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Veröffentlicht am 12.09.2022

Persönlich und fernab des Mainstream - auch das ist Amerika

Die Vereinigten Zutaten von Amerika
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Anna Engelke und Jörg Thadeusz stellen in ihrem Buch "Die Vereinigten Zutaten von Amerika" ein sehr persönliches Amerika vor - fernab des Mainstream, sympathisch und mit ebenso selbstbewußten, wie starken ...

Anna Engelke und Jörg Thadeusz stellen in ihrem Buch "Die Vereinigten Zutaten von Amerika" ein sehr persönliches Amerika vor - fernab des Mainstream, sympathisch und mit ebenso selbstbewußten, wie starken Charakteren.

Die pointierten Portraits von 16 Menschen, die alle auf eigene Art einzigartig sind und jeweils mindestens eine erstrebenswerte Charaktereigenschaft symbolisieren, zeigen eindrucksvoll, wie auch (oder gerade) in Amerika Menschen im Kleinen wirken und dabei viel bewirken können.

Das Buch erschien bereits 2012 und gibt auch zehn Jahre später noch Hoffnung, dass im Amerika nach dem präsidialen Trump-Supergau, der beim Erscheinen des Buches wohl noch nicht absehbar war, und auch nach Corona - bei aller Zerissenheit des Landes - weiterhin engagierte, weltoffene und einfach gute Menschen existieren.

Als kleines Schmankerl gibt es für den Leser zum Ende jeden Portraits ein Rezept aus dem persönlichen Repertoire des jeweiligen Protagonisten. Mal einfach, mal Haute Cuisine - halt genauso abwechslungsreich, wie der "melting pot" USA und die hier vorgestellten Charaktere.

Sehr lesenswert und inspirierend

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Eindrucksvoller zweiter Band der Norderney-Saga um die starken Frauen des Inselsalons

Sturm über dem Inselsalon
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In ihrem zweiten Roman der auf vier Bände ausgelegten historischen "Inselsalon"-Reihe rund um die starken Frauen des "ersten Friseursalons am Platze" auf Norderney, nimmt die Autorin Sylvia Lott ihre Leserinnen ...

In ihrem zweiten Roman der auf vier Bände ausgelegten historischen "Inselsalon"-Reihe rund um die starken Frauen des "ersten Friseursalons am Platze" auf Norderney, nimmt die Autorin Sylvia Lott ihre Leserinnen und Leser mit in die schweren, entbehrungsreichen und mit Schicksalsschlägen gespickten Jahre des ersten Weltkriegs und in die darauffolgende, nicht minder problembehaftete Nachkriegszeit.

Während ihre Männer im Krieg Dienst für das Deutsche Kaiserreich leisten, haben Seniorchefin Jakomina Fisser und die eingeheiratete Juniorchefin Frieda Fisser, unterstützt von Friedas' Freundin Grete, sowie den Familienmitgliedern, Nachbarn und treuen Angestellten alle Hände voll zu tun, den Salon und ihre persönlichen Leben möglichst unbeschadet durch die schweren Zeiten zu manövrieren. Das gelingt nur teilweise, in vielen Aspekten jedoch auch nicht, denn der Krieg fordert letztlich auch von den Frauen des Inselsalons einen hohen Tribut - von jeder Einzelnen.

Aber vor allem Frieda läßt sich nicht unterkriegen - sie geht voran, übernimmt Verantwortung und "funktioniert", auch wenn die Kräfte oft am Ende sind. Aber reicht das - gerade in der Zeit nach dem Ende des Krieges mit Depression, Rezession, Geldentwertung, Lebensmittel- und Versorgungsknappheit mit Grundgütern - um den Salon am Leben zu halten ohne sich selber zu verlieren?

Sylvia Lott ist mit "Sturm über dem Inselsalon" ein eindrucksvolles Buch gelungen, das mit sehr vielen, akribisch recherchierten, historischen Fakten über das Norderney der 1910er Jahre aufwarten kann. Viele Schauplätze der Handlung kann der geneigte Leser bei einem Besuch auf der Insel auch heute noch problemlos wiederfinden. Auf der Grundlage der historisch belegten Ereignisse und tatsächlichen Orte baut die Autorin eine toll zu lesende, realistsich wirkende Handlung auf, die zwar Fiktion ist, aber ohne Weiteres auch so passiert sein könnte.

Ein eindrucksvoller zweiter Band einer uneingeschränkt zu empfehlenden Reihe, der Lust auf die beiden noch folgenden Fortsetzungen macht.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Lisa Eckhart ist eine sprachliche Urgewalt

Boum
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Der Roman "Boum" von Lisa Eckhart läßt sich in keine Schublade stecken. Er ist von allem ein bisschen: Liebesgeschichte, gesellschaftskritisches Essay, Krimi, Märchen, erotische Erzählung, Horrorgeschichte...

Auch ...

Der Roman "Boum" von Lisa Eckhart läßt sich in keine Schublade stecken. Er ist von allem ein bisschen: Liebesgeschichte, gesellschaftskritisches Essay, Krimi, Märchen, erotische Erzählung, Horrorgeschichte...

Auch wenn das Buch "Boum" heißt und damit nach dem im Buch vorkommenden, selbstherrlichen und irgendwie durchgeknallten französischen Terrorexperten Monsieur Boum benannt ist, so ist er jedoch nicht die Hauptperson dieses Werkes. Das ist vielmehr Aloisia, eine junge Österreicherin, die scheinbar der Liebe wegen nach Paris kommt und dort in völlig abstruse Verwicklungen gerät.

Während der Massenmörder "Le Maestro Massacreur" unter den Straßenmusikern der Stadt der Liebe wütet und Monsieur Boum, sowie ein eher melancholischer Kommissar sich mehr oder weniger motiviert auf der Jagd nach ihm befinden, gerät Aloisia an Clopin, den König der Bettler und wird von ihm in unglaubliche Welten eingeführt.

Ebensowenig wie sich dieses Buch einem Genre zuordnen läßt, ist es nicht möglich einen eindeutigen roten Faden in der Story zu lokalisieren. Vielmehr spricht Lisa Eckhart immer wieder unterschiedliche Handlungsstränge an, die mehr oder weniger - oder auch mal gar nicht - in Zusammenhang stehen.

Dieses literarische Geflecht macht es dem Leser sehr schwer zu folgen, aber dem Hörer des von der Autorin selbst gelesenen Hörbuchs offenbart sich ein Hörgenuss selten gekannten Ausmaßes. Lisa Eckhart ist eine sprachliche Urgewalt - spitzfindig, intelligent, wortgewaltig, provozierend, politisch unkorrekt, einfühlsam - einfach Lisa Eckhart!

Ein Hörgenuss von besonderer Qualität...

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Veröffentlicht am 27.08.2022

Solider Auftakt einer neuen Reihe mit großem Potenzial

Die Marseille-Morde - Das tote Mädchen
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Die malerische französische Gemeinde Carry-le-Rouet in der Nähe von Marseille wird durch den Selbstmord der erst 15jährigen Schülerin Emeline Bernier erschüttert. Emeline war eine sehr gute Schülerin, ...

Die malerische französische Gemeinde Carry-le-Rouet in der Nähe von Marseille wird durch den Selbstmord der erst 15jährigen Schülerin Emeline Bernier erschüttert. Emeline war eine sehr gute Schülerin, künstlerisch begabt und zurückhaltend. Damit scheint sie in der Schule bei der tonangebenden, selbstherrlichen Clique rund um die Tochter des Marseiller Oberstaatsanwalts und dem Sohn des Polizeichefs ein beliebtes Ziel für Spott und Übergriffe gewesen zu sein. Emeline wurde massiv gemobbt und unmittelbar vor ihrem Suizid scheint die Sitaution vollends eskaliert zu sein.

Gegen den Willen ihrer Vorgesetzten, die den Fall stillschweigend als Selbstmord einer depressiven Schülerin unter den Teppich kehren wollen, beginnen Staatsanwalt Pierre Frigeri und die junge Polizei-Inspektorin Nadia Aubertin heimlich zu ermitteln - und stoßen dabei gemeinsam mit ihrem engagierten Team in ein Wespennest aus Korruption, Vertuschung, Gewalt, Mord, politischen Ränkespielen und Intrigen.

Die Autorin Anna-Maria Aurel hat mit „Das tote Mädchen“ den Grundstein zu einer voraussichtlich in Zukunft viele Bände umfassenden Reihe rund um „Die Marseille Morde“ vorgelegt. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen, die Geschichte schlüssig angelegt. Allerdings hält die Handlung nur wenige Überraschungen bereit - die Story ist vorhersehbar und sehr gradlinig erzählt.

Es handelt sich hierbei um den ersten Band einer geplanten Reihe, in der neben der ausführlich beschriebenen malerischen Schönheit der Gegend rund um Marseille, vor allem die vielen Protagonisten und ihre persönlichen Probleme oder „Leichen im Keller“ vorgestellt oder zumindest angedeutet werden. Der Fall gerät zeitweise in den Hintergrund, die Einführung der Charaktere und ihrer Eigenarten stehen häufig im Mittelpunkt.

„Die Marseille Morde - Das tote Mädchen“ ist ein solider Krimi, der die aktuellen Themen unserer Zeit wie Corona, aufkommenden Nationalismus, Flüchtlingsproblematik und die „Ghetto-Bildung“ in den französischen Großstädten ganz bewußt aufnimmt. Die aus meiner Sicht eigentlich herausstechende Aufgabe dieses Buches ist aber die ausführliche Einführung der Schauplätze und der Charaktere für die kommenden Bände der Reihe. Der Auftaktband macht Lust auf mehr - die Reihe hat das Potenzial für weitaus mehr als die 3,5 Sterne, die ich für den ersten Band vergeben möchte.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Lucie Girard mal wieder in Bestform

Mord mit Worten
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In "Mord mit Worten" entführt Luc Winger seine Leser zum mittlerweile 16. Mal für einen Krimi mit Lucie Girard ins Südfrankreich der 1970er Jahre.

In St. Tropez lernt Commissaire Lucie Girard die englische ...

In "Mord mit Worten" entführt Luc Winger seine Leser zum mittlerweile 16. Mal für einen Krimi mit Lucie Girard ins Südfrankreich der 1970er Jahre.

In St. Tropez lernt Commissaire Lucie Girard die englische Journalistin Clare Archer kennen, die sich von ihr Schutz erhofft. Clare ist die Schwester der vor sechs Jahren bei einem Rockkonzert in St. Tropez vergewaltigten und anschließend ermordeten Shelly Archer, deren Tod aus Sicht von Clare einige Unklarheiten aufweist, denen sie offensichtlich nachgehen will. Doch was treibt Clare an? Sinnt sie auf Rache? Sucht sie Gerechtigkeit für ihre Schwester? Oder einfach nur die Wahrheit? Clare Archer tritt einigen damals Beteiligten gehörig auf die Füße - dann geschieht ein Mord und Lucie Girards' Fähigkeiten als beste Commissaire Frankreichs sind gefragt...

Nach zuletzt einigen Fällen, in denen Lucie Girard auch emotional und persönlich sehr stark involviert war, ist "Mord mit Worten" mal wieder ein klassischer Krimi ohne allzu große direkte Beteiligung der Commissaire. Es macht großen Spaß, Lucie Girard einfach mal wieder nur als Ermittlerin agieren zu sehen. Der Fall steht eindeutig im Vordergrund, die Familie von Lucie tritt diesmal deutlich in den Hintergrund. Ein klassischer Krimi eben, einfach frisch und toll erzählt von einem richtig guten Autor, der seine Protagonistin hochkompetent, aber auch immer menschlich einwandfrei agieren läßt.

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