Cover-Bild Der letzte Satz
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: tacheles!
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 29.07.2020
  • ISBN: 9783864846571
Robert Seethaler

Der letzte Satz

Roman
Matthias Brandt (Sprecher)

»Man kann über Musik nicht reden, es gibt keine Sprache dafür.«
An Deck eines Schiffes auf dem Weg von New York nach Europa sitzt Gustav Mahler. Er ist berühmt, der größte Musiker der Welt, doch sein Körper schmerzt, hat immer schon geschmerzt. Während ihn der Schiffsjunge sanft, aber resolut umsorgt, denkt er zurück an die letzten Jahre, die Sommer in den Bergen, den Tod seiner Tochter Maria, die er manchmal noch zu sehen meint. An Anna, die andere Tochter, die gerade unten beim Frühstück sitzt, und an Alma, die Liebe seines Lebens, die ihn verrückt macht und die er längst verloren hat. Es ist seine letzte Reise.
"Der letzte Satz" ist das ergreifende Porträt eines Künstlers als müde gewordener Arbeiter, dem die Vergangenheit in Form glasklarer Momente der Schönheit und des Bedauerns entgegentritt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2020

Mahler bleibt erstaunlich blass

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Ach ja, also - das hat mich jetzt nicht so vom Hocker gehauen. Nun gut, eine reflektierende Novelle über die letzten Tage eines kranken Mannes ist natürlich per se schon mal kein Garant für lebensfrohe ...

Ach ja, also - das hat mich jetzt nicht so vom Hocker gehauen. Nun gut, eine reflektierende Novelle über die letzten Tage eines kranken Mannes ist natürlich per se schon mal kein Garant für lebensfrohe Duselei, aber diese Seiten haben mich doch erstaunlich wenig abholen können. Möglicherweise mag es daran liegen, dass ich alte Banausin nicht wirklich viel über Gustav Mahler weiß - jenem großen Komponisten, der im Zentrum dieses Werks steht.

Also habe ich im Vorfeld ein wenig Recherche betrieben, die mir den Mann und sein Leben näher bringen sollte - nur um dann festzustellen, dass ich die Liebe seines Lebens, seine Frau Alma, als Charakter irgendwie faszinierender fand: Ein Frau, der die Männer augenscheinlich reihenweise verfielen (quasi alle großen Künstler und/oder Kulturschaffenden jener Zeit), die von Ehe zu Äffäre und zurück schwebte, die ihre eigenen Talente hinten anstellte und - habe ich das noch gar nicht erähnt? - mehr als nur zweifelhafte Ansichten und Verbindungen der nationalsozialistischen und antisemitischen Natur hegte und pflegte.

Aber nun, hier steht der Mann im Mittelpunkt, nicht diese unethisch schillernde Frau, aber ich kam beim Lesen/Hören nicht umhin, dauern auf Almas Auftritte in der Erzählung zu warten (und es waren mir zu wenige). Ansonsten plätscherte das Buch eher so dahin, ähnlich der Reise, auf die sich der große Komponist befindet. Er sitzt überwiegend an Deck eines Dampfers, lässt sich von einem Schiffsjungen hegen und pflegen und horcht sehr tief in seine Schmerzen und den sich bereits ankündigenden Todeskampf hinein. Auch die Erinnerungen, die sein Geist hervorruft, sind zu großen Teilen dramatisch-trauriger Natur: Der Tod der älteren Tochter, die Fast-Trennung von seiner Frau, die immer wiederkehrenden Krankheitsschübe. Hingegen klingt die Liebe zu Alma schon fast überromantisiert. Aber nun, große Menschen, große Gefühle?

Das war alles gut zu lesen und zu verstehen, irgendwie aber erstaunlich mild und ruhig mit starker Jammer-Tendenz - war Mahler eine deratige Dramaqueen? Ich vermag es nicht zu beurteilen, aber irgendwie entstand bei mir dieses Bild. Alles in allem also "joa, okay" für mich. Und gut gelesen von dem tollen Matthias Brandt (ich habe zwischen Hörbuch und ebook gewechselt), der dem teils sehr leidvollem Text etwas mehr Tiefe verlieh, die sich beim Lesen wieder leicht verflüchtigte. Ebenso wie mein Eindruck von diesem Buch, befürchte ich.