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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.06.2024

Cosy Crime in Nordseeluft

Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording (St. Peter-Mording-Reihe 3)
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Das Werk “Tödliche Tide in ST. Peter(M)Ording“ ist der 3.Band der Cosy Crime Reihe, die humorvoll und fesselnd gestaltet ist.
Das Setting ist der malerische Nordseeort St. Peter Ording. Zur besseren Orientierung ...

Das Werk “Tödliche Tide in ST. Peter(M)Ording“ ist der 3.Band der Cosy Crime Reihe, die humorvoll und fesselnd gestaltet ist.
Das Setting ist der malerische Nordseeort St. Peter Ording. Zur besseren Orientierung findet man auf der Rückseite des Covers eine Landkarte. Auf dem malerischen Cover befindet sich wieder ein Schaf, was den Wiedererkennungsfaktor steigert. Toll!
Wir haben einen unterhaltsamen Roman voller skurrilem Charme vor uns, der durch seine wundervollen Charaktere einen eigenen, unverwechselbaren Charme enthält.
Die Autorin schreibt flüssig mit prägnanten Sätzen und flotten Dialogen, dazu bildhaft. Sie lässt somit ein tolles Bild der Bewohner vor unserem inneren Auge entstehen. Man spürt förmlich das Urlaubsfeeling und die Nordseeatmosphäre. Die Autorin erzählt aufgelockert die Geschichte über den Mord an dem Schauspieler, Titus Frank, der zwar berühmt, aber kein so guter Mensch war.
Die Lust am Entdecken und Mitfiebern wird durch das schnelle Erspüren von Verdächtigen angeheizt. Die Ermittler sind einander gut bekannt und binden die Leserschaft in diese familiäre Atmosphäre ein. Ein Kommissar in Ruhestand hat den richtigen Riecher, und zusammen gehen die sehr unterschiedlichen Charaktere auf die Jagd nach dem Mörder. Der Ausgang des Werkes ist eine Überraschung. Toll, wie die unterschiedlichen Stränge zu einer Einheit zusammengeführt werden.
Wieder einmal kann ich diese Urlaubslektüre empfehlen.

Veröffentlicht am 22.06.2024

Morde in ländlicher Idylle

Verräterisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 10)
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Ich bin ein Fan dieser Krimireihe! Und ich kenne die Gegend um Lavandou recht gut!
Das Cover ist nicht farbenfroh, wie meistens bei dieser Reihe, sondern, wie auch das Cover von „Mörderisches Lavandou“ ...

Ich bin ein Fan dieser Krimireihe! Und ich kenne die Gegend um Lavandou recht gut!
Das Cover ist nicht farbenfroh, wie meistens bei dieser Reihe, sondern, wie auch das Cover von „Mörderisches Lavandou“ in Orange - und Ockertönen gehalten, was die schöne, sonnenverwöhnte Gegend düster und geheimnisumwoben erscheinen lässt und somit zur Thematik der grausamen Morde passt.
Ich setze den Klappentext als bekannt voraus.
Wieder werden wir mit den, bereits aus den anderen Werken der Reihe bekannten, sehr sympathischen Charakteren, Leon Ritter, dem Rechtsmediziner und seiner Lebensgefährtin, Capitaine Isabelle Morell, vertraut gemacht. Sie führen eine Beziehung auf Augenhöhe und teilen ihre Alltagsprobleme im Privat- wie auch im Arbeitsleben. Ihre Patchworkfamilie, komplettiert durch Isabelles Tochter Lilou, durchlebt Höhen und Tiefen, was auch in diesem Krimi wieder deutlich wird.
Leon braucht viel Ruhe, die er in seiner Rechtsmedizin im Keller findet, aber auch in der provenzalischen Landschaft, um die sehr komplizierten Leichenschauen zu dem außergewöhnlichen Erfolg zu führen.
Der Autor beschreibt alle blutigen Szenen, das Quälen der Opfer und Sezieren ganz exakt, deshalb, kann man das Werk auch als Thriller bezeichnen. Leon weiß, dass er nichts übersehen darf,um den möglichen Serientäter zu stoppen.
Kontrapunktisch zu den brutalen Szenen um den Mörder und die Leichenschauen versteht Eyssen es perfekt, Lokalkolorit und Entspannung durch die heimelige Atmosphäre im Ort zu zaubern. Da ist vor allem Leons Stammbistro mit den „Originalen“ aus dem Dorf, die Boule spielen und viel Rosé trinken, ihm aber auch Tipps geben.
Es mangelt dem Werk nicht an raffinierten Spannungselementen, denn die zahlreichen Wendungen sind geschickt platziert, der Plot bis zum Ende ausgeklügelt, das Ganze in abwechslungsreichen, wunderbaren Worten. Die schönen Landschaftsbeschreibungen gefallen mir besonders. Eyssen beleuchtet die Fakten aus unterschiedlichen Blickwinkeln, zaubert Gänsehautmomente und macht Lust, den Folgeband zu erkunden ( Der spätestens 2024 erscheinen wird).
Alle Werke der Reihe ( 10 insgesamt), sind einzeln in sich geschlossen, perfekt konstruiert, und der Kauf lohnt sich. Ich empfehle diese Reihe jedem Frankreich - und Krimiliebhaber.

Veröffentlicht am 01.06.2024

Ein außergewöhnliches Werk

Das Waldhaus
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Die britische Schriftstellerin, Liz Webb, hat mit „Das Waldhaus“ einen sehr speziellen Thriller verfasst.
Das gleichzeitig sehr düstere Cover passt mit den strahlend gelben Quitten und dem dazu passenden ...

Die britische Schriftstellerin, Liz Webb, hat mit „Das Waldhaus“ einen sehr speziellen Thriller verfasst.
Das gleichzeitig sehr düstere Cover passt mit den strahlend gelben Quitten und dem dazu passenden Farbschnitt zum Werk.
Hannah ist eine sehr außergewöhnliche Protagonistin, denn Alkoholikerin und oftmals überdreht reagierend, lässt sie sich auf das Wagnis ein, ihrem dementen Vater das Geheimnis um ihre vor über zwanzig Jahren keines natürlichen Todes verstorbene Mutter zu entlocken.
Meist erzählt Liz Webb chronologisch in der ersten Person, liefert jedoch auch in Rückblenden Episoden aus Hannahs Kindheit, die deutlich machen, wie sie zu dieser charakterschwachen, mit Persönlichkeitsdefiziten behafteten, Person geworden ist.
Hannah sieht ihrer Mutter sehr ähnlich und zieht zu ihrem Vater, um ihn zu versorgen. Sie tut so als sei sie ihre Mutter, indem sie sogar deren Kleider anzieht. Als der Vater sie, in der Rolle der Mutter, um Entschuldigung bittet, glaubt sie, er habe die Mutter ermordet.
Aber da sind noch andere Verdächtige, unter anderem der ältere Bruder, zu dem Hannah ein schlechtes Verhältnis hat.
Im Verlauf ihrer Suche nach Wahrheit findet sie Erstaunliches und Erschreckendes heraus. Spannende Details werden zutage geführt, und der Leser erlebt sehr überraschende Wendungen.
So läst auch der klare Schreibstil die Seiten nur so fliegen. Es gibt gegen Ende zwar einige Längen, jedoch ist das Werk mit den Irrungen bis zum Schluss spannend, denn Webb lässt die meisten Figuren verdächtig rüberkommen. Sie sind interessant und differenziert gezeichnet.
Sehr gefällt mir die Protagonistin, denn sie ist durch ihre teils unsympathische Andersartigkeit zu einer unbequemen Persönlichkeit geworden. Ihre schlechte Meinung hinsichtlich ihrer Figur und ihrer „kranken“ Persönlichkeit überträgt sich natürlich auf die Leser*in, hebt sich dadurch aber von den meisten Krimis mit netten Ermittlern ab, die durch einen Sympathiefaktor glänzen. Gerade diese anstrengende Persönlichkeit gefällt mir sehr gut und macht das Werk zu etwas Besonderem. Also wer sich davon angesprochen fühlt und Spannung pur sucht, sollte sich das Werk anschaffen.

Veröffentlicht am 31.03.2024

Wildpflanzen - ein naturnahes Hobby

Nature Guide Wildpflanzen
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Für ihren Wildpflanzenführer hat Theresa Ester-Nacke ein schlichtes Cover gewählt, aber es wird sofort deutlich, dass es ein ein Format für den Rucksack ist.
Insgesamt 89 Pflanzen werden mit Steckbrief ...

Für ihren Wildpflanzenführer hat Theresa Ester-Nacke ein schlichtes Cover gewählt, aber es wird sofort deutlich, dass es ein ein Format für den Rucksack ist.
Insgesamt 89 Pflanzen werden mit Steckbrief und näheren Infos vorgestellt. Die Farbe der Blüten grenzt die Wildpflanze schon ein, nämlich grün/braun, blau,weiß,rot und gelb. In anschaulichen Bildern werden der Blattaufbau und die Blütenform vorgestellt. Das genaue Merkmal wir durch Pfeile hervorgehoben. Es ist wunderbar, wie sie ähnlich aussehende Pflanzen mit Bildern gegenüberstellt, damit es nicht zu Verwechslungen kommt. Das ist für Anfängerinnen sehr hilfreich. Es liegt der Autorin am Herzen, Achtsamkeit, Wertschätzung und die Nähe zur Natur zu fördern. Hilfreich für die Größenbestimmung sind die Photos mit der Handfläche. Ein alphabetisches Register am Ende des Buches hilft bei der Suche nach einer bestimmten Pflanze.
Der Lebensraum der Pflanzen wird beschrieben, was die Suche erheblich vereinfacht. Ester-Nacke ist es wichtig hervorzukehren, wie die Pflanzen und deren Früchte genutzt werden können, aber sie weist auch sehr deutlich auf eine mögliche Ungenießbarkeit hin.
Besonders gut gefallen mir die tollen Rezepte. Ich konnte schon den ersten Bärlauch am Waldbächlein ernten und zu einer leckeren Suppe verarbeiten. Es hat sehr geholfen, dass man erfährt, welche Sammelstellen zu welcher Zeit geeignet sind.
Anfänger
innen erhalten mit diesem gut aufgebauten Werk sichere und schnelle Erfolgserlebnisse. Ich habe dadurch ein neues naturnahes Hobby entdeckt und konnte mir ein gefestigtes Basiswissen erarbeiten.

Veröffentlicht am 16.03.2024

Das Dorf ist überall

Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart
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Beim Anblick des Covers habe ich gleich an Jan Fedder gedacht in seiner Rolle als tüffeliger Bauer in der Fernsehserie „ Neues aus Büttenwarder“. Dazu passen die ihm eigenen schmutzigen Gummistiefel. Das ...

Beim Anblick des Covers habe ich gleich an Jan Fedder gedacht in seiner Rolle als tüffeliger Bauer in der Fernsehserie „ Neues aus Büttenwarder“. Dazu passen die ihm eigenen schmutzigen Gummistiefel. Das aufrüttelnde Signalrot der Beschriftung und speziell der saubere, rote Gummistiefel beziehen sich wohl auf die Neuzugezogenen.
In seinen Ausführungen zum Befinden auf dem Lande stützt sich Vedder auf seine Erfahrungen als Kind im “gebirgichten“ Westfalen, wo jeder, der nicht der gesellschaftlichen Norm entsprach, ausgrenzt und gehänselt wurde.
Als Städter aus München berichtet er vom Wohnen am Ammersee, wo tradierte Werte gelebt werden von der reichen, ehemaligen Münchner Schikeria.
Ich denke, beides sind nicht unbedingt repräsentative Beispiele. Wir sind an einen ländlichen Ort, 40Km von der Großstadt Hamburg entfernt, gezogen. Vieles wird dort von einem provinziellen Geist und einer paternalistischen Autoritätsstruktur beherrscht, jedoch nicht in dem von Vedder angeprangerten Maße.
Der Autor bezieht sich in seinem Exkurs auf die Landflucht der Rechten und Linken, erklärt aber, dass viele “normale“ Familien ihren Kindern ein naturverbundenes und unbeschwertes Leben gönnen wollen, obwohl es für die Eltern, ehemals Bewohner in der großstädtischen Anonymität, nicht immer einfach ist., den sozialen Normen und dem damit verbundenen Druck standzuhalten, denn soziale Harmonisierung wird gefordert.
Auf dem Lande herrscht die Devise: Ich darf, was ich wollen soll.
Vedders Haltung dem dörflichen Geist gegenüber ist sehr negativ, und er glaubt zu wissen, dass das Dorf mittlerweile überall ist.
Auf S.101/102 schreibt er:“ Das Leben auf dem Lande zeigt, welchen Preis eine Gesellschaft zu zahlen droht, die ihren Zusammenhalt in einer wertegestützten Gemeinschaft finden will: autoritäre Herrschaft und Hypermoral, Verachtung der liberalen Gesetze und Institutionen, Reinlichkeitsideologien und Verekelung der anderen, ihr Ausschluß und ihre Entrechtung, Heuchelei – und Gewalt“.
Meist verwendet der Autor den elaborierten Code in seine Ausführungen und untermalt diese, sehr gut recherchiert, mit Exkursen auf, zum Beispiel, Philosophen wie Adorno, Heidegger, Habermas, Sartre, Camus... . Dazu finden wir in den “Anmerkungen“ 109 Literaturverweise. Und das bei 144 Seiten Text!
Das Werk hat mir viele Denkanstöße geliefert, besonders auch die historischen Exkurse.
Es sollte aber nur von Personen gelesen werden, die mit einer analytischen Distanz an die Sache herangehn.