Viel Potenzial nach oben.
Heart of Night and Fire„Ganze Städte, ganze Königreiche, ganze Kontinente und Zivilisationen stürzten auf sie herab. Das Gewicht der Welt zermalmte ihre Knochen zu Asche.“
Das Buch habe ich im Rahmen einer Leserunde gelesen, ...
„Ganze Städte, ganze Königreiche, ganze Kontinente und Zivilisationen stürzten auf sie herab. Das Gewicht der Welt zermalmte ihre Knochen zu Asche.“
Das Buch habe ich im Rahmen einer Leserunde gelesen, in der man sich noch näher mit einem Buch befasst als es “nur“ zu lesen. Für dieses Buch war das leider nicht besonders förderlich, ich bin weder mit der Handlung noch den Charakteren warmgeworden…
Fangen wir mal bei Zarya an. Sie ist unglaublich naiv, wird sich dem erstbesten Typen an den Hals, weil er sie eines zweiten Blickes würdigt, und projiziert ihre smutty Leseerfahrungen auf ihn. Das hat unglaublich fehl am Platz gewirkt, wenn sich das Leben grad um 180° gewendet hat und man fast gestorben wäre… Auch die Nebencharaktere rund um Aarav, Vikram und Yasen bleiben blass und ohne Tiefe. Sie alle scheint nur eine Charaktereigenschaft zu besitzen und entwickeln sich bis zum Ende auch nicht weiter. Obwohl sich fast alle quasi hassen, insbesondere Zarya und Aarav, sie möchte ihn regelmäßig umbringen und das ist nicht nur so dahingesagt, gibt es in der Mitte plötzlich eine Wendung und alle können sich dicke leiden und würden plötzlich alle anderen füreinander umbringen. Auch andere Charaktere, natürlich nur die wichtigsten und prominentesten, die das ganze Buch nur gehässig über Zarya gesprochen haben, würden am Ende plötzlich für sie sterben.
Zarya ist so sehr The Chosen one, dass es schon zu klischeehaft ist. Sie gelangt aus der Isolation von 21 Jahren plötzlich in die höchsten Regierungskreise, kann natürlich alles und besitzt die mächtigsten Fähigkeiten, die seit Jahrhunderten verschollen sind. Statt dass sie ihre neue Magie ausprobiert, wird diese zentrale und sehr wichtige Offenbarung die nächsten Kapitel nicht mehr erwähnt, sie verschwendet keinen einzigen Gedanken daran. Generell ist das Buch sehr situativ und bruchstückhaft geschrieben. Relevante Szenen sind immer nur bis zum Kapitelende (und die sind hier nicht lang) wichtig, danach werden sie nie wieder erwähnt oder sind von Bedeutung. Kurz mal der elitären Königskampftruppe beitreten? In 5 Seiten been there, done that. Die erste Erfahrung mit dem Tod oder Folter? Für 3 Seiten traumatisch, dann nie wieder relevant. Diese ganzen Szenen verlieren dadurch ihre Bedeutung und fühlen sich von der Handlung losgelöst an. Das Buch ist dadurch einfach nicht rund.
Generell leidet die Spannung und die Handlung sehr, es passiert sehr lange nichts, es kommen mehr und mehr neue Fragen dazu ohne eine einzige Erklärung und wir trampeln auf der Stelle. Stattdessen gibt es seitenweise Beschreibungen der Szenerie, der Kleidung oder des Essens. Ich finde die indische Inspiration der Story ja sehr gut und erfrischend, jedoch wird man dadurch zusätzlich aus der Story geworfen, wenn erstmal dies und jenes beschrieben wird. Im Gegensatz dazu stehen Gegenstände und Dämonen etc., die ganz nach High Fantasy-Art einen Namen bekommen, der dann nicht näher erläutert wird. Ich hatte dadurch meine Schwierigkeiten, in das Worldbuilding einzutauchen und möchte auch nicht alles googeln. Es gibt immerhin ein Glossar, dickes Lob dafür, was aber wesentlich mehr Inhalt, auch namenstechnisch, haben könnte. Diese Disbalance ist auf viele Bereiche des Buches anwendbar.
Ab der zweiten Hälfte nimmt die Handlung dann etwas Fahrt auf, wir erfahren etwas zur Hintergrundstory und was der zentrale Dreh- und Angelpunkt der Reihe werden wird. Zarya ist mir hier wesentlich sympathischer, sie kann sich selber gut reflektieren und führt Gespräche wie eine Erwachsene, statt unnötiges Einfersuchtsdrama zu kreieren. Ebenso gefällt mir ihr Selbstbewusstsein in Bezug auf Intimität. Sie weiß, was sie möchte, ist zumindest selbsterfahren und die Szene wurde absolut realistisch und auf den Punkt bringend beschrieben, ohne das ganze Beschönigen von Begriffen, nur weil sie mit S‘x zu tun haben. Klare, selbstverständliche Sprache - I like!
Auf den letzten 5 Seiten wurde dann endlich der main love interest eingeführt, und erst hier ist der Trope „enemies to lovers“ auch passend. Die Tropes aus der Beschreibung beziehen auf die gesamte Reihe und sind im ersten Band noch nicht zu finden. Lasst euch da also nicht in die Irre führen! Diese Wendung hat das Buch dann nochmal aufgewertet, denn er ist hot, grumpy und ein Kämpfer. Was will man mehr? Allein dafür werde ich die Reihe zumindest im Blick behalten, falls die Rezensionen noch besser werden, um diesem Trope zu lesen. Das könnte ein sehr gutes power couple werden!
Zusammenfassend hat mir „Heart of Night and Fire“ leider nicht gefallen. Ich bin mit den Charakteren nicht warmgeworden, sie blieben blass, die Handlung und Spannung waren schwach ausgeprägt und die Storyline war einfach nicht rund genug. Ich vergebe 2/5 Sterne und werde die Reihe nicht fortsetzen.