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Veröffentlicht am 23.08.2021

Auf nach Tokio

Goldmädchen
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Ich kann nicht sagen, warum mir dieser Jugendroman ins Auge gefallen ist, aber mich hat die Geschichte dahinter einfach interessiert. Der Roman ist angelehnt an den Missbrauchsskandal im US Team rund um ...

Ich kann nicht sagen, warum mir dieser Jugendroman ins Auge gefallen ist, aber mich hat die Geschichte dahinter einfach interessiert. Der Roman ist angelehnt an den Missbrauchsskandal im US Team rund um Larry Nassar. Dies wusste ich vorab nicht, da ich zwar Kunstturnen toll finde, wir aber kaum Sportübertragungen dazu bei uns im TV haben. Zusätzlich besitze ich auch keinen TV mehr...
Die Sommer-Olympiade in Tokio ist erst seit wenigen Wochen vorbei und da passte diese Lektüre wirklich perfekt, auch wenn wir Österreicher eher Winter-Olympiade Zuseher sind.

Man merkt, dass sich die Autorin sehr gut mit dem Thema Kunstturnen auskennt. Im Autoren Steckbrief steht, dass Jennifer Iacopelli für fangirlish.com über die Olympischen Spiele in Rio 2016 berichtet hat und auch beim Turn-Podcast Gymnastics mehrmals mitgemacht hat. Sie weiß also, wovon sie schreibt.

Mit Audrey Lee hat die Autorin eine sehr sympathische Protagonistn erschaffen, die im Laufe des Romans an großer Stärke gewinnt. Seit ihrer Kindheit trainiert sie gemeinsam mit ihrer Freundin Emma hart, um sich ihren Traum zu erfüllen. Nach einer Verletzungspause und großen Rückenproblemen schafft die erst 17jährige den Sprung zurück ins Elite-Team und steht vor der Qualifikation für die Olympischen Spiele. Es ist ihre letzte Chance sich zu beweisen, denn die Rückenverletzungen sind bereits so groß, dass sie nur mit Kortisonspritzen turnen kann. Eine weitere Saison wird für sie nicht mehr möglich sein. Doch dann kommt es knüppeldick! Der Trainer der Mädchenmannschaft wird wegen Missbrauch festgenommen und die zukünftigen Olympioniken stehen vor dem wichtigsten Event ihres Lebens ohne Trainer da. Die Gruppe spaltet sich in zwei Lager auf. Der Druck wird immer größer und die Olympiade rückt immer näher...

Die Einblicke in den Profisport haben mir sehr gut gefallen. Konkurrenzkampf, aber auch ganz besondere Freundschaften, begleiten Audrey seit dem Beginn ihrer Karriere. Sie ist eine Kämpfernatur und sehr kameradschaftlich. Man spürt aber auch die innere Zerrissenheit der Sportlerin, die vorallem zum Tragen kommt, als sich die Gruppe in zwei Lager spaltet und ihre beste Freundin Emma sich nicht ihr anschließt, sondern dem gegenerischen Team. Auch die anderen Turnerinnen werden sehr gut charakterisiert. Man erlebt die täglichen Trainingseinheiten, die sie oftmals an die Grenze der Belastbarkeit bringen. Schmerzen, Erniedrigungen und Diätzwang sind nur einige wenige Punkte, die für eine Medaille in Kauf genommen werden. Die Geschichte erzählt aber auch von Freundschaft und Loyalität, Kampfgeist und Mut.

Der Roman wird aus der Sicht von Audrey erzählt. Der Schreibstil von Jennifer Iacopelli lässt sich sehr gut lesen und wer keinerlei Kenntnisse vom Kunstturnen hat, dem wird vieles so erklärt, dass es jedermann versteht. Dabei denke ich aber auch, dass vorallem Leserinnen zu diesen Buch greifen werden, die sich wenigstens ein bisschen dafür interessieren oder selbst Kunstturnen betreiben. Die Spannung in der Halle während der Wettkämpfen ist durch die Seiten hinweg greifbar. Großes Lob muss ich der Autorin mit dem Umgang zum Thema Missbrauch machen. Mit sehr viel Einfühlungsvermögen hat sie dieses schweirige Thema aufgegriffen, aber nicht zu sehr ausgedehnt. Zusätzlich hat sie noch eine zarte Liebesgeschichte eingebaut, die aber eher am Rande bleibt, was ich sehr begrüße...liegt doch der Fokus bei den Olympischen Spielen.


Fazit:
Einmal ein etwas anderes Jugendbuch zum Thema Profisport, das mir das Kunstturnen näher gebracht hat. Ein interessantes Thema, facettenreiche Charaktere und ein Autorin, die weiß wovon sie erzählt. Ich empfehle dieses Buch gerne als All-Age Roman weiter.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Eine Reise zu sich selbst

Wo die Sterne das Meer berühren
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Mir war mal wieder nach einem Liebesroman =) "Wo die Sterne das Meer berühren" klang nach einer wunderbaren Geschichte, die mich auf einem Roadtrip nach Italien führte.

Mika hat ihr Leben ganz gut in ...

Mir war mal wieder nach einem Liebesroman =) "Wo die Sterne das Meer berühren" klang nach einer wunderbaren Geschichte, die mich auf einem Roadtrip nach Italien führte.

Mika hat ihr Leben ganz gut in Griff und ist eigentlich damit zufrieden. Sie ist seit Jahren mit Ben liiert und arbeitet bei ihm in der Gärtnerei als Mediengestalterin/Webdesignerin. Eines Tages erinnern sich ihre beste Freundin Leena und sie sich an eine Liste, die sie kurz nach dem Abitur geschrieben und im Garten vergraben haben. Darauf haben die jungen Frauen ihre Wünsche notiert, die sie sich - bis sie 30 Jahre alt sind - erfüllen möchten. Während Neele bereits als erfolgreiche Anwältin in London arbeitet und sich einige Punkte auf ihrer Wunschliste bereits erfüllt hat, wird Mika sehr nachdenklich. Wollte sie nicht nach dem Abitur Regie studieren und ihren ersten Film drehen? Oder mit dem Camper durch Neuseeland fahren? Mika wird immer nachdenklicher und fühlt sich plötzlich in ihrem momentanen Leben nicht mehr wohl. Wo sind ihre Träume nur alle hin verschwunden?

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Mika erzält und bietet viele Facetten. Mika hat durch einen Wendepunkt in ihrem Leben ihre Pläne nach dem Abitur auf Eis legen müssen. Doch ihre Träume schlummern noch immer tief in ihr drinnen. Sie überdenkt ihre Situation und beginnt ein dreimonatiges Praktikum in einer Agentur. Dort fühlt sie sich wohl und sprüht nur so vor neuen Ideen. Als sie mit ihrem Kollegen Leo mit seinem Campingbus in die Toskana reisen soll, um für ein kleines Dörfchen einen Werbefilm zu drehen, erfüllt sich bereits einer ihrer Träume: Mit dem Camper durch...zwar nicht Neuseeland, aber Italien. Und in San Elio erwarten sie noch weitere Überrachungen...

Die Charaktere sind wunderbar lebendig und authentisch dargestellt. Mika macht im Laufe der Geschichte eine tolle Charakterentwicklung durch. Der Vorfall in der Vergangenheit hat sie bis heute nicht losgelassen und Schuldgefühle bremsen sie aus. Neele, die als erfolgreiche Anwältin in London arbeitet, hat zwar ihren Traumjob gefunden, doch auch sie überlegt ihr Leben zu ändern. Ben ist Mika's Fels in der Brandung, der ihr in schweren Zeiten beigestanden, aber ihre Träume unterdrückt hat. Leo ist ein kleiner Freigeist und erkennt sehr schnell, wie Mika eigentlich tickt. Die Figuren sind mir mit den Seiten immer mehr ans Herz gewachsen. Ganz besonders hat mir die Beschreibung der Landschaft und im Besonderen des fiktiven Dörfchens San Elio gefallen. Ich habe beim großen Dorffest mitgetanzt, Wein getrunken und die laue Sommernacht auf der Piazza genossen. Am liebsten hätte ich sofort die Koffer gepackt und wäre in die Toskana aufgebrochen.

Der Schreibstil ist locker und leicht mit einer kleinen Dosis Humor. Die kleinen Filmmetapher haben mir gut gefallen. Die Geschichte ist romantisch, ohne kitschig zu werden, sowie tiefgründig. Ein Wechselbad der Gefühle, denen man nicht entkommt. Das Debüt von Lorena Schäfer hat mir sehr gut gefallen und ich bin schon auf weitere Romane der Autorin gespannt.

Fazit:
Ein rundherum toller Wohlfühlroman um Liebe, Freundschaft und den eigenen Träumen, die oftmals im Laufe des Lebens untergehen. Ein Plädoyer an alle von uns seine Träume nicht hinten anzustellen, sondern den Mut aufzubringen, sich diese zu erfüllen.

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Veröffentlicht am 20.08.2021

Polizeireporterin sucht Mörder ihres Kollegen

Der tote Journalist
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Auf Instagram suchte die Autorin Hanna Paulsen Bloggerinnen für ihren Krimi "Der tote Journalist". Die Inhaltsbeschreibung hat mich angesprochen und so ist ihr Krimi-Debüt bei mir eingezogen. Und ich kann ...

Auf Instagram suchte die Autorin Hanna Paulsen Bloggerinnen für ihren Krimi "Der tote Journalist". Die Inhaltsbeschreibung hat mich angesprochen und so ist ihr Krimi-Debüt bei mir eingezogen. Und ich kann sagen, dass es eine sehr gute Entscheidung war, denn der Start dieser neuen Reihe um eine Polizeireporterin hat mir sehr gut gefallen.

Gesa Jansen steht geschockt vor dem Haus, in dem ihr Kollege Uwe Stolter ermordet wurde. Der angesagte Polizeireporter war einer der besten in Hamburg und ihr Vorbild. Nun ist er tot und Gesa nimmt sich vor den Täter zu finden und den Fall aufzuklären. Ihre Chefin lässt allerdings ziemlich schnell durchblicken, dass sie von Gesa erwartet den Fall noch vor der Polizei aufzuklären und der lokalen Tageszeitung die Titelstory zu liefern. Für Trauer bleibt nicht viel Zeit, denn zuerst zählen die Verkaufszahlen und erst dann der Mensch. Björn, der ihr als neuer Partner zugeschanzt wird, steht bei der Chefredakteurin auf der Abschussliste. Er kommt aus dem Kulturressort und ist deshalb Gesa keine große Hilfe. Doch dann findet Gesa Stolters verschlüsseltes Notizbuch mit Uwes letzten Recherchen.....

Ich war von der ersten Seite an mitten im Geschehen und von der Story gefesselt. Gesa ist eine sympathische junge Frau, die durch den Tod ihres Kollegen aus der Bahn geworfen wird, obwohl sie als ehemalige Kriegreporterin schon einiges hinter sich hat. In kleinen Rückblenden erfahren wir etwas über diese Zeit in Syrien, die durch das Verschwinden ihres Partners und Lebensgefährten tiefe Spuren hinterlassen hat. Auch nach fünf Jahren hat sie damit nicht abgeschlossen. Die Autorin gibt uns allerdings nur kleine Hinweise und ich bin schon sehr gespannt, was wir in zukünftigen Büchern der Reihe darüber noch erfahren werden.
Aber zurück zur eigentlich Story, denn der rätselhafte Tod von Uwe Stoltner wirft viele Fragen auf.

Das Zusammenspiel der beiden Reporter hat mir sehr gut gefallen. Man merkt deutlich, wie Björn immer mehr in sein neues Ressort hineinwächst und wie die beiden immer besser zusammenarbeiten, obwohl sie doch so unterschiedliche Charaktere sind. Die Figuren sind authentisch und ich konnte vorallem Gesa's Problem mit ihre Größe verstehen. Auch ich bin knapp unter 1m 60cm und stehe oftmals vor Hürden, die auch Gesa in der Geschichte passieren. Björn hat ein Künstlerherz und fühlt sich in seinem alten Ressort viel wohler. Er lebt für die klassische Musik und das Theater und kann anfangs mit der etwas rüderen Art im neuen Ressort wenig anfangen. Doch er lernt schnell....
Auch die Nebencharaktere sind sehr lebendig dargestellt. Der langsame und raffinierte Aufbau der Geschichte ist absolut gelungen. Die Abläufe in der Redaktion wurden sehr bildlich und greifbar dargestellt. Man bemerkt, dass die Autorin aus ihren eigenen Erfahrungen als Journalistin schöpfen kann. Das Hamburger Lokalkolorit kommt ebenfalls nicht zu kurz.

Der Fall ist von Anfang an spannend. Hanna Paulsen konnte mich mit überraschenden Wendungen in die Irre führen und liefert am Ende eine schlüssige Auflösung. So soll Krimi sein!

Fazit:
Ein gelungenes Krimi-Debüt und ein spannender Reihenauftakt, der mir sehr gut gefallen hat. Die vielschichtigen und interessante Figuren und Einblicke in die Welt des Journalismus konnten mich überzeugen. Ich hoffe auf eine Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 19.08.2021

Benzin im Blut

Mord auf der Rennstrecke
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Die Formel 1 begleitet mich eigentlich schon mehr als die Hälfte meines Lebens. Mein Vater hat sich die Rennen oft angeschaut und mein Mann ist noch bis heute Formel 1 Fan. So habe ich unweigerlich das ...

Die Formel 1 begleitet mich eigentlich schon mehr als die Hälfte meines Lebens. Mein Vater hat sich die Rennen oft angeschaut und mein Mann ist noch bis heute Formel 1 Fan. So habe ich unweigerlich das eine oder andere Rennen ebenfalls mitverfolgt. Eine Zeitlang habe ich sogar jeden zweiten Sonntag mit meinem Mann vor dem TV gesessen und begeistert zugesehen. Ich war auch selbst einmal bei einem Renntag in Zeltweg dabei. Vor etwa 7-8 Jahren ist mein Interesse aber so weit abgeflaut, dass ich mir manchmal nur mehr den Start ansehe...oder gar nicht schaue. Trotzdem hat ein Formel 1 Krimi sofort mein Interesse geweckt.

Dabei wusste ich allerdings nicht, dass es sich hier bereits um den elften Fall von Commissaire Lucie Girard handelt. Wirkliche Einstiegsprobleme hatte ich allerdings damit nicht, denn dieser Krimi ist der erste, der in Monte Carlo, dem Stadtbezirk des Fürstentums Monaco spielt.

1974. Das Formel 1 Rennwochenende steht vor der Tür. Im Rennstall Lotus stehen die Zeichen auf Sturm, denn die neuen und noch sehr unausgereiften Bremsen kommen nicht bei jedem Fahrer gut an. Vorallem der Frontman des Lotus Teams, Graham Stone, hat große Schwierigkeiten damit. Als er beim freien Training verunglückt, ist Feuer auf dem Dach. Auch die vorangegangenen Streitereien zwischen Stone und den Mechanikern zeigt von einem nicht gerade guten Klima im Lotus Team.

Franc Sarasin, zuständiger Commissair für Sicherheit am Ring, soll ermitteln. Wegen seiner etwas ruppigen Art kommt er jedoch nicht so gut an. Deshalb beschließt Angie Trockel, ehemaliges Au-Pair von Commissaire Lucie Girard, diese um Hilfe zu bitten. Angie hat im Zug nach Nizza einen Mechaniker kennengelernt, der ihr vorschlägt am Rennwochende als Grid Girl in Monte Carlo zu arbeiten. Angie ist von der Idee begeistert und heuert beim Lotus Team an, bevor sie ihr Studium in Nizza wieder aufnimmt. Die Commissaire fährt auch sofort nach Monaco und bietet Franc Sarasin ihre Mithilfe an. Es muss geklärt werden, ob es ein Unfall war oder ob die Bremsen manipuliert wurden. Als der Chefkonstrukteur, Alistar McDermin, tot aus dem Hafen gefischt wird, ist klar, dass die beiden Todesfälle zusammenhängen müssen....

„Entweder werde ich bei Lotus Weltmeister, oder ich sterbe“
© Jochen Rindt 1970

Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen der Formel 1. Damals, wie heute, regiert das Geld. Die Rennställe sind abhängig von ihren Geldgebern und die Fahrer von ihren Rennställen. Umso mehr Sponsoren, umso bessere Autos können die Teams bauen. Es ist ein beschwerlicher Weg an die Spitze, die die Spitzenteams und -fahrer natürlich halten wollen.

"Mord auf der Rennstrecke" ist bereits der elfte Krimi von Luc Winger, jedoch mein erster des Autors. Die Atmosphäre am Circuit konnte der Autor sehr gut einfangen. Ich hatte das Gefühl direkt dabei zu sein und hörte die dröhnenden Motoren im Kopf. Viele technische Details werden hier zur Sprache gebracht. Für Nicht-Formel-1-Kenner sind diese sehr aufschlussreich und einfach erklärt. Trotzdem waren mir die Ausführungen zu trocken und oftmals erschienen mir diese wie ein Auszug aus Wikipedia. Auch andere Ereignisse wurden sehr sperrig und trocken erzählt. Erst zum Ende hin hatte ich das Gefühl in einem Krimi angekommen zu sein. Es kommt erst lamgsam Spannung auf und schlussendlich überschlagen sich die Ereignisse. Die Auflösung war mir hingegen schon viel zu früh klar.

Obwohl der Autor zu Beginn erwähnt, dass alle handelndenen Personen erfunden sind, erkennt der Formel 1 Fan sofort wer sich hinter den Namen Graham (Hill) Stone, Ronnie (Peterson) Anderson oder Nick (Niki Lauda) Gauda verbirgt. Einige Details wurden vom Autor eingebaut, die es 1974 bei einem Grand Prix Rennen noch nicht gab, wie zum Beispiel das Safety Car. Da kann ich aber ein Auge zudrücken, denn "Mord auf der Rennstrecke" ist ja ein fiktiver Krimi und kein Sachbuch über die Formel 1.

Fazit:
Ein Krimi im Dunst der Formel 1, der den Leser hinter die Kulissen blicken lässt. Das Thema hat mir gut gefallen, aber der Krimihandlung an sich fehlte es immens an Spannung. Auch der Schreibstil konnte mich nicht richtig überzeugen. Trotzdem war es interessant einmal einen Krimi rund um dröhende Motoren und der Schicki-Micki Gesellschaft von Monaco zu lesen.

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Veröffentlicht am 17.08.2021

Politgipfel in Altaussee

Letzter Knödel
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Ich lese eigentlich kaum mehr Regionalkrimis, aber die Altaussee Krimis um Franz Gasperlmaier müssen einfach sein. Der liebenswerte und ziemlich verpeilte Postenkommandant gibt dieser Reihe ganz einfach ...

Ich lese eigentlich kaum mehr Regionalkrimis, aber die Altaussee Krimis um Franz Gasperlmaier müssen einfach sein. Der liebenswerte und ziemlich verpeilte Postenkommandant gibt dieser Reihe ganz einfach das gewisse Etwas.

In seinem neunten Fall läuft Gasperlmaier zur Höchstform auf. Für gewöhnlich lässt Franz der Frau Doktor Kohlross den Vortritt, doch diesmal werden die Beiden zu einem eingespielten Team.
In Altaussee ist die Hölle los. Es wimmelt nur so von russischen Geschäftsleuten, diversen Politikern und Promis, die alle zum Polit-Gipfel ins schöne Salzkammergut gekommen sind. Sogar der österreichische Präsident ist anwesend. Gasperlmaier wird auf seinem Posten allerdings zum Statisten degradiert, denn auf seinem Sessel sitzt Major Teufl, der über den Polit-Gipfel wacht.
Als im Festzelt eine tote Frau gefunden wird, ist die Kacke am Dampfen, denn eine Tote unmittelbar im Umkreis der Ehrengäste, ist unzumutbar! Bald erhärtet sich der Verdacht, dass die als Köchin im Cateringzelt angestellte Frau gar keine Köchin war und zusätzlich einen falschen Namen benutzt hat. Ist sie etwa eine Spionin? Oder hat sie etwas mit den krummen Machenschaften im Gastronomiebereich zu tun, die Gasperlamier und sein Team entdeckt? Und was hat die Führungsriege einer nationalsozialistischen Partei mit den Russen zu tun, die sich heimlich in einer Almhütte treffen?

Zusätzlich zu den Aufregungen beim Politgipfel überrascht Gaspermaiers Tochter Katharina ihre Eltern mit einem Outing und ihrer neuen Liebe. Sie hat ihre Freundin mitgebracht, die als Journalistin arbeitet. Stefanie wird für ihre Zeitung einige Promis interviewen. Kaum hat sich Gasperlmaier an den neuen Gedanken gewöhnt eine Schwiegertochter zu bekommen, ist diese plötzlich verschwunden und ein weiterer Toter wird gefunden...

Der letzte Fall, der für mich zu viele Längen hatte, hat mir leider weniger gut gefallen. Diesmal hat Herbert Dutzler jedoch einen wahrlich spannenden Regionalkrimi geschrieben, der voller überraschender Wendungen steckt. Die Spannungskurve bleibt relativ hoch, auch wenn diese Reihe normaler Weise eher ruhiger und gemütlicher daherkommt. Davon merkt man diesmal weniger, auch wenn die gewohnten Besuche in der Gastwirtschaft natürlich nicht fehlen dürfen.

Herbert Dutzler schreibt gewohnt humorvoll und mit viel Lokalkolorit. Man muss sich einfach beim Franz und seinem Team wohlfühlen. Natürlich darf auch der Humor nicht zu kurz kommen. Gewohnt bildgewaltig wird die Gegend rund um Altausse beschrieben. Das Lokalkolorit ist hier immer wieder top! Die Charaktere sind wieder sehr gelungen ausgearbeitet und der Franz wächst diesmal über sich selbst hinaus. Wie das? Dass müsst ihr selbst lesen!

Der Autor spart aber auch nicht mit problematischen Themen und geht mit dem Zeitgeist. Andeutungen auf reale Persönlichkeiten aus der Politik und der Promi-Gesellschaft bereiteten mir besonderen Lesespaß. Wenn man mit den österreichischen Verhältnissen ein wenig vertraut ist, hat man schnell bestimmte Gesichter vor Augen - aber Achtung: Personen und Handlung sind frei erfunden!

Fazit:
Ein toller neunter Fall, der mir sehr gut gefallen hat. Ich habe mich wunderbar unterhalten und mitgerätselt. Spannung, Lokalkolorit und ein Gasperlmaier, der diesmal über sich selbst hinauswächst - was will man mehr?

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