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Veröffentlicht am 17.07.2022

Abgründiges Drama um die Hazard Schwestern mit vielen Zeitsprüngen

Dunkle Tiefen
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Jess, Ella und Lydia. Das sind die drei Hazard Schwestern, die noch leben. Rose, die jüngste, stürzte als Kind von den Klippen und starb. Als die Familie im Sommer im Cottage wohnte. In dem sich nun die ...

Jess, Ella und Lydia. Das sind die drei Hazard Schwestern, die noch leben. Rose, die jüngste, stürzte als Kind von den Klippen und starb. Als die Familie im Sommer im Cottage wohnte. In dem sich nun die Schwestern zu Weihnachten 2017 nach Jahren wiedersehen.
Jede Hazard hat eine Karte als Einladung zum Cottage erhalten. Eine feine Karte mit dem gleichen Text. Jess` Karte war unterschrieben von Lydia, Ellas von Jess und Lydias von Ella. Ist doch logo, dass Lydia austickt, als das rauskommt. Auch ohne Paranoia ist das gruselig. Wer hat die Schwestern ins Cottage gelockt? Oder spielt eine der Schwestern ein böses Spiel mit den anderen?

Die Schwestern sind anders. Das zeigen ihre Gedanken. Jede Schwester hat ihren Abschnitt. Da war ich an ihren Sorgen und Ängsten ganz nah dran. Die Einladung ins Cottage hat jede aufgewühlt. Dort einzutreffen, war nicht leicht. So viele Erinnerungen sind mit dem Cottage verbunden.
Jess ist nun verheiratet und schwanger. Sie hat ihre wilde Zeit hinter sich und hat sich verändert, was Ella auffällt. Ella ist der Zwilling von Lydia. Ella ist die nette, die sich für andere in ihrem Job aufopfert. Lydia mochte ich erst am wenigsten. Doch war ihre Reaktion auf das Cottage auch die verständlichste. Also dass der Ort ihr Angst macht. In Panik setzt sie ihren Wagen in den Graben und rennt dann ohne Handtasche zum Cottage.
Lydia setzte sich mit ihren Ticks und Ängsten von ihren Schwestern ab. Die Gedanken von Jess und Ella waren lange so ähnlich, dass ich sie durcheinander brachte. Den Aufbau fand ich unklar. Die Zeitsprünge verwirrend. Das Buch hat sechs Teile. Und jeder davon springt zwischen Jess, Ella, Lydia und Nachbarin Marianne hin und her. Das Buch ist mal am 2. Weihnachtstag, dann drei Tage zuvor, dann zwanzig Jahre zuvor, dann wieder am 2. Weihnachtstag in 2017, dann zwei Tage zuvor, bis dann nach ca. 30 Zeitsprüngen der Tag erreicht wird.

Elizabeth Kay schreibt Thriller als Mix aus Drama und psychologischem Thriller. So düster und abgründet. Das Drama in den zwischenmenschlichen Beziehungen der Familie ist intensiv. Gefesselt hätte mich das aber mehr, wenn es ein paar Zeitsprünge und Wechsel weniger gewesen wärn.

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Veröffentlicht am 14.05.2022

Kranke Psychospielchen mit einer um ihren Bruder trauernden Juul

Truth - Bist du bereit für die Wahrheit?
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Zum Inhalt:
Juul hat es nicht leicht. Ihr großer Bruder Milan starb bei einem Auto Unfall. Ihre Mutter war in der Psychiatrie, weil sie nicht an einen Unfall glaubt und der Polizei zu sehr auf die Pelle ...

Zum Inhalt:
Juul hat es nicht leicht. Ihr großer Bruder Milan starb bei einem Auto Unfall. Ihre Mutter war in der Psychiatrie, weil sie nicht an einen Unfall glaubt und der Polizei zu sehr auf die Pelle gerückt ist. Am Geburtstag von Milan findet Juul auf seinem Grab eine Karte mit einem blutigen Foto von ihm. Tot. Im vom Unfall zerstörten Auto. Nur warum ist die Beifahrertür offen? Wenn Juul weitere Infos will, muss sie nach der Pfeife des Psychos von Kartenschreiber tanzen. Der zwingt Juul seine Dares auf. Unterstützt von ihrer Freundin Fleur stellt Juul sich den Challenges. So haben die beiden etwa mit Pillen versetzte Cupcakes zu backen, um dem Chemielehrer Versteden einen Drogentrip zu verpassen. Doch was wird der Psycho von Daresteller noch von Juul verlangen?

Meine Meinung:
Truth macht vom Start weg Stimmung. Ich mochte die morbiden Schauerplätze. Ein verlassener Friedhof und die Aufforderung zur Dare geharkt in die Erde von Milans Grab. Ein Schrottplatz bei Nacht, auf dem Juul und ihre Freundin Fleur nach Milans vom Unfall zerstörten Auto suchen, verfolgt von einem Schatten. Und eine Leichenhalle in der Pathologie.
Ich mochte Juul, aber auch Fleur. Denn Fleur glaubt Juul sofort ihre crazy Story, tröstet sie und hilft ihr. Auch behält bei den ersten Dares nen kühlen Kopf. Die späteren Dares zwingen Fleur sich ihren Ängsten zu stellen (Pathologie, Vögel). Da rennt sie schreiend weg. Juul wächst dann aber über sich hinaus, wenn sie sich durch die Dares kämpft. Auch stutzt sie ihre Eltern dann (endlich!) mal zurecht.
Denn Juul, ihr Vater und ihre Mutter trauern jeder auf seine Weise um Juuls toten Bruder Milan. Die Mutter kann nicht an einen Unfall glauben. Der Vater will nur, dass es wieder ruhig und friedlich in der Familie ist. So etwas wie Normalität. Und die sich selbst überlassene Juul ist allein mit ihrer Trauer. Juul pflanzt Blumen auf Milans Grab und besucht ihn an seinem Geburtstag, weil sich die Eltern nicht kümmern.
Spannend ist, dass auch der unbekannte Dare Steller seine Kapitel hat. Der ist Perfektionist und hat Freude an seiner makabren Show. Er will Rache. Nur wofür? Was hat Milan getan, dass nach seinem Tod noch seine Schwester Juul dafür bezahlen muss?

Mein Fazit:
Margje Woodrow macht Juuls Leid greifbar. Ihre Trauer, ihre Zweifel (Dare annehmen oder nicht?) und ihr Zögern (Polizei oder nicht?). Da war ich ganz nah dran an Juul. An ihren Gedanken und Ängsten. Ihrer Überforderung, die zu Entschlossenheit wird. Aus Sorge um ihre Mutter. Und wie sie dann versucht über sich hinauszuwachsen. Tougher und stärker wird.
Das Tempo des Thrillers ist hoch. Auf knackigen 250 Seiten jagt eine Dare die nächste. Da bleibt kaum Zeit zum Durchatmen oder Wunden lecken, die Juul von der ein oder anderen Dare davon trägt. Spannend sind auch die fiesen Gedanken Dare Stellers, mit denen er Juuls Job bei den Dares kommentiert.
Jeder hat Geheimnisse vor Juul. Milan, Milans bester Freund Wouter, Milans alter Vertrauenslehrer Versteden, aber auch Juuls Vater. Doch nach und nach werden die enthüllt. Schlauer war ich aber lange nicht, wer hinter den Dares steckt, durch die Juul sich quält. Bis zum explosiven Finale.
Und Truth ist dann a bissl plötzlich zu Ende. Das Motiv des Dare Stellers ist dann klar. Mehr Infos, wie der seine Aktionen gemanagt hat, wären aber nett gewesen. Wie hat er z.B. Juul so überwachen können (mit technischen Gimmicks, dem Hacken des Handys, ...)?

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  • Spannung
Veröffentlicht am 17.04.2022

Monster in der Sylter Schickeria

Düsteres Watt
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Zum Inhalt:
Die junge Michelle lässt ihre Drohne über einem Sylter Naturschutzgebiet fliegen, um den Sonnenaufgang zu filmen. Dabei taucht auf den Aufnahmen der Drohne ein lebloser Körper auf. Und ist ...

Zum Inhalt:
Die junge Michelle lässt ihre Drohne über einem Sylter Naturschutzgebiet fliegen, um den Sonnenaufgang zu filmen. Dabei taucht auf den Aufnahmen der Drohne ein lebloser Körper auf. Und ist da noch ein Schatten? Michelle ist zur falschen Zeit am falschen Ort. Nach einem anonymen, telefonischen Hinweis von ihr wird eine Leiche in den Dünen gefunden. Es ist Karl von Raboisen. Ein reicher Adeliger, dessen Frau Polikterin ist. Der Kronprinz seines Vaters Eduard von Raboisen, der den Vorstandsvorsitz der Holding erben soll. Feinde hatte Karl genug. Nur wer hat ihn ermordet? Ertrunken in den Dünen. Komissarin Liv und ihr Chef Hennes suchen einen Mörder mit einem abartigen Humor.

Meine Meinung:
Sabine Weiß schreibt toll. So wie immer. Urlaubsfeeling auf Sylt ist angesagt, wenn Kommissarin Liv und Rechtsmediziner Sebastian anfangs gemütlich im Kajak rund um Sylt paddeln. Und bei der Untersuchung der Leiche in den Wanderdünen, klebt der Schutzanzug an der Haut, das Eis schmilzt schneller, als es sich schlecken lässt. Die Sommerhitze ist greifbar. Nebenbei schiebt Sabine Weiß kleine Geschichtsstunden ein. So sind die alten Strandräuber auf Sylt nur auf das Holz der Schiffe scharf gewesen. Nach Büchern von Sabine ist man immer schlauer.
Das ist mein erster Liv Lammers Krimi. Das ermittelnde Team finde ich interessant. Ich mag die professionelle Art, mit der Kommissarin Liv ihren Job erledigt. Dass Teamleiter Hennes zur ersten Lagebesprechung kalte Getränke und Eis organisiert, macht ihn sofort sympathisch. Auch dass Hennes bei den versnobbten Reichen in den Vernehmungen Kante zeigt, hat was. Spannungen sind aber bei Liv und Kollege Andreas vorprogrammiert. Das behindert dann auch die Arbeit im Team.
Der ermordete Karl war ein Monster. Mitten drin in der Sylter Schickeria. In seiner Jugend hat Karl über die Stränge geschlagen. Schampus-Karli hat ihn die Klatschpresse getauft. Die Zeiten waren vorbei. Aber Karl hatte dann andere Leichen im Keller. Viele hatten ein Motiv, ihm den Tod zu wünschen. Seine Frau Charlotte musste ihre Macarons verstecken. Sie ist zu dick, zu faul, zu dumm und macht einfach alles falsch. Und das war noch die harmlose Art, mit der Karl Charlotte und die Töchter runtergeputzt hat.
Karls Vater Eduard ist da nicht besser. Ein Despot, dem schon mal die Hand ausrutscht. Die Familie hat drunter zu leiden, das Personal auch. Das klingt nun hart. Aber mir tat da der Vater Eduard, der um seinen Sohn und Erben trauerte, kaum leid. Und dass der Rest der Familie und das Personal nur Trauer heucheln, um nicht verdächtig zu sein, leuchtet mir ein.

Mein Fazit:
Der Krimi hat einen gruseligen Mörder. Der Prolog enthält seine Gedanken. Berechnend und kalt. Vor dem Mord macht er erst seine Bilanz in Microlifes aus. Bei der Suche von Liv und Hennes nach dem Mörder konnte ich mitfiebern. Spannend hat die gemacht, dass es so viele Verdächtige gab. Der vermögender Geschäftsmann Karl war daheim ein waschechtes Monster. Als narzisstischer Kontrollfreak.
Am Schluss von düsteren Watt (Band 6) ist der Mörder von Karl zwar eingelocht. Der Krimi endet aber mit einem massiven Cliffhanger. Lückenlos aufgeklärt wird der Mord an Karl erst in Band 7. Wer also keine Cliffhanger mag, sollte besser warten, bis der Folgeband raus ist. Um dann Band 6 & 7 am Stück zu lesen.

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Veröffentlicht am 10.03.2022

Mega spannender Beginn einer neuen Reihe um Kommissar Jack Diehl

Lilienopfer. Dein Tod gehört mir
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Zum Inhalt:
In einer verlassenen Halle wird Nele Schneyder, Radiomoderatorin, bestialisch ermordet. Ihre Leiche liegt in einer Flut aus Lilienblättern. Hauptkommissar Jack Diehl und Kommissariatsleiter ...

Zum Inhalt:
In einer verlassenen Halle wird Nele Schneyder, Radiomoderatorin, bestialisch ermordet. Ihre Leiche liegt in einer Flut aus Lilienblättern. Hauptkommissar Jack Diehl und Kommissariatsleiter Robert Kornfeld erinnert der Tatort an Curt Weinert. Curt ist fünf Jahre zuvor als Lilienmörder, der brutal vergewaltigt und gemordet hat, verurteilt worden. Seitdem sitzt er im Gefängnis. Was verbindet / unterscheidet den Nachfolger des Lilienmörders von Curt? Mordet ein Nachahmungstäter in Frankfurt oder ist Curt unschuldig?

Meine Meinung:
Jack Diehl ist ein Charakter, der Eindruck hinterlässt. Mit seinen abgewetzten Cowboyboots pflegt er den Cowboy Look, hat ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater, trinkt zu viel und fährt Porsche. Jack erinnert mich ein wenig an Elmore Leonards Raylan Givens wegen des Cowboy Looks und des Vaters mit krimineller Vergangenheit.
Genial finde ich die Beziehung zwischen Jack und Robert, seinem Chef und Freund. Ich mag Robert, der Jack immer raus haut. Und die Dialoge fetzen. Sympathisch ist mir die halb-brasilianische Fotografin Berenice Silva Benevides. Sie ist so jung wie hübsch und ihr erster Tatort nimmt sie ganz schön mit.
Auch die anderen Charaktere sind stark. Bloß mit Viola Hendrick, Profilerin, habe ich mich erst schwer getan. Viola war mir zu streng, beherrscht und selbstbewusst. Sie hat mich mit ihrer Angewohnheit, anderen so oft ins Wort zu fallen, genervt. Aber was war das dann für eine starke, erste Szene von Curt, wenn Viola ihn im Gefängnis besucht. Curt muss fast gar nichts machen, sagen. Violas Reaktion lässt ihn so verstörend wirken. Curts Anwalt Giovanni Klein, Spitznamen Piccolo, konnte ihm da beinah das Wasser reichen. Mich hat Piccolo als absolut schmieriger Anwalt überzeugt.
Stimmung und Atmosphäre sind genial. Verstörend sind die schrecklichen Kindheitserinnerungen des Mörders an das Lilienhaus. Und die düsteren, verfallenen Lost Places sind die perfekte Kulisse für die bestialischen Folter-Morde. Mich erinnert das ein wenig an die gruselige, brutale Seite der Grimm Märchen im Original.

Mein Fazit:
Das Lilienopfer finde ich super spannend. Das Buch habe ich in keinen drei Tagen verschlungen. Der Schreibstil ist gut und die Dialoge fetzen.
Sonst finde ich das langatmig, wenn die Ermittlungen so stocken, wie in diesem Fall. Sehr lange Zeit schafft es das Ermittlungsteam einfach nicht einen echten Hinweis auf den Täter zu finden. Als Leser ist man da schlauer und kann schon früh einen Verdacht haben. Der Spannung hat das jedoch nicht geschadet. Denn dieser Thriller ist perfekt getaktet und entwickelt so einen super Flow.
Das Buch ist der Hammer. Spannend, gruselig und blutig. Jack ist ein Original, sein Freund Robert und die Fotografin Berenice super sympathisch. Eine Fortsetzung lese ich bestimmt.

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