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Veröffentlicht am 26.10.2024

Packend und eiskalt

Blutbuße
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„Blutbuße“, der neue Polarkreis-Krimi von Viveca Sten, erschienen 2024 bei dtv, ist ein packender Krimi in gewohnter Sten-Qualität, der keine Wünsche offenlässt.

Die Ermittler:innen Hannah Ahlander und ...


„Blutbuße“, der neue Polarkreis-Krimi von Viveca Sten, erschienen 2024 bei dtv, ist ein packender Krimi in gewohnter Sten-Qualität, der keine Wünsche offenlässt.

Die Ermittler:innen Hannah Ahlander und Daniel Lindskog werden in einen komplexen Fall geworfen: Die von der örtlichen Bevölkerung kritisch betrachtete Charlotte Wretlind kommt durch einen brutalen Mord ums Leben, kurz bevor der Kick-Off zu einem großen Hotelprojekt vonstatten gehen kann. Wurde sie deshalb aus dem Verkehr gezogen?

Die Handlung spielt in Åre, einem beliebten Skiort im Norden Schwedens, nahe der Grenze zu Norwegen. Während die Ermittlungen voranschreiten, erfahren wir Lesenden viel über die private Situation der Ermittelnden und tauchen immer tiefer auch in ihr Leben ab. Sten legt viele verschiedene Spuren und hält die Spannung so bis zum überraschenden Schluss hoch. Die Figuren sind gut gezeichnet und auch wenn sich unter ihnen Stereotype finden, so überwiegen Charaktere, die in die Tiefe gehen. Es gibt viele Wendungen und schnell finden sich auch Spuren, die in die Vergangenheit führen, so dass der Fall immer vertrackter wird. Die Vergangenheit findet sich auch als weitere Zeitebene im Buch wieder, was formal gut konstruiert ist.

Sten schreibt flüssig und klar, sie scheut nicht vor Brutalität zurück, ohne jedoch zu sehr ins Detail gehen zu müssen, sie bettet Lokalkolorit in einem guten Maß ein, vor allem auch die Schilderung der Hotelatmosphäre gelingt grandios. Spannend insbesondere auch, wie sehr die Ermittler:innen selbst mit Druck und psychischen Problemen zu kämpfen haben, was natürlich Folgen für den Fall hat. Und auch wenn dieser Krimi vielleicht ein paar Seiten kürzer hätte sein können, bin ich doch gerne durch die Handlung gefolgt und wurde von der Auflösung überrascht. Also auf jeden Fall eine Leseempfehlung – und Vorfreude auf Band 4 der Reihe.

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Veröffentlicht am 24.10.2024

Beeindruckend ungewöhnlich

Im Morgenlicht
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„Im Morgenlicht“ von Téa Obreht, erschienen 2024 bei Rowohlt Berlin, ist ein ausnehmend ungewöhnlicher Roman, der sehr schwer zu beschreiben ist, aber unbedingt gelesen werden sollte.

Die junge Sil kommt ...

„Im Morgenlicht“ von Téa Obreht, erschienen 2024 bei Rowohlt Berlin, ist ein ausnehmend ungewöhnlicher Roman, der sehr schwer zu beschreiben ist, aber unbedingt gelesen werden sollte.

Die junge Sil kommt gemeinsam mit ihrer Mutter in Island City an, einer dystopischen Stadt inmitten eines Unlandes, in dem es scheinbar zu einer Reihung von Katastrophen gekommen ist, weshalb große Teile überschwemmt und unbewohnbar sind, weshalb viele Menschen umgesiedelt werden müssen. Sil landet mit ihrer Mutter bei ihrer Tante Ena in einem Hochhaus, das den Namen „Morgenlicht“ trägt. Sil, die nur wenig über ihre eigene Vergangenheit weiß und von ihrer Mutter streng verordnet bekommt, nicht über die Vergangenheit zu sprechen, mäandert im Morgenlicht durch die Räume und schlägt die Zeit tot, denn für ein wirkliches Ankommen fehlt ihr eine Perspektive.

Die Familiengeschichte von Sil deckt sich nur langsam und in dünnen Schichten auf, es gibt viele Rätsel und letztlich folgen wir dem, was Sil herausfindet, wodurch man schnell eine gute Verbindung zu ihr empfindet. Das World Building gelingt elegant, Island City füllt sich mit immer mehr Details, je weiter die Handlung voranschreitet und auch wenn es keine Klarheit gibt, was genau die Katastrophe erzeugt hat, kommen immer mehr Versatzstücke ans Licht, Dürre, Erdrutsch, Krieg... Die Figuren tragen alle ein Geheimnis, so dass jede einzige sehr spannend ist. Die Sprache ist einfach toll, es sind einzigartige Wortschöpfungen und Kombinationen dabei, und Obreht zeigt sich als Meisterin der Atmosphäre. Je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr ziehen Mystik und vielleicht auch Magie in das rätselhafte Geschehen ein und immer mehr Geschichten in der Geschichte, die jedoch alle ihren Sinn haben – und zunehmend auch eine schwelende Bedrohung. Bis zum Schluss lässt sich nicht entscheiden, ob wir uns in einer Fantasy bewege oder in der phantastischen Wahrnehmung eines Kindes, das Phantasie und Überhöhung als Coping-Mechanismus für Leid benutzt.

Obreht webt viele zeitgeschichtliche Bezüge in ihr Buch ein, ohne sie explizit zu machen, die Balkankriege, die Täter des 3. Reiches, Flucht und Migration, Umweltkatastrophen, die Frage nach der Bedeutung von Herkunft, um nur ein paar zu nennen, aber all das geschieht ganz unterschwellig im Untergrund der Haupthandlung. Hier ist alles geboten, Fiktion, Märchen und Dystopie, alles sehr gut miteinander verknüpft, absolut spannend auf einem sprachlich hohen Niveau geschrieben und zu keiner Zeit langweilig. Der ungewöhnliche Genre-Mix funktioniert ausgezeichnet und wird von durchweg starken Charakteren getragen. Ein wirklich besonderes Buch, das alte Mythen mit einer düsteren Zukunft verknüpft. Kleine Abzüge gibt es dennoch, denn Obreht entscheidet sich, wie so viele Autor:innen in letzter Zeit, für ein offenes Ende, das viele Stränge nicht vollendet oder erklärt. Das fand ich in diesem Fall leider sehr schade, denn gerne hätte ich noch mehr erfahren über diese Welt und ihren Weg ins Chaos und über die Frage, was nun wirklich geschah und was nur die Phantasie eines Kindes ist. Darum kann ich nicht die volle Sternenzahl an den Himmel werfen – ganz sicher aber leuchtet das Morgenlicht auch so stark genug, um unbedingt gelesen zu werden, denn, um den Kreis zum Anfang zu schließen: Dieses Buch ist einzigartig ungewöhnlich und muss erlebt werden.

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Veröffentlicht am 20.10.2024

Romantisierend und leider langatmig

Die Mitford Schwestern
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„Die Mitford-Schwestern“, der neue Roman in der „Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Reihe“ von Marie Benedict, erschienen 2024 bei Kiepenheuer und Witsch, kann leider mit dem ein oder anderen ...

„Die Mitford-Schwestern“, der neue Roman in der „Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Reihe“ von Marie Benedict, erschienen 2024 bei Kiepenheuer und Witsch, kann leider mit dem ein oder anderen Vorgängerband nicht mithalten.

Die Handlung beschäftigt sich mit den Mitford-Schwestern, die eigentlich gar nicht SO unbekannt sind und für mich auch ein bisschen aus der Reihe der starken Frauen tanzen, denn auch wenn sie Einfluss hatten, haben sie in dem Sinne die Weltgeschichte vielleicht auch doch nicht ganz so sehr beeinflusst, wie die anderen Frauen der Reihe. Genauer fokussiert der Band auf Diana, Nancy und Unity Mitford, andere Mitglieder des Mitford-Clans tauchen eher nur am Rande auf. Laut Umschlagstext stehen im Mittelpunkt des Romans „die tapferen Bemühungen der Schriftstellerin Nancy Mitford, die Nazis daran zu hindern, Großbritannien einzunehmen“ – aber weit gefehlt, diesen Vibe bringt das Buch leider wirklich nicht mit.

Der Roman startet mit sehr vielen Namen, Menschen und Beziehungen, die ich nicht so schnell sortiert bekam – dass die Schwestern die Angewohnheit haben, jedem Menschen auch noch einen Spitznamen zu verpassen, war dabei auch nicht gerade hilfreich. Hier wäre ein Stammbaum oder schlicht eine Personenliste sehr hilfreich gewesen. Das Zeitflair des Großbritanniens der 30er/40er Jahre ist gut atmosphärisch gegriffen, nicht zu viel, aber das Notwendige wird geschildert. Bei der Figurengestaltung ist interessant, wie die Männer alle nicht gerade Sympathieträger sind – ist das der weibliche Blick? Die Charaktere werden halbwegs sauber gezeichnet, es fehlt aber durchweg eine Tiefendimension, auch wenn wir teilweise langen inneren Monologen folgen dürfen, so sind diese oft nicht erhellend. Die Grundkonstruktion des Romans, wir folgen in immer sehr kurzen Kapiteln, bei denen der Blickwinkel zwischen Nancy, Unity und Diana wechselt, dabei sind Nancys Kapitel aus der Ich-Perspektive geschrieben, während die anderen Figuren aus einer personalen Erzählperspektive berichtet werden, erschwert eine Identifikation und ein tiefes Eintauchen zusätzlich, auch wenn die Idee nachvollziehbar ist. Leider verpasst Benedict die Chance, sich intensiv mit einer vierten Mitford-Schwester, Jessica Mitford, zu beschäftigen, die einen guten Kontrapunkt zu den ersten drei hätte bilden können und auch der politischen Thematik mehr Dimension verliehen hätte.

Nach einem schwungvollen Beginn plätschert der Roman eher vor sich hin und kreist endlos um die immergleichen Ereignisse und Gedankengänge. Es mag an meiner deutschen Leseperspektive liegen: Für eine Amerikanerin ist die Faszination für den Faschismus vielleicht faszinierend – für eine deutsche lesende Person wäre hier der Blick auf die Gegenbewegung und Spionage wahrscheinlich deutlich interessanter gewesen.

Was wirklich problematisch ist, ist, dass Benedict Fakten verändert und leider sowohl Adolf Hitler als auch den Faschismus romantisiert und im letzten Kapitel sogar das Denken und Handeln der Faschistinnen Unity und Diana relativiert. Das kommt regelmäßig vor – und beides erfährt im Nachwort keinerlei Einordnung oder Erläuterung. Dieser Vorgang ist für mich unverständlich und auch unverantwortlich, gerade auch, wenn ich mir vorstelle, dass dieses Buch auch im amerikanischen Raum gelesen wird, wo das Wissen über den Faschismus in Europa eh ein sehr begrenztes ist. Hitler als freundlichen höflichen Mann zu zeichnen, mit dem mensch angenehm Tee trinken und über Wagneropern parlieren kann – das mag ein Aspekt sein, der aber nicht ohne die vielen anderen Aspekte seiner Persönlichkeit in den Raum gestellt werden darf. Diese kommen deutlich zu wenig vor, wie die ganze Geschichte des Faschismus im Konkreten viel zu wenig geschildert wird. Wenn man schon (wie auch immer das geographisch möglich sein soll) von der Oper in München aus auf das KZ Dachau schauen kann – dann sollte vielleicht auch dargestellt werden, was dort geschah. Es wäre leicht gewesen, auch diese Perspektive zu integrieren.

Die angekündigte Heldin des Romans, Nancy, bleibt über weite Strecken sehr handlungsarm und verlagert ihre politische Energie wenn überhaupt ins Schreiben - auch hier verstehe ich nicht, dass Benedict nicht zumindest Zitate von Nancy Mitfords Schaffen in den Roman integriert hat. Stattdessen überlässt sie den Faschismusschwärmerinnen weitestgehend den Raum. Dabei wird auch die Sprache immer schwülstiger: "Eine einzelne Träne entschlüpft ihrem eisernen Willen" – zwischendurch fühlte ich mich fast in einem Arztroman vom Kiosk angekommen.

Hier hatte ich mir ein ganz anderes Buch erhofft. „Wie privat das politische doch letzten Endes ist…“ wird am Ende des Buches gesagt. Das stimmt! Wurde aber leider in der Dimension in diesem Roman verpasst.

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Veröffentlicht am 13.10.2024

Hervorragende Protestanalyse trifft unglaubwürdige Figurenkonstruktion

Tage mit Milena
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„Tage mit Milena“, der neue Roman von Katrin Burseg, erschienen 2024 bei Heyne, hat mich leider sehr zwiespältig zurückgelassen.

Thematisch dreht sich der Roman um wichtige Themen: Den Klimawandel und ...

„Tage mit Milena“, der neue Roman von Katrin Burseg, erschienen 2024 bei Heyne, hat mich leider sehr zwiespältig zurückgelassen.

Thematisch dreht sich der Roman um wichtige Themen: Den Klimawandel und die Klimaproteste respektive deren Radikalisierung sowie in einer Vergangenheitsschau der Geschichte der Proteste um die Hamburger Hafenstraßenbesetzung – und somit der Frage nach Radikalisierung und deren Folgen generell. Erzählt wird das anhand der sich entwickelnden Beziehung zwischen Annika, einer inzwischen bürgerlich-links in Lübeck lebenden Frau mittleren Alters, die durch die Bekanntschaft mit Luzie, einer gerade noch 17jährigen Klimaprotestlerin, an ihre Vergangenheit in der Hafenstraße und die Ereignisse der damaligen Zeit, die sie bis heute prägen, erinnert wird.

Das klingt auf der Oberfläche gut und spannend – und was den thematischen Teil angeht, ist das auch so. Die vielen geballten Informationen über Klimawandel und -proteste waren mir persönlich etwas zu üppig und referatsartig hineingestopft, das mag aber daran liegen, dass ich intensives Vorwissen habe. Der Teil, der die Hafenstraßenzeit aufgreift, ist sehr gelungen, ich glaube, vielen Menschen fehlt das tiefe Wissen darüber und Bruseg zeigt gekonnt die Parallelen in Protest und Radikalisierung auf, das habe ich so auch noch nirgends gelesen. Auch hier war mir persönlich die Ballung innerhalb des Handlungsstranges zu viel, da hätte etwas Luft gutgetan, aber die grundsätzliche Idee, wie Bruseg diese Inhalte formal in das Geschehen einbettet, ist sehr geschickt.

Womit ich aber leider durch das ganze Buch hindurch nicht warm geworden bin, sind die Charaktere, ihre nicht plausiblen Handlungen und übertriebene Zeichnung und die vielen Leerstellen für ihr Handeln, die sich für mich einfach nicht erklären. Was dazu geführt hat, dass die Hauptperson Annika mich geradezu aggressiv gemacht hat mit ihrem kindischen Verhalten, das sich durchweg nur um sich selbst dreht. Ich habe lange keine so durchweg übergriffige und ehrlich gesagt schon psychopathische Figur gelesen – und aus meiner eigenen Beziehung zu Teenagern kann ich nur sagen: Da würde jede:r Teenie ganz schnell das Weite suchen. Im Roman geschieht aber das Gegenteil, klar, sonst gäbe es keine Geschichte, aber ich konnte daran leider zu keinem Zeitpunkt glauben.

Das Buch ist durchweg gut geschrieben, da gibt es gar nichts zu meckern, der Inhalt ist super, da wo es um das Schreiben von Historie und Chronik geht, auch sehr ausführlich und genau recherchiert. Alles, was die Figuren betrifft, ist für mich leider klischiert und nicht glaubwürdig / wenn es glaubwürdig sein soll, dann fehlt mir hier der Mut zur Konsequenz. Das Leben sieht da meistens schon genauer hin und hat weniger Wattebäusche bereitgestellt. In der Leserunde, in der ich dieses Buch gelesen habe, gab es aber auch viele begeisterte Stimmen. Also selbst herausfinden – auch wenn ich mich aufgrund des Zwiespalts nur bei 3 Sternen einreihen kann!

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Veröffentlicht am 09.10.2024

Wunderschön und voller Schmerz

A Song to Drown Rivers
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„A Song to Drown Rivers“ von Ann Liang, erschienen 2024 bei Bramble, ist ein Buch, das allein optisch schon verzaubert und mir beim Lesen immer wieder so viel Freude gemacht hat, einfach nur, weil ich ...

„A Song to Drown Rivers“ von Ann Liang, erschienen 2024 bei Bramble, ist ein Buch, das allein optisch schon verzaubert und mir beim Lesen immer wieder so viel Freude gemacht hat, einfach nur, weil ich es in die Hand nehmen durfte. Der Schutzumschlag ist rasend schön gestaltet, dazu ein wirklich umwerfender Farbschnitt, nimmt man den Schutzumschlag aber ab, offenbart sich ein Einband in Gold und Blau, der wirklich kaum zu überbieten ist. Eine Charakterkarte liegt auch noch bei. Was für eine einzigartige Buchgestaltung! Preiswürdig!

Der Inhalt des Buches steht dem weitestgehend nicht nach. Wir begleiten die junge und genauso einzigartig schöne Xishi in China um das Jahr 500 auf einer geheimen Mission in das Reich der Wu, denn zwischen den Wu und den Yue, was Xishis Volk ist, herrscht Krieg und die Wu haben das Reich der Yue unterworfen. Angeheuert durch den Minister Fanli ist Xishi der Schlüssel zu einem Plan, der die Machtverhältnisse wieder in ihre alte Ordnung bringen soll – doch dieser Plan hat einen Preis, der viel zu hoch ist und für die Protagonisten ein Leben in Schmerz bedeutet.

Liang schreibt hervorragend und hält den dichten Erzählbogen immer gespannt. Sie findet ein gutes Maß zwischen Romance, nicht zu viel Spice und Thrill, die Anzahl der wichtigen Charaktere ist gut gewählt, so dass ich immer gut folgen konnte, die Atmosphäre ist sinnlich geschildert und auch das Worldbuilding gelingt sehr gut. Nur an wenigen Stellen uferten Beschreibungen zu sehr aus oder wurde die Sprache doch etwas sehr pathetisch. Die Hauptcharaktere kommen einem beim Lesen sehr nahe, und Liang führt eine angenehme Symbolik durch den Roman, ohne dabei zu sehr aufzutragen. „Der Geist zerstört, das Herz verschlingt“ ist ein Leitsatz, der sich durch das Buch rankt und der für die Lesenden in all seiner Bittersüße immer wieder erfahrbar wird bis zu einem verblüffenden Ende, mit dem ich so nicht gerechnet hätte. Und in der aktuellen Welt hat das Buch sogar eine hohe politische Brisanz, ohne jemals zu belehren. „Er wurde vom Krieg getötet. Vom Willen von Königen.“ Sagt eine alte Frau an einer Stelle im Buch und bringt damit auf den Punkt, was gerade an so vielen Orten geschieht – und die Erkenntnis, dass sich nichts, gar nichts dadurch ändert, wenn sich Macht verschiebt, zumindest meist nicht zum Guten. Es ist der Kampf um Territorien, statt der Kampf um gutes Leben. Und den Preis dafür zahlen nicht die Herrschenden. So war es um 500, so ist es heute.

Ein wirklich sehr lesenswertes Buch, das man in einem Rutsch durchsuchten kann, ich hätte mir nur noch etwas mehr Klarheit und weniger Pathos gewünscht, dann wären es 5 Sterne geworden. Aber viel hat nicht gefehlt, also unbedingt besorgen und mitfiebern, mitleiden, seufzen und immer wieder die Schönheit dieser Ausgabe bewundern.

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