Profilbild von Paperboat

Paperboat

Lesejury Star
offline

Paperboat ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Paperboat über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2023

Emanzipation von der toxischen Männlichkeit

Sei kein Mann
0

JJ Bola spricht in seinem Buch „Sei kein Mann“ eine fehlgeleitete Sozialisation von Männern an und nimmt damit das Patriarchat in Theorie auseinander. Anlass dazu gaben ihm Erfahrungen in seiner eigenen ...

JJ Bola spricht in seinem Buch „Sei kein Mann“ eine fehlgeleitete Sozialisation von Männern an und nimmt damit das Patriarchat in Theorie auseinander. Anlass dazu gaben ihm Erfahrungen in seiner eigenen Biografie, aus denen er erzählt. Mit seinen Ansätzen appeliert er an Emanzipation von der eigenen toxischen Männlichkeit und Feminismus. Wenn man sich durch durch sein Buch liest, fragt man sich, warum es diese Geschlechterunterschiede gibt, warum es für Frauen so viel einfacher ist sich zu umarmen und Wangenküsse zu geben und Männer dies untereinander vermeiden, um auch nicht nur den Gedanken schwuler Tendenzen aufkommen zu lassen. Zudem hat mich aus seinem Buch eine These unglaublich erstaunt, weil sie so abstrakt und doch so plausibel ist, nämlich dass für Männer harmlose Raufereien bis gefährliche Schlägereien sind, die fehlende physische Nähe zu kompensieren, die sie nicht in freundschaftlichem Verhältnis mit dem eigenen Geschlecht, sondern nur in intimer Nähe durch das andere Geschlecht erhalten. Damit und mit vielen weiteren Beispielen in seinem Buch beweist er, dass Männer vom Patriarchat nicht per se profitieren, sondern leiden und wie auch Frauen systematisch benachteiligt werden.

Insgesamt versucht JJ Bola zu vermitteln, dass der aktuelle Feminismus die Gleichberechtigung beider Geschlechter zu erwirken versucht und damit nicht nur gut für Frauen sondern eben auch für Männer ist. Es ist so unglaublich positiv und stimmt mich optimistisch, das endlich mal von einem Mann zu lesen! Dieses Buch sollten möglichst viele Menschen lesen!

Veröffentlicht am 30.07.2023

Dieses Buch ist definitiv nicht nur etwas für Katzenmenschen!

Satoru und das Geheimnis des Glücks
0

Auch wenn Satoru der Titelgeber des Romans ist, der eigentliche Protagonist ist sein Kater Nana. Wie jede kluge Katze weiß auch Nana, dass der Mensch ruhig das Gefühl haben soll die Fäden in der Hand zu ...

Auch wenn Satoru der Titelgeber des Romans ist, der eigentliche Protagonist ist sein Kater Nana. Wie jede kluge Katze weiß auch Nana, dass der Mensch ruhig das Gefühl haben soll die Fäden in der Hand zu haben, die eigentliche Macht jedoch bei der Katze liegt.


Eines Tages begegnet dem namenlosen Kater ein Mensch, auf dessen Auto er während der Mittagsstunden gerne liegt. Der Kater, ein jugendlicher Streuner und wahrer Überlebenskünstler, hat den Menschen, der sich als Satoru vorstellt, schnell um den Finger gewickelt und wird bald bei jeder Begegnung mit Leckereien von Satoru versorgt. Dabei bewundert der Kater wie gut der Mensch mit Katzen umgehen kann. Der Streuner hätte es wohl auch weiter vorgezogen sein Leben selbst zu bestreiten, hätte ihn eines Tages nicht ein Auto angefahren und mit einem gebrochenen Bein zurückgelassen. Satoru kommt dem Kater zu Hilfe, bringt ihn in die Tierklinik und pflegt ihn in seiner Wohnung gesund. Der Kater, der aufgrund seiner geknickten Schwanzform den Namen Nana bekommt (vom japanischen Kanji 七 = nana = der Zahl 7 abgeleitet), lässt sich von Satoru annehmen und lebt ab sofort bei diesem.

Nana und Satoru verleben wunderbare Jahre zusammen, bis sie sich beide zusammen auf eine letzte Reise begeben, denn Satoru kann den Kater nicht behalten und macht sich auf dieser Reise zu verschiedenen Freunden auf die Suche nach einem liebevollen Tierhalter für seinen geliebten Nana. Jeder dieser Freunde hat Satoru auf einem Abschnitt seines Lebensweges begleitet und die Freunde sind noch immer tief miteinander verbunden. Im Gespräch mit diesen Freunden offenbart sich Satorus Vergangenheit, so dass Nana mehr über seinen geliebten Menschen erfährt.


So wie der Weg das Ziel ist, so solltet ihr selbst lesen, wohin die Reise von Satoru und Nana führt – ich verrate nur so viel: Es ist eine rührende, wunderbare und innige Geschichte zwischen den beiden. Dieses Buch ist definitiv nicht nur etwas für Katzenmenschen!

Veröffentlicht am 30.07.2023

Unterschiedliche Ansichten

Alte weiße Männer
0

„Alte weiße Männer“ ist Sophie Passmanns Versuch einige ausgewählte Männer mit feministischen Ansätzen zu versöhnen und zu ergründen wie sehr die Ansichten des alten weißen Mannes den Zielen des Feminismus ...

„Alte weiße Männer“ ist Sophie Passmanns Versuch einige ausgewählte Männer mit feministischen Ansätzen zu versöhnen und zu ergründen wie sehr die Ansichten des alten weißen Mannes den Zielen des Feminismus im Weg stehen. Kai Diekmann und Robert Habeck sind dabei wohl noch ihre bekanntesten Interview-Partner, nahezu alle der anderen Namen waren mir unbekannt. Trotz meines Unwissens über diese Personen war es insgesamt sehr interessant die verschiedenen Meinungen zu Themen wie Frauenquote und Sexismus zu erfahren. Sophies hier und da eingestreuter Humor lockert das Ganze zusätzlich auf.

Mein Eindruck ist, dass Sophie Passmann die Männer, die sie interviewt, in ihrem Buch durchaus Raum gibt ihre Meinungen und Weltanschauungen zu äußern und lediglich da zur Kritik ansetzt, wo Ansichten ganz harsch ihrem Feminismus kollidieren. Es bleibt für die LeserInnen genug Spielraum eines eigenen Fazits und da passt der Untertitel „Ein Schlichtungsversuch“ sehr, denn alle Seiten erhalten ihre Bühne in diesem Buch.

Veröffentlicht am 30.07.2023

Die beste Version von dir ist die, die du jetzt bist!

Oben ohne
0

Amelie ist eher unglücklich mit ihrem Leben. In letzter Zeit streiten sich ihre Eltern nur noch, und ihrem früheren besten Freund Nicki scheint sie irgendwie entwachsen zu sein, er ist einfach noch so ...

Amelie ist eher unglücklich mit ihrem Leben. In letzter Zeit streiten sich ihre Eltern nur noch, und ihrem früheren besten Freund Nicki scheint sie irgendwie entwachsen zu sein, er ist einfach noch so kindisch. Mit ihrem Körper ist Amelie auch nicht zufrieden, weil er nicht die idealen Maße wie andere Mädchen hat. Zudem gibt es in der Schule einen Jungen, Elias, der aber von ihrer Existenz wohl gar nichts weiß. Da beschäftigt sich Amelie lieber mit den Dingen, die sie kontrollieren kann wie das Bearbeiten von Bildern. Ihr ausgeschnittener Kopf auf dem Körper eines Models spiegelt für Amelie eine idealere Welt wieder.

Als Amelie mit der Neuen in der Klasse, Kira, zusammen ein Bio-Referat vorbereiten und halten soll, lernen sich die beiden Mädchen besser kennen. Kira scheint so viel besser mit sich klarzukommen als Amelie, denn sie gibt wenig darauf, was andere sagen, sondern hat eine eigene Meinung. Durch Kira wehrt sich Amelie gegen die unangebrachten Kommentare der Jungs in ihrer Klasse und durch Kira lernt Amelie auch Elias kennen, mit dem sie bald täglich über Facetime telefoniert. Sie fühlt sich Elias total nah, bis dieser sie plötzlich „oben ohne“ sehen möchte. Amelie weiß mit dieser Bitte nicht umzugehen und erzählt widerwillig Kira davon. Kira und Nicki, die sich beide mittlerweile sehr gut angefreundet haben, warnen Amelie vor möglichen Konsequenzen, doch noch immer ist Amelie hin- und hergerissen, weil sie es eigentlich nicht möchte, vor Elias aber nicht blöd dastehen will. Was soll sie tun?


Das Buch von Jutta Nymphius adressiert ein wichtiges Thema, das viele junge Mädchen in dem Alter bewegt: Die Akzeptanz des eigenen Körpers. Filter auf Instagram machen es möglich ganz anders auszusehen und das Bild eines „perfekten“ Ichs zu erzeugen, dass es so nicht gibt. In „oben ohne“ möchte Amelie dieses perfekte Ich werden, muss aber lernen sich selbst in der Form zu lieben wie sie auf der Welt existiert. Dabei stellt sie fest, dass auch die ihr nahestehenden Menschen nicht fehlerfrei sind und sie sie dennoch liebt. Ein Buch für mehr Bodypositivy!

Veröffentlicht am 30.07.2023

Gut zu Beginn, nicht mehr ganz meins gegen Ende

Der sanfte Hauch des Todes
0

Wolfgang Burgers „Der sanfte Hauch des Todes“ ist ein neuer Fall aus der sogenannten Kommissar-Gerlach-Reihe.

Eine Leiche wird im Wald bei Rohrbach gefunden, der Mord ist inszeniert mit Grablichtern und ...

Wolfgang Burgers „Der sanfte Hauch des Todes“ ist ein neuer Fall aus der sogenannten Kommissar-Gerlach-Reihe.

Eine Leiche wird im Wald bei Rohrbach gefunden, der Mord ist inszeniert mit Grablichtern und Pose. An einem nahegelegenen Grillplatz finden die Ermittler Reste einer Mahlzeit, die der Mörder sich aus einem Teil der Leiche zubereitet hat. Gerlach und sein Team in Heidelberg versuchen herauszufinden, wer für den Mord infrage kommt. Er kann zwei Zeugen ausfindig machen, deren Hinweise die Ermittlungen in Gang setzen. Doch dann wird eine weitere Leiche gefunden und die Ermittler fürchten die Geburtsstunde eines Serienmörders. Die Ermittlungen beginnen zu stocken, und ausgerechnet Gerlachs Tochter weiß ein wichtiges Puzzleteil hinzuzufügen. Dann jedoch verschwindet die Tochter des Kommissars und als er erfährt, dass sie eigene Nachforschungen im Mordfall angestellt hat, fürchtet er um ihr Leben und macht sich auf eine wilde Jagd nach dem Mörder.


Das Buch kann man durchaus gut lesen ohne Kenntnis der Vorgeschichten zu haben. Hier und da wird man in Kommissar Alexander Gerlachs Privatleben eingelassen, dies ist jedoch nie so verwoben dargestellt, dass man das Gefühl hat man hätte die vorigen Fälle lesen müssen.

Ehrlich gesagt bin ich, je mehr ich über Gerlachs privates Leben gelesen habe, abgestoßen gewesen von seinen bewertenden und teilweise bornierten Gedankengängen über andere Personen. Gerlach kann einfach nicht aufhören Frauen zu bewerten, sei es die die Weiblichkeit einer minderjährigen Zeugin, den Luxuskörper seiner Geliebten, das Übergewicht einer Anwohnerin bei der Tätersuche oder die Schönheit einer im Hintergrund stehenden Rothaarigen, nachdem seitenweise zuvor der verzweifelte Zustand des Kommissars über das Verschwinden seiner Tochter erzählt wurde. Da sollte einem ein Connaisseur vermittelt werden, der jedoch nur ein Mann an der Grenze zum Chauvinismus ist. Es mögen nur Kleinigkeiten sein, aber jedesmal, wenn Burger seine Figur hat innerlich wieder lästern oder bewerten ließ, habe ich innerlich so heftig mit den Augen gerollt, dass ich nach der letzten Seite Muskelkater im Sehmuskel habe. Der Fall selbst war ganz gut, aber mit dem Protagonisten bin ich so gar nicht warmgeworden.