Cover-Bild Anders als wir
14,90
inkl. MwSt
  • Verlag: mixtvision
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 20.08.2018
  • ISBN: 9783958541221
  • Empfohlenes Alter: ab 12 Jahren
Rindert Kromhout

Anders als wir

Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2019
Birgit Erdmann (Übersetzer)

Angelica wächst in einer Welt voller Freiheit, Kunst und Kultur auf. Sie wird ermutigt, ihren eigenen Weg zu gehen, sich selbst zu behaupten. Doch in dem Moment, wo sie beginnt, Freundschaften mit Gleichaltrigen zu schließen, entdeckt sie eine ihr unbekannte „normale Welt“. Erst jetzt fällt ihr auf, welch ungewöhnliches Leben ihre Familie führt. Sie beginnt sich nach Normalität zu sehnen, denn zu viel Freiheit kann auch bedrückend sein.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2019

Sehr interessanter Roman über die Bloomsbury-Group aus Sicht der Kinder bewegend geschildert

0

Im Frühling 1941 verschwindet die Schriftstellerin Virginia Woolf spurlos. Sie hat einen Brief hinterlassen, über dessen Inhalt sich Vanessa Bell, ihre Schwester, gegenüber ihren Kindern Quentin und Angelica ...

Im Frühling 1941 verschwindet die Schriftstellerin Virginia Woolf spurlos. Sie hat einen Brief hinterlassen, über dessen Inhalt sich Vanessa Bell, ihre Schwester, gegenüber ihren Kindern Quentin und Angelica ausschweigt. Die beiden Geschwister rätseln, wo ihre wundervolle, geistreiche Tante sein könnte, wobei die 16-jährige Angelica überzeugt ist, dass sie nicht zurückkommen wird. Sie beginnt Quentin, einem angehenden Schriftsteller, von ihren Erinnerungen zu erzählen. Aus Angelicas Eindrücken über Virginia entwickelt sich eine Geschichte über Angelica selbst, die bewegender ist, als Quentin je vermutet hätte.

Angelica und Quentin sind in einer Familie voller exzentrischer Künstler aufgewachsen und vor allem die junge, sensible Angelica, die ein enges Verhältnis zu ihrer Tante Virginia pflegte, fühlte sich von ihrer Mutter Vanessa vernachlässigt, gar ignoriert. Ihr war stets alles erlaubt, Verbote oder strenge Worte gab es nicht. Als sie durch die Schule, in der sie ihr unangenehm von der Lehrerin gegenüber ihren Mitschülern bevorzugt wurde, Gleichaltrige kennenlernt, erfährt sie, wie diese leben und welche Beziehungen sie zu ihren Eltern haben. Sie lernt die "normale" Welt kennen und wünscht sich, auch so ein gewöhnliches Leben zu führen - einfach Kind zu sein statt von der grenzenlosen Freiheit überfordert zu werden.

"Anders als wir" ist ein Jugendbuch, das auf Fakten und wahren Figuren basiert und ohne Weiteres von Erwachsenen gelesen werden kann.
Es ist unheimlich interessant, durch die Erzählung mehr über die Künstlerfamilie um Virginia Woolf und Vanessa Bell, Angehörige der Bloomsbury Group, die Anfang des 20. Jahrhunderts schöpferisch tätig war, zu erfahren. Sehr anschaulich wird das etwas andersartige Leben der Schriftsteller, Maler und Verleger beschrieben, in der Kinder scheinbar keinen Platz haben. Aus Sicht der Kinder wird eindrucksvoll beschrieben, wie sich ihre Familienkonstellation, in der Vater und Mutter nicht zusammenleben, von anderen Familien unterscheidet und wie vor allem die Jüngste, Angelica, darunter leidet. Das Verschwinden ihrer Tante mit ihrem einnehmenden Wesen, die im Gegensatz zu ihrer Mutter mit ihr spielte oder mit ihr einkaufen ging, trifft sie besonders hart. Während sie gegenüber Quentin offen erzählen kann, bekommt sie den Eindruck, dass ihre Mutter auch für ihre Schwester nicht genügend da war und begegnet ihr vorwurfsvoll, ohne zu wissen, welche Wahrheit Vanessa und Virginia verbargen.
Ihre Kindheit und Jugend bewegt und lässt das Verschwinden Virginia Woolfs in den Hintergrund treten. Dennoch bleibt es spannend zu erfahren, was mit ihr passiert ist und aus welchen Gründen, sie Monk`s House verlassen hat.
Der Roman über die kleine Schwester Angelica hat mir so gut gefallen, dass ich nun auch "Brüder für immer", in der die beiden Söhne Vanessa Bells, im Vordergrund stehen, lesen möchte.

Veröffentlicht am 07.10.2018

Eine besondere Geschichte

0

„Manchmal genügt es, wenn uns etwas verzaubert oder fasziniert oder notfalls auch irritiert, ohne dass wir genau wissen, warum.“ Seite 144

Ich weiß genau, was mich an dem Buch „Anders als wir“ von Rindert ...

„Manchmal genügt es, wenn uns etwas verzaubert oder fasziniert oder notfalls auch irritiert, ohne dass wir genau wissen, warum.“ Seite 144

Ich weiß genau, was mich an dem Buch „Anders als wir“ von Rindert Kromhout fasziniert und verzaubert hat. Es in Worte zu fassen ist jedoch nicht so einfach. Hätte ich das Talent Quentin Bells, der schon in jungen Jahren mit dem Schreiben begonnen hat, wäre das sicher kein Problem. Ihm scheint es quasi mit in die Wiege gelegt worden zu sein. Denn er stammt aus einer Familie, die zur Bloomsbury Group gehört und ist täglich von Künstlern, Wissenschaftlern und Intellektuellen umgeben. Doch die Geschichte, die ich euch ans Herz legen möchte, dreht sich hauptsächlich um Quentins Schwester Angelica. Quentin spielt allerdings auch eine große Rolle, denn er ist es, der diese Geschichte für seine Schwester und für uns zu Papier bringt.

Aus Quentins Betrachtungsweise lernen wir das Leben und das Leid von Angelica kennen. Diese wächst genau wie er in einer Welt voller Kunst und Kultur auf. Angelica genießt alle Freiheiten, die für ein Mädchen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht selbstverständlich ist. Aber das Leben als Tochter der Malerin Vanessa Bell und der Nichte von der Autorin Virginia Wolf ist eben nicht mit anderen zu vergleichen. Und dennoch sehnt Angelica sich nach etwas ganz anderem. Denn Freiheit kann auch sehr bedrückend sein.

Der Preis der Freiheit
Was mich am meisten an dieser Geschichte fasziniert hat, ist womöglich genau das, was Angelica gestört hat: die Lebensweise der Familie Bell und ihrer Freunde. Während man andernorts schon tief in Kriegsgedanken verstrickt war, lebten sie ihr ungewöhnliches – für mich sehr aufregendes – englisches Landleben. Ebenso fasziniert war ich von der literarischen Hauptfigur Angelica, die einen hohen Preis für ihre fast ungeliebte Freiheit bezahlt. Es scheint so, als würden alle um sie herum an ihr vorbei leben – alle sind mit sich selbst und ihren Talenten beschäftigt. Und Angelica vereinsamt in ihrer Freiheit und sehnt sich nach Normalität.

In „Anders als wir“ dominiert eine ganz besondere Atmosphäre, die man nur schwer beschreiben kann. Man spürt buchstäblich, wie schwer die Freiheit auf den Schultern von Angelica lastet. Aber nicht nur das. Wir Leser erleben, was geschieht, wenn man Gefühle nicht ausspricht und wenn man Geheimnisse einfach still vor sich herträgt.

Bevor ich mit dem Lesen von Angelicas bewegender Geschichte begann, hatte ich keine Ahnung, was mich erwartete. Ich hatte keine Ahnung davon, dass der Autor Rindert Kromhout bereits ein Buch – „Brüder für immer“ – über die Brüder Quentin und Julian Bell geschrieben hatte und nun der kleinen Schwester eine Geschichte gewidmet hat. Überrascht war ich auch, wie viele berühmte Persönlichkeiten mir in diesem Buch begegnet sind.

Dass „Anders als wir“ von Rindert Kromhout ein Buch für Jedermann ist, bezweifle ich. Es ist ein Buch für Leser, die eine Vorliebe für besondere Lebensgeschichten hegen und sich gerne mit interessanten Menschen umgeben, die vieles zu erzählen haben. Mich persönlich hat dieses Buch sehr neugierig auf die Menschen gemacht, die der Bloomsbury Group angehörten. Die Geschichte „Brüder für immer“ wandert direkt auf meine Leseliste.

https://kathrineverdeen.de/