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Veröffentlicht am 25.08.2019

Lieben, Hassen und Kämpfen in Björnstadt

Wir gegen euch
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Nach den katastrophalen Vorfällen der vergangenen Monate hoffen die Einwohner von Björnstadt, dass wieder Normalität einzieht.

Kevin hat mit seiner Familie die Stadt verlassen. Ein Teil seiner Freunde ...

Nach den katastrophalen Vorfällen der vergangenen Monate hoffen die Einwohner von Björnstadt, dass wieder Normalität einzieht.

Kevin hat mit seiner Familie die Stadt verlassen. Ein Teil seiner Freunde hat den Eishockeyclub gewechselt. Sie spielen jetzt für die Nachbargemeinde Hed. Peter Andersson hat sich als Club-Manager behauptet. Maya geht wieder zur Schule.

Alle könnten jetzt zur Ruhe kommen und vielleicht einen Neuanfang wagen.
Aber weit gefehlt!


„Wir gegen euch“ ist der Nachfolgeband von „Kleine Stadt der großen Träume“. Ich weiß nicht, ob Fredrik Backman die Geschichte von Björnstadt schon zu Ende erzählt hat. Vielleicht folgt noch ein dritter Band.

Hauptthema dieses Buches ist, wie geht die kleine Stadt mit den Ereignissen der vergangenen Monate um. Gibt es eine Möglichkeit, dass die auseinander gebrochene Gemeinschaft wieder zusammen wächst? Wie werden die Bewohner mit ihren Gefühlen und den Ereignissen fertig?

Das Bild, das Backman dazu entwickelt, sieht düster und traurig aus. Als distanzierter Beobachter beschreibt er die Entwicklung, lässt uns an seinen Gedanken dazu teilhaben, gibt kryptische Ausblicke in die Zukunft und führt uns aber immer wieder die Vergangenheit vor Augen.

Fredrik Backman zeichnet ein detailliertes Bild jedes einzelnen Bewohners und Zugereisten dieser Kleinstadt. Wir erfahren den Ursprung, die Entwicklung und die Folgen der einzelnen Konflikte. Das ist interessant, manchmal auch emotional, aber in der Wiederholung auch langweilig.

Er erzählt diese immens komplexe Geschichte in einer Art und Weise, in der viele Leser sich fallen lassen können um darin zu versinken und sich treiben zu lassen. Dieser Schreib-bzw. Erzählstil ist leider nicht so meiner.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Wie nah ist diese Realität

ICH Inkognito
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Das Firmenimperium Omega, weltweiter Marktführer in der Entwicklung des selbstlernenden digitalen Sprachassistenten Saventa, befürchtet einen Einbruch der Verkaufszahlen. Das System ist kurzzeitig zusammengebrochen, ...

Das Firmenimperium Omega, weltweiter Marktführer in der Entwicklung des selbstlernenden digitalen Sprachassistenten Saventa, befürchtet einen Einbruch der Verkaufszahlen. Das System ist kurzzeitig zusammengebrochen, weil Savanta während eines TV-Werbeblocks versehentlich millionenfach aktiviert wurde. Doch seltsamerweise erhöhen sich die Verkaufszahlen sprunghaft.

Zur selben Zeit wird die Journalistin Lucy Hartmann von Kai Tiefenbach, emeritierter Professor für Künstliche Intelligenz, engagiert. Sie soll seine Bedenken bezüglich der unkontrollierten Weiterentwicklung der KI im möglichst großen Rahmen publik zu machen, um die Bevölkerung oder die politischen Verantwortlichen zu warnen.

Fortan geschehen schreckliche Unfälle – Zufall?

Beim Lesen dieses Thrillers wurde mir Angst und Bange.
Man weiß mittlerweile, dass das Abhören mittels Handy oder digitaler Sprachassistenten heute schon möglich und leider auch mancherorts üblich ist. Alexa, Instagram, What’s app und das Ortungssystem im Handy zeichnen unsere Gespräche und unser Bewegungsprofil auf, dokumentieren unsere Urlaubsreisen, unsere Vorlieben, unsere Umgebung und unseren Freundeskreis. Dagegen kann man sich heute kaum noch wehren.

Wenn ein KI plötzlich ein eigenes Bewusstsein entwickelt, wobei wir hoffen mögen, dass das heute noch nicht möglich ist, werden die Folgen und Eingriffe in diesem Roman anschaulich beschrieben.

Das ist Fiktion, aber die Möglichkeiten der Einflussnahme und Überwachung waren doch sehr real.

Es ist ein Thema, das immer aktuell ist. Befriedigende Lösungen sind weder von der Politik noch von den immerzu forschenden Wissenschaftlern bis heute gefunden worden.

Hier ist es zu einem spannenden und fesselnden Thriller verarbeitet worden. Die Geschichte ist fiktiv, das musste ich mir beim Leser immer wieder vor Augen halten, aber ...........

Mich hat es alarmiert und nachdenklich zurück gelassen.

Veröffentlicht am 11.08.2019

Verwirrspiel - was geschah in dieser Nacht?

Die junge Frau und die Nacht
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Der Schriftsteller Thomas Degalais und sein ehemals bester Freund Maxime Biancardini, den er seit 25 Jahren nicht mehr gesehen hat, fühlen sich aufs äußerste beunruhigt und aufgeschreckt, anlässlich einer ...

Der Schriftsteller Thomas Degalais und sein ehemals bester Freund Maxime Biancardini, den er seit 25 Jahren nicht mehr gesehen hat, fühlen sich aufs äußerste beunruhigt und aufgeschreckt, anlässlich einer Einladung zum Ehemaligentreffen ins Lycée Saint-Exupéry. Ihr ehemaliges Internat feiert sein 50-jähriges Bestehen und kündigt umfangreiche Umbauarbeiten an, die beinhalten, dass die alte Sporthalle abgerissen wird um Platz für großzügige Neubauten zu machen.
Degalais und Biancardini fürchten beim Abriss der Sporthalle um ihre Reputation und gar um ihre Freiheit. Die Mauern der Sporthalle bergen ein Geheimnis, das mit dem plötzlichen Verschwinden von Vinca Rockwell und Alexis Clément zu tun hat.


Guillaume Musso ist hier ein richtig spannender Roman gelungen, der mit immer neuen Wendungen für Überraschung sorgt.

Das Cover suggeriert, dass die junge Frau vielleicht verunglückt sein könnte, auch die ersten Szenen lassen die Möglichkeit offen. Was dann folgt ist ein richtiges Verwirrspiel. Erstaunlich viele Menschen haben seit dieser Nacht ein Geheimnis und ich finde es beeindruckend, wie Musso Stück für Stück diese Verwirrungen entwirrt, um dann zum Schluss noch eine Überraschung in Petto zu haben.

Ich will gar nicht viel zum Inhalt schreiben um nicht zu viel zu Spoilern.

Die einzelnen Protagonisten, Thomas, Maxime und Francis sind eindringlich beschrieben und gut beleuchtet. Ihre Angst, Trauer und auch Panik sind gut nachvollziehbar. Man leidet mit.

Es war spannend und verwirrend, so dass man dieses Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Mir hat es gefallen.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Endlich - neuer Fall für Lynley und Havers

Wer Strafe verdient
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In Ludlow, Shropshire ist es zu einem Selbstmord in Polizeigewahrsam gekommen.
DCS Isabelle Ardery und DS Barbara Havers werden zu diesem brisanten Fall hinzugezogen um den Bericht der Untersuchungskommission ...

In Ludlow, Shropshire ist es zu einem Selbstmord in Polizeigewahrsam gekommen.
DCS Isabelle Ardery und DS Barbara Havers werden zu diesem brisanten Fall hinzugezogen um den Bericht der Untersuchungskommission zu unterstützen, der besagt, dass kein Verbrechen und kein Fehlverhalten seitens der Polizei vorliegt.

Für Havers ist es wieder einmal ein Bewährungsauftrag, mit dem sie eine Strafversetzung abwenden kann. Aber wie so oft ist sie bei den Ermittlungen anderer Meinung als ihre Vorgesetzte Ardery.......


Endlich wieder ein unterhaltsamer, beschaulicher und auch spannender britischer Krimi mit Thomas Lynley und Barbara Havers als Idealgespann. Das ist jetzt wohl schon der 20. Fall und meiner Meinung nach einer der Besten. Selten habe ich mich auf 857 Seiten eines Krimis so gut unterhalten, amüsiert und über die aktuelle Situation in Cornwall und Umgebung informiert gefühlt. Gott sei Dank ist von Brexit keine Spur zu sehen, aber von Kürzungen, Einsparungen und ihren Folgen auf dem Land ist die Rede. Der Ehrgeiz von Müttern, entweder in ihren eigenen Karrieren oder in die Zukunft ihrer Kinder und die Folgen dieses Ehrgeizes ist Thema.

Frau George hat gerade dieses Thema sehr differenziert dargestellt.

Das gesellschaftliche Zusammenspiel von Partnern wird aufgezeigt, was wird verschwiegen, was wird geduldet und was läuft schon über Jahre falsch. Alkoholismus, Drogenmissbrauch, Reaktion auf Gewalt, Vergewaltigung .......... So viele Themen und Geschichten wurden in diesen Krimi gepackt und ich bin begeistert, wie gut sich alles zusammenfügt und wie spannend sie das immer wieder aufbereitet.

Als Fan von Lynley und Havers bin ich voll auf meine Kosten gekommen. Das angestrengte Geplänkel zwischen Aldery und Havers ist schon mit Humor durchgesetzt gewesen. Das Zusammenspiel zwischen Lynley und Havers ist wie in ihren besten Tagen voller Humor, Komik und liebevoll bissiger Auseinandersetzungen. In den vergangenen 19 Fällen haben Beide viel über und von einander gelernt. Es ist eine Freude die Beiden bei ihrer Arbeit zu begleiten.

Auch wenn es mir als langjährige Leserin schwer fällt, mir Barbara gertenschlang vorzustellen, hat ihr Stepptraining wohl dieses Wunder bewirkt, aber ihr Modegeschmack scheint sich nicht dadurch geändert zu haben.

Der Kriminalfall war tricky und brachte die eine oder andere Wendung.

Für mich hat das Gesamtpaket gepasst. Am Ende der 857 Seiten war ich wieder einmal traurig, dass es vorbei ist und das Ermittlergespann wieder aus meinem Alltag verschwindet, aber ich freue mich auf den nächsten Fall.

Veröffentlicht am 27.07.2019

Erschreckend realistisch

Im Wald der Wölfe (Jan-Römer-Krimi 4)
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Jan Römer, Journalist zuständig für die Rubrik ungelöste Kriminalfälle, sucht Ruhe und Abgeschiedenheit in einer Holzhütte abgelegen am Rennsteig im Thüringer Wald. Spät am Abend wird er von einer am Kopf ...

Jan Römer, Journalist zuständig für die Rubrik ungelöste Kriminalfälle, sucht Ruhe und Abgeschiedenheit in einer Holzhütte abgelegen am Rennsteig im Thüringer Wald. Spät am Abend wird er von einer am Kopf verletzten Frau aufgeschreckt. Er versorgt ihre Wunde und gewährt ihr Unterschlupf. Am nächsten Morgen ist sie verschwunden.
Die Geschichte, die ihm die mysteriöse Frau erzählt hat, über lang zurückliegende Morde, die in diesem Waldstück über Jahrzehnte verübt wurden, lässt Jan nicht mehr los.
Er beginnt mit der Recherche.



Wow, die Leseprobe hat mich neugierig gemacht, aber nach den ersten fünfzig Seiten wurde ich unsicher und dachte, DDR-Verbrechen, Serienmörder nicht so ganz mein Ding. Dann hat mich die Geschichte gepackt und voll überzeugt.
Herr Geschke hat eine fantastische, aber denkbare Geschichte basierend auf gründliche Recherche kreiert. Wie er in seinem Nachwort anführt, hat er die realen örtlichen Begebenheiten genutzt um eine mögliche Verbrechensserie über mehreren Generationen hinweg aufzuzeigen.

Ich bin schon selber am Rennsteig gewandert und weiß, dass einige Strecken mystisch und gespenstisch wirken.

Erschreckenderweise könnte alles wirklich so oder ähnlich passiert sein. Rückblenden machen die Ereignisse verständlicher und erzeugen eine bedrückende Stimmung. Bedrückend ist wahrscheinlich nicht das richtig Wort. Die Täter sind so sehr in ihre Denkensweise und Ideologie verstrickt, dass sie glauben, berufen zu sein und alles richtig zu machen. In den Rückblicken, die verschiedenen Täter betreffend, zeigt der Autor einerseits die Ursachen und die Entwicklung, andererseits die Veränderung und die immer größere Emotionslosigkeit. Die analytische Betrachtung ist ihm so gut gelungen, dass man die Fiktion fast als Tatsache annehmen kann.

Die Beweggründe der beiden Journalisten, ungelöste Gewaltverbrechen zu recherchieren, lesen sich auch folgerichtig und logisch und lassen mich auch daran zweifeln, dass Jan Römer seinen Arbeitsplatz wechseln wird.

Als Fazit ist zu sagen „Im Wald der Wölfe“ ist ein packender Kriminalroman, den man über hunderte von Seiten kaum aus der Hand legen möchte(kann). Obwohl er kein Regionalkrimi ist, hat er uns den Thüringer Wald insbesondere den Rennsteig näher gebracht. Überdies hat er uns ein Gedankenspiel über die emotionalen und psychischen Folgen des 2.Weltkriegs, stellvertretend eigentlich für alle Kriege, sowie über die Folgen der Stasi-Herrschaft in der DDR präsentiert.