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Veröffentlicht am 15.01.2024

Cancelled

Mord im Christmas Express
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TW: Geburt, Vergewaltigung, Armut, häusliche Gewalt, PTSD, Drogenmissbrauch, Social-Media-Sucht



Roz, ihres Zeichens pensionierte Polizistin, befindet sich auf dem Weg nach Fort William, um ihrer hochschwangeren ...

TW: Geburt, Vergewaltigung, Armut, häusliche Gewalt, PTSD, Drogenmissbrauch, Social-Media-Sucht



Roz, ihres Zeichens pensionierte Polizistin, befindet sich auf dem Weg nach Fort William, um ihrer hochschwangeren Tochter beizustehen. Doch der Zug hat Verspätung, der Schnee und ein umgefallener Baum sorgen für Chaos und dann taucht die erste Leiche auf...



Weihnachten! Schottland! Ein kuschliger Zug! Schnee! Die Prämisse klang vielversprechend, doch leider konnte das Versprechen nicht gehalten werden.

Die Kapitel sind aus der Sicht von Roz geschrieben. Das ist etwas verwirrend, wenn man davor "Die Queen ermittelt" gelesen hat, wo die Hauptperson auch Roz heißt und die Autorin bei diesem Krimi eine Empfehlung im Klappentext ausspricht. Das will ich aber natürlich niemandem vorwerfen, ich habe mir eingeredet, das spielt einfach nach Roz' Zeit mit der Queen.

Was mich mehr gestört hat, waren die Kapitel, die aus der Sicht von "Killa" geschrieben wurden und bereits im vierten Kapitel klar ist, wer dahintersteckt. Ich lasse mich gerne überraschen und versuche, nicht zu viel mitzudenken, aber bei einem Krimi achtet man auf Details und hier waren sie einfach unübersehbar.

Dann die Sache mit dem Atropa. Jeder, der den Namen kennt, weiß sofort, was los war und daher war auch diese Auflösung nur ein weiteres "Na endlich!" für mich.

Wegen des Untertitels "18 Passagiere, 7 Stopps, 1 Killer" hatte ich etwas Sorge, ob es auch 18 Hauptcharaktere geben würde. Da nur aus Sicht von Roz und Meg erzählt wird, wird das etwas aufgefangen, aber es gibt tatsächlich 22 wichtige Charaktere (2 Influencer, 4 Nerds, 5-köpfige Familie, 3 schäbig Bekleidete, eine bekloppte Alte und ihr Sohn sowie ein blinder Passagier und "Killa"). Überhaupt ist der Untertitel furchtbar irreführend - es gibt erheblich mehr Passagiere und es gibt nur einen Halt in Edinburgh, bevor der Zug entgleist und das Chaos ausbricht (danach hält er an einem Kaff, das nicht auf dem ursprünglichen Plan stand und endet in Fort William). Der erste Mord passiert übrigens auch erst nach der Hälfte des Buches, man bekommt also immerhin ausreichend Zeit, alle Beteiligten kennenzulernen, bevor es ernst wird.



Falls ihr euch, wie ich, auf einen schottischen winterlichen Cozy Krimi im Stile Christies gefreut habt, muss ich euch enttäuschen. Ja, es gibt viele Anspielungen auf das schottische Leben und sogar Gälisch und ja, sie sind eingeschneit und alles ist kalt und weiß, aber cozy ist daran nichts. Roz hat immer wieder Flashbacks wegen einer 30 Jahre alten Vergewaltigung und der traumatischen Geburt ihrer Tochter. Weitere traumatische Themen sind Gewalt in der Ehe, Nahrungsarmut und Präeklampsie. Harter Tobak. Im Gegensatz dazu ist das Ende ziemlich kitschig geworden.



Schön war dafür das Cover, mit den glänzenden Schienen und der tropfenden Schrift ist das gut gelungen. Auch Mary, eine ältere Dame, die kein Blatt vor den Mund nimmt, hat mich sehr amüsiert. Die nebensächliche Erwähnung von Bisexualität und Diversität sowie die akkurate Erwähnung von BDSM-Fakten und die deutliche Abgrenzung zu häuslicher Gewalt war angenehm unaufdringlich. Auch die schottischen Aspekte haben mir zugesagt, es gibt Scots und Gaidhlig und ich glaube, ich würde gern mal ins Original reinlesen, ob manche Passagiere auch Akzente haben - in der Leseprobe war das nicht ersichtlich. Dann wiederum bedankt sich die Autorin bei Val McDermid für die netten Zitate über das Buch, die aber im Deutschen fehlen.



Alexandra Benedict scheint sich auf Weihnachtskrimis spezialisiert zu haben, dies ist schon ihr zweiter, der dritte erscheint im November auf Englisch.



Wer also gern einen winterlichen Krimi mit schottischem Flair lesen möchte, dem sei dazu geraten, aber nur, wenn er mit den schweren Themen klarkommt.



"#Christmasiscancelled"

Veröffentlicht am 15.01.2024

3

Ein höchst royaler Mord
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Diesmal befinden wir uns über Weihnachten und Neujahr in Sandringham Castle, als am Strand eine Hand angespült wird - eine Hand, die die Queen sofort identifizieren kann, weil sie sie kennt...

Neben ...

Diesmal befinden wir uns über Weihnachten und Neujahr in Sandringham Castle, als am Strand eine Hand angespült wird - eine Hand, die die Queen sofort identifizieren kann, weil sie sie kennt...

Neben dem Hauptfall gibt es außerdem noch den Fall einer engagierten Mitbewohnerin im Dorf, die von einem Auto angefahren und liegengelassen wurde. Schockierend!



Rozie und die Queen sind wieder voll auf Touren, yeah! Und diesmal ohne, dass Simon sie aufhält, weil er im Winterurlaub ist.



Die vielen Namen der Familie St Cyr waren etwas verwirrend und ich habe eine Weile gebraucht, um durchzublicken, aber wie mit der Verwandtschaft eines neuen Freundes gewöhnt man sich dran.

Obwohl es um Weihnachten spielt, kam bei mir nur wenig Weihnachtsstimmung auf - ja, es kommt die ganze Familie und alle essen lecker, aber es gab keinen Schnee oder andere festliche Aktivitäten, es ging primär um den Mord, Puzzles und die Versöhnung der St Cyrs. Das halloweenfarbene Cover und der Erscheinungstermin ließen mich ebenfalls mit anderem Inhalt rechnen. Dass die Queen und Philip diesmal kränkeln hat mich natürlich direkt beunruhigt, aber sie berappeln sich wieder und kabbeln sich in altbekannter Manier, herrlich.



Ein schöner geistiger Ausflug nach Norfolk, mit dem ich mich noch gar nicht beschäftigt habe und auf das ich jetzt sehr neugierig bin. Diesmal begibt sich die Queen selbst in Gefahr, eine ganz neue Wendung! Am Ende zieht sie aber natürlich unauffällig aus dem Hintergrund die Fäden - da hätte ich mich wieder kringeln können, wie sie Realität und Klatsch verdreht.



"Frauen verstanden einander, fand die Queen. Sie wussten um die gegenseitigen Stärken und Schwächen und unterschätzten sich nicht."

Veröffentlicht am 15.01.2024

2

Die unhöfliche Tote
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Die Queen und ihr Hofstaat kommen gerade aus dem Sommerurlaub in Balmoral zurück, als im Poolhaus eine tote Mitarbeiterin gefunden wird. Alles deutet auf einen unglücklichen Unfall hin, doch natürlich ...

Die Queen und ihr Hofstaat kommen gerade aus dem Sommerurlaub in Balmoral zurück, als im Poolhaus eine tote Mitarbeiterin gefunden wird. Alles deutet auf einen unglücklichen Unfall hin, doch natürlich ist nichts so einfach, wie es in einem königlichen Haushalt scheint. Als wäre das nicht dramatisch genug, entdeckt die Queen eins ihrer Lieblingsbilder bei einer Ausstellung - dabei sollte es vor ihrem Schlafzimmer hängen! Bis in die 80er gehen die Recherchen dieses großangelegten Komplotts, dem sich die Queen und ihre Privatsekretärin Rozie stellen müssen.



"Sich dieses Leben vorstellen zu wollen, hatte keinen Sinn, wie sie begriff. Man wusste nie, was es bereithielt, es war unmöglich vorauszusehen."


Ist es nicht faszinierend, wie, wenn man sich mit einem Thema beschäftigt, es einem ständig überall begegnet? Mir geht es momentan so mit Artemisia Gentileschi, einer Barockmalerin. Sie begegnete uns das erste Mal in "The Art of Crime", einer französischen Krimiserie über Kunstdiebstähle. Die Folge über Artemisia hinterließ bleibenden Eindruck bei mir und nun begegnet mir dieser großartige Name überall - nun auch hier, im Haus der Queen! Herrlich.



Außerdem ist mir einmal mehr aufgefallen, wie wunderbar SJ Bennett die üblichen Cozy-Crime-Schemata durchbricht. Ist normalerweise die Hauptperson gerne mal unbeholfen und findet Hinweise durch puren Zufall, schreiten Rozie und die Queen als toughe Frauen voranschreiten (Rozie war immerhin Captain!), keine Mühen und Gefahren scheuen und es eine Pracht ist, ihnen bei ihrer Jagd und Recherche zuzulesen.



Am allermeisten an diesem Band hat mich allerdings der Klappentext erfreut, denn unerwarteterweise befindet sich dort ein Zitat von mir zu Band 1! Wie irre ist das denn!



Aber zurück zum Thema: Erneut super spannend und erstaunlich vielschichtig und verworren bietet auch Band 2 uneingeschränkten Lesegenuss - besonders, weil es mehrmals um Schottland geht.



"Dort oben gab es gute, saubere schottische Luft zu atmen, man konnte ein wenig mehr »Lilibet« und weniger »Ma'am« sein..."

Veröffentlicht am 15.01.2024

Königlich

Das Windsor-Komplott
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Eine Katastrophe: Im geliebten Windsor Castle wurde nach einer Abendveranstaltung eine Leiche gefunden. Die Queen und die Familie müssen unbedingt vor der Presse geschützt werden und so ermittelt die Polizei ...

Eine Katastrophe: Im geliebten Windsor Castle wurde nach einer Abendveranstaltung eine Leiche gefunden. Die Queen und die Familie müssen unbedingt vor der Presse geschützt werden und so ermittelt die Polizei mehr im Geheimen. Als die Queen allerdings merkt, dass sich die Beamten etwas verrennen, stellt sie ihre eigenen Ermittlungen an...





Das Buch ist aus mehreren Perspektiven geschrieben: der Queen, natürlich, ihrer Assistentin Rozie und am Ende auch der Ermittler. Ich hatte mich gefragt, ob die Queen dann in ihren schicken Kostümen durch die City wetzt und Verbrecher jagt, aber ganz stilvoll zieht sie "nur" die Fäden im Hintergrund - ihre Assistentin übernimmt größtenteils die Ermittlungen außer Haus.

Zwischendurch waren die Beschreibungen etwas langatmig und sporadisch hatte ich das Gefühl, dass es nur zum Infodump dient, aber dennoch war es interessant zu erfahren, was den ganzen Tag so im Schloss getrieben wird. Wir befinden uns übrigens im Jahr 2016, sodass es einen Besuch der Obamas, aber nicht des orangen Horrors gibt.

Gewöhnlich bezeichnet man Agatha Christie als Queen of Crime, das wird hier jedoch verdreht - sehr zum Amüsement der Leserschaft. Und was für ein grandioser Spaß, dabei zuzulesen, wie die Ermittler am Ende alles erklären und die Queen sitzt da und nickt und weiß in Wirklichkeit schon alles. Zum Schreien!

Schönes Detail: Die Corgis, die überall in und auf dem Buch herumtollen. Wenn man das Buch auf den Nachttisch legt, wird man morgens von einem auf dem Rücken begrüßt!



Fazit: So (ent-)spannend wie drei Folgen "The Crown" - und tatsächlich habe ich die Stimmen mehrmals direkt hören können, so passend sind sie geschrieben! Ich habe mich köstlich amüsiert und kann den nächsten Band kaum erwarten - am Ende gab es nämlich eine Leseprobe.



"Man tat, was man konnte. Und jetzt war unbedingt die Zeit für einen kleinen Gin."

Veröffentlicht am 15.01.2024

Unfassbar

Babel
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Die Prämisse ist denkbar einfach: Es geht um einen Turm voller magischer Übersetzerinnen inmitten eines magischen Oxfords. Doch dann beginnt man das Buch und es geht um einen Jungen in Canton, der 1828 ...

Die Prämisse ist denkbar einfach: Es geht um einen Turm voller magischer Übersetzerinnen inmitten eines magischen Oxfords. Doch dann beginnt man das Buch und es geht um einen Jungen in Canton, der 1828 dem Tod nahe ist und nach London gebracht wird. Bin ich im falschen Buch? Nein, unsere Hauptperson Robin erhält nur erst die nötige Vorbildung, um in Babel überleben zu können.

In Oxford trifft er dann auf seine Jahrgangskolleg
innen Ramy (Inder), Victoire (Haitianerin) und Letty (Engländerin), die seine einzigen Verbündeten werden. Dass sie der prestigeträchtigsten Universität des Landes angehören, ändert allerdings nichts daran, dass sie als "dreckige Ausländer" in manche Restaurants nicht reinkommen und von anderen Oxfordianern gemobbt werden. Ein krasser Kontrast.

Das Besondere an Babel: Sie können mit Hilfe von Silberbarren magische Geräte erzeugen und natürlich ist dies das Lernziel für alle Studierenden. Doch zugleich gibt es eine Geheimorganisation, die es unfair findet, dass nur Reiche und Mächtige Zugriff auf die Magie haben und wollen auch ärmeren Mitmenschen helfen. Robin, völlig begeistert von seinem neuen Leben, ist hin- und hergerissen zwischen all den neuen Möglichkeiten.



"Languages aren't just made of words. They're modes of looking at the world. They're keys to civilization.

And that's knowledge worth killing for."



Ich habe bisher nur positive Rezensionen gesehen, kann mir aber vorstellen, dass Lesende, die sich nicht für die Feinheiten von Formulierungen oder endlose Diskussionen über die moralische Aspekte von Übersetzungen oder Kolonialismus interessieren, das Buch genervt in die Ecke pfeffern werden. Ich war völlig fasziniert von den Diskussionen und Lesungen der Profs über Übersetzungen, Philosophie und die diversen Spracheigenheiten - ich war sicher, dieses Buch benötigte Jahrzehnte der Recherche oder wenigstens müsste Rebecca ein sprachwissenschaftliches Studium absolviert haben. Und ja, sie hat in Oxford studiert und mehrere Abschlüsse in Sinologie und Übersetzung und studiert immer noch weiter. Sie musste also weniger für den sprachlichen Aspekt recherchieren, sondern mehr für eine akkurate Repräsentation der Lebensumstände im 19. Jahrhundert. Dennoch hat sie für das Buch nur ein Jahr (während der Pandemie) gebraucht. Absoluter Wahnsinn!



Etwas verwirrend waren hingegen die Anmerkungen. Bevor das Buch überhaupt losgeht, empfängt uns eine zweiseitige Rechtfertigung der Autorin für ihre Anpassungen an historische Gegebenheiten. Schade, dass sie dachte, das sei in heutigen Shitstorm-Zeiten nötig. Auch die Fußnoten waren ein Highlight - wo bei "Emily Wilde" die Fußnoten reine Fantasy waren, sind sie bei "Babel" mit realen Hintergründen und Informationen gemischt, sodass die Trennung von Buch und Realität echt schwer fiel.



Wir bekommen also in der ersten Hälfte einen jugendlichen Selbstfindungstrip mit Dark Academia gemischt, bevor es daran geht, einen Krieg zwischen China und England zu verhindern. Von wahnsinnig philosophisch zu irrsinnig spannend. Und dann wird es ein richtiger Thriller und man hat all diese Gefühle und man kann nicht heulen, weil man sonst nicht weiterlesen kann und dann ist das Buch vorbei und dann sitzt man da und schreibt seitenlange Rezensionen. Ich fürchte, ich muss ihr nächstes auch lesen.



"the translator needs to be translator, literary critic, and poet all at once - he must read the original well enough to understand all the machinery at play, to convey its meaning with as much accuracy as possible, then rearrange the translated meaning into an aesthetically pleasing structure in the target language that, by his judgement, matches the original. The poet runs untrammelled across the meadow. The translator dances in shackles."