Kniffliger Cold Case mit vielen Verdächtigen, der beide Ermittler auch emotional involviert
Das Grab von Trueslow Hall -1999 verschwindet die Archäologin Nazma Kirmani bei Ausgrabungen auf dem Anwesen Trueslow Hall spurlos. Die örtliche Polizei geht der Vermisstenanzeige nach, aber nachdem die Frau in London bei einer Polizeistation ...
1999 verschwindet die Archäologin Nazma Kirmani bei Ausgrabungen auf dem Anwesen Trueslow Hall spurlos. Die örtliche Polizei geht der Vermisstenanzeige nach, aber nachdem die Frau in London bei einer Polizeistation vorstellig wird und auch Nachrichten an eine Freundin verschickt hatte, dass es ihr gutgehe, wird von einer freiwilligen Auszeit ausgegangen. Doch Nazma wird nie wiedergesehen und ihre Familie hat nie geglaubt, dass sie ohne ein Wort weggelaufen wäre.
Über 20 Jahre später wird ein verwitterter Rucksack der jungen Frau gefunden, der Zweifel hegt, ob nicht doch ein Verbrechen stattgefunden haben könnte. DI Lockyer und DC Broad nehmen die Ermittlungen in dem Cold Case-Fall auf, um herauszufinden, was damals wirklich mit Nazma passiert ist.
"Das Grab von Trueslow Hall" ist nach "Der Tote von Wiltshire" und "Die Morde von Salisbury" der dritte Band der Cold-Case-Krimireihe um den erfahrenen Ermittler DI Matthew Lockyer und seine jüngere Kollegin Gemma Broad. Da das Privatleben beider Hauptfiguren eine nicht unerhebliche Rolle spielt, ist es empfehlenswert, die ersten beiden Bände zu kennen.
Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen und von einer typisch für einen Cold Case gemächlichen Entwicklung geprägt. Nach über 20 Jahren sind viele Spuren verwischt und Lockyer und Broad sind insbesondere auf die Aussagen von Zeugen und Bekannten des möglichen Opfers angewiesen, die nicht unbedingt vertrauenerweckend sind. Je mehr Details die beiden Ermittler über Nazmas Beziehungen herausfinden, desto mehr Personen wirken verdächtig. Es gilt eine komplexe Kette von Ereignissen zu entwirren, die möglicherweise relevant sein können, wobei die Ermittler Lockyer und Broad wiederholt in Sackgassen landen.
Auch in diesem Fall wird deutlich, wie schwierig es nach so vielen Jahren ist, kleinste Puzzleteile richtig zusammenzusetzen. Durch die Ungewissheit über Nazmas Verbleib und die Anzahl an verdächtigen Personen, ist es spannend zu rätseln, was 1999 wirklich passiert ist.
Die Gegenwart handelt im Jahr 2020 und setzt kurz vor dem zweiten Lockdown im November ein. Die Corona-Pandemie drückt auf die Stimmung, birgt aber den Vorteil, dass Zeugen in der Regel einfach zu Hause anzutreffen sind.
Die klassische Polizeiarbeit ist realitätsnah dargestellt und zeugen von einer guten Intuition des Inspectors. Die persönlichen Geschichten der beiden Hauptfiguren werden fortgesetzt, wobei Lockyers Gedanken über seine erzwungene Vaterschaft phasenweise zu viel Raum einnehmen. Broads Schwierigkeiten im Zusammenleben mit ihrem dominanten Freund bleiben zunächst hintergründig. In beiden Fällen sind die Auswirkungen auf die Ermittlungen zu spüren, denn sowohl Lockyer als auch Broad werden auch emotional in die Fallaufklärung hineingezogen.
Das Ende kann als Ausblick auf einen vierten Band gewertet werden, indem Lockyer die Chance erhält, seinen persönlichsten Fall lösen zu können - die Aufklärung des Tods seines Bruders.