Cover-Bild Erschütterung
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24,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Parlando
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 26.01.2022
  • ISBN: 9783839871393
Percival Everett

Erschütterung

Roman
Christian Brückner (Sprecher), Nikolaus Stingl (Übersetzer)

Ein Mann, dessen Welt plötzlich zusammenbricht

Der Paläontologe Zach Wells hat sich in seiner selbstironischen Abgeklärtheit bequem eingerichtet: Idealen misstraut er – ob an der Universität, wo er, selbst Afroamerikaner, sich nicht für Gleichberechtigung einsetzt, oder zu Hause in der erkalteten Beziehung zu seiner Frau. Einziges Licht in seinem Leben ist die zwölfjährige schachspielende Tochter Sarah. Als diese ihr Sehvermögen verliert und eine erschütternde Diagnose folgt, flieht Zach in die Wüste New Mexicos. Dort geht er einem mysteriösen Hilferuf nach, den er in einer Second-Hand-Jacke gefunden hatte.

Kann jemand, der einen Menschen rettet, auch sich selbst retten?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2022

Flucht und Verdrängung

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Ich habe Erschütterung von Percival Everett als Hörbuch gehört und kann nur sagen "wow"! Selten schafft es Sprecher mein Kopfkino derart anzuheizen und so aufrichtige Gefühle zu transportieren. ...

Ich habe Erschütterung von Percival Everett als Hörbuch gehört und kann nur sagen "wow"! Selten schafft es Sprecher mein Kopfkino derart anzuheizen und so aufrichtige Gefühle zu transportieren. Christian Brückner hat mich meine Umgebung vollkommen vergessen lassen und mich auf eine erschütternde Reise mitgenommen. Ja, der Titel des Buches ist nicht nur sehr einprägend, sondern auch Programm.

Es geht um den Universitätsprofessor und Paläontologen Zach Wells, der ein ziemlich eintöniges Leben gezeichnet von einer erkalteten Ehe führt. Sein Lichtblick und seine größte Freude gilt seiner Tochter Sarah. Doch dann passiert das Unfassbare. Bei Sarah wird eine genetische Erkrankung festgestellt, die unweigerlich zum Tod führt. Anstatt sich der Situation zu stellen, folgt Zach einem Hilferuf, der durch Zufall zu ihm gelangt ist. Kann Zach wenigstens hier helfen, wenn er es schon bei seiner Tochter nicht vermag?

Pervical Everett lässt uns an zwei Handlungssträngen teilhaben. Zum einen am tragischen Schicksal von Sarah, deren Leben nach und nach gnadenlos ausgelöscht wird. Zum anderen machen wir uns mit Zach auf zu einer Rettungsmission nahe der Grenze Mexikos. Zach, der seine Tochter über alles liebt, lässt sie zurück, seine Frau in ihrer Trauer alleine und entscheidet sich stattdessen einen fremden Menschen aufgrund einer seltsamen Nachricht zu helfen. Die Entscheidung, die Zach hier trifft, hat mich in mich gehen lassen und mich zum Nachdenken angeregt. Ich denke, dass es hier keine richtige Antwort gibt. Fakt ist sicher, dass Zach vor der aussichtslosen Situation daheim flüchtet. Allerdings weiß er auch, dass er seiner Tochter am Ende doch nicht mehr helfen kann. Und so entwickelt sich das bittere Drama schleichend zu einem Kriminalfall und der am Anfang sehr bequem wirkende Zach zu einem engagierten Retter in der Not.

Ich muss allerdings gestehen, dass mir der Einstieg ins Buch zunächst etwas schwer gefallen ist, was nicht zuletzt an der sehr ungewöhnlichen Strukturierung liegt. Der Schreibstil ist sehr anspruchsvoll, teilweise poetisch, dann wieder sehr eigenwillig. Immer wieder wird die Handlung unterbrochen - von scheinbar willkürlichen wissenschaftlichen Zahlen und Fakten, Begrifflichkeiten aus der Geologie und Paläontolie, wie Informationen zu Knochenfunden in Höhlen. Aber auch Schach spielt eine große Rolle. Das Strategiespiel hat Zach und Sarah miteinander verbunden. Ich habe mir zu Beginn wirklich schwer getan den roten Faden zu finden. Doch die teilweise sehr humorvollen Dialoge zwischen Zach und seiner Tochter Sarah haben mich einfach überzeugt an der Geschichte dran zu bleiben. Ich bin allerdings von der Buchfassung auf das ungekürzte Hörbuch, welches wirklich eindrucksvoll von Christian Brückner vorgelesen wird, umgestiegen. Eine unglaublich gute Entscheidung. Denn da war er plötzlich....der rote Faden, den ich zuvor gesucht habe.

So kann ich trotz Startschwierigkeiten doch noch eine Leseempfehlung aussprechen. Ich würde aber auf alle Fälle empfehlen vorab einen Blick in die Leseprobe zu werfen, da der Stil tatsächlich sehr gewöhnungsbedürftig ist. Zudem sollte man sich im Vorfeld bewusst machen, dass in Erschütterung der Verlust eines Kindes thematisiert wird.

Fazit:

Erschütterung erzählt in zwei verschiedenen Handlungssträngen eine Geschichte über Familie, Ehekrise, Krankheit, Verlust, Trauerbewältigung und Verdrängung; befasst sich aber auch mit den Themen Menschenhandel, Ausbeutung und Rassismus, ohne, dass das Buch überladen wirkt. Mich konnte vorallem auch Sprecher Christian Brückner überzeugen, weshalb ich insbesondere das Hörbuch empfehle.

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Veröffentlicht am 29.01.2022

Von einem der auszog, Mexikanerinnen zu retten

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Dieses Buch fängt grandios an und wird noch dazu von Christian Brückner gelesen, einem meiner Lieblingssprecher. Ich war mir sicher, eine Perle entdeckt zu haben.

Zach ist Professor für Paläontologie, ...

Dieses Buch fängt grandios an und wird noch dazu von Christian Brückner gelesen, einem meiner Lieblingssprecher. Ich war mir sicher, eine Perle entdeckt zu haben.

Zach ist Professor für Paläontologie, ein liebenswerter Nerd, der kurz vor der üblichen Ehe- und Midlifekrise steht, als er erfährt, dass seine Tochter todkrank ist.

Klug und anrührend wird geschildert, wie sich nach und nach sein Leben ändert, wie er mit einer Situation umgeht, an der man eigentlich nur verzweifeln kann, es erschüttert und nimmt einen sehr mit.

Dann findet er eine Nachricht in seiner neuen Jacke, die er gebraucht bei Ebay erstanden hat. Jemand bittet um Hilfe. Das nimmt Zach zum Anlass, seiner grauenhaften Situation zu entfliehen, direkt zum Verkäufer nach New Mexiko.

Damit haben wir zwei großartige Ideen für zwei wirklich gute Bücher, nur beide Ideen in einem sind ein recht gewagtes Konstrukt.

Wir lassen mal die Frage beiseite, warum ein gut verdienender Paläontologieprofessor gebrauchte Jacken bei Ebay ersteht. Vielleicht leben auch Amerikaner einfach nachhaltiger als man meint.

Aber um die Frage, warum ein intelligenter, empathischer Mensch seine Frau mit dem schwer kranken Kind alleine lässt, um fremde Menschen zu retten, kommen wir nicht herum. Natürlich ist das eine Flucht, ein Verdrängungsprozess, und tatsächlich auch ein bisschen Erholung für den Leser, den die Situation fast so bedrückt wie Zack selbst, nur leider wird das kaum vermittelt. Es wirkt fast wie ein Abenteuerausflug, um auf andere Gedanken zu kommen. Von einem, der auszog, Mexikanerinnen zu retten. Dabei macht er das mit Engagement und Sportsgeist, die schreckliche Situation dieser Frauen und die Hintergründe dazu werden aber nur gestreift. Wo wir auf der einen Seite ein erschütterndes Drama miterleben, dessen Aspekte gründlich analysiert und tiefschürfend vermittelt werden, begleitet man hier Indiana Jones auf einer ehrenvollen Mission, die alles vermissen lässt: Motivation, Hintergrund, Spannung oder auch nur Plausibilität.

Dieses Buch ist kunstvoll erzählt. Christian Brückner liest es grandios und schafft es, genau den richtigen Ton zu treffen, der Poesie, Zynismus und Emotionen berührend transportiert. Leider hat es sich thematisch ein bisschen viel vorgenommen. Es dauert 9 Stunden und eine Minute, ist keine Zeitverschwendung, aber auch nicht das Highlight, das es hätte werden können.

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