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Veröffentlicht am 20.06.2020

Interessanter Ansatz zum Weltuntergang

Das Dorf (Finsterzeit 1)
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„Wie auch so vieles andere nicht mehr funktionierte. Allem voran der Gerechtigkeitssinn und die Moral.“ (S.21)

„Und Macht war es, was den Menschen am meisten veränderte. Sie brachte das Schlimmste zutage, ...

„Wie auch so vieles andere nicht mehr funktionierte. Allem voran der Gerechtigkeitssinn und die Moral.“ (S.21)

„Und Macht war es, was den Menschen am meisten veränderte. Sie brachte das Schlimmste zutage, was in der menschlichen Seele verborgen war.“ (S.66)

Das Dorf ist der erste Teil einer Endzeittrilogie. Der Zusammenbruch des Stromnetzes ist der Beginn der sogenannten Finsterzeit, in der Menschen ihre Menschlichkeit verloren haben und um die simpelsten Dinge kämpfen. Dabei entwickeln sich unter anderem zwei gegensätzliche, vermeintlich sichere Orte: Das Dorf und die Festung. Es geht um die unterschiedlichen Arten, wie sich Menschen in einer Gemeinschaft entwickeln können und wie sie mit Not und Macht umgehen.

Das Buch beginnt mit Lara, die auf der Flucht hinfällt und keine Kraft mehr hat, sich aufzuraffen und weiter zu machen. Dabei denkt sie daran, wie sie in diese Situation überhaupt geraten ist. Sie ist schon seit Tagen mit Thomas und ihrem Hund „Katze“ auf dem Weg zur „Festung“. Diese ist unabhängig und verspricht Schutz. Sie gehört Thomas Großvater und ist der vereinbarte Treffpunkt seiner Familie im Falle einer Krise.
Im nächsten Kapitel beschreibt Walter das Leben in der Festung. Die Regeln seines Vaters sind hart und die Zwei-Klassen-Gesellschaft, die etabliert wurde, missfällt ihm sehr.
Der dritte Charakter Viktor kann sich nicht erklären, wie er 160 Menschen auf der Flucht zusammen halten konnte. Doch jeder findet in dem Dorf seinen Platz und hat eine Aufgabe. Und alle blicken zu ihm auf, dabei hat er ebenso wenig Ahnung, wie sie. „Er (Viktor) war es, der alles zusammenhielt. Nicht, in dem er ihnen drohte, sie zwang oder beherrscht, sondern dadurch, dass er war, wie er war.“ (S. 157)
Alle drei Erzählstränge finden zusammen und beschreiben vor allem das Leben in dem Dorf. Im Vordergrund steht dabei die friedliche Gemeinschaft, in der alle gleichberechtigt sind und feste Aufgaben haben. Im starken Kontrast steht dazu Walters Erfahrungen in der Festung, die streng militärisch, fast schon diktatorisch geführt wird.

Selbst in der Krise darf eine Liebesgeschichte nicht fehlen. Thomas und Lara waren Nachbarn und kennen sich schon eine Weile. Obwohl beide Gefühle füreinander hegen, müssen sie sich diese erst noch eingestehen. Lara lebte schon lange allein in einem Haus, in dessen Garten sie Heilkräuter angebaut hat. Sie hat früh gelernt selbstständig zu sein und weiß sich zu helfen. Nachdem die beiden sich gegenseitig ihre Liebe erklärt haben, wird aus Lara ein emotional abhängiges Mädchen. Ohne Thomas leistet sie undenkbares in der Gemeinschaft, doch sobald er anwesend ist, lässt ihre Kraft nach. Thomas ist besitzergreifend, doch anstatt sich zu wehren, hält Lara um des Friedens willen den Mund und die angestaute Wut wird zur Begierde. Positiv ist, dass die Liebesgeschichte nicht im Vordergrund steht und die Geschichte sich auf das Dorf konzentriert.

Das Dorf gibt einen interessanten Ansatz zum Weltuntergang, da er von Menschenhand herbeigeführt wurde. Die unterschiedlichen Erzählperspektiven ergeben ein genaues Bild des Dorfes. Die Liebesgeschichte ist für die Handlung nicht wichtig, stört aber auch nicht. Dafür ist der Name des Hundes (Katze) unlustig und irritierend, wie auch seine spätere Abwesenheit bei den Geschehnissen im Dorf. Im Großen und Ganzen ist Das Dorf jedoch ein guter Einstieg in eine hoffentlich weiterhin unterhaltsame Reihe.

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Veröffentlicht am 20.06.2020

toller dritter Teil, die Reihe wird erwachsener

Die Chroniken der Âlaburg
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„Also, ich habe das Gefühl, der Käse ist an deinem Körper ganz besonders gut nachgereift.“ (S.316)

Die vier Freunde haben eine neue Mission: Ûlyėr das Leben retten. Bei ihrem letzten Auftrag in den Elbenlanden ...

„Also, ich habe das Gefühl, der Käse ist an deinem Körper ganz besonders gut nachgereift.“ (S.316)

Die vier Freunde haben eine neue Mission: Ûlyėr das Leben retten. Bei ihrem letzten Auftrag in den Elbenlanden hat der Ork allen das Leben gerettet und sich dabei eine Vergiftung zugezogen. „Die Karmakegel sind als lebenszerstörende Waffen konzipiert worden. […] Das Material […] bezeichnet man als Venturana. […] Schon die geringste Berührung führt zu einer tödlichen Vergiftung. […] Und ich habe den Kegel angefasst, als ich ihn fing und über Bord warf.“ (S. 98f.)
Leik, Ûlyėr, Morlâ und Filixx planen ihre geheime Mission sorgfältig. Doch als die Âlaburg eines Nachts angegriffen wird, nutzen sie die Situation und fliehen mit nichts als ihrer Kleidung am Leib.

Im dritten Teil der Farbseher-Saga wird das bekannte Schema aus den ersten beiden Teilen durchbrochen. Durch Direktorin Tejals plötzliches Verschwinden wird das Schuljahr für Leik zur Hölle. Der stellvertretende Direktor macht den Studenten des Weißen Hauses das Leben so schwer wie möglich und hat dabei besonders Leik im Visier.
Im Mittelpunkt steht diesmal jedoch der Ork Ûlyėr. Seine drei Rottenbrüder lernen auf ihrer Reise einiges über die Orks. Da sie diesmal keinen offiziellen Auftrag erhalten haben, können sie keine Annehmlichkeiten wie weiche Betten genießen. Sie müssen sich selbst helfen und das gelingt nicht immer, da die Bedrohung durch die schwarze Magierin sie auch dieses Mal verfolgt.

Bei der durchweg gehaltenen Spannung bleibt nur eine Frage offen: Wenn die Machenschaften des Großmagisters Jehal so verwerflich sind, warum wehren sich die anderen Magister nicht gegen ihn? Oder haben diese ihr Möglichstes getan, um die Studenten zu schützen? Dann ist dies, was das Weiße Haus betrifft, kräftig misslungen.
Das Ende war unterhaltsam, kam jedoch abrupt. Kaum sind die vier Freunde zurück an der Âlaburg, ist alles wieder beim Alten. Als hätte es die Vorkommnisse vom Anfang des Semesters nicht gegeben. Das war unbefriedigend, obwohl offene Fragen, wie z.B. Tejals Verschwinden, beantwortet wurden.

Die Chroniken der Âlaburg ist der bisher stärkste Teil der Farbseher-Saga. Die Bedrohung durch die schwarze Magierin wird greifbarer, wodurch das Buch erwachsener wird. Der Leser lernt mehr über die geheimnisvollen Orks, aber auch über die schwarze Magierin. Das Böse hat endlich einen Namen und ein Gesicht, doch was sie vor hat, ist immer noch ungewiss. Dies ist ein schöner Ausblick auf den vierten Teil.

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Veröffentlicht am 14.06.2020

Ein schönes, ehrliches Sommerbuch

Unverblümt im Sommerwind
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„Ich will, dass mich Menschen mögen, ich will einen Job behalten und gut darin sein, ich will endlich irgendwo dazugehören und bleiben. Und wenn das bedeutet, dass ich lernen muss zu lügen, dann ist das ...

„Ich will, dass mich Menschen mögen, ich will einen Job behalten und gut darin sein, ich will endlich irgendwo dazugehören und bleiben. Und wenn das bedeutet, dass ich lernen muss zu lügen, dann ist das eben so.“ (S.57)

Judith, die lernen möchte zu lügen. Ben, der immer wütend ist. Lydia, die sich hinter ihrer Kapuze versteckt. Rita, die sich einsam fühlt. Josef, der nicht loslassen kann. Maren, die keine Wände mag. Und Hund, der keinen Namen hat, aber trotzdem der fröhlichste von allen ist. Zusammen stellen sie sich ihren Problemen. Gemeinsam in der Villa Pippilotta auf Föhr. Denn dazu ist sie da. „Ich dachte, das ist der Grund, weshalb man hierherkommt? Um neu anzufangen.“ (S. 103)

Mit ausschweifenden Beschreibungen, malt die Autorin eine humorvolle, ehrliche Geschichte rund um Judith, Hund und ihre Freunde. Dabei werden ausgefallene Wörter benutzt, Floskeln hinterfragt, und mit viel Humor die Ehrlichkeit in die Welt gebracht.

„Freut mich?“ […]
„Ehrlich?“, provozierte er und bemerkte überrascht, dass sie wirklich überlegte.
„Ja, ich glaube schon. Vorhin hätte ich das wohl nicht gedacht, aber inzwischen sind Sie … ein bisschen netter geworden. Und interessanter.“ (S.102)

Auf dem Dachboden der Villa Pippilotta findet Judith die Tagebücher von Marens Großmutter Teda. Sie beginnt darin zu lesen und findet nicht nur eine Seelenverwandte in Teda, sondern auch eine Freundin.
Teda lebte 1911 auf Amrum, nicht weit von Föhr. Sie möchte ihre Tage nicht mit Handarbeiten vor dem Feuer verbringen. Stattdessen möchte sie malen und, wie ihr Bruder, mit Holz arbeiten. „Sie wollte sich ausdrücken, Blicke erweitern, Möglichkeiten erschaffen, sie wollte etwas tun, bei dem sie sich lebendig fühlte, am liebsten mit anderen, für andere. Und frei wollte sie sein, frei zu wählen, mit welchem Werkstoff sie das tat und mit wem!“ (S. 363) Teda lässt sich nicht ihr Leben vorschreiben, sondern nimmt es selbst in die Hand.

Die Parallelen zwischen Judith und Teda runden das Gesamtbild ab und führen die Erzählstränge zusammen. Während Judith das Lügen lernt und allen anderen mit ihren Problemen hilft, hilft sie Teda, endlich zu Wort zu kommen.

Müsste ich das Buch mit einem Wort beschreiben, wäre es „[…] ehrlich, auch wenn es manchmal wehtut.“ (S.487) Denn wenn mehr Menschen wie Judith reden würden, gäbe es weniger Missverständnisse. Floskeln ohne Bedeutung und leere Worte würden verschwinden.
„Hier und jetzt würde ich dir das Blaue vom Himmel herablügen […].“
„Blau, wieso eigentlich Blau?“ (S.488 f.)
Die Freundschaft ist ebenso echt, wie die sich anbahnende Liebesgeschichte. Es gibt Höhen und Tiefen, die aus flüchtig Bekannten Freunde werden lässt. Nichts ist unnötig verschönert oder übertrieben romantisch. Wie im wahren Leben, einfach ehrlich.

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Veröffentlicht am 08.06.2020

Guter zweiter Teil

Die Legenden der Alaburg
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„>>Er wollte mich beseitigen!

„>>Er wollte mich beseitigen!<<, antwortete Leik stattdessen.

Niemand widersprach. Zu sehr deuteten alle Indizien darauf hin. Die Ereignisse im letzten Semester, die ausgerechnet in Leiks alter Heimat geschehen waren. Der Überfall auf ihn. Die Mine. Und jetzt das. Wieder stand Leik im Mittelpunkt. Das Böse verfolgte ihn.“ (S.111)

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Veröffentlicht am 01.06.2020

gelungenes Fundament für Folgebände

Die Geheimnisse der Âlaburg
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„Noch immer wusste Leik nicht, ob er sich über die plötzliche und tiefgreifende Veränderung seines bisherigen Lebens freuen oder traurig sein sollte. Auf der einen Seite vermisste er Drena, […] auf der ...

„Noch immer wusste Leik nicht, ob er sich über die plötzliche und tiefgreifende Veränderung seines bisherigen Lebens freuen oder traurig sein sollte. Auf der einen Seite vermisste er Drena, […] auf der anderen Seite warteten die Geheimnisse der Âlaburg darauf, von ihm entdeckt zu werden. Dieser Ort hatte etwas Magisches, so viel hatte Leik schon verstanden.“ (S.126)

Durch einen Zwischenfall, den Leik sich nicht ganz erklären kann und über den sein Ziehvater Gerald sich ausschweigt, gelangen die beiden auf einer überstürzten Flucht zur Âlaburg. Dort wird Leiks Bild vom Kontinent Razlukan komplett auf den Kopf gestellt. Ihm wurde bisher immer eingeredet, dass Magie und Zauberer den Märchen angehören. Doch an der Âlaburg werden diese Märchen wahr und Leik ist ein Teil davon.

Die Geheimnisse der Âlaburg ist der Beginn einer Reihe rund um Leik und die Universität. Die Âlaburg steht für Frieden und Freundschaft zwischen den vier vernunftbegabten Völkern: Menschen, Elben, Zwerge und Orks. Doch die Realität sieht zwischen den Studenten anders aus.
Leiks Leben in Sefal sowie sein neues Leben als Student wird sehr detailliert beschrieben. Da er bisher keine Ahnung von Magie und den anderen drei Völkern hatte, ist Leik sehr wissbegierig. Sein Zimmergenosse und Zwerg Morlâ führt ihn bereitwillig ins neue Leben ein. Zusammen mit Morlâ und dem Zwergelbe Filixx fühlt sich Leik schnell heimisch.
Die Einführung der Protagonisten und auch einiger Nebencharaktere ist umfangreich. Dabei wird nicht nur das Aussehen beschrieben, sondern auch einige wichtige Charakterzüge. Vor allem bei Leik und seinen Freunden wird mit Adjektiven nicht gespart. Es ist, als würde man die drei persönlich kennen lernen.
Nicht so schön ist dagegen der Zustand des Weißen Hauses, in das Leik einzieht. Die Âlaburg hat für jedes Volk eine eigene Verbindung, auch Haus genannt. Wer nicht eindeutig zugeordnet werden kann, wird im Weißen Haus vorläufig untergebracht. Diese Verbindung wird nicht nur unter den Magistern und Studenten als „nicht vollwertig“ betrachtet, auch der Zustand des Inneren wirkt sehr zusammengewürfelt und behelfsmäßig eingerichtet. „Das sind die Waschräume. Wir haben fließendes und manchmal sogar warmes Wasser[…].“ (S.120) An einer Universität, die für Frieden und Freundschaft steht, sollte jeder gleichbehandelt werden. Die Ungewolltheit dieses Hauses wird dadurch nur unnötig stark hervorgehoben, obwohl das Verhalten der Studenten und Magister gegenüber „den Weißen“ ausreichend ist.

Ein Vergleich mit der Harry Potter Reihe liegt nahe, weil es um eine Schule und Magie geht, doch da hören die Gemeinsamkeiten schon auf. Es gibt andere Bücher (Magisterium), die offensichtlicher an diese Reihe angelehnt sind, als die Farbseher-Saga.
Leik macht in diesem Buch eine sichtbare Entwicklung durch. Dabei sind seine Entscheidungen und Verhaltensweisen nachvollziehbar. Die Freunde nehmen sich untereinander nicht sehr ernst und lockern das Geschehen durch ihren Humor auf. Das Motto der Âlaburg ist allgegenwärtig und wird immer wieder aufgegriffen. Die Spannung bleibt durchweg erhalten.

Rundum ein gelungenes Jugendbuch, das ein Fundament für die Folgebände bildet.

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