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Veröffentlicht am 18.03.2018

Berufung oder Liebe?

Die Vergessenen
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Unter dem Pseudonym Ellen Sandberg hat die bekannte Krimiautorin Inge Löhnig ihr Herzensprojekt veröffentlicht. Das bemerkt man, denn mit dieser Geschichte, die ein Mix aus Spannungsroman, Krimi und Familiengeschichte ...

Unter dem Pseudonym Ellen Sandberg hat die bekannte Krimiautorin Inge Löhnig ihr Herzensprojekt veröffentlicht. Das bemerkt man, denn mit dieser Geschichte, die ein Mix aus Spannungsroman, Krimi und Familiengeschichte ist, ist ihr ein wahrlich brillianter Roman gelungen. Sandberg/Löhnig hat sich hier dem Thema der Euthanasie während des Zweiten Weltkrieges angenommen und hat es mit einer spannenden Rahmenhandlung perfektioniert.

Der etwas ruhige Beginn dient zur Einführung, denn wir haben es mit zwei Zeitebenen und eigentlich drei Hauptprotagonisten zu tun.
Wir lernen zuerst Manolis Lefteris kennen. Offiziell ist er Autohändler, inoffiziell nimmt er geheimnisvolle Aufträge seines Mentors Köster an, der ihm als Jugendlicher das Leben gerettet hat. Der Deutsch-Grieche soll diesmal alte Akten für seinen Auftraggebener auftreiben. Die Besitzerin ist kürzlich wegen eines Schlaganfalles ins Krankenhaus eingeliefert worden.
Ihre Nichte Vera Mändler ist Journalistin und arbeitet im Moment eher lustlos bei einem Frauenmagazin. Sie würde sich gerne wieder seriöseren Themen widmen, doch ein Umstieg erweist sich schwieriger als erwartet. Als sie in der Wohnung ihrer Tante nach persönliche Unterlagen für das Krankenhaus sucht, stößt sie auf ein altes Fotoalbum. Darin entdeckt sie ein Bild ihrer Tante mit einem Nazi-Anstecker am Revers vor der Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg. Diese Pflegeanstalt war bekannt für ihre Grausamkeit. Vera ist entsetzt, möchte allerdings mehr darüber wissen und wittert gleichzeitig einen guten Stoff für einen Artikel und einen eventuellen Job. Dabei lässt sie völlig außer Acht, dass jemanden daran interessiert ist, dass die Vergangenheit keinesfalls ans Licht kommt.....

Im Vergangenheitsstrang rund um das Jahr 1944 lernen wir die junge Kathrin Mändler kennen. In Winkelberg macht sie schockierende Entdeckungen. Viele Patienten scheinen systematisch getötet zu werden. Kriegsversehrte, die keiner Arbeit mehr nachgehen können, weil sie der Krieg psychisch und phyisch zerstört hat, werden dem Hungertod überlassen und behinderte Kinder, die ebenfalls keinen Beitrag für die Gesellschaft leisten können, werden still und heimlich ermordet. Der Kopf der Klinik ist Chefarzt Karl Landmann, doch gerade in diesem Mann verliebt sich die junge Kathrin. Was wird Kathrin tun und was ist ihr wichtiger? Ihre eigentliche Berufung als Krankenschwester oder die Liebe zu Karl ?

Im Wechsel lesen wir die Abschnitte aus der Gegenwart rund um Manolis und Vera, die beide hinter den Akten her sind, als auch diese aus der Vergangenheit, die in einem anderen Schriftbild erscheinen. Das zentrale Thema im Roman ist die Gerechtigkeit und die Rechtssprechung, was leider nicht immer das Gleiche ist.
Manolis, "der Mann fürs Grobe", trägt eine schwere Vergangenheit mit sich herum, mit der er immer wieder hadert. Sein Vater war der einzige Überlebende eines Übergriffes der deutschen Wehrmacht in seiner Heimat Giechenland. Im Dorf wurde damals ein Blutbad an Frauen und Kindern verübt, das sein Vater sein ganzes Leben lang belastete, weil die erhoffte Gerechtigkeit ausblieb. Nur Manolis hat er diese Geschichte als Kind erzählt und auch bei ihm ein Trauma hinterlassen. Als er durch Vera langsam den Verdacht bekommt, worüber die Akten, die er besorgen soll, handeln könnten, steht er vor einem Gewissenskonflikt....

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und sehr bildhaft. Die Orte und Personen werden authentisch dargestellt und es wurde akribisch recherchiert. Man erkennt auch den kriminalistischen Touch der Autorin, die hier eine sehr spannende Geschichte geschrieben hat. Der Spannungsbogen nimmt kontinuierlich zu und die Handlung aus der Vergangenheit erschüttert. Beide Protagonisten aus der Gegenwart sind nicht immer positive Figuren, haben Ecken und Kanten, aber auch Sinn für Gerechtigkeit. Das macht sie trotz ihrer Eigenheiten sympathisch.
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Wer meinen Blog verfolgt weiß, dass ich gerne Geschichten über die Weltkriege lese. Trotz der vielen Lektüre zu diesem Thema, erfahre ich immer wieder neue Fakten, die ich zuvor nicht wusste. Deswegen finde ich es auch so wichtig, dass Autoren dazu recherchieren und historische Fakten mit einer fiktiven Geschichte den Lesern näher bringen.
Wie weitreichend das Thema Euthanasie im Dritten Reich war, hat Inge Löhnig alias Ellen Sandberg hier sehr detailliert dargestellt. Es macht auch heute noch betroffen und wütend.

Fazit:
Ein äußerst bewegender Roman mit Krimielementen, der das Thema Euthanasie im Fokus hat und von den Schrecken des zweiten Weltkrieges berichtet. Dabei bleibt die Spannung nicht auf der Strecke und mit Vera und Manolis hat die Autorin zwei Protagonisten mit Ecken und Kanten geschaffen. Von mir gibt es hier eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 18.03.2018

Verstörender Blick in die Abgründe der menschlichen Seele

Am Ende bist du still
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Der österreichische Autor aus Schwanenstadt in Oberösterreich hat mit seiner Reihe rund um den schrulligen Ermittler Gasperlmaier eine Reihe erschaffen, die mich an Rita Falks Eberhofer-Reihe erinnert. ...

Der österreichische Autor aus Schwanenstadt in Oberösterreich hat mit seiner Reihe rund um den schrulligen Ermittler Gasperlmaier eine Reihe erschaffen, die mich an Rita Falks Eberhofer-Reihe erinnert. Mit "Die Einsamkeit des Bösen" probierte er 2016 eine ganz andere Richtung aus, nämlich die eines psychodramtischen Krimis, der mehr an einem Thriller erinnert und konnte damit bei mir voll punkten.

Wie in "Die Einsamkeit des Bösen" zeigt der Autor auch hier wieder gekonnt die menschlichen Abgründe auf. Mit seiner Protagionistin Sabine lernen wir eine verstörte und manipulative junge Frau kennen. Bereits als Kind wird sie durch das Verhalten ihrer Mutter ausgegrenzt. In Rückblenden erfährt der Leser immer häppchenweise übers Sabines Kindheit. Diese wird von ihrer Mutter beherrscht, die nur über materielle Dinge ihre "Liebe" zeigen kann. Sabine hat zwar immer die neuesten Kleider, Schulartikel oder Spielsachen, aber sonst hört sie nur, wie unzureichend sie ist. Sie darf kaum mit anderen Kindern spielen und wird in der Schule gemobbt. Ihre Einsamkeit und der schwelende Hass wird sehr plastisch beschrieben. So tauchen wir beim Lesen immer weiter ein in die Abgründe von Sabines Seele. Der Hass, der bereits in ihr schwelt, ist nach zwanzig Jahren kurz vor dem Ausbruch. Man spürt die kommende Tragödie, wie die drückende Schwüle von einem reinigenden Gewitter. Trotzdem konnte ich teilweise ihren Hass verstehen....aber nur teilweise. Denn nach jahrelanger Übung, hat Sabine herausgefunden, wie sie sich am Besten präsentiert, um ihre Mitmenschen positiv von ihr zu beeinflussen. Sie ist berechnend und manipulativ. Dabei wird sie ihrer Mutter immer ähnlicher.

Die Charaktere werden hervorragend dargestellt. Die kontrollsüchtige Mutter, die auch den Vater beherrscht und der sich unterdrücken lässt, damit er einfach seine Ruhe hat. Sabine, die immer mehr zur Psychopatin wird und dringend eine Therapie benötigen würde. Sie ist intelligent, manipulativ und weiß, wie sie sich am Besten präsentiert.
Der Vater ist passiv und steht unter dem Pantoffel seiner Frau. Er zieht sich zurück und will größtenteils einfach seine Ruhe haben. Ob ein anderes Verhalten Sabines Hass auf ihre Mutter verändert hätte? Darüber kann man nur spekulieren....

Überraschende Wendungen lassen einem immer wieder nach Luft schnappen. Cliffhanger am Ende des Kapitels garantieren, dass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht und so hatte ich das Buch an einem Wochenende durch.

Der Aufbau des Krimis ist ähnlich gestaltet, wie bei "Die Einsamkeit des Bösen". Wir tauchen in die tiefsten Abgründe der menschlichen Psyche. Beim Lesen erlebt man viele Facetten seiner eigenen Emotionen: Abscheu, Mitleid, Entsetzen, Fassungslosigkeit, Furcht, Hoffnung,.... Die Liste könnte man unendlich fortsetzen. Der Autor hat hier ganze Arbeit geleistet und hat mich in einen Lesesog versetzt, aus dem man sich nicht mehr lösen konnte. Ich habe den Krimi in einem Rutsch durchgelesen.

Nur zum Schluss hin habe ich leider wieder ein kleine Kritik. Auch diesmal konnten mich die letzten Seiten nicht ganz überzeugen. Bei "Die Einsamkeit des Bösen" Buch kam mir das Ende zu abrupt. Diesmal fand ich einige Passagen und Verhaltensweisen in den letzten Kapiteln zu unglaubwürdig. Dies bezieht sich besonders auf eine Person. Trotzdem ein absolut spannender und beklemmender Krimi, der mir sehr gut gefallen hat.

Schreibstil:
Herbert Dutzlers Schreibstil ist flüssig und lebt von vielen Dialogen. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Kinder- und Jugendzeit Sabines und aus der Gegenwart aus ihrer Sicht geschildert. Der Spannungslevel ist hoch und steigt zum Ende hin noch an.
Die Handlung ist in 20 (10/10) Kapitel eingeteilt, wobei diejenigen mit der römischen Ziffer (X) in der Vergangenheit spielen und die mit den arabischen (10) in der Gegenwart.

Fazit :
Ein spannendes Psychodrama, das immer wieder überraschen kann. Die Protagonistin ist eine manipulative Frau, die beim Lesen viele Emotionen weckt. Man erhält einen Blick in die Abgründe der menschlichen Seele. Zum Ende hin wurde es mir leider ein bisschen zu unglaubwürdig, was der Bewertung einen halben Stern gekostet hat. Trotzdem empfehle ich diesen Krimi gerne weiter!

Veröffentlicht am 15.03.2018

Grandioser Roman, der erschüttert

Die geliehene Schuld
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Mit den neuen Roman von Claire Winter kann man einfach nichts falsch machen! Dies ist mein drittes Buch der Autorin und alle drei habe ich mit 5 Sterne bewertet. "Die geliehene Schuld" wird aber diesmal ...

Mit den neuen Roman von Claire Winter kann man einfach nichts falsch machen! Dies ist mein drittes Buch der Autorin und alle drei habe ich mit 5 Sterne bewertet. "Die geliehene Schuld" wird aber diesmal auch das Prädikat "Lieblingsbuch-Status" erhalten.

Wir sind in Berlin im Jahr 1949. Deutschland ist im Umsturz. Die zukünftige Bundesrepublik hat noch keine Verfassung und die Menschen sind verunsichert. Viele Teile des Landes sind noch von den Aliierten besetzt, die Nürnberger Prozesse laufen, doch viele Nazisverbrecher sind noch auf freiem Fuß oder untergetaucht. Schon nach den ersten Seiten taucht man völlig in die Handlung ein.

Mit Vera, einer jungen Journalistin, lernen wir eine toughe Frau kennen, die im Krieg ihre Eltern und ihren Mann verloren hat. Einzig ihr Job beim Echo, als auch ihr Jugendfreund und Kollege Jonathan, geben ihr in dieser schweren Zeit Halt. Doch dann kommt Jonathan bei einem Unfall ums Leben. Als sie mysteriöse Unterlagen erhält, die er ihr kurz vor seinem Tod geschickt hat, beginnt Vera nachzuforschen. Schon bald weiß sie, dass er an einer Recherche über Kriegsverbrecher gearbeitet hat. Es scheint als hätte Jonathan etwas herausgefunden, was ihm letztendlich das Leben gekostet hat. In einem Brief bittet er Vera niemanden zu trauen und weiterzuforschen. Ihre Wege führen sie daraufhin nach München und Südtirol und wieder zurück nach Berlin. Lange ahnt sie nicht, wonach sie suchen soll, doch ihre Feinde sind ihr schon auf den Versen...

Die Geschichte wird aus der Sicht von Vera, Jonathan, Lina und Marie erzählt. Man erhält aber auch einen kleinen Einblick in die Gedanken anderer Figuren wie Karl, Margot oder Helmut. Die Handlung wechselt zwischen August 1948 und Mai 1949 und schließt mit einem Epilog sieben Jahre später.
Während Vera auf den Spuren von Jonathan nach Hinweisen sucht, die zu seinem Tod geführt haben, begegnen wir Marie. Sie ist Sekretärin im Stab Adenauers und lernt bei den Nürnberger Prozessen die Jüdin Lina, als auch Jonathan kennen, der für den Echo berichten soll. Durch Lina erfährt die eher wohlbehütete Marie mehr über den Schrecken des Krieges und hinterfragt nach und nach die Situation in ihrem eigenen Elternhaus. Ihr Vater Hermann Weißenburg arbeitete für das Reichssicherheitsamt. Doch ihre Mutter schweigt und ihre beiden Brüder Fritz und Helmut ermahnen sie nicht wegen dem Vater nachzufragen, der in Russland gefallen ist. Daraufhin bittet Marie Jonathan nachzuforschen.

Im Wechsel zwischen Gegenwart und der Vergangenheit erzählt die Autorin immer ein kleines Stück mehr der kompakten Handlung. So erschließt sich erst nach und nach das ganze Ausmaß der Geschichte. Die Autorin hat hier eine wahre Freundschaft zwischen einer Jüdin und einer jungen Frau aus nationalsozialistischem Elternhaus als Vorlage für Marie und Lina genommen.

Der Roman verliert zu keiner Zeit an Tempo - im Gegenteil. Es bildet sich ein Sog, der einem in die Geschichte hineinzieht und aus der man sich kaum mehr befreien kann. Ich wollte nicht aufhören zu lesen.
Die Charaktere sind sehr lebendig gezeichnet. Obwohl Vera Angst bei ihren Nachforschungen hat, gibt sie ihr Ziel nie auf. Sie möchte Jonathans Bitte unbedingt erfüllen. Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven erhält man einen guten Einblick in die Gefühle und Gedanken der einzelnen Figuren.
Zu Beginn des Buches findet man eine Karte von Deutschland mit den Zonen der Aliierten, die noch immer Besatzungsmacht waren. Außerdem gibt es ein Interview der Autorin und Fotos aus dieser Zeit, die historischen Bezug nehmen. Am Ende des Buches gibt es noch ein Personenverzeichnis und einen Epilog mit der Überschrift "Wahrheit und Fiktion", in dem die Autorin noch Erklärungen zum Buch gibt.

"Die geliehene Schuld" hat mich tagelang beschäftigt. Die fiktive Geschichte, die Claire Winter mit historischen Fakten und Personen zu einem Ganzen geformt hat, ist ergreifend. Gleichzeitig macht sie aber auch wütend, wenn man Fakten über die katholische Kirche und die Aliierten erfährt, die Nazis auf den Flüchtlingsrouten zur Flucht verhalfen oder Männer der SS, wie Gehlen, der in den Sechziger Jahren sogar Präsident des Bundesnachrichtendienstes wurde. All dies hinterlässt mehr als nur einen bitteren Nachgeschmack!

Schreibstil:
Ich liebe den Schreibstil der Autorin, der bildgewaltig und mitreißend ist. Es entsteht ein hervorragendes Kopfkino. Die Autorin ließ mich bangen und hoffen und ich konnte den Roman kaum aus der Hand legen. Die menschlichen Schicksale gehen sehr zu Herzen und man fiebert mit den Protagnisten mit. Man hat das Gefühl direkt in die Seele der einzelnen Figuren zu blicken. Claire Winter versteht es großartig die Situation dieser Zeit einzufangen.

Fazit:
Ein Roman mit Suchtpotential! Wahnsinnig authentisch, hervorragend recherchiert und erschütternd. Schon länger hat mich kein Roman so gefesselt, schockiert und ernüchtert wie "Die geliehene Schuld". Bis jetzt das beste Buch der Autorin. Meine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 14.03.2018

Schwesternliebe - Schwesternhass

Die andere Schwester
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Das neue Buch von Kristin Hannah ist allerdings nicht ganz so neu, als man vermutet. Es wurde bereits 2006 unter dem Titel "Wer zu lieben wagt" im Ullstein Verlag veröffentlicht....und das merkt man! Wer ...

Das neue Buch von Kristin Hannah ist allerdings nicht ganz so neu, als man vermutet. Es wurde bereits 2006 unter dem Titel "Wer zu lieben wagt" im Ullstein Verlag veröffentlicht....und das merkt man! Wer also von "Der Nachtigall" absolut begeistert war, muss sich hier mit einem älteren Werk zufriedengeben und mit einer leichteren Thematik, als es bei der Nachtigall der Fall war. Es geht eher in die Richtung Frauenroman und Liebesgeschichte, auch wenn das Schicksal auch hier wieder zuschlägt....

Die beiden Schwestern Meghann und Claire könnten nicht unterschiedlicher sein. Als Kinder waren sie unzertrennlich, vorallem weil ihre exzentrische Mutter kaum für ihre Mädchen da war. Meg wurde daraufhin zum Mutterersatz für die viel jüngere Claire. Doch als Erwachsene haben die beiden Frauen kaum mehr Kontakt zueinander.

Die schwere Kindheit hat sowohl Meghann, als auch Claire gezeichnet. Meghann lebt nur für ihre Karriere als Scheidungsanwältin. Sie gehört zu den Besten ihrer Branche und sie hat den Ruf knallhart zu sein. Sie glaubt nicht an die Liebe, denn sie hat in ihrem Beruf bereits zu viele Ehen scheitern gesehen - einschließlich ihrer eigenen.
Claire ist ebenfalls Single, hat aber jede Menge Freundinnen und lebt für die Wohnwagensiedlung, in der sie mit ihrem Vater und ihrer kleinen Tochter Alison lebt. Sie liebt die Natur und das einfache Leben. Als Claire den charismatischen Sänger Bobby kennenlernt, beschließen die Beiden innerhalb kurzer Zeit zu heiraten. Bei Meghann schrillen alle Alarmglocken und sie macht sich nach Jahren von Seattle auf in Claires Wohnwagenpark in den Wäldern Washingtons.

Man verfolgt auf den kommenden Seiten, wie sich die Schwestern wieder langsam annähern. Allerdings dauert dies einige Zeit und Kristin Hannah versteht es sehr gut, die beiden sehr unterschiedlichen Charaktere von Claire und Meghann, gegenüberzustellen. Während Meg genug Geld hat und nur das Beste gut genug ist, muss sie auf der anderen Seite feststellen, dass Reichtum nicht alles ist. In besonders einsamen Nächten geht sie in die naheliegende Bar und holt sich einen Toyboy für eine Nacht, um sich für kurze Zeit nicht mehr alleine zu fühlen.
Mit dem Auftauchen der Mutter der beiden Frauen ist dem Leser schnell klar, wie die Kindheit der Mädchen damals aussah und wer für die verlorenen Seelen von Meg und Claires verantworlich ist. Doch was ist damals passiert, dass sich die Schwestern so entfernt haben ?

Kristin Hannah erzählt die Geschichte aus drei Perspektiven und zwar aus der Sicht von Meg, Claire und Joe. Letzterer lässt sich für den Leser lange Zeit nicht einordnen, nimmt aber im Laufe der Geschichte immer mehr Bedeutung ein. Auch Joe hat das Schicksal übel mitgespielt....
Die Charaktere sind sehr detailliert gezeichnet und man darf an ihrer Gefühlswelt wirklich teilhaben. Vorallem die fünfjährige Alison schließt man sofort ins Herz. Aber auch Meg, der man anfänglich nicht unvoreingenommen gegenübertritt, klettert die Sympathieleiter bald hinauf. Claire mag man von Beginn an, aber ihre Entscheidungen konnte ich trotzdem nur schwer nachvollziehen. Beide haben ihre Dämonen, die sie zu bezwingen versuchen...

Es dauert ein bisschen bis die Geschichte Fahrt aufnimmt. Leider hatte ich sehr schnell den richtigen Riecher in welche Richtung der Roman gehen wird. Deswegen waren mir doch einige Handlungen zu vorhersehbar. Einzig ein Charakter konnte mich am Ende wirklich überraschen.
Im letzten Drittel konnte mich die Autorin dann wirklich an die Geschichte fesseln und ich mochte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, bevor ich es nicht beendet hatte.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Kristin Hannah ist wieder sehr emotional und berührend. Hier kann ich absolut nichts aussetzen, denn auch schon in ihren anderen Romanen war ich immer beeindruckt von ihrer Kunst - sogar mich als eher unromantische Leserin - emotional so berühren zu können. Auch bei diesem Werk ist es ihr gelungen und trotzdem fand ich einige Passagen zu vorhersehbar.

Fazit:
Ich liebe den Schreibstil der Autorin, doch diese Neuauflage hat mich nicht ganz überzeugt. Man merkt, dass es sich um ein früheres Werk der Autorin handelt. Es war mir zu vorhersehbar und manchmal zu kitschig. Man sollte wissen, dass der Roman eher dem Frauenroman/Liebesroman zuzuordnen ist und man die Geschichte nicht mit ihrem letzten Buch "Die Nachtigall" vergleichen kann. Trotzdem bleibe ich der Autorin treu und ich bin schon sehr auf ihren kommenden - wirklich neuen - Roman gespannt.

Veröffentlicht am 10.03.2018

Die Geschichte Hoseas

Die Liebe ist stark
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Die ersten Seiten sind nicht wirklich leicht zu lesen, da sie ziemlich zu Herzen gehen. Die kleine Sarah erfährt bereits in ihren jungen Jahren nur Ablehnung. Ihre Mutter ist eine sehr schwache Frau, die ...

Die ersten Seiten sind nicht wirklich leicht zu lesen, da sie ziemlich zu Herzen gehen. Die kleine Sarah erfährt bereits in ihren jungen Jahren nur Ablehnung. Ihre Mutter ist eine sehr schwache Frau, die sich in einem verheirateten Mann verliebte und mit Sarah schwanger wurde. Ihr Vater lehnt das Mädchen allerdings ab und verlässt später auch seine Geliebte, die nicht über die Trennung hinwegkommt. Als Sarahs Mutter stirbt, verkauft sie ihr Lebensgefährte an einem Bordellbesitzer. Das kleine Mädchen ist erst 8 Jahre alt, als dieser sie misshandelt und missbraucht. Dieser Prolog hat mich wirklich ziemlich mitgenommen....
Danach blendet die Autorin ins Jahr 1850. Zehn Jahre sind vergangen und aus Sarah wurde "Angel". Sie ist die schönste und begehrteste Prostituierte weit und breit. Der Goldrausch führt viele abenteuerlustige Männer nach Kalifornien, so auch Michael Hosea. Der gottesfürchtige Farmer hat seine Schwester auf dem Weg in den Westen verloren und versucht auf seiner kleiner Farm Lebensmittel anzubauen, die er in der nächsten größeren Stadt verkauft. Dort begegnet er Angel, die mit ihrem Leibwächter spazieren geht. Michael will sie auf der Stelle heiraten, auch als er erfährt, dass diese wunderschöne Frau die begehrteste Prostituierte der Stadt ist. Er sucht sie im Bodell auf, rührt sie aber nicht an und kauft sie frei. Angel lehnt zuerst ab, doch Michael bleibt hartnäckig und holt sie zu sich auf die Farm. Doch Angel hat zu keinem Mann Vertrauen und glaubt nicht an die Liebe. Mit viel Geduld und Gottvertrauen versucht Michael Zugang zu Angel zu finden. Doch erst durch die Bekanntschaft zur Familie Altmann, erfährt Angel langsam, was echte Zuneigung bedeutet und wie ein normales Familienleben aussehen kann.

Angels innere Leere und Hoffnungslosigkeit, ihre Abgestumpftheit, die sie sich zwangsläufig zulegen musste, um überhaupt überleben zu können, wird sehr gefühlvoll erzählt. Die Kapitel rund um die Prostitution und das erbarmungswürdige Leben der Frauen, die sich in der Spirale von Gewalt und Abhängigkeit befinden, wird sehr gut beschrieben. Hier wird nichts beschönigt. Das Leben rund um den Goldrausch und die Ansiedlung im Westen der USA wird spannend erzählt und ergibt einen interessanten Konsens.
Die christliche Komponente nimmt einen großen Teil ein. Michael führt immer wieder Zwiesprache mit Gott und versucht Angel seinen Glauben näher zu bringen. Man leidet mit Angel mit. Die Dämonen der Vergangenheit lassen sich nicht so schnell vertreiben, wie Michael sich das wünscht. Angel vetraut niemanden und kommt ihrer Meinung gut damit zurecht. Immer wieder bricht sie aus und verlässt Michael. Bis sie sich eines besseren besinnt, dauert es sehr lange. Diese Wandlung hat die Autorin gekonnt vermittelt. Trotzdem war mir der Roman an manchen Stellen zu kitschig - vorallem zum Ende hin.

"Pretty Woman" zur Zeit des Goldrausches mit vielen christlichen Weisheiten, die die Autorin geschickt in die mitreißende Geschichte gepackt hat. Wie das geht? Lest selbst!

Schreibstil:
Francines Rivers Roman "Die Liebe ist stark" ist ihr erster christlicher Roman, dem weitere folgten. Der Schreibstil ist eher einfach, aber flüssig und emotional. Die Autorin schreibt sehr dialoglastig. Die Geschichte lässt sich wunderbar lesen und man fiebert mit Angel und Michael mit. Einige Passagen waren mir zu klischeehaft, die Figuren oft zu sehr schwarz-weiß gemalt.

Fazit:
Ein intensiver historischer Roman über den Goldrausch, Prostition und den Glauben an Gott. Sehr emotional (vorallem zu Beginn sehr berührend), spannend, aber auch etwas zu schwarz-weiß gemalt.