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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.03.2025

Authentisch

Das Leben fing im Sommer an
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Christoph Kramer beschreibt in seinem ersten Buch das Gefühlsleben des 15-jährigen Chris während der ersten drei Sommerferientage.
Unzufriedenheit mit seinem Aussehen und Auftreten vermischt sich mit seinen ...

Christoph Kramer beschreibt in seinem ersten Buch das Gefühlsleben des 15-jährigen Chris während der ersten drei Sommerferientage.
Unzufriedenheit mit seinem Aussehen und Auftreten vermischt sich mit seinen Träumen zur Fußball-Profi-Karriere, zur ersten Liebe und zur Welterkundung nach dem Abitur.
Das größte Glück und die größte Verzweiflung liegen in dieser Zeit ganz nah beieinander.





Das ist ein Coming of Age-Roman wie ich ihn mir vorstelle.
Ich kenne Christoph Kramer von Fußballspielen und als TV-Experte. Die Verletzlichkeit, die Emotionen, eine gewisse Schüchternheit und seine Zurückhaltung, die er noch als Erwachsener hier und da ausstrahlt, die finden sich in seiner Beschreibung des entscheidenden Sommers bebildert.
Bei aller Jungendlichkeit und Verträumtheit des 15-jährigen vermittelt er dabei das Bild des zurückhaltenden, nachdenklichen und disziplinierten jungen Mannes.
Sein Erzählstil bzw. Schreibstil ist so locker und lebendig, wie er auch seine Kommentare und Expertisen im TV vermittelt. Beim Lesen des Buches hatte ich manchmal das Gefühl mit Christoph Kramer und einigen Freunden am Kamin zu sitzen und Christoph aus seiner Kindheit und Teen-Ager-Zeit erzählen zu hören.
Ich glaube, dass seine Geschichte, zwar teilweise mit geänderten Namen, trotzdem autobiographisch ist. Auch wenn der Verlag, wahrscheinlich zur rechtlichen Absicherung, darauf verweist, dass fiktive Personen durch reale Personen angeregt wurden, aber nicht mit ihnen identisch sind.
Sorry, aber so einen tollen, unterhaltsamen und auch humorvollen Roman habe ich Christoph Kramer nicht zugetraut. Dieser Roman wirkt auf mich so echt und ehrlich, dass ich ihn eigentlich jedem verunsicherten und träumenden Jugendlichen empfehlen würde.
Ich bin gespannt, ob wir noch weiter Bücher von Christoph Kramer erwarten dürfen.

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Veröffentlicht am 05.03.2025

Zu viele Akteure, zu komplex

Wir finden Mörder (We Solve Murders-Serie 1)
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Sophie Wheeler arbeitet als Bodyguard für eine berühmte Thriller Autorin.
Sie hält täglich telefonischen Kontakt mit ihrem Schwiegervater Steve Wheeler, einem ehemaligen Polizisten. Ihn zieht sie sofort ...

Sophie Wheeler arbeitet als Bodyguard für eine berühmte Thriller Autorin.
Sie hält täglich telefonischen Kontakt mit ihrem Schwiegervater Steve Wheeler, einem ehemaligen Polizisten. Ihn zieht sie sofort zu Rate, als mehrere Klienten, die von ihrer Personenschutzagentur vertreten werden, wegen Geldschmuggels verhaftet werden und Mordanschlägen ausgesetzt werden.
Als auch der Chef der Agentur schwer verletzt und entführt wird, machen sich Sophie, Steve und die Thriller Autorin gemeinsam auf eine abenteuerliche Ermittlungsreise.


Als Fan des Donnerstagsmordclubs, den ich zum Teil gehört und auch gelesen habe, bin ich von der neuen Reihe enttäuscht.
Die Sprecher Richard Barenberg und Wolfgang Wagner passen sehr gut in Richard Osmans Cosi-Krimi-Kosmos und zogen mich mit ihrer Sprechweise und ihren Stimmen in diesen Cosi-Krimi. Aber schon nach wenigen Minuten wurde ich mit so vielen verschiedenen Akteuren überhäuft, dass ich immer wieder den Faden verlor. Im Buch kann man immer noch zurückblättern, um wieder neue Personen richtig einordnen zu können. Im Hörbuch war ich machtlos.
Dieses Mal war ich überfordert mit diesem komplexen und vollgepackten Plot und konnte nicht den skurrilen britischen Humor genießen, den ich sonst an Osman Krimis schätze.
Trotzdem werde ich dem nächsten Cosi-Krimi von Richard Osman eine Chance geben.

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Veröffentlicht am 21.02.2025

Emotional, geradezu liebevoll geschrieben

Zwei Leben
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Roberta kehrt nach einer abgeschlossenen Ausbildung zur Schneiderin in ihr Heimatdorf auf den Hof der Eltern zurück. Sie fühlt sich wieder zu Hause angekommen. Trotz ihrer Träume als Modedesignerin in ...

Roberta kehrt nach einer abgeschlossenen Ausbildung zur Schneiderin in ihr Heimatdorf auf den Hof der Eltern zurück. Sie fühlt sich wieder zu Hause angekommen. Trotz ihrer Träume als Modedesignerin in Paris zu arbeiten, genießt sie ihre Rückkehr.
Die Mutter ihrer heimlichen Liebe Wilhelm, die Frau des Pfarrers, sieht das dörfliche Leben mit anderen Augen. Sie hat nie ins Dorfleben hineingefunden, fühlt sich fremd und möchte der Enge entfliehen. Beide Frauen lieben Wilhelm, aber schwere Entscheidungen fordern ihren Tribut.

Zwei Leben ist ein Roman, zum Hineingleiten in eine andere Welt.
Wir Stadtmenschen erleben hier das Dorfleben, sowie das Leben auf einem Bauernhof aus einer neuen Perspektive. Man hört von der Flucht aus den Dörfern und davon, dass junge Menschen nicht mehr auf den Bauernhöfen arbeiten wollen. Aber Ewald Arenz beschreibt eine junge Frau, die es trotz ihrer Träume liebt, auf dem Hof zu arbeiten, die Äcker zu pflügen und die Kühe zu melken. Wahrscheinlich hat Ewald Arenz Roberta, ihren Großvater und die übrige Dorfjugend sehr romantisiert dargestellt, aber es hat immensen Spaß gemacht das Buch zu lesen. Er beschreibt nicht nur die Romantik, sondern auch Konflikte und Probleme, die es zu lösen gibt.
Fesselnd daran waren für mich nicht nur die Bilder, die er erschaffen hat, sondern ganz besonders die Sprache und Erzählweise.
Das Buch war mein erstes Buch von Ewald Arenz, aber mit Sicherheit nicht das letzte.

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Veröffentlicht am 21.02.2025

Hat mich leider nicht erreicht

Gebt mir etwas Zeit
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Während der Pandemie hat Hape Kerkeling Ahnenforschung betrieben und lässt uns an der abwechslungsreichen Geschichte seiner Vorfahren teilhaben.
Gleichzeitig gibt er uns einen tiefen Einblick in entscheidende ...

Während der Pandemie hat Hape Kerkeling Ahnenforschung betrieben und lässt uns an der abwechslungsreichen Geschichte seiner Vorfahren teilhaben.
Gleichzeitig gibt er uns einen tiefen Einblick in entscheidende Etappen seines privaten und beruflichen Lebens.
Es ist eine besondere Form einer Autobiographie.


Das besonders gute und schöne Hörerlebnis, wenn Hape Kerkelings sein neustes Buch präsentiert, hatte ich schon einmal vor vielen Jahren. „Ich bin dann mal weg“ hat mich schlicht begeistert und abgeholt. Hape Kerkeling hatte seine Erfahrungen und Beschwernisse so lebhaft geschildert, dass man sich mit ihm auf dem Jakobsweg wähnte.
Dem entsprechend neugierig war ich auf seine angekündigte Ahnengeschichte. Leider ist seine Ahnengeschichte sehr kompliziert und umfangreich. Zudem hat er einige familiäre Dialoge und Ereignisse dazu phantasiert, um Zusammenhänge und gesellschaftliche Modalitäten zu verdeutlichen. Zusätzlich wurde seine Ahnengeschichte mit autobiographischen Einschüben unterbrochen, was mich vollends durcheinandergebracht hat. Ich hatte den Eindruck, dass kein Erzählstrang richtig zur Geltung gekommen ist.
Hatte ich mich gerade im Amsterdam des 17. Jahrhunderts eingefühlt, wechselte Hape Kerkeling zur ersten großen Liebe seines Lebens, um daran anschließend seinem Ururgroßvater seine Liebe wegen falscher Religionszugehörigkeit verbieten zu lassen.
Die Wechsel waren mir zu abrupt und zu häufig. Dazu gesellten sich noch die nicht glaubwürdigen Erzählungen seiner dementen Großmutter, die sich später doch als richtig entpuppten. Ich fürchte, weniger wäre mehr gewesen.

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Veröffentlicht am 06.02.2025

Interessantes Ermittlerduo

Das Dickicht
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Juha Korhonen und sein Kollege Lucas Adisa vom LKA Hamburg werden zu einem Entführungsfall, der starke Parallelen zu einem Cold Case von vor fast 20 Jahren aufweist, hinzugezogen. Schnell wird der aktuelle ...

Juha Korhonen und sein Kollege Lucas Adisa vom LKA Hamburg werden zu einem Entführungsfall, der starke Parallelen zu einem Cold Case von vor fast 20 Jahren aufweist, hinzugezogen. Schnell wird der aktuelle Entführungsfall als vorgetäuscht entlarvt, aber die beiden Ermittler sehen einen Anknüpfungspunkt zum alten Fall und haben die vage Vermutung, dass der damalige Täter, der Selbstmord beging, möglicherweise unschuldig ist.
Während ihrer eigenen Ermittlungen im Cold Case entdecken die Beiden Unstimmigkeiten und je tiefer sie ins Dickicht eintauchen um so verworrener werden die Spuren, die zu immer wechselnden Täter führen.


Schon die Namen, Juha und Lucas (genannt Lux), lassen auf ein außergewöhnliches Ermittlerduo hoffen. Die beiden sind ungewöhnlich, aber auch psychisch und gesundheitlich belastet und instabil. Neben ihrer hervorragenden Ermittlungsarbeit wurden mir ihre Probleme zu sehr in den Vordergrund gestellt. Sicher möchte ich die Kommissare zu Beginn einer Reihe näher kennenlernen und ich liebe die Beschreibung der persönlichen Entwicklung im Hintergrund einer Thriller Reihe, aber hier war es mir zu viel.
Die Ermittlungen im Cold Case führten die Beiden in ein fast undurchdringliches Dickicht. Die Art und Weise der meist solo erreichten Durchbrüche, war für mich nicht immer nachvollziehbar. Auch die einzelnen Handlungsweisen von Juha Korhonen fand ich oft unüberlegt.
Der Kriminalfall war recht verzwickt und wir erlebten viele Wendungen, was den Thriller spannend und fesselnd machte, während mich manche, vielleicht witzig gedachten Dialoge eher langweilten.
Abschließend sehe ich in diesem Thriller ein gutes Debüt mit Potenzial nach oben.

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