und bittet Fentje ihn zu seiner Freundin zu fahren, denn dort vermutet er sein Auto. Im Garten finden beide die Freundin von Tobias tot vor. Wenig später wird Tobias des Mordes verdächtigt und Fentje übernimmt seine Verteidigung.

Unterdessen sind im nahe gelegenen Internat zwei Schülerinnen verschwunden, die sich ein schönes Wochenende machen wollten. Jedoch sind sie montags immer noch nicht zurückgekehrt. Es stellt sich die Frage, ob ihnen ein Verbrechen zugestoßen ist und ob es einen Zusammenhang zu dem Mord gibt, denn die Freundin von Tobias war eine Lehrerin der beiden.

Die Serie spielt dort, wo Eva Almstädt sich gut auskennt: an der Nordsee. Es ist schön, zwischen den Zeilen die Begeisterung der Autorin für die Landschaft zu spüren. Weil die Kriminalpolizei wenig Anstalten macht, sich intensiver den Anzeichen für einen Mord zu widmen und Tobias vorverurteilt, übernimmt Fentje die Ermittlerrolle. Sie ist engagiert in den Dingen, die sie tut, gerechtigkeitsliebend und neugierig. Interesse an der Aufklärung des Falls, allerdings aus ganz anderen Gründen, hat auch der 34 Jahre alte Niklas John. Er ist Journalist der örtlichen Tageszeitung und hat regelmäßig Artikel abzuliefern. Ein Mord rechtfertigt das Aufdröseln einer interessanten Story, welches einiges an Platz auf den Seiten einnimmt und das Kaufverlangen der Kundschaft weckt. Niklas ist im betuchten Elternhaus aufgewachsen, mag teure Autos und Markenware.

Es kommt in den Dialogen von Fentge und Niklas regelmäßig zum amüsanten Schlagabtausch der beiden vom Charakter her verschiedenen Hauptfiguren. Im Laufe der Geschichte lernen die zwei, einander zu schätzen. Dennoch bleiben sie bewusst auf Abstand, obwohl sie sich immer sympathischer werden. Auch ich als Leserin mochte die beiden, für ihre je eigene Art.

Die Autorin legt mehrere Fährten aus und bringt unterschiedliche Tatverdächtige ins Spiel Sie brachte mich dabei zum Miträtseln, ob die Fälle zusammenhängen und wer schuldig wird. Die Einbettung der Ermittelnden in einen ansprechenden privaten Hintergrund fand ich gelungen.

Insgesamt konnte Eva Almstädt mich mit dem Auftakt ihrer neuen Serie „Akte Nordsee“ überzeugen. Die Spannungskurve steigt vom Auffinden des bewusstlosen, späteren Beschuldigten an und bleibt hoch bis zur Auflösung der Fälle. Gerne empfehle ich das Buch allen Lesenden im Genre Krimi weiter.

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Veröffentlicht am 23.06.2022

Zwischen Pflicht und Gefühl - erfrischender Regency-Roman

Wie man sich einen Lord angelt
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In ihrem Debütroman „Wie man sich einen Lord angelt“ entführte Sophie Irwin mich beim Lesen in das Zeitalter der Romantik ins Jahr 1818 nach London, wo die Protagonistin Kitty Zutritt zur feinen Gesellschaft ...

In ihrem Debütroman „Wie man sich einen Lord angelt“ entführte Sophie Irwin mich beim Lesen in das Zeitalter der Romantik ins Jahr 1818 nach London, wo die Protagonistin Kitty Zutritt zur feinen Gesellschaft erhalten möchte. Im Titel spiegelt sich der Anlass wieder, warum die junge Frau auf eine Einführung drängt. Der dezente Hinweis auf dem Cover, dass die Geschichte ein „Lady’s Guide“ ist sollte augenzwinkernd aufgenommen werden.

Kitty hat vier jüngere Schwestern. Nach dem Tod der Eltern fühlt sie sich nicht nur für ihre Geschwister, sondern auch für den Erhalt des Familienanwesens verantwortlich, der mit Schulden belastet ist. Sie überlegt, dass jeder der Berufe, die sie ergreifen könnte, ihr nicht das benötigte Gehalt einbringen wird, um die Gläubiger zu befriedigen. Ihr bleiben noch vier Monate Zeit, um ihr Vorhaben umzusetzen, in höhere Kreise einzuheiraten. Glücklicherweise steht in London die nächste Ballsaison vor der Tür.

Tante Dorothy, eine alleinstehende Freundin ihrer verstorbenen Mutter, nimmt Kitty und ihre Schwester Cecile bei sich in London auf. Sie weist die Schwestern darauf hin, dass ihnen die feine Gesellschaft offensteht, aber die Welt der Lords und Lady’s mit Vermögen verschlossen bleiben wird, denn dort wird man hineingeboren. Allerdings hat Dorothy nicht mit dem Durchsetzungswillen und der Sturheit gerechnet, mit der Kitty ihr Anliegen umsetzt. Schon bald kann sie das Herz von Archie, einem ansehnlichen Lord, gewinnen. Doch sie hat nicht damit gerechnet, dass Lord Radcliffe, dessen älterer Bruder, ihr Spiel durchschaut.

Kitty ist sich ihres Tuns überaus bewusst. Zielstrebig geht sie ihrem Ziel nach und versucht zu keiner Zeit einen falschen Eindruck zu vermitteln. Durch ihre offene und ehrliche Art fällt sie in der Londoner Gesellschaft auf und wird dafür mit Zuneigung belohnt. Ihr Aussehen und ihr Charme unterstützen ihr Anliegen. Obwohl sie ihr Vorhaben nie aufgibt, gibt es für Kitty Grenzen des guten Geschmacks, was sie noch sympathischer für mich werden ließ. Allein an Wissen und Erfahrung über ein ansprechendes Benehmen in der feinen Gesellschaft fehlt es ihr. Als Leserin durfte ich Kitty dabei begleiten, welche Möglichkeiten sie sich erschließt, um an die benötigten Kenntnisse zu gelangen, dabei kommt es zu kleinen Längen.

Im Roman bedient Sophie Irwin manches Klischee. Die Autorin spielt mit den Eindrücken, die Kitty in London sammelt und gestaltet dadurch manche Szene amüsant aus. Lord Radcliffe gelingt es, Kitty zum Nachdenken zu bringen, durch beiläufige Erwähnungen von Schwächen derjenigen, deren Gunst sie sich sicher glaubt. Plötzlich wird der jungen Frau bewusst, dass Geld allein nicht für ein ehrbares Leben ausreicht, sondern sie auch mit den Marotten eines betuchten Gatten und seinem Ruf in der Gesellschaft zurechtkommen muss. Denn Klatsch und Tratsch blühen auf den Bällen der Saison, jenseits von Respekt und gutem Geschmack.

Sophie Irwin schreibt in ihrem Roman „Wie man sich einen Lord angelt“ über den verzweifelten Versuch der jungen Kitty, die während der Ballsaison 1818 einen reichen Ehemann aus den besten Kreisen Londons sucht. Geht sie zunächst ihr Ziel ohne Herz, nur aus niedrigem Beweggrund aus an, regt sich in ihr schon bald die Liebe, die sie in ein Gefühlschaos stürzt. Gerne empfehle ich das Buch an diejenigen weiter, die Romane mögen, die in der Epoche des britischen Regency spielen. Eine Fortsetzung könnte ich mir gut vorstellen.

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Veröffentlicht am 19.06.2022

Berührend, tragisch und wirklichkeitsnah

Morgen werden wir glücklich sein
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„Morgen werden wir glücklich sein“ ist nicht nur der Titel des Romans von Lea Korte, sondern auch die Hoffnung der drei jungen Frauen Marie, Amiel und Geneviève, die 1940 in Paris leben. Die drei sind ...

„Morgen werden wir glücklich sein“ ist nicht nur der Titel des Romans von Lea Korte, sondern auch die Hoffnung der drei jungen Frauen Marie, Amiel und Geneviève, die 1940 in Paris leben. Die drei sind seit ihrer Schulzeit befreundet und haben im Leben ganz unterschiedliche Wege eingeschlagen. Während Marie als Lehrerin tätig ist, hat Amiel Medizin studiert und Geneviève, auch kurz Gigi gerufen, spielt als Pianistin in einem Varieté.

Eine zweite Zeitebene des Romans spielt in der Gegenwart. Dort sucht Maries Enkelin Malou den Kontakt zu Josephine, einer Enkelin von Geneviève. Mir wurde bald deutlich, dass die Erzählungen ihrer Großmütter über das Geschehen im Zweiten Weltkrieg in Frankreich und ihrer Aktivitäten in dieser Zeit, die beiden geprägt haben. Es entsteht ein Streit, aus dem es aufgrund des Settings kein Entkommen gibt und bei dem jede versucht, ihre Meinung zu verteidigen.

Während die Perspektive immer wieder kurz zu den Enkelinnen wechselt, verweilt sie hauptsächlich auf den schicksalhaften Ereignissen zwischen 1940 und 1944, denn der weitere Lebensweg der jungen Frauen wird maßgeblich von dem Einzug der Deutschen in Paris beeinflusst.

Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten. Einerseits verdeutlicht die Autorin, dass der Alltag der Pariser Bevölkerung weitergeht, andererseits wird aber auch veranschaulicht, welche Auswirkungen die Erlasse der Deutschen auf jeden Einzelnen haben. Vor allem Amiel hat als Jüdin täglich mit neuen Beschränkungen zu rechnen. Doch ihr Status Ärztin, aufgrund dessen sie dringend benötigt wird, schützt sie lange Zeit. Marie sieht die Ungerechtigkeit in der Behandlung der Juden und schließt sich dem Widerstand an, um aktiv gegen die Besatzung vorzugehen.

Währenddessen freut Geneviève sich darüber, weiter als Künstlerin arbeiten zu können. Ihr ist es egal, dass dadurch zum größten Teil Deutsche ihr Vergnügen finden, kommt aber aufgrund ihrer Einstellung in Konflikt mit ihren beiden Freundinnen.

Lea Korte beschreibt ihre Protagonistinnen gut vorstellbar. Ihr agieren im Umfeld empfand ich als realistisch. Durch ihren familiären Hintergrund und ihrer Berufswahl sind die Freundinnen so geprägt, dass sie verschiedene Meinungen vertreten. Sie spiegeln den Zeitgeist wieder, der damals unter den Einwohnern von Paris vorherrscht.

Der Weg jeder der drei jungen Frauen ist kein einfacher. Ihre Freundschaft wird immer wieder auf die Probe gestellt und das Vertrauen zueinander schwindet zusehends. Aufgrund der beiden Handlungsperspektiven machte Lea Korte mich von Beginn an darauf neugierig, welches Ereignis so schwerwiegend ist, dass es zu einem Bruch zwischen den Freundinnen kommen konnte.

Vertrauen und Respekt prägt die Freundschaft der drei Protagonistinnen zu Beginn der 1940er Jahre im Roman „Morgen werden wir glücklich sein“ von Lea Korte. Auf einer weiteren Handlungsebene in der Jetztzeit zeigt sich, dass es aufgrund verschiedener Auffassungen der jungen Frauen über Gerechtigkeit, Freiheit und Liebe zu einem Streit gekommen sein muss. Berührend, tragisch und wirklichkeitsnah schildert die Autorin fiktive Lebenswege auf der Basis des wahren gesellschaftspolitischen Geschehens. Gerne empfehle ich das Buch weiter an Lesende historischer Romane.

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Veröffentlicht am 16.06.2022

Führt auf falsche Fährten und überrascht mit einigen Wendungen

Kaltherz
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Im Buch „Kaltherz“ von Henri Faber ist das Thema Kindesentführung der Hintergrund für die spannenden Ereignisse des Thrillers. Innerhalb der fünf Buchteile der Geschichte sind die Kapitel kurzgehalten ...

Im Buch „Kaltherz“ von Henri Faber ist das Thema Kindesentführung der Hintergrund für die spannenden Ereignisse des Thrillers. Innerhalb der fünf Buchteile der Geschichte sind die Kapitel kurzgehalten und wechseln zwischen vier Hauptfiguren. Jede von ihnen erzählt in der Ich-Form. Die fünfjährige Marie ist eine von ihnen. Ihre Schilderungen sind besonders berührend, denn als Entführungsopfer konfrontiert sie die Lesenden mit ihrer augenblicklichen Lage, aus der heraus sie keine Möglichkeit hat, diese zu verändern. Ihr Innerstes ist aufgewühlt und sie glaubt, dass ihr kaltes Herz nicht mehr schlägt, obwohl sie nicht gestorben ist. Das geschlossene und vergitterte Fenster auf dem Cover vermittelt beim Betrachten Unwohlsein, denn es schließt nicht nur die Außenwelt aus, sondern riegelt vor allem den dahinterliegenden Raum uneinsehbar, auch symbolisch gemeint, nach außen hin ab.

Clara Lipmann ist die Mutter von Marie und eine weitere Protagonistin. Sie hat ihre Tochter nur für kurze Zeit im Auto zurückgelassen. Als sie zurückkommt, ist Marie verschwunden. Inzwischen sind einige Monate vergangen und es gibt immer noch keine Spur zur Entführung ihrer Tochter, Lösegeld wurde nie gefordert. Sie gibt sich aufgrund ihres Verhaltens die Schuld für das Verbrechen und ist verzweifelt.

Erst bei weiterem Lesefortschritt konnte ich hinter die Fassade ihres Manns Jakob blicken, ebenfalls ein Ich-Erzähler des Thrillers. Als Leserin war ich ständig im Zwiespalt, ob seine Gefühle für seine Frau und seine Tochter echt sind, denn im Berufsleben gibt er sich geschäftstüchtig. Sein Motto ist es, dass er alles schafft, wenn er nur will.

Zu Beginn des Thrillers ist die später mit dem Fall betraute Kommissarin Kim Lansky noch aufgrund einer Suspendierung außer Dienst gestellt. Sie ist die letzte, hier zu erwähnende Protagonistin. In der Vergangenheit hat sie schon in mehreren Abteilungen der Kriminalpolizei gearbeitet. Dabei lag es ihr besonders am Herzen, pädophile Täter ausfindig zu machen. Sie kommt aus einfachen Verhältnissen und ist stolz auf ihre Anstellung als Kommissarin. Ihre Meinungen sind unkonventionell und manches Mal eckt sie an. Ihre Spontanität trägt dazu bei, dass Ihre Handlungen unvorhersehbar sind. Von einem früheren Jugendfreund wird sie wieder in Dienst genommen und als ihr Vorgesetzter gibt er ihr eine letzte Chance, sich zu bewähren.

Henri Faber flicht geschickt Geschichten am Rande ein, von denen ich nicht wusste, ob sie die Ermittlungen voranbringen, die mich aber dazu brachten, selbst über ein weiteres Vorgehen nachzudenken. Immer wieder legt der Autor neue falsche Fährten aus, die die Spannungskurve hochhielten. Der Wechsel der Perspektive brachte manchen Cliffhanger, die einen Lesesog erzeugten. Eine große Wendung im Mittelteil überraschte nicht nur mich, sondern auch die meisten Figuren des Thrillers.

In „Kaltherz“ beweist sich Henri Faber als Meister des Verschleierns der fiktiven Realität. Durch die Beschreibung des Vorspielens von Gefühlen führte er mich als Leserin mehrfach hinters Licht. Die Impulsivität der ermittelnden Kommissarin Kim Lansky ließ einige Überraschungen in der Handlung zu. Diesen hochspannenden Thriller empfehle ich gerne an Lesende des Genres weiter.

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Veröffentlicht am 09.06.2022

Eine bewegende Geschichte über eine Beziehung zwischen Großvater und Enkelin

In den Wäldern der Biber
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Franziska Fischer erzählt in ihrem Debüt „In den Wäldern der Biber“ von einer bewegenden Beziehung zwischen einem Großvater und seiner Enkelin, die sich nach langen Jahren des Schweigens wieder einander ...

Franziska Fischer erzählt in ihrem Debüt „In den Wäldern der Biber“ von einer bewegenden Beziehung zwischen einem Großvater und seiner Enkelin, die sich nach langen Jahren des Schweigens wieder einander annähern. Die Geschichte spielt in Spechthausen, einem Ortsteil von Eberswalde in Brandenburg, der von Wald umgeben ist. Großvater Siegfried, der vor seiner Pensionierung als Forstbotaniker gearbeitet hat, betätigt sich dort als ehrenamtlicher Biberberater. Schon als ich das Buch beim ersten Mal zur Hand nahm, strahlte es durch seine Gestaltung eine gewisse Ruhe auf mich aus.

Alina ist Ende 20, lebt in Frankfurt am Main und arbeitet in einem Job, der sie nicht erfüllt. Nach der Trennung von ihrem Lebenspartner fällt ihr als beste Lösung auf der Suche nach Ruhe und Abstand zu ihrem bisherigen Alltag nur ihr Großvater ein, zu dem sie seit etwa zwanzig Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Damals ist ihr Vater, der Sohn von Siegfried, gestorben. Ihr Opa nimmt sie wohlwollend in seinem Zuhause auf. Mit einem Geschwisterpaar, mit dem sie früher öfter in den Ferien gespielt hat und die inzwischen im Dorf leben, teilt sie einige Erinnerungen, die langsam an die Oberfläche treiben. Sie genießt es, sich treiben zu lassen, macht sich aber auch gern im Haushalt ihres Großvaters nützlich. Bald erkennt sie, dass nicht nur die Stille des Orts ihr wieder Kraft verleiht, sondern sich gleichzeitig aus einer früheren Kinderfreundschaft mehr Zuneigung entwickelt.

„In den Wäldern der Biber“ ist ein Roman vom Weggehen, vom Verweilen und Ankommen. Die Berliner Großstadtpflanze Alina hat schon in ihrer Kindheit durch die Aufenthalte bei den Großeltern die Natur kennengelernt. Doch mit den Jahren waren die Erinnerungen verschüttet. Als sie sich nach der Trennung auf den Weg macht, ist sie noch voller Trotz und Wut. Aber sie hegt auch Hoffnung darauf, dass sie so wie früher eine stützende Hand findet. Ängste drängen sich an die Oberfläche, denn sie weiß nicht, wie sie nach all den Jahren in Spechthausen aufgenommen wird. Doch dann ist es wie ein Nachhause kommen. Sie wird mit Wärme empfangen und Freundschaft umgibt sich. Erst allmählich gelingt es ihr, verdrängte Gefühle wieder zuzulassen, auch dadurch, dass sie darauf achtet, ihre Vorstellungen einer gemeinsamen Zukunft einzubringen.

Als studierte Ökologin sieht Alina das Haus ihres Großvaters sofort als renovierungsbedürftig und für dessen Gesundheit abträglich. Daher möchte sie direkt die Mängel beheben. Ich hielt ihr Engagement für sinnvoll, aber die beschriebene Vorgehensweise konnte ich mir so nicht vorstellen. Ansonsten ist das Verhältnis von Alina zu ihrem Großvater und die behutsame Annäherung einfühlsam beschrieben und ein Unfall zeigt der Protagonistin, wie schnell sich Lebensumstände ändern und wie wichtig es ist, gemeinsame Zeit zu verbringen. Die Autorin verschweigt nicht, dass es in einer dörflichen Umgebung problematisch sein kann, Beruf, Haushalt und Kinderbetreuung miteinander zu verbinden.

In ihrem Roman „In den Wäldern der Biber“ erzählt Franziska Fischer auf eine unaufgeregte Art von einer Protagonistin, die aus einer toxisch gewordenen Beziehung aus der Großstadt zu ihrem weiter weg wohnenden Großvater aufs Land flieht. Gemeinsam mit ihm und Freunden kommen Erinnerungen an unbeschwerte Kindheitstage zurück. Das Lesen ist angenehm und gewährt einige schöne Lesestunden

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