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Veröffentlicht am 16.09.2023

Gelungener Auftakt

Refugium
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"Refugium" von John Ajvide Lindqvist ist der vielversprechende Auftakt einer neuen Thriller-Trilogie. Die Geschichte beginnt mit Julia Malmros, einer ehemaligen Polizistin und erfolgreichen Krimiautorin, ...

"Refugium" von John Ajvide Lindqvist ist der vielversprechende Auftakt einer neuen Thriller-Trilogie. Die Geschichte beginnt mit Julia Malmros, einer ehemaligen Polizistin und erfolgreichen Krimiautorin, die von einem Hacker namens Kim Ribbing bei ihrem aktuellen Buchprojekt unterstützt wird. Doch als auf einer Nachbarinsel ein grausames Massaker geschieht, geraten die beiden mitten in die Ermittlungen. Die Charaktere sind facettenreich und faszinierend, vor allem Kim Ribbing sticht hervor, mit seiner geheimnisvollen Vergangenheit und seinen ermittlerischen Fähigkeiten. Die Idee, die Millennium-Welt von Stieg Larsson weiterzuführen, ist gelungen und bringt frischen Wind in die Geschichte.

Die Handlung ist temporeich und spannend erzählt, mit vielen überraschenden Wendungen und einer raffinierten Auflösung. Die Atmosphäre eines schwedischen Sommers und der Mittsommerfeier verleihen der Geschichte eine besondere Note. Auch die internationalen Verflechtungen des Falls tragen zur Spannung bei. Der Kriminalfall an sich ist sehr komplex und durchaus interessant, obwohl er zeitweise etwas in den Hintergrund rückt, während die Charaktere im Vordergrund stehen. Der Schreibstil des Autors ist flüssig und bildhaft, was das Lesen zu einem Vergnügen macht.

Die Themen, die Lindqvist in seinem Buch behandelt, sind vielschichtig und tiefgründig. Er geht auf verschiedene gesellschaftliche und ethische Fragen ein, wie zum Beispiel die Auswirkungen von Gewalt und Trauma auf das Leben der Betroffenen, die Macht von Geld und Korruption, und die dunklen Seiten der Internetkultur. Diese Aspekte verleihen der Geschichte zusätzliche Tiefe und machen sie zu mehr als nur einem Thriller.

Ein kleiner Kritikpunkt wäre für mich die Länge des Buches. Mit über 500 Seiten ist es ziemlich umfangreich, und obwohl die meiste Zeit spannend ist, gab es einige Passagen, die sich für mich etwas gezogen haben. Hier hätte eine straffere Erzählung meiner Meinung nach dem Buch gutgetan.

Insgesamt bietet "Refugium" einen gelungenen Mix aus spannendem Thriller, faszinierenden Charakteren und einer interessanten Fortsetzungsidee der Millennium-Reihe. Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an gepackt und ich freue mich bereits auf die Fortsetzung der Trilogie. Wenn man auf der Suche nach einem Thriller ist, der über die üblichen Genre-Klischees hinausgeht und sich mit tiefgründigen Themen auseinandersetzt, könnte dieses Buch eine gute Wahl sein.
Absolute Leseempfehlung!







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Veröffentlicht am 16.09.2023

Kontrovers

Tasmanien
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Mit „Die Einsamkeit der Primzahlen“ hat Paolo Giordano ein Meisterwerk geschaffen. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an sein neustes Werk.

"Tasmanien" von ist ein Roman, der sicher polarisierende ...

Mit „Die Einsamkeit der Primzahlen“ hat Paolo Giordano ein Meisterwerk geschaffen. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an sein neustes Werk.

"Tasmanien" von ist ein Roman, der sicher polarisierende Meinungen hervorruft. Der Autor, selbst ein studierter Physiker, erzählt die Geschichte des gleichnamigen Protagonisten, der ebenfalls ein studierter Physiker ist und sich später dem Journalismus zuwendet. Der Roman führt uns in die Welt dieses Protagonisten, der sich in einer tiefen persönlichen Krise und einer zunehmend apokalyptischen globalen Realität befindet.

Ich schätze die Tiefe und die pessimistische Darstellung der Figuren und der Welt, die der Autor geschaffen hat. Ich sehe darin eine eindrückliche Darstellung der persönlichen und globalen Krisen, die der Protagonist Paolo durchlebt. Die Beschäftigung mit Themen wie Klimawandel, Terroranschlägen und der Sinnlosigkeit des Lebens empfinde ich als wichtige und anspruchsvolle Reflexionen. Giordano verwendet einen nüchternen Schreibstil, der gut zu den Themen des Buches passt.

Andererseits fühle ich mich von der Geschichte etwas enttäuscht. Ich finde, dass der Protagonist zu passiv und desillusioniert ist und seine Handlungen und Gedanken zum Teil schwer nachvollziehbar sind. Die fehlende klare Handlung und die pessimistische Stimmung kritisiere ich, ebenso wie die teilweise verstörenden und brutalen Beschreibungen im Buch. Hier hätte ich mir eine Triggerwarnung gewünscht. Ich vermisse eine positive Botschaft oder zumindest eine Form der Hoffnung in der Geschichte.

Insgesamt lässt sich sagen, dass "Tasmanien" ein Roman ist, der nicht jedem Geschmack entspricht. Es ist eine anspruchsvolle und tiefgründige Darstellung von Krisen, die sowohl persönlicher als auch globaler Natur sind. Ob man das Buch schätzt oder nicht, hängt stark von den eigenen Vorlieben und Erwartungen an Literatur ab.

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Veröffentlicht am 19.07.2023

Die Wandlung eines Visionärs zum Realpolitiker

Der Hipster von der traurigen Gestalt
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In seinem 2020 erschienenen Roman erzählt Daniel Gascon die Geschichte des Aussteigers Enrique, dem woken Hipster, den es zu seinen Verwandten in die Provinz verschlägt.

Enrique erinnert dabei an Don ...

In seinem 2020 erschienenen Roman erzählt Daniel Gascon die Geschichte des Aussteigers Enrique, dem woken Hipster, den es zu seinen Verwandten in die Provinz verschlägt.

Enrique erinnert dabei an Don Quijote, den Ritter von der traurigen Gestalt, der nach einem strengen Kodex lebt und unfähig erscheint, zwischen Dichtung und Wirklichkeit zu unterscheiden.

Satirisch überzeichnet stellt Gascon seinen Protagonisten als einen naiven, aber idealistischen Aussteiger dar, der mit aller Kraft versucht, den Menschen um sich herum Identitätspolitik, Nachhaltigkeit und Wokeness näherzubringen. Trotz seiner eigenwilligen, teils absurden und oft belächelten Ansichten scheinen ihn die Dorfbewohner jedoch zu mögen und man wählt man ihn sogar zum Bürgermeister.

Enrique merkt jedoch schnell, dass sein Idealismus in vielen Punkten in einem ständigen Spannungsfeld steht. So eröffnen sich für ihn beispielsweise Konflikte zwischen Nachhaltigkeit und der Erhaltung von Traditionen.

„Ich habe ja auf Sie eingeredet, nicht dem Druck nachzugeben, ihre Kochgewohnheiten zu globalisieren. Andererseits habe ich schon den Eindruck, dass wir zu viel Fleisch essen.“

Der Roman besteht aus einer Reihe von Tagebucheinträgen, Interviews und anderen Ausschnitten. Hierbei kommen viele sprachliche Mittel zum Einsatz.

Die Satire bezieht sich auf die politische Situation in Spanien. Daher sind grundlegende Kenntnisse der politischen Situation in Spanien und der spanischen Kultur für das Verständnis hilfreich. Viele der geschilderten Situationen findet man jedoch überall in Europa.

Der Hipster von der traurigen Gestalt ist ein satirischer Roman, der viele Debatten unserer heutigen Zeit aufgreift.

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Von der Freiheit des Vergessenwerdens

Nincshof
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›Wir haben uns ausgedacht, dass Vergessen etwas Schlechtes und Erinnern etwas Gutes ist.‹

Nincshof ist der Debütroman der österreichischen Autorin Johanna Sebauer.
Das Cover des Buches, Gras, das sich ...

›Wir haben uns ausgedacht, dass Vergessen etwas Schlechtes und Erinnern etwas Gutes ist.‹

Nincshof ist der Debütroman der österreichischen Autorin Johanna Sebauer.
Das Cover des Buches, Gras, das sich wie ein Schleier über den gesamten Ort legt, sticht einem sofort ins Auge. Die Hardcoverversion des Buches macht einen qualitativ guten Eindruck.
Der Schreibstil ist sehr flüssig. Die Autorin verwendet eine sehr bildhafte Sprache, die den Leser sofort in die Welt der Protagonistin Erna Rohdiebl eintauchen lässt. Bereits nach wenigen Seiten bekommt man ein Gefühl für das Leben der Protagonistin und die um sie herum herrschende „Dorfkultur“. Nincshof ist eine kleine österreichische Gemeinde an der Grenze zu Ungarn. Diese soll nun nach dem Willen einiger Bewohner, der sogenannten Oblivisten von der gesamten Außenwelt vergessen werden. Hierfür greifen Sie teils zu skurrilen Mitteln. So werden kurzerhand Ortsschilder abmontiert, Einträge in Bibliotheken gelöscht… Werden die Oblivisten ihr Ziel erreichen?

Die Grundidee, in einer Welt, in der alles mit jedem geteilt wird, ein ganzes Dorf von der Bildfläche verschwinden zu lassen, finde ich sehr originell. Die Charaktere sind allesamt auf ihre Weise sehr eigenwillig und liebenswert.
Leider gibt es sehr viele Nebenhandlungen, Wiederholungen, die die Handlung nicht voranbringen. Es werden sehr viele teils sehr abschweifende Bezüge hergestellt und der Inhalt wird zum Ende hin etwas dünner. Hier hätte ich mir einen stärkeren Fokus auf die Kernhandlung gewünscht.
Dennoch ist die Geschichte insgesamt sehr gut geschrieben und regt in vielen Punkten zum Nachdenken an. Sie zeigt wie wichtig das vergessen werden, aber auch wie wichtig die Erinnerung ist.
Nincshof ist ein skurriler, unterhaltsamer und besonderer Roman, der absolut lesenswert ist.

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Veröffentlicht am 14.07.2023

Fantasy Jugendbuch mit Umweltschutzgedanken für Leser ab 12 Jahren

Das Bee-Team - Marshals
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Eine klare Empfehlung, um Lesern ab 12 Jahren das Thema Umweltschutz näherzubringen.

Der Klimawandel und das sechste Artensterben gehen Hand in Hand. Wenn die Auswirkungen schließlich das ansonsten unberührte ...

Eine klare Empfehlung, um Lesern ab 12 Jahren das Thema Umweltschutz näherzubringen.

Der Klimawandel und das sechste Artensterben gehen Hand in Hand. Wenn die Auswirkungen schließlich das ansonsten unberührte Tumbawunda-Tal erreichen, treffen im selben Moment die tierischen Abgesandten aller Kontinente mit ihren katastrophalen Notrufen ein. Romy und Oskar haben keine andere Wahl: Sie müssen erneut das Bee-Team rufen. Denn es wird deutlich, dass die Situation weltweit weitaus dramatischer ist, als die meisten Menschen begreifen. Die Tierwelt und die Menschheit sind in Eile. Waldbrände, Starkregen, steigende Meeresspiegel, Hurrikane, Tornados, Dürren, Ernteausfälle und viele weitere Naturkatastrophen nehmen drastisch zu, werden stärker und bedrohen ganze Teile der Erde sowie Milliarden von Lebewesen. Der Grund dafür ist offensichtlich: der Mensch selbst. Er zerstört das einzige Raumschiff in diesem tödlichen Universum, auf dem alle gemeinsam leben können. Es ist offensichtlich, dass der Kampf gegen die dunklen Kräfte dahinter für das Bee-Team zu groß ist. Doch das Universum hat eine Antwort: Die "Marshals" betreten den Planeten Erde….
Es handelt sich hier um den zweiten Band der Jugendbuchreihe. Das Buch kann unabhängig vom ersten Band gelesen werden, jedoch trägt der erste Band zum Verständnis bei. Zudem werden viele bekannte Personen im zweiten Band recht schnell eingeführt.
Das bunte, ansprechend gestaltete Cover sticht dem Leser sofort ins Auge. Das Buch liest sich leicht und flüssig. Von der Sprache her ist es einfach gehalten und eignet sich damit auch für jüngere Leser. Die Erzählweise ist lebendig und locker und die Geschichte hat einen guten Spannungsbogen.
Der Autor setzt sich in diesem Band erneut mit dem hochaktuellen und brisanten Thema Umweltzerstörung und deren Folgen auseinander. Der Leser erhält einen Einblick in die Auswirkungen der Klimakrise (Dürren, Waldbrände, Überschwemmungen, Ernteausfälle etc.). Er greift hierbei auf gut recherchierte Fakten zurück. Das Buch ist damit nicht nur unterhaltsam, sondern auch sehr informativ.
Dem Leser wird vermittelt, wie wichtig es ist, bewusst etwas für unseren Planeten zu tun.

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