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Veröffentlicht am 14.10.2016

Das Finale der Fantasy-Saga um Waldmann Lasnic

KALYPTO - Der Wächter des schlafenden Berges
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Wie lange habe ich auf dieses Buch hingefiebert. Dann erreichte mich ein Päckchen von Bastei Lübbe und ich durfte es endlich in den Händen halten. Kalypto: Der Wächter des schlafenden Berges ist das letzte ...

Wie lange habe ich auf dieses Buch hingefiebert. Dann erreichte mich ein Päckchen von Bastei Lübbe und ich durfte es endlich in den Händen halten. Kalypto: Der Wächter des schlafenden Berges ist das letzte Buch der Trilogie um den Waldmann Lasnic, Königin Ayrin, deren Schwester Lauka und die Magierin Catolis. Und all den anderen Charakteren, die mir über drei Bücher so ans Herz gewachsen sind. Nachdem mir der vorhergehende Band schon unglaublich gut gefallen hat, hatte ich sehr hohe Erwartungen an das Finale. Und sie wurden nicht enttäuscht!

Das Buch startet ohne lange Einleitung gleich spannungsgeladen und Lasnic findet sich in einer brenzligen Situation wieder. Kurz wurde noch einmal wiederholt, was zuvor geschah, allerdings war das so gut in die Geschichte eingeflochten, dass es überhaupt nicht gestört hat und somit auch nicht aufgesetzt wirkte – was sonst in Fortsetzungen leider häufig der Fall ist. Ich war direkt wieder in der Geschichte drin und hatte gar kein Problem mit den vielen Charakteren oder unterschiedlichen Erzählperspektiven. Tom Jacuba gestaltet seine Figuren so vielschichtig und unterschiedlich, variiert je nach Perspektive sogar in Schreibstil und Sprache, dass man sich spielend leicht wieder in Geschichte und Charaktere einfindet. Mehr noch, man fühlt sich, als würde man lang vermisste Freunde wieder sehen. Und ein bisschen war es auch so.

Was mich ähnlich überzeugt hat wie die Charaktere, war der Spannungsbogen. Bogen ist hier vielleicht das falsche Wort, denn die Spannung musste sich gar nicht erst aufbauen, sie war durchgehend da. Ich weiß gar nicht, wann ich das zum letzten Mal hatte. Was diesen Punkt betrifft, schlägt der dritte Band seinen Vorgänger noch einmal um Längen! Man war beim Lesen teilweise dauerangespannt, konnte und wollte das Buch gar nicht aus der Hand legen, weil man so sehr mitgefiebert hat. Dieses Mal konnte ich mich auch gar nicht für eine Lieblingsperspektive entscheiden, weil in allen so viel passiert ist. Und wie schon zuvor findet der Autor für jedes Kapitel das perfekte Ende – einen Cliffhanger. Dann wechselt die Perspektive und man ist kurz wütend, dass man nicht gleich erfährt, wie es mit besagter Person weitergeht. Nach wenigen Sätzen ist die Wut auch schon wieder verflogen, denn schon ist man vollends in der neuen Perspektive gefangen. Was das angeht, ist dieses Buch wirklich große Kunst.

Während des Lesens habe ich, gerade was Catolis und Lauka betrifft, auch oft darüber nachgedacht, was für eine Richtung Geschichte und Charaktere genommen haben. Zu Beginn der Reihe hätte man einfach nie damit gerechnet, was für eine Wendung alles einmal nehmen würde. Die Wandlung der verschiedenen Charaktere ist dabei gut und logisch dargestellt. Sie wirken echt und menschlich in ihren Aktionen und keine der Handlungen kam mir unnatürlich oder inszeniert vor. Meiner Meinung nach war es auch interessant zu beobachten, wie man im Laufe der Geschichte die Seiten wechselt. Meine Favoriten blieben zwar die gleichen, aber wenn man teilweise nur die Wahl zwischen Böse und Böse hat – wie entscheidet man sich dann?
Nur eines ist von Band 1 bis 3 unverändert geblieben: mein Hass gegenüber Lauka.

Doch der Leser trifft nicht nur auf “alte” Figuren, auch ein paar neue mischen sich ins Geschehen. Endlich lernt man das Volk aus dem Norden kennen, über das man schon so oft lesen durfte. Auch neue Landschaften darf man entdecken und – wie der Titel schon ankündigt – trifft man auf den Wächter des schlafenden Berges. Das alles ist unglaublich gut umgesetzt und die Fäden und Erzählstränge werden geschickt zusammengeführt.

Das Einzige, was mich bei dem Buch nicht so ganz begeistert hat, ist das Ende. Beziehungsweise das Ende nach dem Ende. Der Epilog hat mir nämlich leider nicht so zugesagt, aber wenn ihr wissen wollt, warum das der Fall ist, müsst ihr das Buch wohl selbst lesen – verraten kann ich es natürlich nicht!
Ein paar Fragen sind bei mir leider noch offen. Deren Antwort würde zwar den Verlauf der Geschichte nicht mehr weiter beeinflussen, weshalb diese Antworten vielleicht nicht von essentieller Bedeutung sind, mich hätten ein paar weitere Ausführungen aber dennoch gefreut.

Ansonsten habe ich aber wirklich gar nichts zu meckern und bin jetzt, wo schon eine Weile seit Beenden des Buches vergangen ist, wirklich traurig, mich von den Charakteren verabschieden zu müssen. Sie sind alle so gut und interessant gestaltet, dass ich über jeden einzelnen gerne noch mehr erfahren würde. Aber manchmal soll man ja aufhören, wenn es am schönsten ist. Und so verabschiede ich mich von Lasnic, seinen Gefährten und Widersachern und ziehe meinen nicht vorhandenen Hut vor Tom Jacuba. Danke für diese Reihe, das Lesevergnügen und dass wir Deine Figuren auf ihrer Reise begleiten durften. Bis zum nächsten Buch!

Fazit

Was soll ich noch groß sagen? Dass ich ein großer Fan der Kalypto-Reihe bin, hat man ja schon mehrmals hier lesen dürfen. Meiner Meinung nach wurde die Trilogie auch mit jedem Band besser, was oft ja genau umgekehrt der Fall ist. Daher gibt es eine klare Leseempfehlung!




Veröffentlicht am 15.09.2016

Zu wenig Zorn, zu viel Morgenröte

Zorn und Morgenröte
5

Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde der Lesejury gelesen und recht schnell gemerkt, dass ich sehr viel weniger enthusiastisch war als meine Mitleser. Das Buch wurde mir aus allen Ecken empfohlen ...

Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde der Lesejury gelesen und recht schnell gemerkt, dass ich sehr viel weniger enthusiastisch war als meine Mitleser. Das Buch wurde mir aus allen Ecken empfohlen und erfährt momentan ja wirklich einen enormen Hype. Ich hatte also dementsprechend hohe Erwartungen daran.

Das Buch startete auch gleich sehr vielversprechend mit einem atemberaubenden Setting. Es wurden viele fremde Begriffe verwendet, die hinten im Glossar jedoch alle erklärt standen. Man konnte sich die Umgebung der Charaktere bildhaft vorstellen und auch Sprache und Schreibstil haben mir gut gefallen. Viel mehr Positives kann ich allerdings auch nicht dazu sagen – leider.

Wie der Klappentext ja schon verrät, handelt es sich bei dem Kalifen Chalid um einen Massenmörder. Darüber hinaus vergewaltigt er die Protagonistin, die all das eigentlich nur über sich ergehen lässt, um ihre beste Freundin zu rächen, die ebenfalls von dem Kalifen getötet wurden. Tja. Eigentlich.
Denn obwohl Protagonistin Shahrzad ihr Leben riskiert, um sich an Chalid zu rächen, wirft sie all diese Pläne gleich zu Beginn über Bord. Und weshalb? Ach ja, genau: Weil die Augen ihres Vergewaltigers und Mörders ihrer besten Freundin ihr so ein schönes Kribbeln im Bauch verursachen. Leider hat das Buch es sich damit bei mir schon im ersten Leseabschnitt verspielt.

Im Verlauf der weiteren Geschichte erfährt man zwar mehr über den Kalifen, aber meiner Meinung nach rechtfertigt das die Handlungen der Charaktere – allen voran Shahrzad – überhaupt nicht. Was für eine Botschaft sendet dieses Buch denn? Dass man einem Mann alles vergeben kann, nur weil er einem schöne Augen macht? Dass ein Mann wie Chalid nur ein bisschen Liebe braucht? Die Vergewaltigung an Shazi wird kurz erwähnt und danach nicht wieder aufgegriffen.

Shahrzad wird andauernd als überaus stark beschrieben, handelt aber völlig anders als es ihrem Charakter laut der Beschreibungen entsprechen müsste. Auch hat mich gestört, dass sie eigentlich gar keinen Plan hatte, wie genau sie sich überhaupt an Chalid rächen möchte. Dafür, dass sie als so tough und intelligent dargestellt wird, hätte ich mir erwartet, dass sie auch etwas unternimmt, etwas mehr geplant hat, als zweimal kurze Geschichten zu erzählen. Dadurch baut das Buch für mich leider auch nur in wenigen Momenten Spannung auf. Hier hätte viel mehr erreicht werden können, hätte Shahrzad auch versucht, ihren Plan in die Tat umzusetzen – Chancen wären definitiv genügend da gewesen. Ihren Zorn, den sie angeblich andauernd spürte, habe ich ihr leider nicht abkaufen können.

Es gibt noch ein paar weitere Dinge, die mich an der Geschichte gestört haben, jedoch würden diese den Inhalt und Verlauf des Buches vorwegnehmen. Gegen Ende nimmt das Buch noch einmal an Spannung auf und auch magische Elemente, die im zweiten Teil sicher noch weiter ausgebaut werden, sind zum Schluss in die Geschichte eingeflochten, aber retten konnte das meiner Meinung nach nicht mehr viel.

Ich bin beim Schreiben der Rezension selbst ein wenig überrascht, wie negativ ich dieses Buch bewerte, da es beim Lesen durchaus auch schöne Stellen gab. Vielleicht bin ich auch wieder zu sehr Moralapostel, aber ich persönlich kann mich mit den Werten, die Zorn und Morgenröte vermittelt, nicht identifizieren.

Fazit

Mich hat das Buch leider enttäuscht. Es hat etliche positive Bewertungen, der Hype ist enorm und ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz, weshalb. Sind Bad Boys mittlerweile so im Trend, dass wir vollkommen über ihre Taten hinwegsehen? Sind wir so süchtig nach einer verruchten Romanze, dass uns Logik nicht mehr wichtig ist? Für mich sendet das Buch leider nur sehr fragwürdige Botschaften und ich konnte die Handlungen der Charakteren leider gar nicht nachvollziehen.

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  • Cover
  • Atmosphäre
  • Schreibstil
  • Charaktere
  • Fantasie
Veröffentlicht am 15.09.2016

Tom Jacuba – Der Magier der Tausend Cliffhanger

KALYPTO - Die Magierin der Tausend Inseln
3

Achtung: Bei dem Titel handelt es sich um den zweiten Teil einer Trilogie. Die Rezension ist zwar spoilerfrei, man sollte den Auftakt der Reihe aber dennoch vorher gelesen haben.

Ich muss ganz ehrlich ...

Achtung: Bei dem Titel handelt es sich um den zweiten Teil einer Trilogie. Die Rezension ist zwar spoilerfrei, man sollte den Auftakt der Reihe aber dennoch vorher gelesen haben.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich etwas Angst hatte, nicht gleich in die Geschichte einzufinden. Der erste Teil ist ja schon ein bisschen her und Kalypto geizt nicht gerade mit Charakteren. Es fiel mir dann aber wirklich ganz leicht und ohne, dass es etlicher (nerviger) Rückblenden gebraucht hätte, fand ich ganz schnell wieder in die Geschichte um Lasnic, Ayrin, Lauka und Catolis ein.

Nicht zuletzt gelang dies durch den Schreibstil. Der war einfach wieder großartig. Ohne einen Namen zu lesen, weiß man, welche Figur man gerade begleitet. Einfach anhand der Sprache, der Atmosphäre. Und so unterschiedlich die Ausdrucksweisen der verschiedenen Charaktere auch sind, so gut kann man sich in jede Figur einfühlen.

Die Unterschiede in der Sprache machen die Perspektivwechsel auch noch spannender, bringen einem die einzelnen Charaktere umso näher. Selbst der mir so verhassten Lauka habe ich mich nahe gefühlt – leider aber nicht nahe genug, um ihr die Haare auszureißen. Selbst ihre Kapitel habe ich gerne gelesen und mich darauf gefreut und das, obwohl ich mich überhaupt nicht mit ihr identifizieren konnte.
Umso mehr gelitten habe ich dann mit Charakteren, an denen mir wirklich etwas lag. Und im zweiten Teil gab es wohl wirklich genug Anlässe zu diesem Leiden. Gerade gegen Ende hin konnte und wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es war einfach zu spannend. Jedes, wirklich jedes Kapitel endete mit einem Cliffhanger, der einen bangend weiter blättern ließ. Und auch wenn ich bei jedem Kapitelende erst einmal aufstöhnte, weil ich direkt wissen wollte, wie es weiter geht, war ich in der neuen Perspektive dann wieder so schnell gefangen, dass ich gar nicht mehr zurückwollte – und so weiter.

Ein riesiger Pluspunkt bei den Charakteren ist für mich, dass sie so greifbar sind. Beim ersten Teil meinte ich noch, sie alle seien menschlich. Das unterschreibe ich auch jetzt noch, nur ist es spannend zu sehen, wie unterschiedlich sich die Charaktere entwickeln. Wie manche, die normal zu sein schienen nach höherem streben, während andere, die am unnahbarsten schienen, jetzt ihre Menschlichkeit entdecken. Selbst Nebencharaktere durchleben eine Entwicklung, haben eine Geschichte und machen neugierig. Bei jeder der Figuren hat man das Gefühl, sie könnte selbst ganze Bücher füllen.
Ein besonderes Lob außerdem an die Frauen aus Kalypto. Ich hebe ja sowieso immer positiv hervor, wenn ich eine Frau in einem Fantasy-Buch besonders gelungen finde. Wenn sie mehr ist als bloße Dekoration. Nun, dann muss ich Kalypto mit Lobreden überschütten. Denn Kalypto bedient sich weder der beschützenswerten, zerbrechlichen Frau, die sich von ihrem Prinzen retten lässt, noch der unbesiegbaren, übermächtigen Heldin, noch der überirdisch schönen, „einzig wahren“ – sondern ein bisschen von allem, ohne dass es in Perfektion abtriftet. Frauen mit Ecken und Kanten. Menschen eben.

Aber mein absolutes Highlight der Geschichte war das Rätseln. Hier war ein Vorteil auch der Austausch, den ich in der Leserunde hatte. Es hat richtig viel Spaß gemacht, zu spekulieren, wie es wohl weitergehen mag. Herauszufinden, welcher Charakter welche Funktion im großen Spiel um das kalyptische Reich erfüllt. Immer hatte man das Gefühl, auf Hinweise zu stoßen und doch kann man nie so leicht auf eine Lösung. Auch am Ende des Buches sind noch nicht alle Fragen geklärt, weshalb ich es kaum erwarten kann weiterzulesen. Genau so sollten Bücher sein.


Fazit

Darf ich mal fluchen wie Lasnic? Ja? Verfluchte Marderscheiße! Wie soll ich denn jetzt bitte bis August warten? Wie mich auf ein anderes Buch konzentrieren, wenn meine Gedanken gerade noch so nah bei den Charakteren aus Kalypto sind?
Der zweite Teil hat den ersten meiner Meinung nach sogar noch übertroffen! Ich bin gespannt auf das große Finale.