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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2025

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen

The Wind Weaver (The Wind Weaver 1)
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Wer sich in den letzten Monaten in Bücher Communities seine Zeit vertrieben hat und sich noch dazu für Fantasy Bücher interessiert ist sicher immer wieder über einen Titel drüber gestolpert: "The Wind ...

Wer sich in den letzten Monaten in Bücher Communities seine Zeit vertrieben hat und sich noch dazu für Fantasy Bücher interessiert ist sicher immer wieder über einen Titel drüber gestolpert: "The Wind Weaver". Jedenfalls habe ich dies so empfunden und obwohl ich sehr durchwachsene Erfahrungen mit Hype Büchern habe, konnte ich nicht widerstehen.
Durchwachsen ist eigentlich ein gutes Stichwort. Denn müsste ich mein Leseerlebnis in einem Wort beschreiben, dann wäre es eben genau dieses. Der Anfang hat mir gut gefallen, da man, wie so oft direkt in die Geschichte eintaucht und mitgerissen wird. Ich fühlte mich zwar ein wenig verloren, da ich noch keine Ahnung von der Welt, dem Magiesystem oder den wichtigsten Personen hatte. Schnell stellte sich aber heraus, dass auch Rhya eigentlich in vielen Bereichen im Dunkeln tappt. Also habe ich mir darauf eingestellt, mit ihr zusammen die Welt zu ergründen. Rhya war mir nicht unsympathisch und ich stellte mich auf eine aufregende und spannende Reise ein.
Leider entpuppte sich die Reise als mühsam und langatmig. Da es sich bei dem Buch um den Auftakt einer Reihe handelt, habe ich im Vorfeld schon damit gerechnet, dass alles ein wenig gemütlich von Statten gehen wird und es einige Zeit dauern wird, bis sich die vielen Puzzleteile zusammenfügen. An vielen Stellen des Buches hatte ich aber nicht das Gefühl, als ob irgendetwas weitergehen würde. Lange Zeit war es eher ein auf der Stelle treten und sich im Kreis drehen. Unterbrochen wurde das Ganze immer wieder mal durch verschiedene Schlachten und Kämpfe. Die waren zwar ganz spannend, aber auch nur bedingt interessant für die Gesamthandlung.
Mit knapp 17 Stunden hat das Hörbuch eine durchaus beachtliche Länge. Diese hat mich aber überhaupt nicht abgeschreckt. Im Fantasybereich sind Hörbücher mit einer Länge von 20 Stunden und mehr auch nichts Ungewöhnliches. Eine gut ausgearbeitete Welt und ein vernünftig durchdachtes Magiesystem brauchen eben seine Zeit und ausführliche Erklärungen. Gesprochen wird das Hörbuch von Rebecca Veil. Ihre Stimmmelodie hat mir gut gefallen auch mit ihrer Art die Wörter zu betonen bin ich gut klargekommen. Nur die Geschwindigkeit war mir zu gering, glücklicherweise kann man die Abspielgeschwindigkeit individuell einstellen.
Positiv hervorheben möchte ich, dass der Anteil an Liebesszenen überschaubar ist. Für viele mag dies ein Kritikpunkt sein, mich persönlich freut es aber. Ein wenig Liebe und auch die eine oder andere pikante Szene mag ganz nett sein in einem Fantasybuch, wenn es aber nur mehr darum geht, ist das für mich eher abstoßend. In diesem Bereich hat die Autorin Julie Johnson aber alles richtig gemacht. Trotzdem muss ich anmerken, dass die Gefühle für mich nicht immer komplett nachvollziehbar waren. Vermutlich lag das aber daran, dass ich mich zwischendurch eher durch das Buch durchgequält habe.
Wenn man mich ungefähr bei der Mitte des Buches um meine Meinung gefragt hätte, wäre diese alles andere als positiv gewesen. Nach Abschluss des Buches habe ich doch das eine oder andere gefunden, dass mir zusagt und mich neugierig auf die weiterführenden Bände macht.

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Veröffentlicht am 11.07.2025

Agenten, Amnesie und Attraktivität

Never Trust Your Fake Husband
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Ally Carter kannte ich bis zu diesem Buch nicht, obwohl sie laut meinen Recherchen eine Bestsellerautorin ist und mehrere sehr bekannte Reihen geschrieben hat. Auf dieses Buch bin ich auch nur zufällig ...

Ally Carter kannte ich bis zu diesem Buch nicht, obwohl sie laut meinen Recherchen eine Bestsellerautorin ist und mehrere sehr bekannte Reihen geschrieben hat. Auf dieses Buch bin ich auch nur zufällig gestoßen, aber der Klappentext klang so herrlich skurril, dass ich einfach nicht widerstehen konnte.
Bereits nach wenigen Seiten wusste ich, dass es sich hierbei um ein Buch handelt, welches mich gut unterhalten wird. Kein langes Vorgeplänkel, keine großartige Einführung von Personen oder Hintergründen. Einfach mitten rein ins Geschehen. Man weiß weder so genau was vor sich geht noch, wen man da eigentlich auf der Reise begleitet. Aber warum sollte es der Leserin auch besser gehen als der Protagonistin? Diese hat nämlich auch keine Ahnung, wer sie ist, noch was vor sich geht. Sie weiß nur, dass es da einen unglaublich heißen Mann gibt, vielleicht den heißesten Mann der Welt und er sie scheinbar kennt. Oder doch nicht?
Es handelt sich bei dem Buch um einen New Adult Roman und das empfohlene Lesealter ist mit 16 Jahren angegeben. Daher ist es wenig verwunderlich, dass die Sprache eher einfach gehalten ist. Das heißt aber nicht, dass das Buch schlecht geschrieben ist oder nicht auf für Erwachsene interessant sein kann. Ich gehöre definitiv nicht zur eigentlichen Zielgruppe dieses Buches und lese durchaus auch gerne „anspruchsvolle“ Literatur. Ich habe mich von der Geschichte sehr gut unterhalten gefühlt und wollte meinen E-Reader gar nicht mehr aus der Hand legen.
Dies lag vor allem an der zwar äußerst unrealistischen, aber unterhaltsamen Handlung, den liebenswerten und komplett verschiedenen Charakteren und dem ansprechenden Humor. Gerade letzterer hat mir in diesem Buch sehr zugesagt und das, obwohl ich mit Klamauk-Agenten-Geschichten in den wenigsten Fällen etwas anfangen kann. Meistens sind die Witze zu abgedroschen und übertrieben, so dass es eher lächerlich wirkt und man sich ein klein wenig fremdschämt. Ally Carter hat ihre weibliche Hauptperson, ich vermeide es den Namen zu nennen, um nicht zu spoilern, mit einer großartigen Mischung aus Wortwitz und Tollpatschigkeit ausgestattet, die ich einfach nur herzerwärmend fand. Ihr Wortkreationen sind wirklich zuckersüß und haben diesem Buch noch einen besonderen Touch gegeben.
Er hingegen ist das genaue Gegenteil, athletisch, ernst und knallhart. Die beiden sind wie Hund und Katze, wie Feuer und Eis, wie Tag und Nacht. Wobei Tag und Nacht ein gutes Stichwort ist. Denn beim Lesen habe ich oft an den Film Knight and Day mit Tom Cruise und Cameron Diaz denken müssen. Wer den Film kennt und mag, wird definitiv auch an diesem Buch seine Freude haben.
Die Handlung des Buches wird hauptsächlich von actiongeladenen Szenen und irrwitzigen Gesprächen dominiert. Aber natürlich dürfen auch die Gefühle und vor allem die Liebe nicht fehlen. Ally Carter treibt hierbei die Actionszenen manchmal auf die Spitze und an diversen Stellen dachte ich mir, das war jetzt aber vielleicht ein wenig übertrieben. Lustig war es aber dann doch irgendwie.
Die Geschichte wird abwechseln aus der Sicht von ihr und ihm erzählt. So weit so ungewöhnlich. Spannend wird es aber dadurch, dass sich die Autorin für den Stil des personalen Erzählers entschieden hat. Dies hat mich im ersten Augenblick ein wenig irritiert und mir das Hineinversetzen in die jeweilige Person erschwert, mit der Zeit habe ich diesen Stil aber schätzen und lieben gelernt.
Die kunterbunte Mischung aus Komödie, Agententhriller und Liebesroman hat mir gut gefallen und ich hatte ein paar außerordentlich amüsante Lesestunden. Wenn es die Autorin auch noch geschafft hätte der Geschichte ein wenig mehr Tiefe zu geben, dann hätte dies ein 5 Sterne Buch sein können.

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Veröffentlicht am 08.07.2025

Zu viel in zu kurzer Zeit

From Scratch - Alles neu mit dir
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Der Einstieg ins Buch hat mir sehr gut gefallen, da man sofort mitten ins Geschehen eintaucht, die Handlung spannend und fesselnd ist. So darf man gleich zu Beginn miterleben, wie Amanda aus ihrem Martyrium ...

Der Einstieg ins Buch hat mir sehr gut gefallen, da man sofort mitten ins Geschehen eintaucht, die Handlung spannend und fesselnd ist. So darf man gleich zu Beginn miterleben, wie Amanda aus ihrem Martyrium befreit wird. Durch diese sehr intensiven ersten Seiten konnte ich gleich eine Verbindung zu Amanda aufbauen und freute mich schon darauf, zu lesen wie es weitergeht.
Die eigentliche Geschichte findet dann zwei Jahre später statt und auch da war ich zu Beginn noch ganz begeistert, sowohl von der Handlung an sich als auch von den handelnden Charakteren. Ich konnte sowohl Amandas Handlungen nachvollziehen und hatte auch Verständnis für Amandas Familie. Letztere war mir zwar nicht unbedingt sympathisch, aber ich bin auch der Meinung, dass mir nicht jede Person in einem Buch sympathisch sein muss. Chase Henry empfand ich auch als durchaus spannenden Charakter.
Leider ist meine anfängliche Begeisterung dann relativ schnell abgeflaut. Dies liegt einerseits daran, dass die weitere Handlung relativ vorhersehbar war. Darüber hätte ich noch hinwegsehen können, denn dies ist ja in vielen Büchern dieses Genres der Fall. Andererseits lag es aber daran, dass ich die Charakterentwicklung von Amanda meiner Meinung nach viel zu rasant ging. Ich verstehe schon, dass dies für die weiteren Vorkommnisse in dem Buch wichtig ist, aber wirklich Sinn hat es für mich nicht ergeben. Das Ganze erinnerte mich ein wenig an eine Wunderheilung.
Aufgrund von Amandas Vergangenheit hatte ich erwartet, dass dieses Buch mich auf eine emotionale Achterbahn schicken wird. Dies hat die Autorin Stacey Kade hin und wieder auch geschafft. Ihren Erzählstil empfand ich als flüssig und angenehm. Außerdem schafft Stacey Kade es sehr gut Emotionen zu beschreiben und zu transportieren. Unterstützt wird dies auch dadurch, dass die Geschichte immer abwechselnd aus der Sicht von Amanda und Chase erzählt wird. Wobei dies auch ein mittlerweile gängiges Stilmittel ist. Ich bin schon eher verwundert, wenn es in einem Buch dieses Genres nicht genutzt wird. Wie bereits erwähnt habe ich so meine Schwierigkeiten mit Amandas sehr rasantem Sinneswechsel und ihrer geradezu explosionsartigen Charakterentwicklung. Daher war auch die Liebesgeschichte für mich nur bedingt glaubwürdig. Für mich persönlich wirkte alles zu sehr konstruiert und zu holprig.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass dieses Buch für mich eine nette Unterhaltung war, mich aber weder so begeistert noch gefesselt hat, wie ich es mir erwartet hätte. Obwohl ich den Schreibstil der Autorin als sehr angenehm empfand, glaube ich nicht, dass ich noch einmal zu einem Buch von ihr greifen werde.

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Veröffentlicht am 30.06.2025

Joshua und Lori: Ein neues Kapitel in Hopeville

Foul Play
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Endlich ist er da, der zweite Teil der Hopeville Dragons Reihe von Laura Willud. Wobei Reihe vielleicht ein klein wenig zu hoch gegriffen ist, denn entgegen meinen Erwartungen besteht die Reihe nur aus ...

Endlich ist er da, der zweite Teil der Hopeville Dragons Reihe von Laura Willud. Wobei Reihe vielleicht ein klein wenig zu hoch gegriffen ist, denn entgegen meinen Erwartungen besteht die Reihe nur aus zwei Büchern. Dies finde ich auf der einen Seite sehr schade, denn mir haben die beiden Bücher sehr viel Spaß gemacht, auf der anderen Seite hätte ein weiterer Band einfach keinen Sinn ergeben.
Im ersten Band waren Joyce und Austin die beiden Hauptpersonen. In diesem Band sind es nun Joshua, seines Zeichen Bruder von Joyce und Teamkollege von Austin, und Lori, die beste Freundin von Joyce. Die Wahl der Hauptpersonen war wenig überraschend und hat sich meiner Meinung nach bereits im vorherigen Buch abgezeichnet. Theoretisch könnten die beiden Bücher unabhängig voneinander gelesen werden. Ich persönlich würde aber empfehlen, die Reihenfolge der Bücher einzuhalten.
Wie ich vermutet habe, gibt es in diesem Band keine großen Überraschungen und Laura Willud setzt das Erfolgsrezept fort; eine gute Mischung aus Sport, Collegeleben, großen Gefühlen und mehr oder weniger starken Charakteren. Gewürzt mit einer Prise Komplexität. Nicht vorhanden war dafür das große Geheimnis, gefehlt hat es meiner Meinung nach aber trotzdem nicht.
Meine Erwartungen waren recht hoch, da mir die Geschichte von Joyce und Austin wirklich sehr gut gefallen hat. Ich würde nicht so weit gehen zu behaupten, dass ich enttäuscht bin, allerdings war dieses Buch doch schwächer im Vergleich. Die Charaktere sind daran aber weniger Schuld, denn sowohl Lori als auch Joshua haben mir mit ihrer Zielstrebigkeit und ihrem Ehrgeiz sehr gut gefallen. Die Gefühle der beiden waren glaubhaft und die Chemie hat meiner Meinung nach definitiv gestimmt. Die typischen Stolpersteine auf dem Weg zum Happy End gab es, wirkten in diesem Fall aber auch nicht störend oder künstlich aufgebauscht. In dieser Beziehung hat wirklich alles gepasst.
Loris Schwierigkeiten mit ihrer Familie haben das Bild sehr gut abgerundet und ihrem Charakter noch mehr Tiefe verliehen. Schade fand ich nur, dass dem Thema nicht mehr Raum gegeben wurde. Es gab zwar einige kürzere Episoden, die sich mehr oder weniger damit beschäftigt haben, die hätte man aber deutlich ausbauen können. Ähnliches habe ich bereits in meiner Rezension zu „Mismatch“ geschrieben, auch dort gab es ein wichtiges und relevantes Thema, das mehr Bedeutung verdient hätte.
Die Liebesszenen sind nicht besonders zahlreich, was mich persönlich freut. Ich bin kein großer Fan von zu viel Spice. Die vereinzelten Szenen haben sich aber gut in das Gesamtbild eingepasst und waren wertschätzend und liebevoll beschrieben.
Ich hatte mich auch dieses Mal wieder für die Hörbuch Variante entschieden. Als Sprecher wurden dieses Mal Regine Lange und Fynn Engelkes engagiert. Beide haben mir bezüglich ihrer Sprachmelodie und der Betonung sehr gut gefallen. Im ersten Augenblick fand ich es schade, dass nicht wieder die gleichen Sprecher wie beim ersten Teil genommen wurde, im Nachhinein macht es aber durchaus Sinn; andere Hauptpersonen, andere Sprecher.
Laura Willud hat auch dieses Mal wieder sehr viel richtig gemacht und eine zauberhafte Sportromanze mit glaubwürdigen Charakteren erschaffen. Ein bisschen schade ist es zwar, dass ich mich jetzt von den Hopeville Dragons verabschieden muss, aber ich hoffe sehr, bald wieder einmal was von der Autorin lesen zu können.

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Veröffentlicht am 30.06.2025

Die stille Stimme eines Bauernmädchens

Die Farbe von Milch
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Schon nach wenigen Sätzen muss man feststellen, dass dieses Buch anders ist. Wobei es einem auch bereits vor dem Lesen hätte, klar sein müssen, denn immerhin wurde es mit dem folgenden Satz vom Verlag ...

Schon nach wenigen Sätzen muss man feststellen, dass dieses Buch anders ist. Wobei es einem auch bereits vor dem Lesen hätte, klar sein müssen, denn immerhin wurde es mit dem folgenden Satz vom Verlag beworben: "Die bewegende Geschichte eines Bauernmädchens erzählt in einer herausragenden Sprache".
Das Buch handelt von Mary, einem knapp 15 Jahre alten Bauernmädchen, das im England des 19ten Jahrhunderts lebt. So weit so gewöhnlich, ungewöhnlich ist es deswegen, weil die Geschichte eigenhändig von Mary geschrieben wurde. Dadurch ist die Sprache eher einfach gehalten, es gibt fast ausschließlich Hauptsätze und auch Satzzeichen sind Mangelware. Direkte Rede kommt zwar sehr häufig vor, wird aber nicht durch die eigentlich vorgeschriebenen Satzzeichen gekennzeichnet. Sehr gewöhnungsbedürftig, aber meiner Meinung nach auch authentisch. Ich habe allerdings auch einiges an Kritik zu diesem gewählten Stilmittel gelesen. So tun sich viele Leser aufgrund der mangelnden Satzzeichen schwer mit dem Lesen, und bemängeln, dass Mary auf der anderen Seite aber auch teils schwierige Wörter fehlerfrei schreiben kann. Ich kann diese Kritiken bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, denke aber, dass wenn die Autorin auch noch absichtlich Rechtschreibfehler eingebaut hätte, dies zwar durchaus der Authentizität gutgetan, das Lesen des Buches aber fast unmöglich gemacht hätte.
Doch die Sprache ist nicht das einzige, das recht einfach gehalten ist. Auch die Geschichte an sich ist eher einfach gestrickt und an manchen Stellen durchaus vorhersehbar. Die eine oder andere kleinere Überraschung hat Autorin Nell Leyshon dann aber doch noch auf Lager.
Trotz oder gerade vielleicht auch wegen ihrer Einfachheit konnte mich die Geschichte so ziemlich von Anfang an fesseln. Die Erzählung ist ehrlich, roh und schnörkellos. Mary nennt die Dinge beim Namen und beschönigt dabei nichts. Sie beschreibt ihren Alltag und ihr sehr karges und entbehrungsreiches Leben mit klaren Worten, ohne zu jammern oder mitleidserregend zu wirken. Es ist eben wie es ist und sie kennt es nicht anders. Auch düstere und nicht so angenehme Dinge beschreibt Mary nüchtern und fast wirkt sie dabei emotionslos. Dies ist aber meiner Meinung nach auf die Tatsache zurückzuführen, dass Mary in ihrem Leben keinen Platz für Gefühle hat und es nicht gelernt hat, dieses auszudrücken.
Im Umkehrschluss bedeutet das aber nicht, dass die Erzählung die Leserin oder den Leser kalt lässt. Mich persönlich hat das Buch sehr berührt und bewegt. Vor allem wenn man sich vor Augen hält, dass es noch immer Gegenden auf der Welt gibt in dem die von Mary beschriebenen Dinge noch heute passieren. In denen Frauen und Kinder noch immer einfach nur Ware und billige Arbeitskräfte sind.
Trotz kleinerer Schwächen hat mich diese Erzählung in seinen Bann gezogen und ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Auch wenn ich es ab einem gewissen Punkt am liebsten getan hätte. Marys Geschichte hat mich auf vielen Ebenen berührt und zum Nachdenken gebracht und für mich ist dieses Kleinod eine klare Leseempfehlung.

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