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Veröffentlicht am 24.11.2025

Fabula Rasa

Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels
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Wenn ich den Namen Vea Kaiser auf einem Buchdeckel lese, dann verspüre ich den sofortigen Drang dieses Buch zu lesen. Denn die Autorin steht für mich für humorvolle und skurrile Handlungen, die mich fesseln ...

Wenn ich den Namen Vea Kaiser auf einem Buchdeckel lese, dann verspüre ich den sofortigen Drang dieses Buch zu lesen. Denn die Autorin steht für mich für humorvolle und skurrile Handlungen, die mich fesseln und restlos begeistern. Aus diesem Grund war es auch gesetzt, dass ich ihr neues Buch „Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels“ lesen muss. In freudiger Erwartung vieler amüsanter Lesestunden wurde ich beim Lesen der ersten Kapitel doch rasch eines Besseren belehrt. Denn was ich bekam, war etwas ganz anderes: Dieses Buch fühlte sich für mich an, als würde mich eine unbekannte Person ungefragt mir ihrer ausschweifenden Lebensgeschichte überhäufen.
Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels

Vea Kaiser nimmt uns in ihrem neuen Werk mit auf eine Zeitreise in die Achtziger Jahre in das prachtvolle Wien. Hier treffen wir auf Angelika Moser, die in einem Gemeindebau als Tochter der Hausbesorgerin aufgewachsen ist. Tagsüber begleiten wir die Buchhalterin in das Grand Hotel Frohner, wo sie sich auf zweifelhafte Zahlenspiele einlässt, um ihren Chef und ihren Arbeitsplatz zu retten. Und nachts ziehen wir mir Angelika durch zwielichtige Clubs und feiern ausschweifend mit ihr. Und dies nicht ohne Nebenwirkungen – Angelika ist kurzerhand mit einem Kind auf sich allein gestellt und bekommt nun die Härte des Lebens am eigenen Leib präsentiert. Doch Angelika Moser hat bereits ganz andere Schwierigkeiten in ihrem Leben gemeistert und ist eine absolute Koryphäe auf dem Gebiet der Finanzen. Sie nimmt die neuen Herausforderungen an und beginnt Rechnungen zu manipulieren, um das von ihr benötigte Geld auf ihr Konto zu transferieren. Und so vergehen viele Jahre, nein sogar Jahrzehnte, bis Angelika vor dem Resultat ihrer Taten steht.
Die Härte des Lebens und das Resultat vieler Vergehen

Diese Zusammenfassung der Handlung klingt doch erst einmal gar nicht so schlecht. Grundsätzlich wäre sie das auch nicht, wenn die Autorin sich in ihren Beschreibungen über Angelikas Leben etwas zurückgehalten und auf das Wesentliche beschränkt hätte. Denn genau dieser Aspekt erschien mir endlos beim Lesen. So als würde ich jede noch so kleine (und uninteressante) Episode ihres Daseins miterleben und alle Personen, die Angelika umgeben, kennenlernen. Letzten Endes waren es ausschmückenden Beschreibungen, die zu nichts geführt haben. Die eigentliche Tat also der Betrug am Hotel und die Folgen ließen über zahlreiche Kapitel und Seiten auf sich warten.

Hinzukommt, dass ich Angelikas Person und ihre Taten zu keiner Zeit nachvollziehen konnte. Sie versucht verzweifelt jemand besseren, wohlhabenderen darzustellen. Und wir reden hier nicht von einer fiktiven Person, die sich die Autorin Vea Kaiser für diesen Roman ausgedacht hat. Angelika Moser existiert wahrhaftig. Nur unter einem anderen Namen und ihre damalige Arbeitsstädte war das Sachers in Wien. Vea Kaiser tat gut daran die Gespräche im Gefängnis mit der wahrhaftigen Angelika Moser mit in das Geschehen des Buches einzuarbeiten. Diese Episoden boten für mich eine dankbare Abwechslung von der sonst doch recht zähen Handlung.

Die letzten Kapitel von „Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels“ brachten für mich die versöhnende Spannung um das in der Zusammenfassung angekündigte Vergehen und die daraus resultierenden Folgen. Hier hätte ich mir die ausführlichen Berichte gewünscht, denn das eine oder andere Ereignis kam doch sehr überraschend.

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Veröffentlicht am 23.11.2025

Wundervoll anders

Wundervoll anders
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Wenn unsere Kinder nicht mit dem Strom schwimmen, werden sie in unserer Gesellschaft sehr schnell abgestempelt. Und was ich persönlich noch viel schlimmer finde, dass sie förmlich gezwungen werden, sich ...

Wenn unsere Kinder nicht mit dem Strom schwimmen, werden sie in unserer Gesellschaft sehr schnell abgestempelt. Und was ich persönlich noch viel schlimmer finde, dass sie förmlich gezwungen werden, sich Strategien zuzulegen, um im Alltag akzeptiert zu werden. In unserer Gesellschaft scheint nicht viel Platz Individualität zu sein. Daher wird es insbesondere für neurodiverse Menschen sehr schwer, sich als Teil der Gemeinschaft zu fühlen. Dabei könnten wir es einfach akzeptieren, dass wir alle verschieden sind und auf Bedürfnisse anderer achten, damit sie sich nicht verstellen müssen. Doch dafür müssten wir erst einmal verstehen, wie speziell Gehirne arbeiten können. Eine wunderbare Quelle in Buchform ist „Wundervoll anders“ von Louise Gooding und Ruth Burrows.
Neurodiversität als Stärke entdecken

Dieses einfühlsame Sachbuch für Kinder vermittelt sehr farbenfroh, wie unser Gehirn funktioniert. Es vermittelt, wie unterschiedlich es funktionieren kann, je nachdem welche Abweichungen gibt. Und, was neurodivergente Menschen leisten müssen, da sie im Alltag häufig vorverurteilt werden. Dabei haben die Betroffenen besondere Fähigkeiten und Merkmale. „Wundervoll anders“ macht Mut mit Beispielen von neurodiversen Persönlichkeiten und fördert einen positiven Blick auf das Anderssein.
Wundervoll anders

Unterteilt ist das Sachbuch in vier Kapitel mit insgesamt sechsundneunzig bunten und mit außergewöhnlich schönen Illustrationen gespickten Seiten. Präzise und auf wunderbare Weise thematisieren sie kindgerecht wie Gehirne arbeiten, wie divers sie sind und wie wunderbar vielfältige Menschen sein können. Zusätzlich wird die Neuro-Vielfalt in der Geschichte dargestellt. Am besten haben mir persönlich die Tipps zur Pflege des Gehirns gefallen. Diese haben wir uns auf bunten Kärtchen festgehalten, damit sie uns erinnern, dass wir gut für uns und unser Gehirn sorgen müssen.

Auch in meiner Familie gibt es neurodivergente Menschen mit ADHS und ich bemerke täglich, dass es sehr schwierig für sie ist, ein gutes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Häufig wird ihr Verhalten missverstanden und aus diesem Grund bin ich dankbar für Bücher wie „Wundervoll anders“. Daher wünsche ich mir viele kleine und große Leser:innen für dieses Sachbuch, damit ein bisschen mehr Verständnis und Vielfalt in unsere Gesellschaft einziehen kann.

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Veröffentlicht am 20.10.2025

Ihr geht mir auf den Geist!

Ihr geht mir auf den Geist!
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Der Buchtitel ist Programm, denn zum einen ist die literarische Hauptfigur Jakub von seinen Eltern genervt – wie das so ist, wenn man langsam pubertär wird. Zum anderen tauchen plötzlich zwei Untote in ...

Der Buchtitel ist Programm, denn zum einen ist die literarische Hauptfigur Jakub von seinen Eltern genervt – wie das so ist, wenn man langsam pubertär wird. Zum anderen tauchen plötzlich zwei Untote in seinem Leben auf, die ihm nicht mehr von der Seite weichen. Ob in der Schule oder auf dem Geburtstag seines Opas. Ständig hört Jakub ihre Stimmen: Tu dies, tu das, tu jenes. Obendrein riechen sie schlecht, wie es sich für Wiedergänger gehört. Doch wie wird man zwei Untote wieder los? Genau dies gilt es zu lösen und sich dabei nicht selbst zu verlieren.

Die beiden Untoten versuchen im Laufe der Handlung Jakub auf Abwege zu geleiten. Das führt bei ihm dazu, dass er sein eigenes Handeln reflektiert und manch ungeliebten Aspekt aufdeckt. Zum Glück ist Jakub in einem Alter, wo er sich selbst erst finden muss. Also die Merkmale und Werte ausprägt, die ihm zu dem Menschen machen, der er wirklich sein möchte. Ich freue mich, dass mein Sohn nun dieses Buch lesen darf. Er ist mit seinen fast 11 Jahren in einer ähnlichen Phase – auf dem besten Weg in Richtung Pubertät.

Mein Sohn bekam dieses Buch von einem lieben Buchmenschen geschenkt. Und kurz gesagt, habe es ihm entwendet, um es selbst zu lesen. Die Handlung hat mich sehr überrascht, denn ich hatte eine solch tiefgründige Lektüre mit gewichtigen Botschaften gar nicht erwartet. Eher eine ausgewachsene Portion Grusel. Doch in „Ihr geht mir auf den Geist!“ geht es vielmehr darum, heranzuwachsen und die eigene Identität herauszubilden, die mit entsprechenden Werten bestückt ist.

Ein weiteres Plus dieser Geschichte ist, dass diese sich gekonnt an die Zielgruppe richtet. Sprachlich lässig wird die Handlung in übersichtlichen Kapiteln erzählt. Der Text ist in kürzeren Passagen mit großer Schrift gehalten. Zusätzlich ergänzen coole Illustrationen in schwarz-weiß die Handlung. So, dass auch Lesemuffel für das Lesen begeistert werden.

Aber kommen wir zum Gruselfaktor – der ist der Zielgruppe entsprechend und nicht zu überfordernd. Und somit ist „Ihr geht mir auf den Geist!“ von Jutta Nymphius eine gelungene Lektüre für junge Leser, die einen Hauch von Grusel zu schätzen wissen.

https://kathrineverdeen.de/rezension-ihr-geht-mir-auf-den-geist-von-jutta-nymphius/

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Veröffentlicht am 24.08.2025

Herbsthundewetter

Herbsthundewetter
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Manche Vorlieben legt man scheinbar nie ab. Wie die Vorliebe für schöne Bilderbücher. Sie ziehen mich auch heute noch magisch an. Zu gerne verliere ich mich in den kunstvollen Illustrationen und den eindringlichen ...

Manche Vorlieben legt man scheinbar nie ab. Wie die Vorliebe für schöne Bilderbücher. Sie ziehen mich auch heute noch magisch an. Zu gerne verliere ich mich in den kunstvollen Illustrationen und den eindringlichen Geschichten und träume mich in wunderbare Welten. „Herbsthundewetter“ von Andreas und Dirk Steinhöfel hat mich sofort angesprochen. Nicht zuletzt, weil ein kleiner Hundewelpe die Hauptrolle in der Geschichte spielt.
Herbsthundewetter

Henri möchte so gerne draußen spielen. Ganz alleine. Doch dafür muss er erst größer werden, denn er ist ein Welpe. Zum Glück hat er einen lieben Jungen namens Finn an seiner Seite, der ihm vom nächsten Jahr und dem Wetter erzählt. So kann Henri sich durch die kommenden Monate, die Natur, durch Wind und Wetter träumen.

Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht Henri, ein kleiner Hund voller Tatendrang seine Umwelt kennenzulernen. Henri erträumt sich auf jeder illustrierten Doppelseite in ein anderes Naturspektakel und zeigt uns lesenden Begleitern unter anderem, wie schön der Morgentau glitzern und wie erfrischend ein kühles Bad im Sommer sein kann. Untermalt werden die lebendigen Szenen von kurzen, lyrischen Texten des Autors Andreas Steinhöfel.

Klingt erst einmal nach einem Buch für mich und doch konnten mich die Handlung und auch die Illustrationen nicht abholen. Vielleicht bin ich zu verkopft an die Geschichte herangegangen. Schließlich hätte Finn sich ja einfach seinen Welpen schnappen und mit ihm hinausgehen können. Ihr merkt, ich war definitiv nicht in Stimmung für dieses Buch und habe es oft erneut versucht, den Zauber dieser Geschichte für mich zu entdecken – ohne Erfolg – obgleich es einige lobende Rezensionen im Netz gibt.

Die Illustrationen von Dirk Steinhöfel wirken sehr lebendig und atmosphärisch. Was mir persönlich an den Illustrationen nicht gefallen hat, war die Mischung aus fotorealistischer und Aquarellmalerei. Obgleich der Stil sich bestens für die Traumszenen von Henri eignet, wirkte er für meine Augen zu unruhig und verschwommen.

Auch wenn es mich nicht komplett überzeugen konnte, bin ich mir sicher, dass das Bilderbuch „Herbsthundewetter“ von Andreas und Dirk Steinhöfel viele begeisterte Leser finden wird.

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Veröffentlicht am 17.08.2025

Schisser und ich

Schisser und ich 1
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Ich bin immer auf der Suche nach neuen Geschichten für meinen Sohn. Mit seinen 10 Jahren hat sich sein Lesegeschmack jedoch hin und wieder verändert. Für einige Kinderbücher ist er langsam einfach zu cool ...

Ich bin immer auf der Suche nach neuen Geschichten für meinen Sohn. Mit seinen 10 Jahren hat sich sein Lesegeschmack jedoch hin und wieder verändert. Für einige Kinderbücher ist er langsam einfach zu cool geworden. Daher ist es für mich jedes Mal eine Herausforderung die passenden Geschichten für ihn zu finden. Eine Hilfestellung bieten mir überwiegend die Klappentexte. Manchmal sind diese aber auch trügerisch. Warum? Weil diese Zusammenfassung oft nicht das preisgeben, was sich wirklich zwischen den Buchdeckeln versteckt. Dies ist ja auch der Sinn eines Klappentextes: Er soll die zukünftigen Leser:innen neugierig machen. Mit „Schisser und ich“ von Frank Schmeißer zog eine Geschichte bei uns ein, mit der ich nach dem Lesen des Klappentextes nicht gerechnet habe.
Schisser und ich

Grundsätzlich bin ich keine Rezensentin, die gerne Klappentexte zitiert. Bei diesem Kinderbuch breche ich ausnahmsweise mit meinen Grundsätzen, um zu verdeutlichen, warum ich so überrascht von der Geschichte war.

Klappentext: Der zehnjährige Jakob zieht mit seiner Familie ins idyllische Feuerviertel. Keine Autos, dafür viel Natur, jede Menge Platz zum Herumtoben und sogar eine geheime Kinderbande! Für Jakob klingt das ziemlich gut – aber auch sehr aufregend. Zum Glück hat er Schisser dabei, seinen alten Stoffhasen, der ihm in jeder Lage beisteht. Und das ist auch wirklich nötig! Denn um in die Phönix-Bande aufgenommen zu werden, soll Jakob eine Mutprobe bestehen. Na, das kann ja heiter werden!
Doch dann macht Jakob eine unheimliche Entdeckung: Im Schrebergarten nebenan behandeln zwei fiese Typen ihre Hühner richtig schlecht. Zusammen mit den anderen Kindern schmiedet Jakob einen Plan, um die armen Tiere zu befreien.
Ob es ihm wohl gelingt, trotz einer gehörigen Portion Angst, die Hühner zu retten und ein Mitglied der Phönix-Bande zu werden?

Dieser Text gibt einiges preis, was sich in der Handlung abspielt und doch ist ein Detail etwas untertrieben. Nämlich das Detail mit der Angst. Jakob, die literarische Hauptfigur hat eine Angststörung und die gehörige Portion Angst ist sein ständiger Begleiter. Dieses Thema kam für mich persönlich sehr überraschend. Frank Schmeißer fügt dieses Detail sehr unaufgeregt und so in die Handlung an, dass es für die jüngeren Leser:innen nicht zu überfordernd ist.
Neues Zuhause, neue Freunde

Aus meiner Leserperspektive ist Jakob genau in die passende Gegend mit seiner Familie gezogen. Denn das Feuerviertel bietet viele neue Herausforderungen und gleichzeitig bietet es eine gehörige Portion Entschleunigung. Alles wirkt sehr idyllisch und Autos dürfen dort nur zum Ein- und Auszug gefahren werden. Und dennoch lauern in dieser Idylle viele Abenteuer und eine Bande von Kindern, die jeder gerne um sich hätte, weil Freundschaft und Zusammenhalt für sie sehr wichtig ist.

Unterhaltsam ist nicht nur die Geschichte – auch die in schwarz-weiß gehaltenen Illustrationen im Cartoon-Stil von Melanie Garanin sind überaus gelungen und untermalen die Handlung auf humorvolle Weise.

„Schisser und ich“ von Frank Schmeißer ist ein sehr empathisches, humorvolles und cooles Kinderbuch, das mein Sohn und auch ich gerne gelesen haben. Und das Beste ist, dass es weitere Bände von Jakob und Schisser geben wird!

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